Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Beteiligte Schiedsrichter; [2.] Ksl. Auftrag an die Kommissare, die Reichsstände und die Reichsräte zum Vollzug der Bestimmungen des Kölner Schiedsspruchs über die Begleichung von Schulden Landgf. Wilhelms von Hessen; [3.] Zustandebringen einer Einigung in nachfolgenden Punkten; [3a.] Erfassung und Festlegung sämtlicher Schulden für Zehrung, Pferde, Rats- und Dienstgeld; [3b.] Warten auf eine ksl. Entscheidung über eine Anzahl von Dienstgeldverschreibungen; [3c.] Regelungen für die Rückzahlung weiterer Schulden in Höhe von 9000 fl.; [4.] Einzelheiten zur Heimreise Landgf. Wilhelms in Begleitung ksl. Kommissare; [5.] Rückzahlung von 900 fl. an den Ks.; grundsätzliches Festhalten an den Bestimmungen des ksl. Spruchs; [6.] Beurkundung des Abschieds.1

Kop.: A) Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 252, fol. 86b–92a (auf dem Deckblatt fol. 86a: Copey des abschids, durch ksl. Mt., unsers allergnst. H., verordente commissarien, jüngst zu Worms ufgericht); B) Ebd., fol. 93a–100a; C) Dresden, HStA, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 8676/2, fol. 103a–108b.

[1.] /86b/ Die ksl. Kommissare und Räte Bf. Wilhelm von Straßburg, Hg. Ludwig von Bayern, Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag, Gf. Bernhard von Solms, Ludwig von Seinsheim, Landkomtur der Deutschordensballei Koblenz, Eitel Wolf vom Stein, Dr. Johann von Dalheim, Propst zu Wetzlar, Dr. Dietrich Reisacher, Peter von Aufseß, Domherr zu Würzburg und Propst zu Camberg, Franz von Sickingen und Philipp von Nippenburg, hgl.-württembergischer Haushofmeister, erklären öffentlich:

[2.] Gemäß dem am 15. September 1512 in Köln ergangenen ksl. Spruch2hat Ks. Maximilian sie /87a/, die hier in Worms erschienenen Kff., Ff. und Stände des Reiches sowie die (auf dem Reichstag) in Köln verordneten acht Reichsräte angewiesen, dass sie zum Vollzug besagten Spruchs zwischen Landgf. Wilhelm (d. Ä.) von Hessen und seiner Gemahlin Anna d. Ä. einerseits sowie Landhofmeister Ludwig von Boyneburg, Kaspar von Berlepsch, Friedrich Trott, Rudolf von Waiblingen, Kammermeister, und Herting Schenck, Kanzler, als Verordnete des hessischen Regiments und Vertreter des unmündigen Landgf. Philipp andererseits von wegen aller schult, so obgenannter Landgf. Wilhelm etc. sambt seiner gemahel und irem hofgesinde, nemlich zerunge und nottuftig versehung, auch erkaufter, dergleichen gelieberter und ufgerechneter pferde und zulest von wegen rat- und dinstgelts von zeit, das obgenannter Landgf. Wilhelm etc. /87b/ mit seiner gemahel us dem Ft. Hessen gezogen, gemacht, schuldig blieben und sich erfinden würden, zu entlicher bezalung derselbigen embsiglichen und vleissiglichen handeln sollen, damit solche allenthalben nach zimlicheit entricht und also daruf obgenanter Landgf. Wilhelm etc. mit seiner gemahel uf irer ksl. Mt. getanen spruch obbestimpt in das Ft. Hessen ziehen und er daselbst mit statt und wesen, wie darinnen usgedrugkt ist, versehen werden mocht, alles nach fernerm inhalt ksl. Mt. bevels, uns und andern stenden angezeigt.

