Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 1, fol. 132r–139v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 139v: Copei, was in aller ainungsverwanten stende nahmen etzlicher irer beschwerung halben an ksl. Mt. gelangt. 1541.

B  koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/05, Reichstagshandlung zu Regensburg 1541, fol. 35r–42r (Kop.).

C  koll. Stuttgart HStA, A 262 Bü. 12, fol. 15r–26r (Kop.); AS fol. 15r: Supplication der protestierenden und ainungsverwandten stend, der röm. ksl. Mt. etlicher irer beswerung und sonderlich der statt Goßlar und Braunsweig halben ubergeben etc.; AV v. a. Hd. fol. 15r: [Samstag] post Letare, 2. Aprilis 1541.

D  koll. Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 627r–632r (Kop.).

Nachdeme euere ksl. Mt. auf underthenig bitten und anhalten der Kff. und Ff. zue Sachssenn und Hessenn etc. vor sich und ire mitverwanthen gegen diesem von euerer ksl. Mt. angesatztem reichstag an euerer Mt. camergericht in allen und jeden religionnsachen oder, die denselbigen anhengig und dorauß fliessendt, darinnen bißanher gemelt camergericht wieder den nurmbergischen friedstandt, auch euerer ksl. Mt. jussionn und bevelh vermeintlich procedirt, einen genedigsten stilstandt verfugt, auch der von Mindenn und Goßlar achten gnedigst suspendirt, desgleichen Hg. Heinrichenn von Braunschweig gegen der stadt Braunschweig, die er mit der that und gewalt in viel wege beschwert, in ruhe zu stehen, und sonderlich der stat Goßlar halben gemeltem hertzogen solche suspensionn der acht insinuirt und von euerer ksl. Mt., sie mit der that in keinen weg zu belestigen, gnedigst bevohlen etc., alles nach inhalt solcher euerer ksl. Mt. gnedigsten suspensionn, mandaten und bevehlen, des sich dann hochgemelte chur- und fursten sampt iren religionßverwanthen zum underthenigsten bedancken mit underthenigstem erbiethen, solchs umb euere ksl. Mt. in aller underthenigkeith zu verdienen.

So hetten sich ire kfl. und fstl. Gn. und die andern gentzlich versehen und getröstet, es solte solchem euerer ksl. Mt. gebotenem stilstandt und gescheener suspensionn der processen und achten von camerrichter und beisitzern, auch von Hg. Heinrichen euerer ksl. Mt. bevohlenem friedgeboth gegen gemelten beiden steten gehorsamet worden seyn, in betrachtung euerer ksl. Mt. gnedigsten verschaffung und ernstem bevelh und auch, damit alle vorstehende sach auf diesem angesatzten reichstagk desto baß zue lob des almechtigen, des hl. reichs deutzscher nationn und allem fridlichen wesen zue wolfart und guthem zu beratschlagung und handlung furgenohmen werden möchten. Sie wissen aber euerer ksl. Mt. in underthenigkeit nicht unangetzeigt zu lassen:

Erstlich, das euerer ksl. Mt. camergericht noch fort und fort in sachen, darinnen der stilstandt verfugt, zu procedirn, ungeachtet solcher euerer ksl. Mt. verschaffung und genedigster suspensionn, sich anmassen, dann doselbst sieder euerer ksl. Mt. abreisens von Speier in sachen, die von Eßlingen und den Pautzenn belangendt, vermeinlich procedirt worden.

Zum andern hat gemelt camergericht wieder die von Lindau in pur religionsachen sieder dem auch verfahren.

Zum dritten ist denen von Straßburgk am [12.] a tag Marcij ein citation zukhomen, darinnen sie, auf eynen bestimpten tagk zu erscheinen, in sachen die carthauß, doselbst in irer oberkeit und gebieth gelegen, belangendt, citirt und erfordert2.

