Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Mühlhausen StadtA, 1–10/C5, pag. 53–75 und pag. 78 (Kop.); DV v. a. Hd. pag. 78: Warhafte verantwortung und gegenbericht dero von Mulhausen uf der ksl. Mt. gnedigst bescheen beger auf der chur- und fürsten Sachßen und Heßen rhete an ire Mt. gethane supplication, ubergeben ufm reichstag zu Regenspurgk, im Maio anno etc. 41.
Demnach euer ksl. Mt. verschiener tagen von der durchleuchtigsten, durchleuchtigen, hochgebornen chur- und fursten Sachssen und Hessen, unserer gnedigsten und gnedigen herren, rheten, uff diesen reichstag ghen Regenspurg verordnet, ein schrift ubergeben, darin dann euere ksl. Mt. und des hl. reichs stat Mulhausen in Doringen zum hochsten gantz unverschulter sachen angethast, des ungrundts beschuldiget und verunglimpft, solche schrift dan euer ksl. Mt. nechstverschienen tagen unß gnedigst behendigen lassen mit gnedigster beger und bevelch, von wegen euer ksl. Mt. und des hl. reichs stat Mulhausen daruff wharhaften gegenbericht und verantwurtung euerer ksl. Mt. zu thun. Wiewoll wir nun, mit hochgedachten chur- und fursten Sachssen und Hessen oder irer kfl. und fstl. Gn. rheten in einem oder mheren puncten, solcher irer euerer ksl. Mt. ubergebner schrift inverleybt, von wegen einer armen stat Mulhausen in eynige disputation einzulaßen, gar nit gemeyndt, deß auch von einem rhat kheynen bevelch haben, jedoch dieweil genante stat Mulhausen und wir euer ksl. Mt. und dem hl. reich mit glubten und ayden zum fordersten zugethan unß bekhennen, derhalben dann uff euer ksl. Mt. gnedigst beger und bevelhen, solchen gegenbericht und verantwurtung zu thuen, sovil unß in der eyl noch in gedechtnuß geweßen, wir auß unterthenigster gehorsam nit haben wissen zu unterlassen. Doch wo einer armen stat Mulhausen weyther verantwurtung vonnotten, wollen wir ir solliche volkhommenlichen zu thun, darzu mit dieser unß mit hochgedachten unsern gnedigsten und gnedigen herren Sachssen und Hessen in khein disputation ingelassen, auch solche niemands zu nach oder schmach noch kheiner andern gestalt dann zu rettung einer armen stat Mulhausen unschuld aus unterthenigster, schuldiger gehorsam gethan haben, des wir unß hiemit herlichen protestiren.
Und sagen demnach und uffs kurtzts, das wir von wegen eyner armen stat Mulhausen den eyngang und, was dem anhangt, biß auf den vierten puncten, in churfursten und fursten Sachssen und Hessen rhäte verunglympflichen schrift verleibt, nit gestendig und lassen sollichs als kheiner antwurdt wirdig uff seinem unwhert beruhen. Sovil aber nachvolgende materias belangt, als nemlich uff den angemaßten vierten puncten berumpt gerechtigkeit, so ir kfl. und fstl. Gn. Sachssen und Hessen bei 16 jarn ruiglich ingehabt haben sollen, das wurdt auch nit bestanden, der ursachen, das des hl. reichs gemeyne stendt frei- und reichsstet in vorigen und jetzundt nocheynander dreier augspurgischen und regenspurgischen gehalten reichstagen gemeynlich an euer ksl. Mt. unterthenigst, euer ksl. Mt. und des hl. reichs stat Mulhausen widerumb zu euer ksl. Mt. und dem reich, inmassen sie vor aufgerichtem, darein getrungnem vertrag gewest, widerumb zu nemen, heftig supplicirt und angehalten haben, auch euer ksl. Mt. allergnedigst tröstlich decret geben. Wie khan dan gesagt werden, das ir kfl. und fstl. Gn. ruiglich als possessores solchs ingehapt haben.