[3.] Demgemäß ist es den Vermittlern gelungen, dass sie die Parteien nach viel gehabter mühe und arbeit in ersehung aller furgelegter register, rechenonge, auch in erfarung aller und yeder glaubiger, so man zu Wormbs, zu Oppenheim und anderswo schuldig und soviel der zugegen gewest, von wegen einer yeden schulden lauts ksl. Mt. bevels obbestimpt und nemblich in craft desselben bevels entscheiden /88a/ und vertragen, auch alle und jde schulden, nachdem die fur uns bracht würden und wir für billich achten haben mogen, gemessigt haben, alles wie hiernachfolgt, und tun das hiemit in craft diß briefs:

[3a.] Zum erstena haben wir alle schult, die von wegen obgedachts Landgf. Wilhelms fur zerunge, dergleichen erkaufte, abgegangene und geantworte pferde, auch für rat- und dinstgelt in zeit, das er us dem Ft. Hessen gewest, gemacht wurden sind, mit vleiß in ein register3 stücksweyse gesetzt, geordent und gemessigt, auch yder partyen der eins behendigt, also das die vom regiment obgenant von wegen genants Landgf. Wilhelms solche schulden, wie die durch uns jdes orts gemessigt ist, bezalt oder dieselbigen gleubiger, sie seyen cristen- oder judenperson, mit irem willen vergnugt werden und auch die gleubiger sich derselben unser messigong settigen und genügen lassen und also dem allenthalben folge gescheen und keinen mangel erscheinen lassen sollen.

[3b.] Zum andernb, wiewol viel person verschreibungen, so inen rat-, dinst- und lehengelts, auch offenung und ander sachen halben ire leben oder uf zeit lang /88b/ ubergeben, bey handen haben und denselben dannocht des merern teils inhalt unsers geordenten registers und messigung, soviel man inen bis uf diese zeit nach vermoge solcher irer verschreibunge schuldig und fellig würden, bezalung und vergnuegong gescheen sol und wir dan daruf mit inen gehandelt, ob sie uf gescheen bezalung und vergnuegong nach gelegenheit der sachen also gesettigt sein und die heubtverschreibung[en], so uf künftig zeit noch weiter lautend, uf gleichmessige mittel ubergeben wulten, so haben wir doch beiderseits in solchem nicht folge oder vergleichung erlangen mogen, dweil dan in solchen heubtverschreibungen, die uf zukünftig bezalung gestelt, von ksl. Mt. zu Colln usgesprochen, wie ir Mt., in denselben zu handeln, ire furbehalten und dan ire Mt. uns dißmals demselben irer Mt. spruch gemeß bevel getan hat, wie wir darinnen handeln und dieselbige unser handelonge irer ksl. Mt. in geschrieften zu erkennen geben, so wollte ire ksl. Mt., in denselben laut irer Mt. spruchs zu Colln obbestimpt handeln und entscheid ze tun,/89a/ verschaffen. Darumb lassen wir solche heubtverschreibunge, soviel die zukünftig zalung betreffen mogen, als obgemelt ist, bey ksl. Mt. weiterm entscheid und bevel beruhen, wullen auch, soviel wir der allerhalben bericht sind, seiner Mt. eroffenen. Und haben uns deshalben uf unser ansynnen und begeren die vom regiment obgenant vor sich und ire nachkommen am regiment gleublichen und mit treuen versprochen und zugesagt, allem dem, so durch ksl. Mt. oder ire darzu geordente commissarien in denselben heubtverschreibungen nach vermügen obgemelts spruchs erkant und gesprochen wirdet, one alle wegeronge volziehung und usrichtung ze tun.

