Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Beschlüsse des Reichstags zu Trier und Köln über die Einhebung des Gemeinen Pfennigs und die jährliche Durchführung eines Reichstags; dessen bisheriges Nichtzustandekommen; [2.] Gefährdung der ksl. Eroberungen in Italien durch die Erfolge Kg. Franz’ von Frankreich; sein notwendiges persönliches Eingreifen; [3.] Erforderliche Weiterbehandlung der Reichsangelegenheiten; Aufforderung zur Teilnahme an Beratungen mit ksl. Räten auf dem zum 25. Februar nach Augsburg einberufenen Reichstag; Inaussichtstellung seiner persönlichen Beteiligung nach Verhandlungsbeginn; [4.] Ersuchen um Einsammlung des Gemeinen Pfennigs und dessen Ablieferung auf dem Augsburger Reichstag; [5.] Notwendige Konzentration auf wichtige Reichsangelegenheiten; Behandlung zeitraubender reichsständischer Konflikte nur neben oder nach den Hauptverhandlungen.

Orig. Druck m. S. (p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: [Zyprian von] Serntein): Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 62, fol. 1 (an Kf. Friedrich von Sachsen); München, HStA, Kasten blau 103/4d, fol. 26 (an Kf. Ludwig von der Pfalz; Präs.vermerk: Präsentirt sontags nach esto mihi Ao. XVI [10.2.16]); Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 20726 (an den Deutschordenshochmeister Albrecht von Brandenburg); München, HStA, KÄA 3138, fol. 266 (an Hg. Wilhelm von Bayern); Ebd., Hst. Freising Kasten blau 221/6, o. Fol. (an Bf. Philipp von Freising); Bozen, StA, Hst. Brixen, Bfl. A., Akten 32,19, fol. 5 (an Bf. Christoph von Brixen); Dresden, HStA, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10181/6, fol. 1 (an Hg. Georg von Sachsen; Präs.vermerk: Presentata gein Dresden sonnabends nach reminiscere Ao. etc. 16 [23.2.16]); Duisburg, LandesA, Kleve-Mark, Akten Nr. 3144, fol. 65 (an Hg. Johann II. von Kleve-Mark; Präs.vermerk: Praesentata Clivis 7a post invocavit Ao. XVI [16.2.16]); Ebd., Abtei Werden XIa, Nr. 41, fol. 18 (an Abt [Anton] von Werden; Präs.vermerk: Presentata est hec littera cesareae maiestatis dominica die letare scilicet 2. Marcii Ao. eodem scilicet XVcXVI); Speyer, LandesA, C 20, Nr. 3345, o. Fol. (an Gf. Reinhard von Bitsch); Augsburg, StadtA, Literaliensammlung, Personenselekte A-Z, Maximilian I., o. Fol. (an Bm. und Rat von Augsburg; Präs.vermerk: Reichstag zu Augspurg Ao. 1516, geantwort auf 29. tag Januarii eodem anno); Frankfurt a. M., IfStG, RTA Bd. 32, fol. 11 (an Bm. und Rat von Frankfurt a. M.; Präs.vermerk: Praesentatum dominica invocavit, quae fuit decima Februarii Ao. 1516, uf oculi [24.2.16] zu Augspurg zu erschynen); Speyer, StadtA, 1 A 163, fol. 2 (an Bm. und Rat von Speyer; Präs.vermerk: Sontags Blasii Ao. etc. XVIto [3.2.16]); Straßburg, AM, AA 1385, fol. 22 (an Meister und Rat von Straßburg; Präs.vermerk: Ksl. reychstag zu Augspurg uf mentag nach oculi Ao. XVII [25.2.16], praesentavit quarta cineres [6.2.16]); München, HStA, Klosterliteralien Regensburg-Niedermünster Nr. 40, fol. 97 (an Äbtissin [Agnes] von Regensburg-Niedermünster).

Kop.: Köln, Historisches A., Best. 50A 44/5, fol. 3a–4b (an Bm. und Rat von Köln); Duisburg, LandesA, Kleve-Mark, Akten Nr. 3179, fol. 13a–14a (an Bm. und Rat von Wesel).

Druck: Sattler, Geschichte, Beilage Nr. 81 (an Hg. Ulrich von Württemberg); Besold, Documenta, Nr. XXXIV, S. 866–869.

Kurzregest: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1141 (an Bm. und Rat von Frankfurt a. M.); Joachim/Hubatsch, Regesta, Nr. 20726 (an Deutschordenshochmeister Albrecht von Brandenburg); Diederichs, Kaiser Maximilian I., S. 115, Nr. 85.

[1.] Anrede.a Uns zweifelt nit, dein lieb trag guet wissen, das wir mitsambt dir und andern des hl. Reichs stenden auf unsern negstgehalten reichstegen zu Trier und Cöln etlich des hl. Reichs treffentlich sachen und ordnungen beschlossen und furgenommen haben, mit dem anhang, das ain jeder den gemainen phening durch etlich from, glaubhaftig personen einfordern und wol verwaren und darnach damit gehandlt werden soll, wie solchs durch uns und die stende des hl. Reichs verordnet wirdet1, und das wir und dieselben stende deshalben auch zu hanthabung und volziehung solher ordnung und sachen alle jar, so dieselb ordnung weret, zuainander komen und von obberuerten und andern des hl. Reichs notdurften handlen sollen2, alles nach laut desselben abschieds, und das wir darauf solhen reichstag bisher zu mermalen und sonderlich jüngst auf St. Antonientag negstverschinen [17.1.15] in unser stat Freyburg im Preysgau ausgeschriben [Nr.469], aber bald darnach aus etlichen merklichen verhindrungen und ursachen bis auf unser weiter ausschreiben widerumb angestellt und aufgeschoben haben, wie dann dein lieb solhs alles aus demselben unserm schreiben [Nr.487] vernemen hat muegen.