Sovil nun den uberigen anhang belangen thut, als solten ir kfl. und fstl. Gn. dem reich nichs entzogen haben, darzu wirdt mit wharheit geantwurt, das hochermelte drei churfursten und fursten Sachssen und Hessen der armen stat Mulhausen biß in 20 dorf on die weyler, so euer ksl. Mt., dem reich und der stat Mulhausen gehorig, eingenummen, die sampt der jherlichen nutzung davon enzogen haben. Zum andern, das schultheiß- und gerichtsampt und darein gehorigen nutzungen der zinsen behalten. Zum dritten, euer ksl. Mt., dem reich und der stat mit bestetigung des regiments und rhats one ir der chur- und fursten bewilligung nit haben mher zu besetzen, irn kfl. und fstl. Gn. eydtspflichtung thun mussen. Zum vierdten, öffnung der stat, darzu volg, hilf, gehorsame, so oft irn kfl. und fstl. Gn. gefelt, zu thun, item, in einen ewigen erbschutz und schirm und in summa dahin in hochste servitut gezwungen, das kheyn underschiedt jetzundt zwischen irer kfl. und fstl. Gn. selbs eygen leuthen und der stat Mulhausen mher ist. Ob nun solchs nit dem reich zu mercklichem, verletzlichem appruch raich, davon dan das reich abbruchig geringert, in noten mit iren anlagen, hulf und ander der reichssteuer und obligenden beschwerden begegnet und jetzundt auß solchem anhang nit mehr zu erschwingen muglich, das gibt eynem auch gerings verstendigen bericht. Sonst, das zuletst gemeldet wurdt, das denen von Mulhausen noch jemandts derhalben zu clagen gepure, das last man uff seinem unwhert berhuen. Dieweil euer ksl. Mt. als merer des reichs nit gemayndt, das dem reich also etwas entzogen, wie gemeyne stende der frei- und reichsstet zu Augspurg anno etc. 30 und uff diesem und nechst vorgehalten reichstagen zu Regenspurg, die stat Mulhausen widerumb zu euer Mt. und dem reich aller gestalt, wie die vor uffgerichtem vertrag geweßen, zu restituiren und zu nemen, supplicirt.
In dem funften und sechsten artickel nacheinander belangendt, bedorfen gleichwoll kheiner antwurdt, dann euer ksl. Mt. uff gemeyner des hl. reichs stend frei- und reichsstet uff dreien (wie oben gemelt) gehalten reichstagen bescheener furpit, darzu euer Mt., auß selbst eygner, zum reich tragender lieb geraytzt, endtlich gemeyndt, das niemandts an seiner habenden gerechtigkeit verletzt, sonder bei ordenlichen rechten, dem landtfriden und andern löblichen des reichs abschieden gehalten und gehandthabt pleibe, vorigen eheren, standt, regiment restituirt, der uffgelegten pflicht erloßen und zu dem hl. reich getzogen werde. Und haben die von Mulhausen, wo sie restituirt, wie dan gemeyner stend und der frei- und reichsstet unterthenigst bitten wer, zu inen zu sprechen, an orten und enden sich ein solchs gepuret, geburlichs rechtens zu seyn, khein abscheugen.
Und dan weither uff den siebenden und achten versickel oder puncten, so leyt leyder nur zuviel am tag, was euer ksl. Mt. und dem hl. reich so hoher, verletzlicher appruch durch solch der stat Mulhausen entziehung begegnet, welchs dan euer ksl. Mt. und gemeynen stenden zu gedulden hoch beschwerlich etc., der ursachen, dan durch die stend frey- und reichsstet an euer Mt. mermals supplicirt worden ist und das der vertrag im veldtleger durch ir kfl. und fstl. Gn. selbs wolgefellig uffgericht und mit gmeyner stat sigil, so ir kfl. und fstl. Gn. bei handen und in gewalt gehapt, daran gehengt becreftiget. Das ist alles wissenlich, und haben doch die von Mulhausen, euer ksl. Mt. und dem reich an irer gerechtigkeit nicht hinzugeben, macht gehapt noch nit haben. Und ob sie schon den ufferlegten aid zwingenlich ex illata violentia reali und hoster forcht als gefangen, werloß leut erstattet, so ist doch whar, das in allen juramenten authoritas superioris außgenommen wirdt verstanden.
