Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Finanzierung der jüngsten Kriegskosten durch ihn allein ohne Mithilfe der Reichsstände; [2.] Notwendige Beratung über die aktuellen Gefahren für das Reich; [3.] Einberufung eines Reichstags zum 17. Januar 1515 nach Freiburg i. Br.; Eroberungspläne Kg. Ludwigs von Frankreich in Italien und eigene Verhandlungen mit den Eidgenossen als Gründe für die Wahl des Ortes und des Beginns der Zusammenkunft; [4.] Aufforderung zur Teilnahme.

Orig. Pap. m. S. (p.r.p.s.; a.m.c.i.p.; Gegenzeichnung: [Zyprian von] Serntein): Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 60, fol. 1 (an Kf. Friedrich und Hg. Johann von Sachsen); München, HStA, Kasten blau 103/4d, fol. 24 (an Kf. Ludwig von der Pfalz; Präs.vermerk: Präsentirt 6ta post Leonhardi am obent Ao. etc. 14 [10.11.14]).

Orig. Druck m. S. (p.r.p.s.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: [Zyprian von] Serntein): München, HStA, KÄA 3137, fol. 216 (an Hg. Ludwig von Bayern); Ebd., fol. 217 (an Hg. Wilhelm von Bayern); Hannover, HStA, Celle Br. 15 Nr. 46, fol. 31 (an Hg. Heinrich d. M. von Braunschweig-Lüneburg); Duisburg; LandesA, Kleve-Mark, Akten Nr. 3144, fol. 61 (an Hg. Johann II. von Kleve; Präs.vermerk: Entfangen von Peter von Frankfurt, röm. ksl. Mt. boten, am tag Cecilie 1514 [22.11.14]); Meiningen, StA, GHA, Sektion II Nr. 19, fol. 146 (an Gf. Wilhelm von Henneberg-Schleusingen); Speyer, LandesA, C 20, Nr. 3345, o. Fol. (an Gf. Reinhard von Bitsch); Ebd., o. Fol. (an Gf. Georg von Bitsch, H. zu Ochsenstein); Marburg, StA, Bestand 2 Nr. 122, o. Fol. (an die hessischen Landstände; defekt); Augsburg, StadtA, Literaliensammlung, Personenselekte A-Z, Maximilian I., Teil IV, o. Fol. (an Bm. und Rat von Augsburg; Vermerk: Reichstag gen Freyburg am Preisgau Ao. MDXV); Frankfurt a. M., IfStG, RTA Bd. 32, fol. 2 (an Bm. und Rat von Frankfurt a. M.; Präs.vermerk: Praesentavit Casper von Kraleck, einspenniger ksl. Mt., 16. Novembris Ao. 1514); München, HStA, Klosterliteralien Regensburg-Niedermünster Nr. 40, fol. 98 (an Äbtissin [Agnes] von Regensburg-Niedermünster); Straßburg, AM, AA 1385, fol. 19 (an Meister und Rat von Straßburg; Präs.vermerk: Praesentatum per Valentinum Heinricum de Landsperg XVIII. mensis Decembris Ao. etc. XIIII).

Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 60, fol. 2a–4b (an Kf. Friedrich und Hg. Johann von Sachsen); Wien, HHStA, RK, Reichsakten in genere 1, fol. 64b–65b (an alle Gff. von Ortenburg); Bamberg, StA, Markgraftum Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth, Geheime Landesregierung Nr. 782, Prod. 14 (an Mgf. Friedrich d. Ä. von Ansbach-Kulmbach).

Druck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1135 (an Bm. und Rat von Frankfurt a. M.).

Regest: Von Rauch, UB Heilbronn, Nr. 2365 (an Bm. und Rat von Heilbronn).

Kurzregest: Diederichs, Kaiser Maximilian I., S.115, Nr. 83.

[1.] Titel, Anrede.a Wiewol uns seyd der zeyt unsers und des Reichs abschied von dem jüngstgehalten reichstag zu Coln menig sachen, darauf uns, dem hl. Reiche und teutscher, auch ains tails italischer nacion, sovil der yetzo uns und dem Reich zuegetan und verwant ist, grosse gefar, sorg und beswerungen gestanden, begegnet sein, wie meniglich, der des aufmerken gehabt, untzther gesehen oder gehort haben mag, so haben wir doch die stend des Reichs, uber das wir sie verschiner zeit solcher sachen halben gen Wormbs [Nr.394] und nachmals gen Frankfort beschrieben und erfordert [Nr.410], bisher weyter nit bemüen wollen, sonder sie in ruhe gelassen, die purd und den last und sonderlich die kriegscosten und darlegen des hl. Reichs in denselben obligenden sachen alain getragen, damit das hl. Reich bei eren und wirden, in gueter reputation und ansehen bisheer redlich und trostlich underhalten, und waren guets willens und begirig, an unserm vermogen leibs und guets noch nicht erwinden zu lassen, dergleichen unser und des hl. Reichs, teutscher und italischer nacion sachen furan on der stend des Reichs müe und costen auch zu tragen und zu underhalten und unser aller gegenwurtig und kunftig beswärung und widerwertigkaiten zu furchomen und abzulaynen.