[3c.] Undc als uns forter der obgenant unser H. und frund und gn. H. von Hessen etliche schult angezeigt, die seiner liebe und Gn. gemahel in bestimbter zeit zu seiner enthaltung, als nemlichen umb die neuntausent fl., ufgebracht, auch ddarbey und -für–d verschreibong bey ftl. glauben ubergeben und zu bezalung verpflicht sein, haben wir dieselbe summe alle stügksweyse ersehen und nach gehabter bericht us denselbigen etliche schulden erfunden, die sonst in gemeine usgabe gezogen, also das /89b/ solche zum teil in den usgaben der zerung, pferdscheden, auch rat- und dinstgelt, wie wir die oben lauts unsers ubergeben registers geordent und gemessigt haben, bezalt werden, dergleichen etliche schulden, der wir uns versehen, das solche nicht erfordert werden mochten zu bezalen. Aber soviel wir dennocht der aller haben mügen bedenken und erfunden, die zu bezalen stehen sollen, und damit auch obgedachtem Landgf. Wilhelm oder seiner gemahel irer brief, siegel und glaubens nicht nachrede oder derhalb verletzong begegene, so haben wir bey den vom regiment zu Hessen uf ire gleubliche bewilligonge und zusagen, die sie uns mit waren treuen anstatt eins rechten fürstantse getan, als nemlich Ludwig von Boyneburg, lanthofmeister, und Casper von Berlübschen, ritter, von irer, auch gemeins regiment zu Hessen wegen in unser, Bf. Wilhelms, hand gelobt haben, geordent und gemessigt, das sie vom regiment hiezwüschen und St. Michelstag nehistkünftig [29.9.13] in unser, des cammerrichters obbenant, und eins ersamen rats hie zu Wormbs gesamt henden hinderlegen sollen, nemlich sechstausent fl. rinischer lantwerung, der /90a/ gestalt, das von denselben die summa, so von den neuntausent fl. noch unbezalt usstunden, denjenen, so man die schuldig würdef, und wir auch die in einem sondern register und messigong, wie hoch und wem die geboren, verordent, auch gemeltem camerrichter und dem rate der statt Wormbs ubergeben und bevolen haben, durch dieselben camerrichter und rat bezalt werden mögen, und dannocht mit dem gedinge, wo obgemelte hinderlegte summe nicht genügig sein und sich solchs durch ksl. Mt. oder derselben darzu verordenten commissarien erfinden würde, das dan die vom regiment solchen usstand uf begeren ksl. Mt. erstatten, usrichten und bezalen sollen. Wo auch etliche personen weren, den man von obgemelter summe bezalung tun solt, der gemelt Landgf. Wilhelm gegen dem regiment nicht genent oder geoffenbart haben wolt, mit denen sollen die commissarien, von denen hiernach geschrieben steet, so sie hinein gein Hessen kommen, handeln und inen gescheftbrief uberantworten, das sie daruf ire bezalung alhie von uns, cammerrichter, und dem rate gehaben und entphangen mogen. Den sollen sie auch, was sie verschreibung haben, auch quitong ubergeben und durch uns /90b/, den camerrichter, gemeltem Landgf. Wilhelm zu handen alsdan geschickt werden. Bliebe dan auch ichts an obbestimpter summa uberig, solchs alles sol den von regiment und sonst nymands one alle verhinderongeg folgen und werden, alles zu gemeiner versehong des Ft. Hessen.

[4.] Undh wiewoil wir nach vermoge gemelts ksl. spruchs itzo die commissarien, so mit gemeltem Landgf. Wilhelmen in das Ft. Hessen ziehen sollten, us verhinderonge, das ir etlich, so durch ksl. Mt. verordent, mit swacheit des leibs beladen, auch etliche verritten, das wir die nicht gehaben und mitschicken mogen, so haben wir doch solchs ksl. Mt. eroffenet, der zuversicht, ire Mt. werde andere commissarien ufs forderlichst verordenen. Aber damit der unkosten alhie abgeschnitten und das hineinziehen gein Hessen gefordert werde, so haben wir den sachen allenthalben zu gute itzo alhie anstatt und von wegen ksl. Mt. uns zum teil der mühe beladen und etliche us uns verordent, als ksl. commissarien uf schierstkünftigen freitag [3.6.13] von hynnen uszuziehen und gein Rüsselsheim ze kommen, mit seinen reten, so er bey ime haben wirt, die ime auch nicht abgedrungen sollen werden, solange durch /91a/ die commissarien, so gein Hessen ziehen, alle sachen laut des spruchs verfertigt und der statt verordent ist, alsdan nach inhalt desselben zu verhalteni, und sollen dieselbigen commissarien daselbst mit und bey gemeltem Landgf. Wilhelm in des regiments versehong zu Rüsselsheim bleiben und verharren, bis so lange ksl. Mt. ire andere commissarien schicken wirdet. Dieselben sollen alsdan mit gemeltem Landgf. forter hinein gein Hessen, als gein Marpurg und wie es der spruch obbenant usweist, ziehen, alles das, so gemelter spruch inheldet und vermag, was das ist, nichts usgenommen, zu volnziehen zu verschaffen und darinnen keinen mangel erscheinen zu lassen.