Sovil dan im neundten anziehen der chur- und fursten Sachssen und Hessen gesandter rhet betrifft, als hetten ir kfl. und fstl. Gn. solchen gewaltsamen angriff, gegen der stat Mulhausen begangen, von wegen des reichs und teutscher nation sachen halben gethan etc., wo ir kfl. und fstl. Gn. die uffrurische theter allein gestraft, mochte iren kfl. und fstl. Gn. khein verweysunge bescheen. Aber das ir kfl. und fstl. Gn., nachdem durch ir kfl. und fstl. Gn. die zwen der uffrurischen hauffen, der erst zu Fulden, der ander zu Dhuringen geschlagen und zertrent und letstlich on alle darzu gegebner ursachen des reichs stat Mulhausen angriffen, uß welcher etlich der gemeyn uffrurischen uß der stat numehr da ir geburlich straff zu andern der geschlagnen hauffen empfangen und das unschuldig volcklin erst leyden mussen, des reichs dorfer ingenommen, inhalt des vermeyndten veldtlegerischen vertrags gehandelt, das gibt der keyserlich landtfrid, auch alle geschriebne recht und constitution nit zu. Also ist von den hochloblichen chur- und fursten pfaltzgraven und Hg. in Lotringen nit gehandelt, sonder haben ir kfl. und fstl. Gn. die theter gestraft und dem reich nichs entzogen und unverseert desjhenigen, das dem reich gehorig, bleiben lassen etc. Uber das ir kfl. Gn. Sachssen und Hessen der stat zuvor zuembottten, sie weren nit do, ires guts und bluts der unschuldigen zu begeren, sonder allein die uffrurischen thetter zu straffen etc., daruff sie sich iren kfl. und fstl. Gn. ergeben etc. Ob nun aber der chur- und fursten daruff gevolgte handlung dem reich nit zum hochsten verletzlich, bringt der vertrag mit etc. Und haben sich auch ir kfl. und fstl. Gn. gnedigst und gnediglich woll mit wharheit zu erinnern, das der zeit das wesenlich, von euer ksl. Mt. bestettigt regiment und rhat von den uffrurischen gewaltiglichen entsetzt, auß der stat entweichen mußen, das also die stat on ein regiment und haupt, derwegen durch das gemeyn und uffrurisch böfel universitas, das ist die stat, an ir selbst nichts verwirckt. Das bringen nit alleyn die gemeynen, geschrieben recht mit inen, sonder auch des reichs constitution, landtfriden und selbst der mentschlich, lebendig verstandt gibt solchs, zu denselbigen getzogen.
Uff den zwolften puncten also anfahent ‚Zum ersten werden die von Mulhausen‘ etc. wirdt solchs kheinswegs bestanden und hetten sich die churfurstlichen und furstlichen rhete Sachssen und Hessen selbst woll das gegenspiel in stellung dießes ungrundigen anzaigs wissen zu halten, dan eynmall die unwidersprechlich wharheit ist, das der Muntzer von Altstet des churfurstenthumbs Sachssen, alda er erstlich sein widertaufferisch, uffrurische leer offentlich gepredigt, den gemeynen man zu emporung an sich gehengt und erweckt hat, daruber er, Muntzer, von dem Kf. zu Sachssen in fengknuß khommen, zu Weymar etliche zeit gefengklich enthalten, aber nochmals seiner fengklichen verstrickung frei, widerumb ledig on einich straff außkhommen und daruff hin und wider im land widerumb mher uffurisch gepredigt und sonderlich im stift Fulda, ehe er gegen Mulhausen khommen, da er dan auch von wegen seiner verfurischen leer gefengklich enthalten worden, fur eins.
Zum andern so ist auch wissentlich whar, das gleichergestalt der Pfeiffer auß dem gotzhauß oder closter Reyffenstein im ertzbistumb Meintz entloffen und gleichergestalt im landt umb dem armen, eynfeltigen man uff dem Aichsfeldt in Doringen hin und wieder sein widertaufferische, aufrurische leer gepredigt, den gemeynen man in aussern herschaften, churfursten- und furstenthumb, an sich, also baide buben, Muntzer und Pfeiffer, gehengt, auß diesem dan offenpar, wo der erst ursprung der uffrurer herkompt. Dan so die churfurstlich durchleuchtigkeit erstes hetten den Muntzer gestraft und auch andere obrigkeit den Pfeiffer, were solchs ubel alles vermitten plieben. Und das weither wurdt antzaigt, als hetten die von Mulhausen baider, Muntzers und Pfeiffers, rhat gevolgt, sie in irer stat enthalten etc., wirdt sich also nymermehr befinden.
Und euer ksl. Mt. untertheniglich mit grundt zu berichten, so ist whar, als gemelter Muntzer seiner fengknuß vom Kf. zu Sachsen frei erlassen und der außgetretten Pfeiffer baide hin und wider ausserhalb umb die stat in andern herschaften uff dem landt mit irem uffrurischen predigen das gemeyn volck an sich gehengt, haben sie sich heymlich on wissen des rhats und regiments in die stat Mulhausen gekrochen, in winckeln dem gemeynen man verkerlich gepredigt. Als aber ein obrigkeit und regiment sollichs erfaren, sein die baide, Muntzer und Pfeiffer, von der obrigkeit der stat verwissen worden und das verschweren mussen. Nun khan ein stat nit woll abredig sein, das jetz gedachte zwen uffrurische widertauffer iren uffrurischen samen zum theil heymlich in den winckeln des gemeynen mans außgossen und also etlich inen anhengig gemacht. Als aber sie, die verloffen zwen predicanten, aus der stat Mulhausen verwießen und verschweren mussen, haben sie noch vil meheren, nachstelligen neydt gegen der stat und obrigkeit gefaßt und zugefarn, eynen grossen, erschrecklichen, irer hin und wider uff dem landt anderer herschaften solcher leer anhengigen hauffen zu sich genommen, mit wherhafter handt in die vorstat der stat Mulhausen heuffig khommen, der Pfeiffer also mit seinem aichßfeldischen und anderm zugelauffnem, uffrurischem volck und bauerschaften auch gepredigt, die von Mulhausen in der stat also geengstet, das sie die thor tag und nacht wachend mit irem gerusten geschutz verschloßen, auch eyner obrigkeit, rhat und regiments meynung und gemuet, die zusamen uffrurischen, widertaufferischen predicanten und iren anhang mit gewalt abzutreiben.
