Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Weisung, die ksl. Räte zu veranlassen, Hg. Ludwig von seiner Geldforderung abzubringen; [2.] Ersuchen, etwaigen Vorwürfen des Schwäbischen Bundes gegen ihn beim Ks. entgegenzutreten; [3.] Negative Folgen einer zu hohen Bundeshilfe für das Hgt. Bayern; Wunsch nach Aufnahme weiterer weltlicher Ff. in den Bund; [4.] Weisung, Verunglimpfungen seiner Person durch den Schwäbischen Bund entgegenzutreten; geheimer Hinweis auf seine Bereitschaft zur Leistung der vom Ks. geforderten Hilfe.

Konz.: München, HStA, KÄA 2019, fol. 66a–67a; Ebd., KÄA 1970, fol. 29a u. b, Konz. (nur [1.] mit fast identischem und [2.] mit ähnlichem Wortlaut).

[1.] /66a/ aIst mit der Antwort, die sie den ksl. Räten in der Auseinandersetzung mit Hg. Ludwig von Bayern gegeben haben (Nr.269), zufrieden. Nach Möglichkeit sollen sie die ksl. Räte dazu bringen, zu versuchen, seinen Bruder Hg. Ludwig von seinem Verlangen, welches dieser kürzlich dem Ks. vorgetragen hat und das der Ks. ihm und seiner Mutter (Ehg.in Kunigunde) in München durch (Hans von) Landau und (Hans von) Reichenburg übermitteln hat lassen, abzubringen, dieweil er des ganz keinen fueg mög haben. Weist sie an, in dieser Sache auf Hintersichbringen zu handeln und weiter zu berichten. –a

[2.] Furs ander fyndet ir hierin ain verzaichnus [Nr.387], wie unser rete von dem pundstag itz zu Augspurg geschrieben, auch was inen von der ausnemung wegen, auch der auferlegten gemein hilf halben begegnet. Dieweil dann aus allem anzeigen dieser sachen zu besorgen ist, die vom pund mochten sich /66b/ uns gegen ksl. Mt. hoch zu verclagen, auch unser glimpf, als wollten wir die bewilligt und besigelt pundsbrive nit halten, zu beschuldigen, sollet ir deshalben fur uch selbs eur vleissig aufmerken haben und uns gegen ksl. Mt. zum pesten verantburten, dann unser gemuet ist nit, das wir im pund ain zerruttung darumb machten oder darin nit beleiben wollen, sonder unser beger stet allein, das uns ain tregliche hilf, die wir nach gestalt unsers vermogens diser zeit unterhalten mogen, auferlegt, auch, den [Hg. Ulrich] von Wirtenberg auszenemen, in massen itz [Bf. Georg von] Bamberg, sein alt puntgenossen auszenemen, auch zugelassen ist, gestatt wird.

[3.] Dann ir wisst, solten wir itz in der eyl und auf kunftigen somer, als dan auf itzigen pundstag beslossen ist, ganze hilf, nemlich XIIIIc zu fueß und IIc zu ross, etlichermaß versolden, vermogen wir die von unserm einkomen und aus unser camer keinswegs zu unterhalten. So haben wir hievor unser ambt Mitervels [= Mitterfels] versetzt und verpfendt, haben kein vorgeend gelt, sonder was gefellt, das geet teglich auf zu bezalung der schulden, im krieg1 gemacht, und beleibt uns nit sovil uber, das wir uns und unser bruoder, auch die andern zuefallenden sachen und hilf des Reichs mugen erhalten. So ist unser sachen nit gestalt wie die ander pundsverwanten, denen ir untertanen ir auferlegte anzal aushalten muessen, dann solhs in unserm land der gebrauch nit sein will, wissen das bey unser landschaft nit leichtlich zu erlangen. Solhs wir dann wider unser vermogen einlassen und gar entplossen, ist uns auch beswärlich, dieweil die hilf ausserhalb unsers Ft. gescheen sollen. Darzu so sind dieser zeit wenig weltlich Ff. im pund und wir muessen ausserhalb ksl. Mt. von /67a/ den weltlichen die meist purd tragen. Doch wo Wirtemberg wider in den pund vermugt, auch ander Ff. mer von ksl. Mt., als ir Mt. des in ubung sein sol, dareingebracht wurden, wäre es in vil wege leidlicher und verhofen dardurch, das der ganzen hilf nit not tun wurd. Und nachdem uns die pundischen wollen zuemessen, als wollten wir uns der merung darumb beswern, damit wir irer Mt. die bewilligt hilf vom pund sollen abstricken, ist in warheit solhs nye bedacht, dann wir irer Mt., wie wir uns dann zu vergangen pundstagen erboten, die gemässigt hilf in Italia on widerred wollen schicken. Aber das wir allein unter den weltlichen Ff. den steten allen iren zank, so sy in Swaben und Franken haben, solten austragen und die andern Ff. stilsitzen, will uns in vil wege aus gegrundten, ansehlichen ursachen, die ksl. Mt. wol zu bedenken wais, ganz beswerlich sein. Es wurden dann die weltlichen Ff. mer in die hilf und pundnus gebracht, so mocht alsdann mit merer tapferkeit die sach hinausgedruckt werden. Wo es aber nit beschicht und die sachen umbsluech oder ain unfal darein käme, muessten wir als der,[der] weiter und ain gelegen Ft. hat, zulest allen unlust bezalen und, wie wir ganz gehelligt wären, dannoch erst uberzugs gewarten. Dardurch unser landschaft auch in unwillen gegen uns wachsen mocht etc.

[4.] Dem allem nach so wollet dem handel bas, dann wir uch davon schreiben chonnen, fur uch selbs auch nachdenken und in all weg verhuten, das uns der unglimpf nit aufgeladen noch die ksl. Mt. wider uns zu ungnaden, als dan etlich pündische solhs zu tun, auch mit andern spitzen worten, als wollen sy unsern bruoder zu ine in die swabische aynung wider uns annemen, offenlich vermerkt sind, nit bewegen lassen. Dan wo es die ksl. Mt. ye haben will, das wir die auferlegt hilf gedulden, ee wir dann irer Mt. ungnad leiden, ee wollen wir uns zu gehorsam darein lassen, solang wir es vermogen, doch das uns Wirtemberg, wo er nit in den pund vermugt wirdet, auszunemen gestat werde. Wolten wir uch in geheym nit verhalten, damit ir bey ksl. Mt. darauf wisset zu handlen. Datum Landshut an pfinztag nach invocavit Ao. etc. XIII.

Anmerkungen

a
–a Gestrichen.
1
 Gemeint ist der Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05.