[2.] Dieweil nu yetz der Kg. [Franz] zu Frankreich uns und dem hl. Reich das Hgt. Mayland abgedrungen und mitsambt den Venedigern unser stat Pressa [= Brescia] mit höreskraft belegert gehabt, die wir yetzt mit schwerem costen widerumb entschütt haben3, und weiter understeen will, uns alles das, so wir bisher in Ytalien mit unserm merklichen costen und darlegen erobert haben, abzudringen und dieselben Venediger widerumb dareinzusetzen und uns also aus Italien zu treiben und darnach unser erbliche land zu uberfallen, darumb erheben wir uns mit ainer merklichen anzal kriegsfolk zu ross und fuess, zu anderm unserm kriegsfolk, so wir zuvor in Ytalien haben, zu ziehen und wollen understeen, solhem irem gewaltigen fürnemen zu begegnen.

[3.] Damit wir zwischen hie und diss nachvolgenden reichstags das, so uns und dem hl. Reich zu nutz, nodturft und gutem kumet, auch handln muegen und dardurch kain zeit verloren werde und sich dann in dem und anderm alle sache so schwerlichen zutragen, das unser und des Reichs merklicher nodturft erfordert, mitsambt dir und andern stenden des hl. Reichs furderlich dareinzusehen, demnach emphelhen wir deiner lieb von ksl. macht bey den phlichten, damit du uns und dem hl. Reich verwant bist, und sonderlich in craft unser und gemainer stend des Reichs abschid zu Trier und Cölen ernstlich und wollen, das du dich auf montag nach dem suntag oculi in der vasten negstkünftig [25.2.16] gewiszlich in aygner person in unser und des Reichs stat Augsburg, so dann den angezaigten obligenden hendlen am gelegnisten ist, zu unsern treffenlichen räten und anwaelden, so auf solhem tag und daselbs sein werden, fuegest. So haben die gemelten unser rete und anwaeld in bevelch, wann du und ander unser Kff., Ff. und stende also zu Augspurg ankumen, das sy des Reichs, teutscher nacion und gemainer christenhait obligen euch erzelen und darauf mit euch samentlich davon zu handlen anfahen und uns daneben solh eur ankumen durch die posterey eylends berichten sollen. Sobald uns dann dieselbe eur zukunft und angefangen han[d]lung dermassen verkündt wirdet, wollen wir uns von stund an darauf erheben und personlich postierweys auch gen Augspurg fuegen und uns unser kriegshan[d]lung noch ychts anders daran nit aufhalten noch verhindern lassen und daselbs mitsambt dir und andern stenden des Reichs alle sachen der nodturft nach helfen handlen, ratschlagen und beschliessen.

[4.] [Wir befehlen dir, dass du] auch in alweg den gemainen phening nach vermuegen beruerts abschids zu Trier und Coelen von deinen undertanen, wo das nit beschehen were, von stund einziehest oder ordnung gebest und hinder dir verlassest, damit derselb noch zum allerfurderlichisten eingebracht und laut des obberuerten abschaids damit gehandelt werde[n] muege, und dich hierin nicht dann Gotz gewalt irren oder verhindern lassest, wo dich aber Gotz gewalt ye daran verhinderte, das Got verhueten wolle, alsdan dein volmechtig potschaft on wider hindersichbringen mitsambt dem gemelten gemainen phening, wie obsteet, auf solhen reichstag gewiszlich schickest und auf nyemands andern weygerest, verziehest noch aussenbeleibest, damit du zu irrung und zerrüttung gedachten abschied zu Trier und Coelen und nachvolgend zu des Reichs, teutscher nacion und gemainer christenhait schympf, schaden und verderben, auch deshalben uns zu miszfallen nit ursach gebest. Daran tut dein lieb gaenzlich unser ernstliche maynung.

[5.] Wir wollen auch auf solhem reichstag nichts anders, dann was zu volziehung der obestimbten abschid zu Trier und Coelen dient und weiter des hl. Reichs, teutscher nacion und gemainer christenhayt eehaft sachen und nodturf[t] erfordert, handlen, ratschlagen und beschliessen, und was sonder parteyen beruert, die wollen wir mitsambt dir und andern stenden des Reichs etlichen tapfern personen, neben und nach solhem reichstag zu handlen und auszurichten, bevelhen, damit ander treffentlich sachen nit verhindert werden, als auf vordern reichstegen alzeit beschehen, daraus dem Reich nit clainer nachtail erwachsen ist, und uns in aller handlung dermassen furdern, das wir und des Reichs stende nit uber ain monat daselbs beleiben bedürfen. Geben in unser stat Augspurg am 10. tag des monats Januarii Ao. etc. im 16., unserer reiche des röm. im 30. und des hungerischen im 26. jaren.

Anmerkungen

a
 Jeweils handschriftlich in eine freigelassene Lücke eingetragen. Im Folgenden sind die sich aus den unterschiedlichen Anredeformen ergebenden grammatikalischen Konsequenzen bei der Kollationierung nicht berücksichtigt.
1
 Reichsordnung, Köln, 26. August 1512. Seyboth, Reichstagsakten 11, Nr.1011 [17.].
2
 Ebd., Nr.1011 [34.].
3
 Am 27. Dezember 1515 hatten die Franzosen angesichts eines herannahenden ksl. Heeres die Belagerung Brescias aufgegeben und sich zurückgezogen. Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian 4, S. 238.