Und wie sich ein stat Mulhausen, rhat und regiment, darzu sampt dero gehorsamen burg[er] mit irer wheren zu der handlung geordnet und ein rhat und regiment also mit iren aigen, mit eydtspflichten verwandten unterthanen ausserhalb der stat irer dorfer heymlich geschickt, sie irer pflicht und eyd, damit sie der stat zugethan und verwandt, zum hochsten, mit iren wheren zu khommen, ermandt, aber dieselbigen der stat aidtspflichtige unterthanen von der baurschaft durch die mergedachten predicanten abfellig verwyssen, zudem Muntzer und Pfeiffer und irem hauffen wider die stat zu hauffen geloffen, das also ein stat on irer unterthanen hilf nicht außrichten mögen, sonder sunst hinweg gethedingt worden. Aber volgents der Pfeiffer mit seinem grossen anhang der aichßfeldischen auß dem ertzbistumb Meintz und andern vom landt in die stat weither unbewist der obrigkeit khommen, sein heymlich, uffrurische practic geübt, die sturmbglocken uber eynen ersamen rhat und regiment erschrockenlich angeschlagen, in iren rheten und geschaften samentlich uff dem rhathauß sitzendt mit grossern, zusamengeloffner uffrurischen das rhathauß umblegert, hochste gewaltsame angelegt, des rhats und regiments endtsetzt, auß der stat erbermblich mit weib und kinder in elendes fart die obrigkeit vertrieben, wie das ein kuntlich, offenpars wissens, die auch der stat fendlin und secret mit inen hinausgebracht.
Wie khan nun denen von Mulhausen zugemessen werden, das sie solch predicanten enthalten, ires rhats pflegen etc., die sie doch der stat verwyßen, welche predicanten sampt uffrurischen zusamen allenthalben der aichsfeldischen und ausserhalb anderer herschaften rottierten aus der stat Mulhausen die oberkheit verjagt, mit weib und kinder vertrieben, des rhats und regiments ernstandt schmelich endtsetzt haben. Und hat die stat Mulhausen eynicher rottierung, uffrurischen, begangner handlung khein ursach. Eyn solchs bekhennen die hochloblichen churfursten und fursten Sachssen und Hessen selbst in irer kfl. und fstl. Gn. gnedigst und gnediglich schreiben an den Ebf. und Kard. zu Mentz etc., von wegen der stat Mulhaußen außgangen, das ja die stat Mulhausen die wenigste schuldt haben, und zu verificirung dißes wharhaften anzaigs so ubergeben die von Mulhausen copias der churfursten und fursten Sachssen und Hessen schreiben, mit AA und die ander mit BB verzeichnet und signiert, darauß sich nun befindt, das denen von Mulhausen mit solchem unglimpflichen zumessen unrecht beschicht und ir antzaig und bericht die wharheit. Solchs dan euer ksl. Mt. wolle gnedigst bedencken und behertzigen.