So ist auch dem Kf. zue Sachssenn unlangst ein citationn vom camergericht zukhomen, derhalben euerer ksl. Mt. durch seiner kfl. Gn. gesanthen und rethe alhie underthenigst bericht und antzeig gescheen. Und wirdet man berichtet, daß sich die am camergericht sollen vernehmen lassen, daß sie, auf solch euerer ksl. Mt. gnedigste suspension nicht stiltzustehen, bedacht sein. Wo nhun euere ksl. Mt. solchs also befunden, so hetten sie leichtlich zu ermessen, daß diese stende nicht one merkliche ursachen in viel wege von gemeltem camergericht sich hievor geclagt haben.

Nhun haben euere ksl. Mt. allergnedigst zu ermessen, wie gantz beschwerlich hochgemelten chur- und fursten zue Sachssenn und Hessenn etc. sampt iren mitverwanthen solches sein wölte, daß sie uber und wider euerer ksl. Mt. gnedigste verschaffung, stilstandt und suspensionn mit solchen vermeinten processen in diesem werendem reichstag belestigt und beschwerth, und wie genießlich sie euerer ksl. Mt. gnedigsten, gegebnen geleiten zue diesem reichstag sein möchten, do sie mitlerzeit mit solchem procedirn also bedranget und villeicht mit der acht ereilet werden sollten.

Und dieweil gemelt camergericht izt in gegenwertigkeit euerer ksl. Mt. sich solchs ungehorsams gegen denen Kff., Ff. und stenden dieses theils dergestalt wieder euerer ksl. Mt. bevelh und verschaffung anmassen, so haben euere ksl. Mt. gnedigst zu erachten, was sie sich abwesenß euerer ksl. Mt. understehen durfen und daß ir furnehmen und meynung dohin gericht, wie sie zu unruhe ursachen geben und alle fridliche handlung verhindern möchten, das sie dann itziger zeit mit dem werck euerer ksl. Mt. gnedigsten suspensionn zuentgegen, auch derselbigen reputationn zu verkleynung wol beweisen.

Dieweil sich dann gemelte Kff., Ff. und stende gentzlich versehen und getrösten, euere ksl. Mt., die werden ob irer gnedigsten, bewilligten und gegebnen suspensionn und verschaffung solchs procedirens halben am camergericht ernstlich halten, wie auch euer ksl. Mt. gemuth dohin gericht auß etzlicher euerer ksl. Mt. selbst gescheenen antzeig undertheinigst vermerckt worden, so ist an euere ksl. Mt. in nhamen und von wegen der Kff., Ff. und stende der augspurgischen confessionn verwanthen unser underthenigste bith, euere ksl. Mt. wölten bey gemeltem camergericht ernstlich verfugen und schaffen, daß nochmalß derselbigen bevelh und suspensionn allen vorstehenden sachen und handlung alhie, wie sonder zweifel euerer ksl. Mt. selbst gnedigst ermessen und bedencken, zue gutem gehorsamet, daß auch euere ksl. Mt. von camerrichter und beisitzer certification, euerer Mt. bevelh und suspensionn zu gehorsamen, fordern und begern und dieselbige den stenden gnedigst zustellen lassen wölten, damit sie gewieß sein möchten, daß euerer ksl. Mt. bevelh von ihnen gelebt und nachgesatzt wurde. Dann sonsten wissen sie ihnen auß berurten ursachen schwerlich zu vertrauen. Solchs werden ire kfl. und fstl. Gn. und derselbigen mitverwanthen in aller underthenigkeit verdienen.

