Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 384r–391r (Reinkonz.).
B koll. München HStA, KBÄA 3153, fol. 130r–133v (Kop.); DV fol. 133v: Der churfursten und der abwesenden potschaftn antwurt und guetbeduncken, der beharrlichen hilf halber; AV v. a. Hd. ebd.: Actum Regenspurg, den 23. Julii anno 41.
C koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 318r–324v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 324v: Copei der churfursten bedencken der beharrlichen hulf halben. 1541. Gelesen zu Regennspurg Sonnabent, den 24. Julij.
D koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10184/01, Reichsabschied zu Regensburg [...] Reichstag zu Nurmbergk 1542, fol. 102r–107r (Kop.).
Uff der röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herren, gnedigs begern, zu mermaln an gemeine stendt gelangt, haben die churfursten und der abwesenden botschaften sich der beharrlichen turckenhilf halben underredt, dieselben zum vleissigsten erwegen und beratschlagt und konden bei inen wol ermessen, das dieser hochbeschwerlich last von gemeiner cristenheit und sonderlich der teutschen nation durch die jetz bewilligt eilendt hilf nit entlich abgewendt noch dieselben von fursteender sorg und geferlicheit gantz erledigt werden mögen.
Darumb nach vleissiger besichtigung des augspurgischen abschiedts und anderer handlung, uff demselben und andern hievor gehalten reichstegen von wegen einer beharrlichen turckenhilf wolbedechtlich gepflegen, haben sich die churfursten a –und der abwesenden–a botschaften erinnert, welchermassen b –dazumalß der merer thail der–b Kff., Ff. und gemeine stendt uff jetzt bemeltem reichstag der ksl. Mt. ein beharrliche hilf zu widerstandt unsers vheindts cristenlichs glaubens und namens, des Turcken, undertheniglich bewilligen, nemlich 20.000 zu fueß und 4.000 zu roß drey jar lang zu underhalten, doch dergestalt, das gemeine stendt zuvor verstendigt werden, mit was macht und wievill volck und an welichen ort di ksl. Mt. einen beharrlichen zug wider den Turcken furzunemen gemeint; das sie auch zuvor vergwist, was c –der papst–c, Italien, Franckreich, Hungern, Engellandt, Beheim, Portigal, Polen, Denmarck, Schottlandt und ander christenliche potentaten auch thun wollen. Darzue, das gemeine stendt des anzugs und aller kriegssachen, welichergestalt und mit was macht der Turck meher dann an einem ort zu wasser und zu landt anzugreiffen were, verstendigt werden.
Darauf dann di ksl. Mt. damals gnediglich bewilligt, d –den papst–d und andere christenliche potentaten umb statlich hilf wider den Turcken anzusuechen und zu pitten etc., wie sonder zweiffel ir ksl. Mt. solichs alles noch in gutter gedechtnus hat. Wo nun soliche beharrliche hilf in wirckliche volziehung komen soll, wie solichs gemeiner cristenheit und sonderlich der teutschen nation, welicher die furstendt sorg und geferlicheit, wo das konigreich Hungern durch die Turcken eröbert wurde, am nechsten were, hohe und unvermeidliche notturft erfordert, so hat di ksl. Mt. bei ir gnediglich und leichtlich abzunemen, das vor allen dingen vonnotten, im hl. reich teutscher nation einen bestendigen friden und ein gleichmessig recht zu haben, damit ein ider bei dem seinen ruig und unbetrangt pleiben, auch gegen dem andern gepurlich ußtreglich recht bekomen und erlangen möge, dann on das wurde ein yeder, sich in soliche beharrliche hilf inzulassen, nit unpillich beschwerung haben. Und wiewoll soliche, wie obsteet, beharrliche hilf dermassen angestellt ist, das sie gemeiner teutschen nation, di bestimpten zeit zu tragen, fast beschwerlich, auch irem vermogen nach nit wol kan oder mag erhöht oder ersteigert werden, so geben doch di churfursten und der abwesenden botschaften irer ksl. Mt. undertheniglich zu ermessen, das gleichwol on zuthun ir ksl., auch der kgl. Mt. und derselben erbkonigreich und landt, auch anderer christenlichen potentaten mit vorbemelter beharrlichen hilf nit viel fruchtbars außgericht werden mage.