Und dan nachvolgende des 13., 14., 15. und 16. artickels, darin verleipt, unrichtig anzaig belangend, sagen die von Mulhausen, das inen durch die chur- und fursten Sachssen und Hessen dero rhet und bottschaften mit irem unwissen solcher bezig zugemeßen und wirt sich eyn solchs nymmermehr also in grundt befinden, wurde auch inen, solchs wie recht darzuthun, beschwerlich sein, jha nit muglichen. Und sein dise artickel nacheinander aus nechst oben uff den 12. artickel gegeben, wharhaften bericht verantwurdt worden, mit kurtz zu denselben gezogen. Item, so wirdt sich nit befinden, das die von Mulhausen eyniche gotzhauß, kirchen oder closter in der stat nidergerissen, die clinodia, kirchengezierde genummen. Das oder dergleichen wurdt sich noch nit erfinden, in Mulhausen also bescheen sei, aber woll an andern orten und herschaften, welchs dan die von Mulhausen nit irrt. Und haben die von Mulhausen niemandts andern, durch die zwen ofternanten widerthauffischen predicanten sein landt und leut zu wusten, ursach geben oder zu uberziehen (darfur sie Gott lang bewaren woll). Ob aber das uffrurisch, zusamengelauffen böfel (nachdem sie die obrigkeit, rhat und regiment auß der stat Mulhausen mit endtsetzung ires standts, auch dero weib und kind verjagt) aus der stat getzogen, das lassen die von Mulhausen bleiben, davon sie nit wissen noch dabei in der stat als verjagt nit geweßen und viel erbar, fromme burger, die in der stat plieben, darein nit bewilligt, wie dan der Muntzers und Pfeiffers urgicht, in der sie die von Mulhausen gentzlich entschuldigen, gleichergestalt der churfursten [und] fursten Sachsen und Hessen genedigste schreiben obgemelt an den hochloblichen Ebf., Kard. und Kf. zu Meintz etc., von wegen Mulhausen außgangen etc., clarlich mitpringt. Und wurdt kheinswegs, was weither in diesem articulirten zu unglimpf denen von Mulhausen zugemessen, bestanden, dan leyder nit allein in Dhuringen, sonder auch an andern viel orten des reichs als Hessen, Lutringen und sonst solcher laydiger unrhat erstanden.
Der siebent [sic!] articuliert punct anfahent ‚Item, sie haben es dabei nicht pleiben lassen‘ etc. ist derselbig auß oben vorigen, wharhaften antzaig gnugsam verantwurdt. Dan als die aichßfeldischen und auß anderer herschaften heufs rottierten uffrurisch zusamengelauffen mit den zweien widertauffern [in] die stat Mulhausen (unwissent der obrigkeit und umb der frommen, gehorsamen burger) heymlich khommen und aldo ires gefallens den rhat und regiment entsetzt, mit weib und kinder verjagt, gemelte widertauffer in iren selbst der uffrurischen verordneten rhat gesetzt, mogen die außlendischen und andere, wie oben gemelt, samptlich woll widerumb aus der stat uffs Aichsfeldt und andere orten mher, darunder etliche auß der stat des uffrurischen bofels gelauffen, zogen sein. Das ist aber mit kheinem beistandt, hilf, wissen noch zuthun der obrigkeit, welche doch selbs erbermlich in das elendt verjagt, oder der gehorsamen, noch uberbliebnen, frommen burger bescheen, derhalben dieselbigen irer verhandlung nach ir straff empfangen haben.
Item, den 18., 19. und 20. durch die chur- und fursten sachsischen und hessischen rhet in namen irer kfl. und fstl. Gn. inverleibter, unbedechtlicher antzaig belangend, hetten sich die von Mulhausen als fromme, eher liebhabende, friedliche des hl. reichs stat nit sollen solchs unerfindtlichen zulegens versehen, darin inen je unrecht beschicht, dan alles, was darin angetzogen, wurdt kheinswegs (das solchs durch die von Mulhausen bescheen sei) gestanden, wurdt sich mit der hilf Gottes almechtigen als der oberster gerechtigkeit nit befinden. Aber was der aißfeldischen und anderer umbligenden fursten und obrigkeiten uffrurische unterthanen aus Sachssen und Hessen allenthalben zusamenrottirt und ubel, auch strefflich begangen, das gehet oder belangt die von Mulhausen (wie oben erzelt) gar nichts. Und ob gleichwol etliche uffrurische buben des böfels auß der stat Mulhausen mit inen getzogen, solte dasselbig des reichs stat Mulhausen, der gehorsamen obrigkeit und frommen andern burger zu verletzlichem nachtheil raichen, were solchs nit allein wider gemeyne recht, sonder auch wider alle gute sitten und menschliche vernunft. Dan was solte ich entgelten, so der ander verwirckt. Et hoc in praeiuditium tertii, ist das nit ein hohe, auß unschuldt begegnete straff, das die uffrurischen in die stat haymlich eyntrungen, die obrigkeit entsetzt, mit weib und kind ires vatterlandts verjagt, zudem, das der landtfriedt nit zugibt, das sich einer selbst solle vindiciren oder rechnen sine authoritate superioris et citra causae cognitionem. Was belangt es die stat und die verjagt, entsetzt obrigkeit, das etliche uffrurische buben hinauß der stat zun andern gelauffen, dieweil sie auch ir straff mit dem todt darob genommen. Und ist je zu erbarmen, das denen von Mulhausen die schuldt, durch andere begangen, soll wollen uffgetrochen werden.
