Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Hannover NLA, Hild. 1, Nr. 783, fol. 34r–37v (Kop.); ÜS fol. 34r: Copia der nebensupplication Hg. Heynrichs, ksl. Mt. ubergeben.

B  koll. Hannover NLA, Hild. 1 Nr. 784, fol. 527r–531r (Kop.).

Eur ksl. Mt. wiessen sich mit genaden zu erinnern, welchergestalt mein vetter seliger, Hg. Erich zu Braunschweig etc., und ich des verschienen 19. jars der wenigern zale one vorgehende verwarnung und einiche redtlichen ursachen und allein dem Kg. zu Franckreich zum besten und zu verhynderung euer ksl. Mt. wälle wider recht, die reichsordnung, constitution, reformation und den hochverpeenten, außgekundigten landfridden von bischoff und capitel zu Hildeshem mit einhelligem rathe und einem gewaltigen hörzug uberzogen und an landen und leutten mit brandt, name, raub, todschlag, zerstörung, blunderung und einnemung mercklich beschedigt, vergwaltigt, verletzt, das auch mein vetter seliger und brueder, Hg. Wilhelm, sambt vielen vom adel geschlagen, gefangen und in merckliche summen gulden geschätzt worden sein. Und da diese streitige kriegs- und landtfriedbrüchtige, geübte handlung von den bewilligten händlern vor eur ksl. Mt. auf dem gehaltenem reichstag zu Wormbs vermüge eines aufgerichten compromiß erwachsen und als damahls dieselben irrungen in der guette nit kunden vergliechen oder beigelegt werden, haben eur ksl. Mt. mit rath, wiessen und willen der gaystlichen und weltlichen churfursten, fursten und stende des hl. reichs ein decret in den berürten kriegsgebrechen promulgirn und ergeen lassen und bey peenen der acht beyden tayln, sich desselben zu halten, gebetten. Wiewol nun solch decret meynem gedachten vetter seligen und mir nit wenig beschwerlich gewesen, dannoch zu gehorsam eur ksl. Mt. ist es von meynem vettern und mir angenommen worden, welchem wir unsers theyls gehorsamlich nachgesetzt, der zuversicht, die gegentheyln sollten gleichergestalt auch gethan haben. So haben sie doch solch decret nit allein nit angenommen, sonder die gefangene uff das neu in schwere gefängnus gesetzt, geschätzt und die eingenommen heuser eur ksl. Mt. commissarien Oberweymarn nit einstellen wollen und in andere mehr beschwerliche wege darwider gehandelt, alles zu verachtung, zu vercleynerung und spott euer ksl. Mt., darauß dan eur ksl. Mt. verursacht und bewogen worden sein, zuvolge ihrem verkundigten decret die gegentheyln in eur ksl. Mt. und des hl. reichs acht zu sprechen, zu erkennen, zu declarirn und vor solche offenbarte, erkenthe, erclerte landtfridbrecher und ächter durch offene gebotsbrief denuncirn und offenbaren ze lassen, wider welche also geoffenbarte, erkanthe und erklerte ächter eur ksl. Mt. dem Kg. von Dennemark, genanten meynen vetter seligen und mir die execution gesprochner acht demandirt und bevolhen, dero wir uns auch zu gehorsam euer ksl. Mt. underfangen und etliche schloß, stett und dorffer von dem stieft Hildeshem eingenomen und erobert haben. Darauf mein vetter und ich erstlich mit dem capittel zu Hildeshem vermöge des quedlinburgischen vertrags, welchen die babstliche Hlt. und euer ksl. Mt. gnedigst bestettigt, vertragen, vereynigt, versönet und volgendts zu Augspurg durch eur ksl. Mt. mit den gedachten, eröberten hildeshemischen guettern vermöge erlangter lehenbrive gnedigst investirt und belehenet worden sein.