Dieweil nun die churfursten und der abwesenden botschaften bei inen zu gemut gefurt haben, wo diese beharrliche hilf nit zu erschießlichem widerstandt des Turcken gelangen sollt, das der almechtig Gott gnediglich verhuet, das nit allein di teutsch nation an gut und gelt zum hochsten erschöpft und an irer macht geschwecht, sonder das auch der gemein vheindt unsers cristenlichen glaubens und namen, der Turck, dardurch heftig gesterckt und desto meher ursach schopfen wurde, mit seiner unersettlichen begirt in das cristlich pluet zu wutten, der röm. ksl. und kgl. Mt., dem hl. röm. reich teutscher nation und gemeiner cristenheit zu unwiderpringlichen schaden und verderben, so haben di churfursten und der abwesenden botschaften desto meher fur nutz und nottwendig angesehen, soliche beharrliche turckenhilf mit hochster fursichtigkeit, sorg und gutter vorbetrachtung zu gebrauchen, damit unserm vheindt cristenlichs glaubens und namens, dem Turcken, mit gnad und hilf des almechtigen statlicher und ernstlicher abbruch und widerstandt beschehen und das cristenlich pluet von seiner unmenschlichen tiranney mage erledigt werden, und haben darumb vonnotten geacht, obgemelte und andere puncten, weliche uff hievor gehalten reichstägen in beratschlagung diß hochwichtigen handels furgefallen sein, zu erledigen und zu erörtern.
Und wiewol die churfursten und der abwesenden botschaften sich wol erinnern mögen, das ir ksl. Mt. gemeinen stenden uff jungstem, alhie gehaltem reichstag gnediglich eröffnen lassen, welichergestalt ir ksl. Mt. mit etlichen cristenlichen potentaten gehandelt, sich in ein beharrlich hilf wider den Turcken inzulassen, was auch ir ksl. Mt. uber furgewendten vleyß fur abschlegig antwort empfangen, so achten doch die churfursten und der abwesenden botschaften, die ksl. Mt. möcht hernachmals bei papste und andern cristenlichen potentaten ferer anregung gethan haben, wie sie solichs uß ir ksl. Mt. gnedigen proposition ditz tag zum teil undertheniglich vernomen haben.
Damit nun dieser hochwichtig artickel der beharrlichen hilf halben zuletst fruchtbarlich möge erledigt werden, so pitten die churfursten und der abwesenden botschaften ir ksl. Mt. in aller underthenigkeit, sie wöllen sich zu furderung des handels uff nachvolgende puncten gantz gnediglich ercleren und gemeinen stenden bericht thun.
Anfenglich, mit was macht und wievil volcks uber gemeiner stendt beihilf, auch an welichen orten ir ksl. Mt. ein beharrlichen zug wider den Turcken furzunemen gemeint und was ir ksl. Mt. fur ir person, auch ire hispanische und andere konigreich und landt zu solichem cristenlichem wercke gnediglich zu thun bedacht, ob sich auch papstf und Italien in soliche beharrliche hilf inzulassen willens und mit was macht und welichergestalt. Ferrer, ob und was die ksl. Mt. mit Franckreich, Engellandt, Portigal, Denmarck, Schotlandt und andern cristenlichen potentaten solicher beharrlichen hilf halben gehandelt und bei inen erhalten hab.
Und wiewoll die churfursten und der abwesenden botschaften nit zweiffeln, es werden die konigreich Hungern, deßgleichen Beheim mit seinen zugehorigen landen als Mehrern, Schlesien, Lausitz und andern, welichen dieser beschwerlich last diser zeit zum meisten obgelegen, zu solicher beharrlichen hilf ir vermögen darzustrecken, gantz geneigt sein, so achten sie doch, die kgl. Mt. haben sich mit denselben iren konigreichen und erblanden vor dieser zeit gnediglich verglichen und entschlossen, mit was macht und welichergestalt sie sich in die vilbemelten beharrlichen hilf zu widerstandt des Turcken inlassen sollen und wöllen. Und achten demnach die churfursten und der abwesenden botschaften vonnotten, derwegen von der kgl. Mt. auch lauttern und eigentlichen bericht zu haben, dergleichen, zu welicher zeit der anzug beschehen und welichergestalt der Turck meher dann an einem ort zu wasser und zu landt angegriffen werden soll. Und sonderlich will die notturft erfordern, das die ksl. und kgl. Mt. zu furderung diß cristenlichen wercks mit Kgg. zu Poln, Dennmarck und Schweden, g –auch mit Lifflandt, Moscuitern etc.–g, weliche der sachen etwas gesessen sein, mit vleiß handeln, sich in diese beharrliche hilf inzulassen und, was bei inen erhalten werde, an gemeine stendt zu gelangen.
