Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine Vorladung durch die Reichsstände; Übertragung des Konflikts um den Vollzug des ksl. Schiedsspruchs in der hessischen Streitsache durch den Ks. auf die Reichsstände; Ersuchen an die hessischen Regenten zur Entsendung von Vertretern; [2.] Seine Weigerung zur Teilnahme an den Vermittlungsverhandlungen; [3.] Nochmalige Ablehnung dieser Forderung; [4.] Warten auf das Schreiben der Reichsstände an das Regiment.

Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 252, fol. 36–37, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: Zu handen).

[1.] /36a/ Gruß. Strengen, gebitenden Hh., disen morgen, montag nach oculi [28.2.13], zu acht uren bin ich ufs hus [= Rathaus] in des Reichs rat erfordert und kommen. Sein dagewesen [EB Uriel von] Menz personlich,[Kf. Ludwig von der] Pfalz ist gestern [27.2.13] wider gein Heydelberg geriten und H. Hans Landschade, sein hofmeister, an seiner stat gewest, von wegen [EB Philipps von] Coln H. Hans von Morsheym, von wegen [EB Richards von] Trier H. Johann von Eltz, von wegen Mgf. Joachims von Brandenburg, Kf., H. Ytel Wolf vom Steyn, Hg. Friderich von Beyern selbst, salzpurgisch [Eberhard Englmair], brandenburgisch [= mgfl.-ansbachische], Hg. Wilhelms von Beyern [Dr. Sebastian Ilsung, Hieronymus von Stauff, Dr. Dietrich von Plieningen], wirtenbergisch [Philipp von Nippenburg] und Hessen [Kaspar von Berlepsch, Georg von Hatzfeld] botschaft. Sein ksl. Mt. rete, nemlich H. Wilhelm von Rapperstein, hofmeister, oberst heuptman und lantvogt im Elsaß [Fh. Hans Kaspar von Mörsberg], Hg. Ludewig von Beyern, Gabriel Vogt, secretarius, Dr. Johan von Dalheym, probst zu Wetzler, und Dr. [Dietrich] Rysach furkomen, han von wegen röm. ksl. Mt. ein credenz [liegt nicht vor] von ksl. Mt. [sic!] anbracht und daruf durch Gabriel Vogt, der dy rede gefürt, ein werbung getan uf meynung, inen, den Kff. und Ff. sambt den stenden, sey dy irrung zwischen Landgf. Wilhelm von Hessen, seiner gemaheln [Landgf.in Anna d. Ä.] und dochtern [Elisabeth] eins- und andernteils den regenten zu Hessen, wy dy uf den reichsdagen erstlich zu Trier und volgends zu Coln vilfeldiglich mit großen clagen /36b/ furgetragen worden, und das ksl. Mt. dy mit rate und wissen der Kff., Ff. und stende uf vilgehabte mühe, arbeit und fleiß mit eynem geburlichen spruche1 entscheiden habe, gut wissens, der dan unter anderm etliche volzyhung ynhalte und das seine Mt. darzu etliche commissarien verordenen wulle. Daruf seine Mt. dage hier gein Wormbs angesetzt und seine trefenliche commissarien, nemlich obgemelten seiner Mt., auch des hl. Reichs rete darzu verordenet. Dy haben dem spruch nach in der volzyhung handeln und der sache entschaft geben sullen. Dazwischen sey ein misverstand eingefallen, der ferner bescheids notdürftig, und deshalb solchs durch dy commissarien ksl. Mt., woruf der streit bestanden, eygentlich nach der lenge angezeigt wurden. Daruf sein Mt. ire gemüte, solchs streits in ansehung, das seiner Mt. im spruch solchs furbehalten, auch solchs seiner Mt. one das us oberkeit gebür, sich entslossen und inen, den stenden des Reichs, also zu ubergeben befolhen, mit begerung, seiner Mt. darein geraten zu seyen und mit darinnen helfen handeln, damit dy parteyen der sach zu entschaft und sein Mt. des handels abekommen mugen. Und dywil darunter dy geschickten des regiments zu Hessen wider bescheyt der /37a/ verordenten commissarien, auch one iren wissen und willen abgeriten seyen, adarob sein Mt. nicht klein befrembden und mysfallen entpfangen,–a hab sein Mt. eine schrift [Nr.148] an sie lassen fertigen, dyselben oder andere mit vollem gewalt furderlich im fußstapfen her gein Wormbs zu fertigen, damit der sach entschaft geschee. Sey dy begere, das dy stende wullen den regenten desgleichen schreiben, also zu erscheynen. Und nachdem der canzler von Hessen [Herting Schenck] entgegen seye, wo dan derselb darzu gewalt hett, achten sy für gute, das man dy handelung mit demselben angefangen und furan bis uf ankunft der geschickten der regenten gehandelt hett, in zuversicht, dy sach sult dest sleuniger zu entschaft kommen.

[2.] Hiruf han ich angesagt, wy dy geschic[k]ten des regiments abgeriten, das haben sy ksl. Mt. hofreten in eyner schrift [liegt nicht vor] angezeigt und darby, nachdem ich zu dem reichsdage verordent sey, wan mir dan angezeigt werde, das sie widerumb hie zu Wormbs erscheinen sullen, haben sy by mir befelh verlassen, inen das anzuzeygen, wullen sy als dy gehorsamen erscheinen. Dem sey ich also urbutig und willig nachzukommen. Aber in dieser sach mitler zeit mit mir einiche handelung zu haben, darzu sey ich mit keinem befelh oder macht gefertigt, dy sache sey mir auch zu lestig und swer, mich damit zu beladen.

[3.] /37b/ Die stende des Reichs han sich uf ksl. Mt. begerung, in der sache das best zu raten und handeln helfen, auch an dy regenten mit zu schreiben, willig zu seyen erboten. Der probst von Wetzler hat daruf mit mir geret, das ich darbeysein wulle, dy zerung sider Barbare [4.12.12] bis her zu uberlegen. Han ich im gesagt, ich hab keinen befelh, darumb gebür mir nicht, darbyzuseien.

[4.] Dr. [Johann] Engenlender hat mir gesagt, dy schrift an das regiment sulln mir werden, das ich sy dan schaff, den regenten zuzukommen. Das han ich also müssen uf mich nemen. Ich han der brive gewartet bis uf hut, dinstag [1.3.13], bis zu acht uren, aber keine vernomen. Davon han ich euch dannoch diß unangezeigt nit wullen lassen. Wan mir dise brive werden, will ich sy euch hinnach schicken. Damit Got befolhen. Datum dinstags nach oculi Ao. etc. XIII.

Anmerkungen

1
 Siehe Nr.300, Anm. 1.
a
–a Am Rand hinzugefügt.