Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Auftrag, die Verhängung der Reichsacht gegen Ernst von Brandenstein nicht weiter zu forcieren; Bitte an den Ks. um Hilfe gegen seinen Widersacher; [2.] Weisungen für den Fall einer Ankunft des Ks. in Nürnberg; [3.] Vorschläge für eine Verständigung in seinem Konflikt mit Bf. Lorenz von Würzburg; [4.] Bereitschaft zur Vermittung im Zwist zwischen Valentin Schenk von Erbach und dessen Schwester.

Meiningen, StA, GHA, Sektion I, Nr. 1574, fol. 46a u. b, 50a, Konz.

[1.] /46a/ Gruß. Gestrenger, vester, lb. getreuer, hiemit senden wir euch copien gemeins abschides gehalts tages zu Zeitz [liegen nicht vor], welichen wir, wiewol beschwerlich, aus rate unser Hh., der Ff. [Friedrich und Johann von Sachsen], zugeschickten rete, auch aus besunder vertrostunge Hg. Georigen von Sachsen reten, die uns zugesagt, solicher recesse zu grossem guten komen solle, also angenomen und nicht hant verbessern mogen. Derhalb so wollet euch enthalten, in handlung der acht Ernsten von Brandenstein und seinen anhang betreffende ferner zu procediren und nichtsdestoweniger röm. ksl. Mt., unserm allergnst H., ob der entgegen were, so ir des stat haben moget, solichen abschide eroffnen, mit unterteniger bitt, uns in gn. bevehel zu haben und unser gnst. Ks. zu sein, mit der anregunge, ob je auf kunftigem tage zur Neunburg [wohl: Naumburg] in solichen sachen laut des abschides nicht verfenklichs gehandelt würde, alsdann aus gnaden und der billigkeit uns weiter gegen gedachtem Brandenstein und seinem anhange in gn. bevehel zu haben, bey recht und des hl. Reichs ordenung zu schützen, schirmen und hanthaben, auch dem ksl. cammerrichter [Gf. Sigmund zum Haag] gnediglich bevehelen, uns wider Brandenstein forderlich recht ergehen lassen,/46b/ dieweil der alle ksl. gebot veracht hat. Und wogleich dieser tag zu Zeitz nicht furgang gehabt, doch itzo zu Wurmbs auch nicht erschinen were, das wollen wir leibs und vermogens unverspart in allen untertenigen, schuldigen gehorsam williglich verdienen.

[2.] aWere aber ksl. Mt. noch zu Wurmbs nicht einkomen, so wollet euch erheben und wider heraufreiten, nichtsdestoweniger–a mit fleisse befragen, ob itziger reichstag, in massen dan hieoben die sage ist, gein Nüremberg gelegt und ksl. Mt. auf schirst sontag invocavit [13.2.13], als die sage gehet, in eigner person alda einkomen werde. Dann uns ist gesagt, unsers Allerhlst. Vater, des Babsts [Julius II.], geschickte cardinal [wohl: Lorenzo Campeggi], auch der Bf. [Matthäus] von Gurk und andere allgereit zu Nüremberg sein und auf ksl. Mt. warten sollen, in massen wir dann gelaublich bericht. Dan wo der tag also gein Nüremberg gelegt werden solt, weren wir gewilt, mit euch sein Mt. zu Nüremberg zu ersuchen. Derhalb moget ir euch widerumb herauffordern, uns auch bey disem boten, ob ir je selbs so balden nicht komen kontet, versammelung und namen der Ff. itziges reichstages und was sunst neuer zeitung danyden sint, schriftlich zu erkennen geben. Daran tut ir uns sunder gefallen, in gnaden und gutem zu beschulden. Datum Sleusingen freitag nach conversionis Pauli Ao. etc. dredecimo.

[3.] /50a/ [Zettel:] Auch, lb. getreuer, so ist uns zugefallen, wo ksl. Mt. zu Wurmbs were und ir mit gutem fuge bey seiner Mt. komen mochtet, zu unterrichten, wie die sachen zwuschen unserm H. [Bf. Lorenz] von Würzpurg und uns stünden1 und wie sich beide Ff.,[Bf. Gabriel von] Eystet und Hg. Friderich von Peyern, horen lassen, das ine noch zur zeit gar keine commission zukommen were etc. Derhalb die sachen weytleiftig, mit anhangender bitt, ob ir Mt. der sachen zu forderungen und zu gut unsern H. [Bf. Georg] von Bamberg und Gf. Micheln von Wertheim zu commissarien geben wolten, alsdann wurden die allen teilen bas zu handeln sein dan an genanntem orte. Das alles mochtet ir nach dem besten handeln und furwenden. Datum ut supra.

[4.] Ob ir auch zu Schenk Valtin von Erpach oder Gf. Micheln von Wertheim kommen würdet, mit dene wollet rede halten und bitten, uns zwuschen gedachts Schenk Valtins swester, so allhie bey uns ist, und gedachtem irem bruder, Schenk Valtin, handelung zu vervolgen, uf das gedachte Schenkin mit irem bruder vertragen und, so sich die mit der zeit verheyraten würde, zu sagen wiste, wes sie gewertig sein und ir zu heyratgut volgen solte. bSo wollten wir derhalbe eynen tag gein Sweinfurt ansetzen, die sachen zum besten helfen hinlegen und richten.–b Darinnen wollten wir uns keiner mühe bevehelen lassen.

Anmerkungen

a
–a Am Rand hinzugefügt.
1
 Gemeint ist wohl die Auseinandersetzung um Schloss Mainberg, über die bereits auf dem Reichstag 1512 intensiv verhandelt worden war. Vgl. Seyboth, Reichstagsakten 11, Abschnitt IV.5.7.
b
–b Von anderer Hand am Rand hinzugefügt.