Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2746, fol. 160r–161v (Kop.).

Belangen die entschuldigung myns gnedigen hern ußbleibens zu Regenspergh und seiner Gn. reise in Franckreich mugen die gesandten antzeigen.

Wie sein fstl. Gn. zu mehrmalen von seiner Gn. underthanen angesocht und gebeten worden, sich zu verheyraten, so hette doch sein fstl. Gn. solchs lange zeit vertzogen, der hoffnungh, sulchen heyrat zu doin, domit der unverstandt, das furstendomb Gelre belangen, hingelacht oder yhe sein fstl Gn. vor unrechtlichem gewalt versichert werden möcht. Dweil aber uf vilfeltich, underthenich ansuechen syner fstl. Gn. solchs abgeschlagen und auch seiner Gn. underdanen des vertzoghs beschwerungh gehabt, so hab sein fstl. Gn. durch mittel und verhandlungh kgl. Wd. von Frannckreich sich versprochen mit kgl. Wd. von Navarra eyniger töchter. Und sei die zeit des ehelichen beilegers gegen Faßnacht angestalt und verdragen, vorhin und ehe sein fstl. Gn. zu deme reichstage Regenspergh erfurdert.

Dweil aber solchs durch swacheit der princessen vorgemelt und reisen und gescheften des Kg. von Navarra in seinen landen biß nach Oestern verstreckt und auch allerley practicken vorhanden gewest, den voirbestimpten heyrat zu verhindern, demnach hab sein fstl. Gn. uff erfurdern kgl. Wd. von Frannckreich und, domit an seiner Gn. zusagen kein mangel gespuert, auch seiner Gn. underthanen gestilt, sich in Franckreich zu dem ehelichen beileger und hoichtzeit begeben und gleichewoll sie, die gesandten, mit voller macht abgefertigt, alles das, was zu fridden, eyndracht und wolfart des reichs, sunderlich teutscher nation reichen möchte, neben andern Kff., Ff. und stenden vermuge ksl. Mt. ußschreibens und irer mitgegebener instruction handeln und schliessen zu helfen, auch in der gelrischer handlungh notturftigen bericht voirtzuwenden, alsoe das durch seiner Gn. absein uff dem reichsdach zu Regenspergh nichtz versuympt oder verhindert, aber seiner Gn. ußblyven alhie het seiner Gn. unwidderbringlichen nachteil mugen geberen.

Und so dise entschuldigungh nyt angenomen oder im guten verstanden oder sunst ichtwes geferlichs oder beschwerlichs gegen seiner fstl. Gn. wult voirgebracht werden, so möchten die geschickten antzeigen, wie seiner fstl. Gn. beschwerlich und keinswegs zu raden gewest (obschon der heyrat in Frannckreich nyt vorhanden), sich eigner personen zu Regenspergh zu begeben, uß nachfolgenden ursachen:

Zum ersten, das sein Gn. zu dem reichstagh anfencklich wie andere Kff., Ff. und stende nyt beschrieben noch erfurdert. Woll ist seiner Gn. ein schrift uberantwort, darinnen seiner Gn. her vatter, seliger und loblicher gedechtnuiß, uff den reichstagh beschrieben nach der zeit, als derselbich seiner Gn. her vatter bei die zwey jare tödtlich abgangen. Und wiewoll seiner fstl. Gn. rethe solchs dem H. Grandvela zu Wormbs angetzeigt, so ist doch seiner fstl. Gn. kein ander schreiben dergestalt wie andern Kff., Ff. und stenden zukommen.

Zum andern, wiewol sein Gn. nachfolgentz der gelrischen sachen halber persoenlich erfurdert und zu erscheinen vergleitet, so stehen doch vill artickeln beschwerlich und anders dan sie ergangen darinnen angetzogen, wie die gesandten wissen.

Zum dritten werde sein Gn. nyt erleubt noch versichert, zu seiner Gn. gelegenheit ab oder widder hinder sich zu tziehen, wie sein Gn. versteit, das etlichen andern chur- und fursten zugelaissen.

Zum vierten werde sein Gn. allein beschrieben, ksl. Mt. fueg und gerechtigkeit antzuhoeren, aber nyt, seine antwort und gegenbericht daruff ze thun.

Sulte nu sein fstl. Gn. daruff erschenen sein, kunt nyt one hinderdencken oder geferligkeit und beschwerniß der seinen beschehen, in sunderheit, dweil sein fstl. Gn. uß dem und anderm vernommen, als sulte ksl. Mt. eynen ungnedigen willen tragen gegen seiner fstl. Gn., wiewoll seiner fstl. Gn. halber onverschult. Wilchs dan auch uß dem erscheint, das nyt alleyn seiner fstl. Gn. belehenungh des furstendombs Gelre und graeffschaft Zutphen zu seiner Gn. gerechtigkeit, sonder auch die belehenungh der furstendomben und lande Guylich, Cleve, Berge, Marck, und Ravenspergh (der doch kein irthumb oder zweifel inne vorhanden) geweigert und vertzogen, wiewoll sein fstl. Gn. zu mehrmaln undertheniglich und, wie sich gepurt, darumb angehalten und anhalten laissen, auch, alles das ze thun, sich erbotten, wes eynem gehoirsamen ksl. Mt. und des reichs fursten gepuert.

Und uber diß alles, so werden seiner Gn. guter in Vlanndern und der örter one erkentenuß oder maniere eynichs rechten verbotten, furenthalten und abhendich gemacht, auch seiner Gn. rentmeister und andere dienere abgesatzt und anderen von wegen ksl. Mt. angestalt zu groisser uffsprach und schaden seiner fstl. Gn., wie dan den gesandten davon und anderen beschwiernussen bericht mitgegeben. Zudem, das allerley practicken und understechongen furgenomen werden, unverstandt und widderwertigkeit seiner Gn. zu machen in seiner Gn. landen und bei den seinen. Uß wilchem allem wol abzunemen, wie doenlich es seiner Gn. gewest oder gepuert het, dergestalt persoenlich zu erscheinen.

Anmerkungen

1
 Zur Datierung vgl. Hg. Wilhelm von Jülich an seine Gesandten auf dem Reichstag in Regensburg, Châtellerault, 1541 Juni 1, Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2746, fol. 159r–159v (Ausf.): Erbare, liebe rethe und getruwen, nachdem by ksl. Mt., unserm allergnedigsten hern, auch etlichen Kff., Ff. und stenden des hl. reichs unse itzige reise in Franckreich durch unsere misgonner (wie wir bericht) verkerterweiß und zu unserm unglimpf ußgebreit, als sollten wir in verachtungh ksl. Mt. beschreibungh one ehafte ursachen uns von dem itzigen reichstage zu Regenspergh mutwilliglich absondern und daeselbst persoenlich nyt erschynen wöllen, so ist unser meynungh und befelh, das ir von unserwegen entschuldigungh daruff voirwenden nach inhalt der antzeichnussen hiebei und sunst, wie wir uch befolhen oder wie ir die gelegenheit und noturft befinden werden. Des versehin wir uns gentzlich. Geben zu Chastelerau, den ersten tagh Junij anno etc. 41.