So dann die churfursten und der abwesenden botschaften uff soliche obgemelte puncten der ksl. und kgl. Mt. gnedige resolution vernemen und daraus versteen, das die hievor bemelt, bewilligth beharrlich hilf zu widerstandt und abbruch des Turcken erschießlich und dienlich sein mag, so sein sie in aller underthenigkeit urbuttig, alßdan i –uff die hievor beratschlagten und gemachten anschlag–i von einem gleichmessigen anschlag solicher hilf, auch andern nottwendigen puncten, welichergestalt dieselb in das werck zu bringen, zu ratschlagen, sonder zweivel, gemeine stendt werden soliche beharrliche hilf j –irer beschehen bewilligung nach–j gehorsamlich leisten, doch sover sie friedens und rechtens, wie obgemelt, im hl. reich gnediglich versiechert werden. Und sehe die churfursten und der abwesenden botschaften fur nottwendig an, das alle stendt und stett teutscher nation, so sich derselben wolfart und friedens erfreuen und gebrauchen, sie seyen in des reichs anschlegen begriffen oder nit, dergleichen alle der ksl. und kgl. Mt. erblandt, in teutscher nation gelegen, in diese beharrliche hilf gezogen und derselben keinswegs erlassen werden.
Und dieweil uff etlichen hievor gehalten reichstägen auch fur nottwendig bedacht ist, die Schweitzer zu diesem cristenlichen werck zu bewegen, so mocht derwegen mit inen gehandelt werden, wie es die ksl. Mt. und gemeine stendt fur gut ansehen werden. Im fall aber, das die ksl. Mt. mit k –dem papst–k, Italien und andern cristenlichen potentaten nichts weitters gehandelt het, so pitten die churfursten und der abwesenden botschaften ir ksl. Mt. wollen solichs nochmalls zum furderlichsten thun oder zu geschehen verschaffen. Und so die ksl. Mt. fur nottwendig und fruchtbar ansehen, das gemeine stendt neben irer Mt. bei etlichen potentaten auch ansuchen sollten, das sein sie uff irer Mt. begern undertheniglich willig. Desgleichen, wo die kgl. Mt. mit iren konigreichen Hungern und Beheim, auch andern darzue gehorigen landen noch nit entlich entschlossen weren, mit was macht und welichergestalt sie sich in die vilbemelten beharrlichen hilf inzulassen bedacht, sich mit inen des nochmals zum furderlichsten zu vergleichen. Und was die ksl. Mt. bei l –dem papst–l, Italien und andern cristenlichen potentaten erhalten, was auch die kgl. Mt. sich mit iren konigreichen und derselben zugehorigen landen vergleichen wurdet, das bitten die churfursten und der abwesenden botschaften an gemeine stendt zu gelangen, so sein alßdann die churfursten und der abwesenden botschaften abermals undertheniglich urbuttig, die obgemelten beharrlichen hilf, sovil inen nach gelegenheit ksl. und kgl. Mt. resolution uber obgemelte puncten immer möglich ist, treulich zu furdern und nichts zu underlassen, damit die zuletst ir wurcklich volziehung erlange.
Die churfursten und der abwesenden botschaften sein auch der underthenigsten hoffnung, wo die ksl. Mt. ein gemein, frey, cristenlich concilium m –irem erpieten nach–m gnediglich furdern, wie sie dann an irer Mt. gar nit zweiffeln und irer Mt. guten, getreuen vleyß, hierin gnediglich furgewendt, undertheniglich vermerckt haben, eß möchten in solichem concilium andere cristenliche potentaten, wo sie der teutschen nation cristenlich furnemen zu wolfart der gantzen cristenheit vernemen und im werck befinden, sonder zweiffel zu der vilbemelten beharrlichen hilf leichtlich bewegt werden und desto meher, wo in solichem concilio under allen cristenlichen heubtern und potentaten ein gemeiner frieden oder zum wenigsten ein fridlicher anstandt mocht bethaidingt werden.
Solichs haben die churfursten und der abwesenden botschaften irer ksl. Mt. der beharrlichen hilf halben gehorsamlich nit wollen pergen und thun sich damit irer Mt. undertheniglich bevelhenn.