[5.] Diej obgemelten cammerrichter und rete, desgleichen die commissarien, so hinein gein Hessen ziehen werden, sollen auch mit den gleubigern, den man von den neuntausent fl. zu geben schuldig ist, handeln alles, wie obsteet. Und sonderlich sollen die genannten cammerrichter und rat zu Wormbs von den bestimpten sechstausent fl. hinterlegter summa zuforderst röm. ksl. Mt. usrichten und bezalen, nemlich neunhundert fl., so man irer ksl. Mt. dargeliehen gelts schuldig wurden ist. /91b/ Dergleichen sollen dieselben commissarien zwüschen dem regiment eins-, Hansen Knauten, ritter, und Petern von Treisbach anderteils irer forderung halben, so sie zu haben vermeinen, alles, das der vielgenant spruch zu Collen irenthalben inheldet, und ferner moge handeln und die gemelten teil entscheiden, das sie dem spruch gemeß vor billich achten. Dem sol auch von yedem teil folge gescheen und nachgangen werden. Und hiemit wullen wir auch demselben ksl. spruch, so zu Collen usgangen, nicht abgebrochen haben, sondern lassen den in allen punkten und artikeln bey wirden und creften bleiben und auch, das dem alles inhalts von allen teilen nachgefolgt und dem zuwider gar nicht gelebt, sonder volstreckt und volzogen werden sol, alle und yede stück, in demselben spruch begrieffen, es betreff erbhuldigong, haltung des ftl. stats, auch der personen, wie die bestimpt, dergleichen bewidomen der F.in obgenant, soviel ir us craft gemelts spruchs oder anderer irer verschreibung eigent, auch den gefangen und einem jden das seine wider gegeben werde, auch keiner ungnaden zu gewarten und sicherheit zu haben, was auch gegen haltong /92a/ des ftl. stats in gemein des Ft. einnemen und usgeben gezogen werden sol und wie es sonst in allen andern puncten und artikeln derselb spruch vermag und usweist. Ob auch etliche rete gemelts Landgf. Wilhelms nach geschener erbhuldigong und bestatong des ftl. stats us dem Ft. Hessen ziehen wullen, das sol inen gestatt und sie also im hinein- und herusziehen, wilcher das begert, neben ksl. Mt. spruch und vertrag dannocht von den regenten frey sicherheit und geleit haben.

[6.] Des zu urkunde haben wir, Wilhelm, Bf. zu Straßpurg, Sigemond Gf. zum Hagen, Bernhart Gf. zu Solms, Eytel Wolf vom Stein und Peter von Aufseß obgenent, unser jder sein ingesiegel für uns und für obgemelte unser mitcommissarien und verordenten an disen brief tun henken, wilcher siegele wir, die andern obgenant, uns auch mit gebrauchen, der geben ist zu Wormbs uf den lesten tag des monets May nach Cristi geburt kXVc und im XIII–k jaren.

Anmerkungen

1
 Zu diesem Schiedsspruch und den vorausgegangenen Bemühungen des Ks. um eine Beendigung der hessischen Streitsache vgl. die knappen Bemerkungen bei Glagau, Vorkämpferin, S. 85.
2
 Siehe Nr.137, Anm. 1.
a
 C am Rand: Artikel der zehrung.
3
 Gemeint ist wohl das von den ksl. Kommissaren erstelltedetaillierte Schuldenverzeichnis mit der Aufschrift auf dem Deckblatt Taxation der ksl. commissarien, zu Wormbs bescheen und der Überschrift Ao. etc. 13 auf dem 14. tage Maii und etlich nachvolgend tege ist mit den gläubigern zu Wormbs, der namen hernach geschriben steend, so Landgf. Wilhelm von Hessen etc. schuldig worden, gehandelt und solich schuld auf nachfolgend suma gesetzt und zum teil gemessigt worden. Am Schluss der Aufstellung: Summa summarum dises register, hievor gesatzt, facit 12868 fl. 11 alb. 5 d 2 h., 800 malter korns, 400 malter haberns, 2 malter erbeis [= Erbsen], 16 malter habern. Marburg, StA, Bestand 2 Nr. 70, o. Fol. Im selben Faszikel ein wortgleiches Zweitexemplar mit der Aufschrift auf dem Deckblatt: Register der tax, zu Wormbs gemacht, durch cammerrichter und beisitzer ubergeben und uberschigkt.
b
 C am Rand: Artikel der verschriebung.
c
 A am Rand: Artikel der hinderlegenden VIm fl.
d
–d B dafur.
e
 C verstands.
f
 B worden.
g
 B, C folgt: widerumb.
h
 A am Rand: Verhinderung der comissarien.
i
 B, C halten.
j
 A am Rand: Handlung der künftigen commissarien.
k
–k B, C fünfzehenhundert und im dryzehenden.