[1.] Übergabe einer ksl. Schrift an die Städtegesandten durch Johann Storch; Ersuchen an die Reichsstände zur Beratung darüber; [2.] Befehl des Ks. an seine Hauptleute und die reichsständischen Truppenkontingente zum Vorgehen gegen Feinde des Reiches und Heckenreiter; [3.] Ksl. Ladung der adeligen Helfer Franz von Sickingens nach Gelnhausen, Friedberg und Mergentheim; Entsendung ksl. Kommissare dorthin; [4.] Absicht des Ks., den Aktivitäten der Friedbrecher Einhalt zu gebieten; [5.] Ersuchen an den Adel um Umsetzung folgender Artikel; [5a.] Eidesleistung gegenüber dem Ks.; [5b.] Übergabe und Prüfung der bestehenden Burgfrieden; [6.] Inhalt des geplanten neuen Ritterrechts; [7.] Ersuchen um Stellungnahme der Reichsstände zu den Plänen; [8.] Ergänzende Erläuterungen zum neuen Ritterrecht; [9.] Antwort der Städtegesandten.

Kop.: A) Frankfurt a. M., IfStG, Reichssachen II Nr. 473, o. Fol.; B) Wien, HHStA, MEA, RTA 3b Bd. Reichshandlung zu Mainz Ao. 1517, fol. 1a–5a.

[1.] a–Uf fritag, den neunzehenden tag Juni Ao. etc. XVII, ist von wegen der röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., der hochgelert H. Johann Storch, ksl. Mt. rat und secretarien, erschienen und angesagt, wie er von ksl. Mt. verordent were, der gemeynen Fry- und Rstt. sendboten b–, so itzt auf diesem tag zu Frankfurt versamelt sein,–b eyn schrift furzuhalten, darin siner Mt. gemüt vermirkt wurde, wie diesen handlungen, fur augen, furzukomen oder zu begegen were, doch mit rat unser gn. Hh., der Kff., Ff. und andern stenden des Reichs, und wes der erbaren stet meynung were, dasselb siner Mt. in schriften ufs furderlichst zu erkennen zu geben etc., und uberantwort damit dieselb schrift.–a

Diß sin die artikel, darüber die ksl. Mt. begert zu ratslagen durch die Kff., Ff. c–, Gff. und steten–c, die ir Mt. heut [19.6.17] umb XII uhern zusamenbescheiden hat:

[2.] Am ersten, so hat ksl. Mt. des hl. Reichs hilf angehebt zu versamblen, ain tail enhalb [= jenseits] und ein tayl herdishalb [= diesseits] des Reins und ainen teil uf dem Rein underhalb Bingen. // Und sein ksl. Mt. das darumb getan, das dieselben, so sich am Rein versamelen werden, zu hilf komen seiner Mt. haubtleuten, die angegriffen haben und angrifen werden enhalb Reins gegen mittemtag, herdishalb gegen mitternacht, nemlichen die, so seiner Mt. und des hl. Reichs offenbar veind und auch heckenreuter, die denselben veinden anhengig sein.

[3.] Ksl. Mt. hat bisher allezyt gewonetd gehabt, wan ir Mt. person den krieg hat wollen dannen richten, so hat ir Mt. derselben veind peremptorie eins für als citirt und an sie begert, was siner Mt. entlich meynung gewesen ist. Daruf ir Mt. sie mit dem swert entlich hat zwingen wollen, domit ir Mt. gegen Got und der welt sovil desto baß des kriegs und der ubeltat, so darus beschicht, entladen werde. Und hat daruf beschrieben all ir Mt. und des hl. Richs widerwertig, so in tat oder in rat wider ir Mt. und das hl. Reich gewesen sin, dem [Franz] Sigkinger anhengig, dardurch sich dan diese fehd erhebt hat und uf ein neuwrs erhebt. Und wolt ksl. Mt. dieselben al beschriben an dry orter, zu wissen alle, die herdishalb Reins und umb den fluß des Meins behaust sein, in dry flecken, nemlich Gelnhusen, Friedberg und Mergetheym. // Doselbst will ir ksl. Mt. ire sandboten haben, an jedem ort dry, mit denselben zu handeln nach lud der instruction, wie hernachvolget [vgl. Nr. 773, 774].