Zum andern, allergnedigster keiser und her, wissen euerer ksl. Mt. wir auch in underthenigkeit nicht unvermelt zu lassen, daß die beide stedt Goßlar und Braunschwig sich vor wenig tagen durch ir schreiben an hochgedachte chur- und fursten zue Sachsenn und Hessen etc. beclagt, wie daß ihnen euerer ksl. Mt. suspension der acht und gebothener fridstandt gegen Hg. Heinrichenn von Braunschwig wenig furtreglich. Dann sovil Goßlar belanget, habe er, Hg. Heinrich, ihnen bißanher die wege und strassen also versperret und geschlossen, daß ihnen kein prophiant, auch nicht das geringst an vhie, butter, gesaltzen fischen und anderm möge zugefurt werden, sondern lest dieselbigen allenthalben in seinem furstenthumb aufhalten und umbtreiben, welche ire beschwerung auf Mitwochen nach Reminiscere [1541 März 16] noch nicht erledigt gewesen inhalts ires schreibenß und beclagenß. Und ist zu vermuthen, daß sie villeicht noch auf diese stunde dorinnen haften. Dieweil sie von gemeltem Hg. Heinrichenn nach insinuirung euerer ksl. Mt. mandat mehr, dann zuvor je gescheen, beschwert, bedrangt und beengstiget worden sein sollen.

Nhun haben euere ksl. Mt. allergnedigst zu erachten, daß dieses nicht ein geringe beschwerung ist, so denen von Goßlar disfalß durch Hg. Heinrichenn uber solche euerer ksl. Mt. gnedigste suspensionn begegnet, und werden also von Hg. Heinrichenn durch diesen weg mehr geengstiget und beschwert, dann wann er ein offentlichen krig wieder sie furgenohmen und sie belegert hette, dieweil er alß ir gegentheil in solchem vhal keynen uncosten aufwenden noch einiger gefhar gewertig sein durf und den von Goßlar die defension benohmen, zudem, daß der von Braunschweig, das closter Reifenbergk, dem stift Hildeßheim zustendig, nicht fern von Goßlar gelegen, welches er itzt innehat oder occupirt, zu bauen und zu befestigen, vorgenohmen, auch reuter und knecht dorein gelegt haben solle, dorauß die von Goßlar teglich uberfalß und gewalts gewertig sein mussen, nicht weniger dann so er sie mit offentlichem kriege angriffe etc. Wie nhun von Hg. Heinrichenn euerer ksl. Mt. verschaffung gelebt und nachkohmen, das haben euere ksl. Mt. gnedigst zu ermessen. Dann op er gleich mit hereskraft oder gewalt wieder sie nicht zeucht, so ist doch die versperrung des zugangs allerley prophianden und noturft nicht minder dan gewalt zu achten.

Desgleichen haben sich die von Braunschwig beclagt, opwol ire arme leut zue Amplebenn, welche Hg. Heinrich uber 16 wochen in gefencknuß enthalten, wiederumb loßgelassen, so weren sie doch darumb, daß sie die jerlichen zinß ihnen und nicht nach Wolfenbuttel bracht, ein jeder von einer hufen landes umb acht gulden geschatzt und von Hg. Heinrichs heimgelassenen dienern mit zinsen und dinsten an den apt zu Ritterhausenn und compter [= Komtur] zue Luckelheim vermeinlichb gewiesen worden, welches ihnen dann nicht wenig beschwerlich, daß sie ires eigenthumbs zue Amplebenn, den sie vor 100 und etzlichen jharn mit gutem tittel an sich bracht und besessen, dermassen mit solcher geschwindigkeith solten privirt und entsetzt werden. Und op sie wol Hg. Heinrichs diener und verwanthe defensive eingetzogen, so hetten sie doch euerer ksl. Mt. zue underthenigsten gehorsam dieselbigen auf einen alten urfrieden one entgeltnuß wiederumb loßgegeben, unangesehen, daß ire arme leut zue Ampleben, mit denen der anfangk gemacht worden, noch mit ihnen in berurter beschwerung hafteten.

Zudeme, daß sie in befhar und sorgung stehen musten, er wurde euerer ksl. Mt. gnedigst gegeben geleith und sicherheit zue diesem angesatzten reichstagk an iren burgermeistern, ratsfreunden, secretarien und dienern, welche er vermeinlich an ungeburenden gerichten des furstenthumbs hette verfesten oder echtigen lassen, nicht verschonen und, sich villeicht mit dem schein der vermeinten verfestung oder acht disfalß zu schutzen, furhaben. Dieweil sie aber, gemelte ire burgermeister, ratsfreunde, secretarien und diener in iren furfallenden sachen, sonderlich auch zue diesem angesatzten reichstagk zu verschicken und zu gebrauchen, nicht umbgehen möchten, wolte ihnen zum höchsten beschwerlich sein, dieser fhar von Hg. Heinrichenn zu gewarthen3.