Uff den 21. puncten also anfahendt ‚Sollichs alles hat die churfursten und fursten‘ etc. sein die von Mulhausen nit widerredig, das ir kfl. und fstl. Gn. Sachssen und Hessen der pflichten nach, dem hl. reich zugethan, die uffrurischen, wie auch der keyserlich landtfrid mitpringt, gestraft, zertrent. Das aber ir kfl. und fstl. Gn. Sachsen und Hessen, nachdem sie an zweien heuffen Fulden und in Dhuringen solche uffrurischen zertrent und geschlagen und letstlich auch on alle darzu gegebner ursachen fur die stat Mulhausen im widerkeren mit irer kfl. und fstl. Gn. kriegsleger gezogen, die stat uffgefordert und sich ir kfl. und fstl. Gn. zu rechnen unterstanden, solchs mag nit woll vermog der recht, keyserlichen landtfriedens und des hl. reichs abschieden verthedingt werden. Und kompt solche erlittene gewaltsame der stat Mulhausen, der gehorsamen obrigkeit und frommen, friedlichen burger zu unschulden. Und ist whar, das ir kfl. und fstl. Gn. mit der kriegsrustung die stat belegert, berendt, uffgefordert und weither uff der chur- und fursten Sachssen und Hessen ernstlich und erschrockenlich erfordern das arm, unschuldig, eynfeltig volckh, man und weib, barfueßig heraus der stat in das kriegsleger heuffig gezogen, den chur- und fursten aldo zu fussen gefallen sein, in gnaden und ungnaden sich ergeben. Und in summa alles, was von dem eyfeltigen volckh alda one einen hirten oder haupt begert, uffgericht worden one alle widerrede, aus hochster, menschlicher forcht, allein es sein leib und leben (in welches alles groß und klein geladen geschutz gericht und mit dem kriegsvolck zu roß und fueß umbringt) salviren und erretten mocht, eingangen.
Daruff ir kfl. und fstl. Gn. die stat mit gnediger zuentbottner vertrostung, das ir kfl. und fstl. Gn. dero von Mulhausen weder gut noch blut begerten, wie gemelt, eingenommen, aber gleichwol darin gehandelt, wie der wharhaft bericht, auch durch ir kfl. und fstl. Gn. selbst im leger gefelliger, daruber uffgerichter vertrag mitpringt, aller purger gewher, den marstall der pferdt und der stat sigil in irer kfl. und fstl. Gn. gewalt, auch clein und groß geschutz genommen, silber, golt und gelt und ander cleineter uff der stat verschloßen schatzkamer entwendt, einen grossen schatz traidt sogar sampt der beden weggefuert, die armen, stattlichen burger gefangen, geschetz, hingeschlaift, in den gefengknußen zum theil gestorben und sonst mit des reichs stat raichen gefellen, zinsen und gehorigen guter der dorf gehandelt und entzogen, wie der veldtlegerisch vertrag mitpringt, darzu in ungewonliche pflichten trungenlich genummen, alles unangesehen, das die obrigkeit, rhat und regimen (wie oft gemelt) mit weib und kinder verjagt, entsetzt, die schuldigen aus der stat entloffen und mit andern heuffen gestraft worden, alleyn des arm, unschuldigen völcklin der merer theil in der stat irer unschuldt vertrauent blieben oder, was auch noch verdechtig gefunden, durch ir kfl. und fstl. Gn. Sachssen und Hessen alsbald gestraft worden, das also der armen stat, auch den unschuldigen dem rechten und landtfrieden zuwider alles begegnet, uber das sie alspaldt 40.000 fl. von inen der blonderung halben erfordert, auch alspald daran 10.000 fl. erlegen haben mussen uber alle nam, auch der stat viech, so etliche reuter auß dem schloß, Sebach genant, hingefurt haben.
Sonst sovill letstlich angehengt wurdt, das ir kfl. und fstl. Gn. gutte, ordenliche pollicei und einen erbarn, verjagten und entsetzten rhat und regiment widerumb zu restituiren, das ist beschehen, nemens auch anstat deren von Mulhausen sollichs fur bekanth an. Darauß sich schließlich befindt, das alda der zeit khein ordnung oder pollicei gewest ist. Was auch weither hierin in disem artickel angetzogen und nit verantwurdt, das wirt gar nit gestanden. Dan der landtfrid gibt weg und maß, wie zu handlen. Es haist vim vi repellere, zu stebern, zertrennen und sich selbst nit zu rechnen. Ea enim ratione tutela iuditiorum in medio posita, ne quis sibi ius dicat etc., dan sich nymmermher befinden noch dargethan werden mag, das di stat universitas etwas im wenigsten verschuldt und begangen haben. Ob nun singulares personae etwas verwirckt, wie obgemelt, das mag oder khan der obrigkeit, das ist der stat, nit nachtheilig noch verletzlich sein, zum rechten und allem verstandt gezogen.
