Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übergabe der Instruktion Schnitzenpaumers; [2.] Rat, das geplante Bündnis mit Großfürst Wassili von Moskau nur im Namen des Ks. abzuschließen; [3.] Risiken des Abkommens für Kurbrandenburg aufgrund seiner Nachbarschaft zu Polen; [4.] Empfehlung, den Pakt nicht sofort als Hilfeleistung für den Deutschen Orden zu deklarieren; [5.] Bereitschaft, sich einem umfassenden Bündnis Großfürst Wassilis, Kg. Christians von Dänemark und des ganzen Reiches nicht zu verschließen.

Berlin, GStAPrK, I. HA, Repos. 11 Nr. 10485, fol. 27a–29a, Kop.

[1.] /27a/ Am 6. November (suntag nach omnium sanctorum) traf Georg Schnitzenpaumer in Tangermünde ein, stellte sich Kf. Joachim von Brandenburg als Gesandter des Ks. vor, übergab sein (nicht vorliegendes) Kredenzschreiben, legte eine Instruktion (Nr.436) für eine Werbung bei Großfürst Wassili von Moskau vor und bat im Namen des Ks. um Kf. Joachims Meinung dazu. Dieser gab zur Antwort, er erkenne darin die Bereitschaft des Ks., den Deutschen Orden /27b/ und Hochmeister Albrecht in ihrer Anfechtung (durch Polen) zu unterstützen, wofür er danke. Eigentlich betrachte er sich als zu jung und unverständig, um in einer so großen und wichtigen Sache zu raten oder die Überlegungen des Ks. zu verbessern, aber seiner ksl. Mt. in sunderm gehorsam wollen wir unser einfeltig bedenken ir uneroffent nicht lassen.

[2.] Nemlich achten wir, das erstlich fugsam und bequem sein solt, auch ksl. Mt. prechtlich, das solch buntnus mit dem grossen H. und F. aller Reussen und Hg. in Muschkovien allein von ksl. Mt. wegen als unser aller houpt und gnst. H. und /28a/ in gemeinen worten nach irer Mt. [von] alle[r] Kff., Ff. und stende des hl. Reichs [wegen] aus den ursachen, in der instruction angezaigt, gesucht und angenomen wurd.

[3.] Wir wollen auch seiner ksl. Mt. als unserm gnst. H., zu dem wir hoch vertrauen tragen, unser nottorftigs bedenken nicht bergen, das wir der cron zu Poln am nechsten gesessen, und grenzet unser lant mit der cron zu Poln ob 30 meilen aneinander. Wo nue der Kg. [Sigismund] von Poln, der ein mechtiger Kg. ist, nicht allein fur sich, sunder mit zutat der cronen und Ftt. Hungern, Beheimen, Slezien, Mehren, Lausitz, mit den wir auch ob 20 meilen gegrenzet sein, diese handlung solt erfarn, als besorglich, wurd sein kgl. wird sein nottorft erdenken. Wa uns und unserm land in der eyl vor beslus und zutat dits handels unrat daraus erwachsn mocht, dann, als wir verwarnet, tragen die Poln eynen sunderlichen widerwillen gein den unsern, bitten wir, ksl. Mt. wol solchs gnediglich bedenken.1

[4.] /28b/ Hirbey bewegen wir auch zu betrachten, ob auch gut sey, im anfang des handels des hoemeisters zu gedenken, in ansehung, das wir warlich bericht, das der grosfurst manchfaltig beswernus, krig und widerwertigkait dem deutschen orden im Lifland, der dem deutschen orden in Preussen underworfen, zugefugt hat. So dann der geschickte ksl. Mt. bei dem grosfursten verstentnus erzaigt, in diese buntnus zu bewilligen, mocht er sich horn lassen, das ksl. Mt. dye hoemeister in Preussen und [Wolter von Plettenberg in] Liflant als Ff. des Reichs in solch buntnus wolt gezogen haben.

[5.] Wann dann ksl. Mt. bei dem grossen H. und F. aller Reussen und Hg. zu Muschkovien ihres gefallens erlangt und in gut, notturftig verstentnis gebracht, als hofflich, und desgleichen bei kgl. wird [Christian] zu Denmarken seins gemuts auch erlernet und alsdann sein ksl. Mt. mit Kff., Ff. und stende des hl. Reichs in solchen handel beslissen und mit der tat moge gevolgt werden, zu dem wollen wir /29a/ als der gehorsam Kf. ksl. Mt. willens und gefallens unsers vermugens neben andern gern geleben, auch unsern fruntlichen, lb. vetter zu hanthabung des loblichen ordens an uns nicht erwinden lassen. Doch wollen wir solchs alles ksl. Mt. in ir hoch verstentnis und bedenken gestelt haben, der wir uns in aller undertenigkait tun bevelhen, underteniglich bittende, unsern fruntlichen vetter, den hoemeister, und uns in gn. bevelh, schutz und schirm zu haben. Actum am suntag nach Martini im XIII.

Anmerkungen

1
 Bei dieser ausgesprochen zurückhaltenden Antwort Kf. Joachims spielten zweifellos seine guten Beziehungen zu Polen eine wichtige Rolle. Erst am 22. Februar 1514 hatte er in Falkenwalde mit Kg. Sigismund einen Neutralitätsvertrag mit Zusicherung brüderlicher Freundschaft und ewigen Friedens geschlossen. Vgl. Bayer, Außenpolitik, S. 281f.