Nachdeme aber die stende dieses theilß in underthenigkeit nicht zweifeln, euere ksl. Mt. sey des genedigsten gemuts und meynung, daß gegen beiden itz gemelten steten Goßlar und Braunschwig mit aller unpillichen trancksal und beschwerung vermuge derselben gnedigsten suspensionn und bevelh gentzlich stillergestanden, damit nicht ursachen zue unruhe oder einichen tatlichen handlung gegeben, sonder alle die, so von euer ksl. Mt. anher auf diesen angesatzten reichstagk erfordert und mit genedigstem geleith vorsehen, sich desselbigen sicher freuen, unbeschwert und unbedranget bleiben und also die vorstehenden sachen alhie Got zu lob und gemeyner wolfart des reichs deutzscher nationn mit frieden und sicherheit beratschlagt und gehandelt werden muge, so ist ir underthenigst verhoffen, euer ksl. Mt. werden sich der gemelten beschwerung halben, so den beiden steten Goßlar und Braunschwig uber euerer ksl. Mt. suspensionn und verschaffung begegnen, mit geburlichem und ernstlichem einsehen und verfugen zu erzeigen wissen, damit die gemelten beide stedt desselbigen mit dem werck genißlichen entpfinden, denen von Goßlar die strassen und paß zu erholung noturftiger prophiant nicht versperret pleiben noch sunsten sie mit der that beschwert, auch das closter Reiffenbergk nicht weiter gebaut oder befestiget und die reuter und knecht, so dorinnen gelegen, op sie noch dorinnen weren, heraußgeschafft, desgleichen, daß denen von Braunschwig Hg. Heinrichs vermeinte verfestung oder echtigung irer burgermeister, ratsfreunden, secretarien und andern zue keinem nachteil oder fhar gereichen, auch irer inhabenden gerechtigkeit und possessionn des dorfs Amplebenn nyt mit der that entsatzt werden, sonder daß sie gleich andern iren burgern und verwanthen euerer ksl. Mt. sicherung und geleits vehig und genißlich sein möchten, darumb auch diese stende allenthalben zum underthenigsten bitten.

Und damit euere ksl. Mt. der ding, wie es umb solche beschwerung gewanth und ob Hg. Heinrich von Braunschwig, wie er sich gegen euerer ksl. Mt. in jungster ubergebenen supplicationn [Nr. 247] mit wenigem grunt ruhmet, mehr ursach zu clagen habe dann die gemelten beide stete, denen er auflegt, alß solten sie teglich mit viel hundert starck auß der stadt ihme in das sein fallen, auch daß die von Braunschweig in kriegsrustung stehen und etzliche zue roß und fuß in die stadt bracht und gelegt haben solten, gruntlichen und waren bericht genedigst entpfahen, auch sich dorauf zu ertzeigen haben muge, so wirdet ferner underthenigst gebethen, euere ksl. Mt. wöllen etzliche unverdechtige commissarien von hinnen zue gemelten beiden steten schicken und verordnen, sich doselbst der ding gelegenheit zu erkundigen und euerer ksl. Mt. warhaftigen, gruntlichen bericht furtzuwenden, und in sonderheit, daß auch dieselbigen euer ksl. Mt. verordenten commissarien diejhenigen, so von beider dieser stet wegen anher sollen geschickt werden, durch des von Braunschwigs und andere furstenthumb und landt von wegen euerer ksl. Mt. vergleiten und sicher durchbringen mugen, dieweil sie in solcher fhar und besorgung stehen und one das anher nicht wol sicher kohmen möchten, in betrachtung, wie es Dr. Delingßhaußen gegangen4, welcher euerer ksl. Mt. geleit bey sich gehabt. Dann gemelter beider stete hochste noturft erfordert, alhie uff diesem angesatzten reichstagk zu erscheinen und euerer ksl. Mt. ire hohe beschwerung und drancksal wieder Hg. Heinrichenn von Braunschweig mit grunt und bestant underthenigst zu clagen und umb allergnedigst und geburlich einsehen zu erhaltung friden und ruhe zum underthenigsten zu biethen5.