Aber dys alles unbetrachtet, hat jetziger Bf. zu Hyldeshem meynem vettern seligen und mich uff ein vermeynt, nichtig spolium der berurten, eroberten hildensheymischen guetter halber vor der babstlichen Hlt. fürgenommen. Und wiewoll mein vetter seliger und ich darwider declinatorias fori oder abweychliche, rechtmessige und ergrundte exceptiones furgewendet, als das die guetter, daruber der streyt ist, eur ksl. Mt. und des reichs lehen und beyde theyl euer ksl. Mt. lehentrager wehren, und, wiewoll solchs warhe, dennocht so hat er vermittelst seinem gethanem ayde in seinen etlichen vermeynten gegebnen responsion verneynt, das die streyttige lehengüetter von euer ksl. Mt. und dem hl. reich herruerend und des reichs regalien weren, dardurch er sich derselbigen verlustig gemacht hette, wa ihme daran hette einiche gerechtigkeyt gebuert, wie ich dann auß oberzelten ursachen gar nit gestee noch gesteen kan.

An dem andern, seyttemal des bischoffs und capittels zu Hyldeshem spoliirung und vergwaltige, friedbrüchtige entsetzung und beschedigung meyns vettern seligen und meyner landt und leutte (darauß sich dan dieser streyt geursacht und derselben vorgeenden, frydbrüchtigen, geubten handlung anhengig ist) vor euer ksl. Mt. als dem bequemen, ordentlichen richter introducirt und anhengig worden ist, so haben mein vetter und ich in solcher noch werender rechtsübung mit keynem rechten vor die babstliche Hlt. als eynem andern richter mögen gezogen werden, angesehen, das dardurch der babstlichen Hlt. jurisdiction, woe ihr Hlt. einiche gehabt, als ich nit gestendig bin, prevenirt und vorkomen worden were und das auch continentia causarum nit soll oder möge dividirt werden, des ich mich zu recht thue ziehen und eur ksl. Mt. auß hochstem verstandt selbst leichtsam zu ermessen haben.

Zum dritten und zu verhynderung der litiscontestation, das die gegentheyl meynen vettern und mich, wie ich hieoben vermeldet, one einiche rechtliche ursache und vorgeende absagung spoliert, entsetzt und vergwaltigt, das mein vetter und ich (aus diesem und andern furbringen, das seine L. selige und ich die gegentheiln nit spoliirt, sonder allein meri executores gewesen und, was seine L. und ich gethan, das solchs auß eur ksl. Mt. geheyß nit one seiner L. und meyne grosse darlegung und costen gescheen und darumb woll entschuldigt weren, zu recht gezogen) verhofft hetten, wie dan nit unbillich, die babstliche Hlt. wurde diese sach nit angenommen, sonder vor eur ksl. Mt. remittirt haben, dahyn sie auch gehörig und billich solt remittirt worden sein. Aber unangesehen des und anders hat bäbstliche Hlt. mit dem collegio cardinalium erkanth sich vor einen bequemen und competenten judicem oder richter, wiewoll nichtiglich und auß keinem erheblichen grunde, dardurch mein vetter seliger und ich bewogen worden sein, von solcher vermeynten und nichtigen interlocutorien an die bäbstliche Hlt. und eur ksl. Mt. alternative zu appellirn, welche interponirte appellation mein vetter seliger und ich eur ksl. Mt. haben zuvertigen und insinuirn oder notificirn lassen.

Ferner als der gegenteyl auf solchs vermelth nichtig, vermeynt, widerrechtlich beiurtheyl nit gefeyret, sein, meyns vettern seligen, und meyne gesetzte procuratores (doch zu keynem weyttern actum als zu der declination fori) und one meyns vettern und mein mandat oder bevelh zu abtreybung des gegentheils ungestüme und unrechtmessigs anhalten verursacht worden, etliche gegenwehrliche relevantes und erhebliche articul einzugeben von wegen meyns vettern und mein, welche auch angenomen, admittirt und zugelassen worden sein, darauf auch und auf einen jeden in sonderheit der gegentheyl vermyttelst seynem ayde geantwort und respondirt. Aber, da sie sich, dieselben zu beweysen, erbotten und umb remissoria angehalten, ist ihne die beweysung wider recht und alle erbarkeyt, das man die warheit nit hat erkunden, sonder die gegenwher abschneyden wollen, auch über erhaltung compulsorial abgestrickt worden. Und hat bäbstliche Hlt. darauf alsbald wider meynen vettern seligen (der domahls verstorben ist gewesen) unerfordert und ungeladen seinen erben und mich endtlich diffinirt und gesprochen, alles wider recht, nulliter und nichtiglich, von welcher vermeynten, nichtigen und unrechtmessigen urtheyl, das meyn vetter seliger und ich den gegentheyln restituirn sollen, hab ich mich von wegen mein selbst und meyns jungen vettern curatorio nomine als beschwert an bäbstliche Hlt. und eur ksl. Mt. alternative berueffen, wie ich solche appellation eur ksl. Mt. auch zugeschickt und notificirt hab. Aber bäbstliche Hlt. hat die appellation, so meins vettern seligen und meine procuratores interponirt, cum responsione appellatorum refutatoriorum auch abgeschlagen. Jedoch haben ihre Hlt. meynen gesandten Friedrichen Wedemeiger mundtlich angezeigt und verheyssen, die executorial eur ksl. Mt. mit aygner bottschaft zuzusenden und one eur ksl. Mt. vorwiessen in negocio executionis nichts zu handeln.