Das aber im 22. artickel, wie ir kfl. und fstl. Gn. Sachsen und Hessen rettung gethan haben solten, anzaigt wurdt, das ist irer kfl. und fstl. Gn. loblich, indem ir kfl. und fstl. Gn. die zwen uffrurische hauffen Fulden und in Dhuringen geschlagen und zertrent haben. Das aber letzlich ir kfl. und fstl. Gn. die arm des reichs stat angriffen, wie oben gemelt, und damit ires gefallens umbgangen und gehandelt, das ist wider recht, des reichs abschieden und lobliche constitution.
Inhalt des 23. artickels, das die von Mulhausen die closter verprent, die edelleut geplundert haben sollen, wirdt inen unpillich und unschuldiglich zugemeßen, auch inen erschrockenlich zu horen, dan wie sie selbst und meniglich der ort wissent, das ein lobliche obrigkeit, rhat und regiment zu Mulhausen bei alter, wharer, christenlicher religion bißher und noch gehalten und niemandts weder geistlichen noch weltlichen vielweniger umbliegenden adel laydes weder mit worten noch wercken bewießen haben. Das aber der adel von der iren selbst und andern der uffrurischen unterthanen und nit denen von Mulhausen (welch allein das geschrey haben mussen) schaden empfangen, das ist denen von Mulhausen getreulich leydt. Dieweil dan die stat Mulhausen in das geschrei khommen, haben sie aus unschuldt laut des darab gegeben receß des adels dem adel fur iren schaden 24.458 fl. bezalen mussen. Dweil die secher und selbst-verhandler in des adels aigen leut und der andern herschaften und fursten unterthanen gewest, solchs nit vermocht, ist durch ir kfl. und fstl. Gn. also selbs gefallens vertragen und die stat zu bezalen trungen worden.
Sonst der 24. artickel wurdt uff seinem ungrundt geloßen.
Aber den nachvolgenden 25. artickel, belangend das jerlich schirmgelt, sagen die von Mulhausen, das die stat durch einen veldtlegerischen, uffgerichten vertrag in eynen erbschirm, den chur- und fursten Sachsen und Hessen 900 fl. jherlich zu bezalen, zu mercklichem nachtheil des reichs getrungen worden.
Der inhalt des 26. artickels ist wider recht, den landtfrieden, des reichs constitution und zum hochsten verletzlich der stat und dem reich, dan ir kfl. und fstl. Gn. inen alle volg, offnung vorbehalten und also die stat dem reich entzogen, nit weniger als zu irer kfl. und fstl. Gn. eygen leuthen gemacht, wie offenlich gespurdt, welches sich nit verkligen noch verdecken khan. Dan wie khan einer einem herren mer verpflicht werden, dan das er im verbunden, treu und holdt zu seyn, seinen schaden warnen etc., item, offnung, volg, und hilf zu thun, und das ime der herr zu gebiethen und verbiethen habe etc., wie dan durch gmelten vertrag die von Mulhausen. Und ist whar, das in vergangnem turckenzug der Kf. zu Sachssen vermog seiner kfl. Gn. darob außgangen schreiben die von Mulhausen, mit vier rhaisigen und 20 fueßknecht zu volgen, erfordert, wie sie dan daruff gevolgt haben, das also das angetzaigt widerspiel befunden etc. Auch das weither inserirt und im artickel eingezogen wirdt, wie die von Mulhausen als diejhenigen, so von irer kfl. und fstl. Gn. bei leib, leben, ehren und gut behalten, derhalben unpillich, volg zu thun, sich sperreten. Darzu sagen die von Mulhausen, das sie nichts verwirckt noch strefflichs begangen, wie oft mit wharheit gemelt, dardurch sie ir leib, eheren und gut verloren hetten, dan sie selbst entsetzte und verlaßene leut geweßen und bedorfte hie dieses angetzognen scheins gar nit, dan, was die aufrurischen ausgetretnen verwirckt, haben sie ir selbst straff durch ir kfl. und fstl. Gn. empfangen. Das auch von der gemeynd der religion halber solte ansuchung bescheen sein, das ist einem rhat kheinswegs wissen noch bekhant.