[2.] Dieweil uns aber gleich dieser weyl, dato ditzt briefs, von unsern und des hl. Reichs, auch teutscher und italischer nacion anfechtern, widerwertigen und misgonnern uber vil sig und glück, so wir von gnaden des Almechtigen und aus unser gerechtigkait bisheer gegen inen erlangt und behalten, neue durchachtung und verfolgung, darzu solch beswerlich, sorglich und gefärlich hendl, mißglauben und practiken erscheinen und begegnen, die frembd, ungetreu, auch, also zu schatzen, wider die natur sein und nit alain uns und dem hl. Reich, teutscher und italischer nacion, sonder auch nachvolgend ganzer cristenhayt zu schimpf und abnemen raychen, mer, treffenlicher und scherpfer, dan by zeiten unser und unser vorfordern regirung ye vor augen gewest, doch hierin weiter zu eröffnen und an tag zu legen nicht fruchtpar, zeitig noch guet, uns auch ausserhalb rat, hilf und zuetuen des hl. Reichs stende zu fursehen noch das Reich und die cristenhayt vor bedrang, abfal und elend, so daraus zu besorgen und vor augen sein, weiter zu erhalten und zu entschütten nit muglich ist, so mugen wir unser eeren und ksl. ambts halben aus schuldigen pflichten nit umbgeen noch underlassen, solch genötig hendl an Kff., Ff. und stende des Reichs on verzug gelangen zu lassen und darin ir schuldig, getreu rat und hulf zu suechen.

[3.] Und haben darumb ainen reichstag in unser statt Freyburg in Preysgeu auf den 17. des monats Januarii, das ist St. Antonientag negstkünftig, furgenomen und angesetzt, und nemlich dieselben malstat und zeit umb deß willen, das des Kg. [Ludwig] zu Frankreich furnemens ist, gleich darnach gegen dem sumer umb die ostern [8.4.15] in Mayland und nachvolgend Italien zu zychen und dieselben einzunemen, zudem, das wir auch unsern und des hl. Reichs sachen zu furderung in treffenlicher handlung und ubung mit der Aydgnosschaft stehen, in hofnung, dieselben zu gutem end zu pringen.1 Domit wir den payden orten also nahent sein und das pest fur uns und das hl. Reich beratslagen, handln und furnemen mugen. Auf solchem reichstag wir auch personlich erscheinen und uns daran nicht verhyndern lassen, alain, ob uns derselben weyl in unsern kriegsgescheften ain ungefell [= Unglück, Schaden] begegnete, das wir anders nit dan mit unser person fursehen möchten, alsdann unser treffenlich, volmächtig räte dahin verordnen wollen.

[4.] Denselben reichstag wir euern lieben wie andern hiemit benennen und ermanen euer lieb bei den pflichten, domit ir uns und dem Reich verpunden, auch der treu, domit ir der cristenheit und teutscher nation verwant seyt, ernstlich gepietend, das ir unverhyndert aller gescheft, alain euch verhynderte Gots gewalt, alsdann dannocht durch euer volmechtig potschaft auf dem genannten tag erscheinet, alda die obgedachten unser aller und unser nachchumen obligend beswerlich und sorglich hendl zu vernemen, darzu zu raten und zu tuen und die auf peste weg zu pringen, getreulich und mit fleys zu verhelfen und kainswegs aussenbleybet noch verzyhet noch auf ander wartet noch waygeret, sonder uns und dem Reich hierauf gehorsam beweyset. Dess wollen wir uns in betrachtung berürter euer pflicht und verwantnus zu euch versehen und verlassen und das darzu in gnaden und freundschaft gegen euern lieben bedenken und erkennen. Geben in unser stat Ynsprugk am 18. tag des monets Octobris Ao. domini 1514, unser reiche des röm. im 29. und des hungrischen im 25. jaren.

Anmerkungen

a
 Die Anrede ist jeweils handschriftlich in eine freigelassene Lücke eingetragen. Im Folgenden sind die sich aus den unterschiedlichen Anredeformen ergebenden grammatikalischen Konsequenzen bei der Kollationierung nicht berücksichtigt.
1
 Am 7. Februar 1515 schloss Ks. Maximilian mit Kg. Ferdinand von Spanien, Hg. Massimiliano Sforza von Mailand und den Eidgenossen ein Bündnis, in dem sie sich zum gemeinsamen Schutz Mailands verpflichteten und eine eventuelle Offensive gegen Frankreich ins Auge fassten. Papst Leo X. wurde der Beitritt angeboten, der schließlich nach längerem Zögern am 15. Juli dem Abkommen beitrat. Vgl. Dierauer, Geschichte, S. 529.