Demnach sich dan diese ding nit anderst, als wie vermeldet ist, zugetragen, das wider meynen vetter seligen und mich also nichtiglich ist gesprochen worden und die guetter, dorumb der streyt ist, von eur ksl. Mt. und dem hl. reich zu lehen herrüren und ihn dieser sachen nyemandts anders als eur ksl. Mt. richter sein künden und mein vetter seliger und ich erstlich sambtlich und ich darnach von wegen mein und meynes jungen vettern von der vermeynten diffinitiva an eur ksl. Mt. mich beruffen, als ich vernymme, das eur ksl. Mt., derselben stattzugeben, geneigt sey, des ich mich von wegen mein und meines jungen vettern zum hochsten in aller underthenigkeit thue bedancken, und dan auch mit den eröberten guettern von eur ksl. Mt. mein vetter seliger und ich gnedigst belehenet worden sein und solche eröberung auß sonderlichen eur ksl. Mt. bevelch, geheyß, gebott und mandat nit one grossen, dapfern costen und darlegung von meynem vettern seligen und mir bescheen ist, so wyll ich mir keynen zweyffel machen, eur ksl. Mt. aus allen angezeigten, bewegenden ursachen und als mein und meines jungen vettern ordentliche obrigkeit und lehenherre und in bedencken, wan es dermassen gelten sollte, das eur ksl. Mt. wenig gehorsams in dem reich erhalten kondten, werden mich und meynen jungen vettern bey eur ksl. Mt. ergangen decret, darauf ervolgter acht, eröberung und belehenung der guetter schützen, handthaben, vertheydingen und in solcher rechtmessigen, rechtfertigen sachen nit verlossen, und gelangt demnach an eur ksl. Mt. mein gantz underthenigst, vlheliche bitt von wegen mein und meynes vettern, sie wolle gnedigst geruhen, dem bischoff, mit der execution in ruhe zu steen, inhibirn zu lassen, dan mein vetter und ich des erbiettens sein, so er ihnen und mich nit unbesprochen lassen wyll, das mein vetter und ich vor eur ksl. Mt. ihme des rechten nit wollen fürsein, inmassen eur ksl. Mt. vor etlichen jaren statthalter und regiment in dem reiche nit nachhengen wöllen, das sie sich der sachen underfangen sollten, sonder das sie allein vor eur ksl. Mt. selbst person gehörig vermöge inligender copey, wie das alles der ksl. Mt. auch woll gewiest ist, und alles anders von eur ksl. Mt. bescheen moge, das meynem jungen vettern und mir hierin wider den bischof und die vermeynte execution dienstlich sein kan, und das mein junger vetter und ich in dem fhall, sich der bischof ungehorsamlich erweysen wurde, uns nochmals der gegeben execution, die mein vetter seliger und ich uns in dem von eur ksl. Mt. confirmirten quedlinburgischen vertrag auf solchen vhall außdrucklich vorbehalten haben, gebrauchen mögen und das eur ksl. Mt. mir und meynem vettern darzu gnedigst verholfen sein wollen.

Anmerkungen

1
 Es handelt sich offenbar um die in Nr. 269erwähnte, erste supplicationschrieft Hg. Heinrichs von Braunschweig in Sachen Stift Hildesheim. Dafür sprechen u. a. die inhaltlichen Parallelen und der Verzicht auf eine Bezugnahme auf eine Eingabe Bf. Valentins von Hildesheim.