Und dieweil auch Hg. Heinrich von Braunschweig die churfursten, fursten, stende und stete obgemelt von wegen irer christlichen religionn in seinem außgegangenen schmehbuch wieder den Kf. zue Sachsenn und Lgf. zue Hessenn zum hochsten unpillicherweise lestert und schmehet und alß aufrurisch antzeigt, wie er dann auch in seiner vermeinten verantworthung gegen den von Goßlar, so er alhie euerer ksl. Mt. ubergeben [Nr. 247], ire vereynung eyn conspirationn nennen thut mit andern beschwerlichen ufflagen und sonderlich, alß solt ir entlich gemuth, wie die erfarung gebe, dohin gericht seyn, daß sie euerer ksl. Mt. und des reichs reputationn, ehre, ordnung und gesetz gentzlich und gar vornichten und umbstossen wölten, alles mit ungrunt und unwarheit, so bitten sie underthenigst, euere ksl. Mt. die wölten solcher seiner erdichten und unerfuntlichen uflage und lesterung kein stadt noch glauben geben noch sich dardurch zue einiger ungenaden bewegen lassen, ungetzweiffelt, euere ksl. Mt. die werden clerlich befinden, auch bereitan befunden und vermerckt haben, daß Hg. Heinrichenn so vil an der religion nit gelegen, sonder vielmehr euere ksl. Mt. gegen diesen stenden zu vorbittern und also unruhe in deutzscher nationn zu erwecken und zu erregen, welches der almechtig gnediglich wenden wölle. Dann daß gemelte churfursten, fursten, stende und stete die sachen der christlichen religionn und gotlichen, warhaftigen worts recht und christlich meynen, das haben euere ksl. Mt. auß mehrmalß gescheenen anzeig, bericht und handlung gnedigst vormerckt und befunden, werden es auch mit Gottes hulf forder anders nicht vermercken oder befinden, dann daß ir entlich gemut und meynung zue Gottes lob, erweiterung seines gotlichen worts, rechtschafner christlicher eynigkeith und zue allem pillichen gehorsam gegen euere ksl. Mt., auch zu erhaltung friden und ruhe im hl. reich zum hochsten geneigt, darumb ihnen alles das wiederige gemelter Hg. Heinrich mit ungrunt zumist.

Und dieweil die stende Hg. Heinrichs gemuth also, wie oblaut, vermercken, so wissen euerer ksl. Mt. wir ferner in underthenigkeith nicht unangetzeigt zu lassen, daß gemelter von Braunschweig, wie man glaublich bericht, Dr. Heltenn anher sol haben erfordern lassen, villeicht der meynung, daß er ihnen in die vorstehende handlung und sachen dieses reichstags schieben muge. Nhun ist es viel leuthen bewust, daß gemelter Heldt viel zanck und wiederwillen under etzlichen stenden des reichs verursacht, allerley practiken getrieben und gesucht, die zue unruhe ursach geben möchten und verschiener zeit den nurmbergischen fridtstandt zue Schmalkaldenn mit seiner interpretationn mehr zerruttet dan gefurdert, daß also auß berurten und andern ursachen, die man wol antzuzeigen wuste und itzt euere ksl. Mt. darmit underthenigst zu verschonen bedacht, wenig vertrauen zu haben, do er in solche vorstehende handlung und beratschlagung geschoben wurde, daß die zu gutem, fridlichen und fruchtbaren ende gedeyen solten6.