[4.] Item dieselben commissarien von diesen drien pletzen werden den, so von ksl. Mt. erfordert werden und kommen wollen, anzeigen, was Kff., Ff. und die Gff. gut bedunken wil, das ksl. Mt. als regierender röm. Kg. in namen des hl. Reichs nit liden mag die unbillichkeit, so sy ir Mt. und dem hl. Reich zuziehen, der merer teil us inen, und das der minder teil darab eyn wolegefallen hab, und ksl. Mt. sol an die hant nemen, das abzustellen als erbar, erntrich, frum etelleut, wie ir fordern gewesen sin.

[5.] Und hat ksl. Mt. mit zytigem rat beslossen diese nachfolgend meynung, und begert daruf ir Mt. an sie, daz sie wollen irer Mt. nachgeben e–die artikel, so hernach folgen,–e domit siner Mt. und derselben nachkomen, auch dem hl. Reich hernachmals solhe schand, unere, smach und schaden nit mer beschehen müge, das auch, ob Got wil, nimermehre bescheen sol, darzu auch ir Mt. itzo geschickt ist, solichs zu wenden.

[5a.] // Demnach werden und sollen sy der ksl. Mt. al ir person in schrift anzeigen, die sich hinfur solicher ubeltat wellen enthalten und der ksl. Mt. gehorsam und anhengig sin wollen uf mittel, wie hernachvolgt:

Wiewole bishere nit gewonheit gewesen ist, das der fry adel eynem Ks. und Kg. und dem hl. Reich gesworn haben, so ist doch solichs us einer hinlessigkeitf underlassen und viel ubels darus entsprungen. Dardurch sie haben vermeint, sie sien fogelfrey und haben mugen tun, was sie wollen wider Got, Babst, Ks., Kg. und das hl. Reich. Und solichs ist bescheen aus nachlessigkait, dan ire fordern haben sich allezyt so erbarlich gehalten, das man gemeint gehebtg, es sy darin nit versehung noit gewesen.

/2b/ Uf solichs begert ksl. Mt., das dieselben vom adel itzt und in kunftig zyt sweren irem hauptman des gezierks, der inen von eynem röm. Kg. oder Ks. ye zu zyten gegeben wirdet, und welcher nit kompt nach sinen 18 jaren, der sol lib und gut verwurkt haben.

Item welcher vom adel solichen eid getan hat und daruber heckenreutery oder straßreubery tribt, auch der, so sie enthelt und das // dem Ks. oder Kg. oder irem hauptman nit anzeigt, der sol auch in solich straf gefallen sein.

[5b.] Item die burgfrieden, so sy itzund haben, sollen sy den ksl. comissarien uberantworten. Die sollen durch ksl. Mt. mit zytigem rat ubersehen und den obgemelten artikeln gemeß gestelt werden. Dargegen will inen die ksl. Mt. eyn neu recht setzen, dwil sie sich des langen verzugs des rechtens gegen Kff., Ff., prelaten, Gff. und steten beclagen. Desselben nuwen rechten sollen sie gegen denselben stenden und auch under inen selbst billich benugig sin.

Und dasselb nuw recht werden sie in einem sundern zetel hieneben vernemen.

Item in demselben rechten sollen auch begriffen sin die prelaten.

Item noch darzuzusetzen, das ein yede geistliche und lehensach gerechtfertigt wirde, do sich das von nature gepurt.

Item der geistlich recht zu gedenken, domit ksl. Mt. obrikeit nit gesmelert noch vertruckt werde.