Aber die angezogen, unbehulflich entschuldigung, das ir kfl. und fstl. Gn. der stat und des reichs dorfer eingenommen und behalten und mochten die von Mulhausen solche widerumb zu inen und dem reich mit 80.000 fl. loßen, ist zu erbarmen, ja wider recht, das einer des ander verhandlung auß unschuldt tragen solle. Dan die von Mulhausen den chur- und fursten Sachssen und Hessen khein ursach, einichen costen uffzuwenden, darzu geben. Ob nun dem reich durch solche zu-sich-ziehung der dorfer, davon euerer ksl. Mt. und dem reich alle steuer, anlag, hilf und, was sie pflichtig, jederzeit gereicht worden, nit verletzlicher nachtheil bewießen, bedarf kheins weithern anzaigens, sonder ein jeder gerings verstandts solchs woll abnemen mag. So haben ir kfl. und fstl. Gn. die dorfer mit aller nutzung biß in 16 jar lang ingehapt und die arm stat Mulhausen nichtdestweniger des reichs anlagen, auch ire zinßgleubiger bezalen mussen, so doch die dorfschaft gleich andern irem eynkhommen zugleich mitverschrieben und zu tragen verpunden sind, welchs inen weither zu thun nit mer muglich.
Und das sich die chur- und fursten Sachssen und Hessen gesandten potschaften und rhet in 28. artickel irer der sachen unwissenheit thun endtschuldigen, das glauben die von Mulhausen wol, sie wenig im grund von den sachen wissen, sonst wer viel unbestendigs und unglimpflichs, das nit beizupringen, vermitten und unterlaßen pliben. So ist whar, mag nit verneyndt werden, das dardurch die loblichen chur- und fursten Sachssen und Hessen deren von Mulhausen, weder ires guts noch bluts nit zu begeren, gnedigst und trostlich zuendtbotten worden. Aber volgendts, wie es laider mit außtragen und wegfurens zugangen, das gibt der verstendig bericht der sachen. Und ist sonst auch oben darvon mit wharheit antzaigt worden. Und entschuldigen sich hie des 29. artickels die gesanthen rhete irer unwissenheit abermals.
Sovil der 30. artickel inhelt, mag denen von Mulhausen, darin antzogen, mitnichten zugemeßen werden. Und beschicht inen unrecht mit solchem anziehen, dan sie niemandts laidigs oder widerwertigs bewießen haben. Wer aber Eysenach, Vach, Fridewalt und andere orter bewegt, das sein die uffrurischen, widerthaufferischen predicanten, wie davon ein kundtpar, offenparlich wissens und auch vil in iren urgichten bekhant haben. Dieweil nun dieselbigen verhandler und theter gestraft, so mag den unschuldigen, das ist der stat rhat und regiment, auch den friedsamen burgern nichs also zugemeßen werden, dan ein gmeyne stat und lobliche obrigkeit wider ir kfl. und fstl. Gn. nie in gedancken genommen, etwas zu handlen, sonder alwegen gegen iren kfl. und fstl. Gn., wie eyner erbarn stat und ehr liebhabenden obrigkeit, rhat und regiment wol loblich anstehet, gehalten und noch furohin zu thun begirig. Die summa des erlegten straffgeldes thut 21.000 fl., one was sunst einem rhat uff uncost gelauffen. Das auch die 10.000 fl. von Hg. Jorgen hochloblicher gedechtnuß nochgelassen worden, ist nit one sondere ursachen und gnaden von seiner fstl. Gn. bescheena.
Sovil sonst nachvolget biß zu ende, ist von unnotten, sonderliche antwurdt daruff zu geben, dieweil auß oben nach leng bescheenem, verantwurtlichem antzaig aller der chur- und furstlichen gesandten rhet Sachssen und Hessen auß unwissenheit gestelter puncten und zuvil mildt berichten zuruckhgestossen. Und haben die von Mulhausen wider ir pflicht oder eydt nichs gethan, sonder was euer ksl. Mt. vermog allergnedigst gegeben decret und daruber außgangen commission inen bevolhen, sollichem sie auch auß schuldiger gehorsame volg sollen thuen, dan sich die von Mulhausen euerer ksl. Mt. und dem hl. reich one mittel mit eyden zugethan erkennen und der ursachen solch der churfursten und fursten reth unpillich antasten woll vermitten blieben.
Solchs haben euer ksl. Mt. uff dero genedigst begern und erfordern auß unterthenigster, schuldiger gehorsam wir nit sollen verhalten, mit unterthenigster bit, euer ksl. Mt. welle mit solchem wharhaften gegenbericht ein arme euerer ksl. Mt. und des hl. reichs stat, rhat, regiment und obrigkeit sampt den ehrlibenden burgern gnedigst endtschuldigt und in gnedigstem bevelch zu haben.