Neben dem aber hat sich Dr. Braun, welcher auf dem verschienen tag zue Wormbß in die handlung durch etzliche eingeschoben, in viel wege wieder diese stende daselbst und sunsten, friden und einigkeit zu verhindern, gantz verdechtig ertzeigt, welches unsers versehenß euere ksl. Mt. werden bericht entpfangen haben oder nochmalß sich gnedigst zu erkundigen wissen7. Alß haben euere ksl. Mt. gnedigst zu ermessen, dieweil es dieser beiden personen halb inmassen, wie gemelt, geschaffen und gestalt, also daß sie mehr zu verhinderung dann zu forderung christlicher eynigkeith, friden und ruhe geneigt, daß sie zue vorhabender handlung wenig dinstlich. Und ist derhalben in nahmen und von wegen vorgemelter churfursten, fursten, stende und stete unser underthenigst bit, euere ksl. Mt. wölten gnedigst darvor seyn, daß mehr genante Dr. Heldt und Braun alß zum höchsten verdechtige personen nicht möchten in die vorstehenden, gemeinen religionn- oder frideshandlung durch jemants eingedrungen und furgesatzt werden, in gnedigster betrachtung ermelter ursachen und, damit desto fruchtbarlicher zue lob des almechtigen, christlicher einigkeit, friden, ruhe und aller wolfarth des reichs alle sachen möchten furgenohmen, beratschlagt und gehandelt werden, dartzu sich dann diese stende mermalß underthenigst erbothen und nochmalß in aller underthenigkeit gegen euere ksl. Mt. thun erbiethen. Daß auch euere ksl. Mt. diese underthenigste anzeig nicht anderß dann irer hohen, unvermeidlichen nodturft nach allen furstehenden sachen zum besten von ihnen gemeint genedigst vermercken wölten, das seindt umb euere ksl. Mt. alß unsern allergnedigsten kaiser und hern gemelte churfursten, fursten, stende und stete in aller underthenigkeit und gehorsam zu verdienen underthenigst erbotig, schuldig und ganz willig etc., euer ksl. Mt. genedigste antworth hierauf underthenigst bittendt.