[6.] //h Welche sich aber, den landfriden zu sweren, us etlichen obligenden ursachen beswern und sich des widern wurden, den sol unser vetter Hg. Wilhelm [von Bayern] furhalten, das wir als liephaber des adels und nit underdrucker desselben, als uns villeicht zugemessen werden mocht, in solich des adels obligen und beswerung gnediglich zu sehen, geneigt seien. Und haben demnach vorgenommen,[dass] in yedem gezirk des hl. Reichs, der ußerhalb unser osterrichischen und burgundischen landort sin, eyn ritterrecht etlich jar lang dozwuschen, dan wyter, was zu hilf furderlichs rechtens dient, betracht und furgenommen werden mag ufzerichten und zu verordenen, in der gestalt, das der adl, so in yedem gezirk gesessen und allein dem hl. Reich ußerhalb dinsts und lehenpflicht underworfen ist, mit unserm wissen und willen eynen F. oder Gf. desselben gezirks zu eynem richter erkiesen und das derselb eyn gepurliche anzal us der ritterschaft, so unpartiesch weren, zu ime erfordern und dieselben richter und bysitzer ein yede sachen, es berür so von einem oder mehr desselben adels gegen eynen F., Gf., H. oder etelen oder auch gegen des Reichs steten oder hinwiderumb von den Ff., Gff., frien Hh. oder // steten gegen denselben vom adel, in demselben gezirk gesessen, clagswise fur sie gebracht wurde, notturftiglich verhorn und versuchen sollen, die sachen gutlichen zu vertragen, wo aber die gutlichkeit nit stat haben mocht, rechtlichen entscheiden und demselben on wyter appellirn noch supplicirn volzug bescheen sol. Daruf wolten wir auch des Richs ordenung, so diesem ritterrechten widerwertig sin/4b/ mochten, die obberurt zyt us anstellen und, solichs auch mit den stenden des Richs auf unserm itzt ausgeschriebenem reichstag zu Menz zu handeln und richtig zu machen, understehen, der zuversicht, dasselb wurde von inen nit geweygert. Und unser vetter Hg. Wilhelm sol denselben, so sich des lantfridens, wie obstet, zu swern widern wurden, das obberurt rittersrecht, darfur zu swern, furhalten.

i–Derj ander weg des ritterrechtens ist nemlich, das der hauptman des gezirks die andern vom adel zu ime neme und das recht sprech, was adel gegen adel ist. Was aber spruch und anforderungen under den Kff., Ff., prelaten, Gff., Hh. und steten gegen dem adel wern, in denselben sollen die vom adel des // ritterrechtens sunderlich gesworn sin, iglichs gericht zu sweren.

Item die, so nit von dem frien adel sin, sollen mugen angesprochen werden fur irem lantsfursten oder herren.

[7.] Uf all hiebyligend artikel begert die ksl. Mt. der Kff., Ff. und Gff. gutbedunken, nit als stend, sunder als der, so in eynem rat zusamen versamelet sin.–i

[8.] Diek ksl. Mt. bedenkt und vernimpt, das die maist menge des gemeynen adels beswerung ist gebrechen des rechten oder das inen dasselb nach des Reichs ordenung zu lang sin sol, dasselb zu versehen und zufridenzustellen. Hat die ksl. Mt. bedacht, doch uf rat der Kff. und Ff., das dem adel recht geordent und ufgericht wurde nachfolgender meynung:

Das vier lantsrecht ufgericht wurden, nemlich eins in Obernswaben, das ander in Franken, das dritt enhalb Ryns und das viert herdishalb Ryns, und in iglichem derselben land eyn richter mit eynem zusatz, die alll des adels, auch desselben lants undersessen werenm, und was sachen der adel gegeneinander zu suchen het, das sie dasselb teten fur demselben gericht, davon auch nit wyter zu appeliren.

Abern was spruch und beswerung der adel gegeno Kff., Ff., prelaten, Gff. oder steten het, das yeder clager den antworter suchet vor dem ksl. camergericht, doch das die rechtfertigung also gekurzt, das von yeder party nit mehr dan dry schriften und eyn beslußrede eingelegt und bescheen und daruf summarie de plano et sine strepitu judicii et vigorep figura judicii procedirt werde.

[9.] Daruf haben sich die stete dieser antwort entslossen, die sie schriftlich ubergeben haben:

Die gesanten der erbern Fry- und Rstt, so itzo hie zu Frankfurt, haben der röm. ksl. Mt., irs allergnst. [H.], gestern [19.6.17] uberschickt artikel sampt ir ksl. Mt. gn. begeren an sie vernomen und dieselben mit allem flys durchsehen, und dwil sie swer und des hl. Richs und der stet wol herbrachte oberkeit, herlichkeit und privilegien irs achtens beruren, auch die gesanten in cleyner anzal hie versamelt, will ine nit wole fugen, on und außerhalb anderer stend von steten, was in gemelten ksl. // uberschickten artikeln des hl. Richs und der stet, wie gemelt, oberkeit, herlickeit und privilegien berurt, ichts zu ratslagen. Was aber die furgenommen straf zu des hl. Richs offenbar achter und veind berurt, sein die gesanten sunder zwifel, die röm. ksl. Mt. wird sich in solichem ksl. wissen zu halten. Bescheen uf samstag, den 20. tag Junii Ao. etc. XVcXVII.1