Actum Regenspurgk, Sonnabent nach Letare anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Die Supplikation der schmalkaldischen Verbündeten wurde am 2. April abschließend beraten und beschlossen, vgl. den protokollarischen Bericht über die Verhandlungen der schmalkaldischen Verbündeten am 2. April 1541 [Nr. 63]. Dem Kaiser wurde sie am 3. April nachmittags in lat. und dt. Sprache übergeben, vgl. die sächsischen Reichstagsgesandten an Kf. Johann Friedrich und Hg. Johann Ernst von Sachsen, Regensburg, 1541 April 3 [Nr. 546].
a
 Unsichere Lesart nach B und C präzisiert.
2
 Vgl. die Stellungnahme der in Regensburg anwesenden Gesandten der schmalkaldischen Verbündeten zu einer Anfrage der Straßburger Gesandten, Regensburg, o. Datum, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 157r–158v (Kop.): Nachdem die gesanthen der stadt Straßburgk den eynungsverwanthen fursten, potschaften und rethen, so alhie zue Regenspurgk itziger zeit versamlet gewest, angetzeigt, welchergestalt ire hern und obern von wegen der carthausen, vor Straßburg gelegen, mit processen uber den keyserlichen gebothenen stilstandt oder suspensionn von dem camergericht beschwert werden, und derhalben bey hochgedachten fursten, potschaften und rethen undertheniglich und freuntlich angesucht und gebethen, was iren hern und obern disfalß am keiserlichen camergericht furtzunehmen sein möchte, iren rath und gutduncken mitzutheilen, alß wirdet bedacht, nit unbequem zu sein, daß derwegen bey dem H. Granuel durch die gesanthen der stat Straßburgk ansuchung beschee, mit sonderlicher vermeldung, dieweil ditz ein religionnsachen, dorinnen neben andern die ksl. Mt. die gebethene suspensionn verschaft, und aber durch das camergericht derselben in solcher sachen nicht wölte stadtgegeben werden und die sachen dermassen gelegen, daß sie keynen vertzug leiden könte, die ding bey ksl. Mt. dohin zu richten und zufurderst, darmit one vertzugk durch die ksl. Mt. berurtem camergericht ernstlich geschrieben und bevolhen, in gedachter sachen mit der ausgangnen citationn und fernern processen stillertzustehen und die von Straßburgk der einmhal bewilligten und gebothenen suspensionn wircklich entpfinden lassen, und, op durch die gesanthen der von Straßburgk bey Granuel ichts erlangt, daß gleichwol gemeyne stende derwegen bey der ksl. Mt. semptliche ansuchung thun wöllen. Und nachdem man ungewiß, op solche schriften und mandata am keyserlichen hoff so balt mögen erlangt werden und op auch das camergericht, denselben zu gehorsamen, willens, so wirdet weiter bedacht, daß es denen von Straßburgk in alwege ratsam sein solte, den angesatzten termin nicht hingehn zu lassen, sonder durch ire geschickten zu besuchen und in dieser religionnsach vor camerrichter und beysitzern die hievor bescheene recusationn verneuern und, daß sie denselbten anhengig sein wölten und gedechten, protestiren lassen, zudem weil camerrichter und beisitzer wißlich, daß die röm. ksl. Mt. alle religionsachen, auch die denselbten anhengig und dorauß erwachsen, suspendirt und durch ire ksl. Mt. angestelleth, so werden sich camerrichter und beisitzer onedas, daruber zu procediren, zu enthalten wissen, welches die gesanthen der stat Straßburgk allein camerrichter und beisitzern berichtsweiß, aber damit von der vorgewanthen recusation unabgestanden wolten erinnert, auch davon offentlich protestirt haben. Dann solte von ihnen daruber einiche proceß oder erkentnus bescheen, so musten die von Straßburgk solchs alles vor nichtig, kraftloß und unbundig achten und halten und sich dargegen irer vorgewanthen recusation und der keyserlichen suspensionn an geburenden orthen zu gebrauchen wissen. Demnach wirdet in alwege bedacht, daß es denen von Straßburgk nicht zu rathen, diese sachen voneinander zu trennen oder zu sondern und sich der hauptsachen halben eines theilß mit bericht eintzulassen, sonder schlechts uff die recusationn und suspension zu dringen.
b
 In C: gemainlich.
3
 Zum Konflikt der Stadt Braunschweig mit Hg. Heinrich von Braunschweig und zu den aktuellen Beschwerden der Stadt vgl. das ksl. Mandat an die Stadt Braunschweig, Brüssel, 1540 Oktober 28, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 372 Nr. 142, fol. 35r–39v; das ksl. Mandat an Hg. Heinrich von Braunschweig, Brüssel, 1540 Oktober 28, ebd. fol. 31r–34v; der Rat von Braunschweig an Lgf. Philipp von Hessen, 1541 Februar 19, ebd. fol. 92r–94v; ders. an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, 1541 März 4, ebd. fol. 62r–64v; ders. an dens., 1541 März 11, ebd. fol. 95r–99v und ders. an dens., 1541 März 16, ebd. fol. 3r–6v.
4
 Zum Fall Dellinghausen vgl. Täubrich, Herzog Heinrich der Jüngere, S. 146–147.
5
 Zum Konflikt Hg. Heinrichs von Braunschweig mit den Städten Braunschweig und Goslar vgl. Täubrich, Herzog Heinrich der Jüngere, S. 114–132, S. 136–137, S. 145–147 und S. 169–172.
6
 Vgl. Dr. Matthias Held an Hg. Heinrich von Braunschweig, Neuhausen bei Worms, 1541 März 7, Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. III, Nr. 113, S. 369–371.
7
 Zu Dr. Konrad Braun vgl. Rößner, Konrad Braun, passim und besonders S. 63–83.