Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nürnberg StA, Ansbacher RTA 19, fol. 122r–124v (Kop.); AS v. a. Hd. fol. 120r: Handlung und anbringen des Hg. von Sophoyen, an die röm. ksl. Mt. und die gemayne stende des reychs bescheen wider den Kg. von Franckreych zu Regenspurg anno 1541 umb Margarethe [1541 Juli 12].

Bericht und anzeigung, in waß gstalt der durchleuchtig, hochgeborn fürst und herr, H. Carl Hg. von Saphoy, sich von der zeit her seiner anfenglichen regierung in allweg gegen dem röm. reich gehalten, wie ainem rechten waren fürsten und getreuen lehensverwanten desselbigen gebürt und zusteet.

Erstlich ist offenbar, daß der F. von Saphoy, sobald er sein hertzogthumb angeträtten, als deß hl. röm. reichs fürst und lehensverwanter seine verordneten anweldt zu dem großmechtigen Ks. Maximilian hochloblicher gedechtnuß gesandt, daß sy sich in seinem namen mit schuldiger eydspflicht nach gewonhait seiner altfordern erzaigen, wie dann beschechen und ime derohalben daß lechen von gemeltem Ks. Maximilian verlichen mit bestettigter übergebung deß hertzogthumbs Saphoy sambt anderen herligkaitten und landtschaften, darzu gehörig.

Nachdem, dieweyl gedachter fürst mit verwilligung deß baps [sic!] zwen treffenlichen seiner flecken, namblich Schamberay undt Burgenpreß, zu bistumben und haubtstetten erhebt, hat sich der Kg. auß Franckreich under ainem schein, als ob ime die sach zuwider, aines unwillens angenommen (doch ainer anderen maynung) und durch sein gesandten begert, sölche gentzlich aufzuheben, unangesechen, daß dits mit zugebung und radt der durchleuchtigen frouen Ludowica, deß F. von Saphoy schwester und gedachts künigs mutter, aufgericht und erlangt worden, auf wölches der künig bald darnach mit gesandtem absagbrief durch seinen herolden dem hertzogen den krieg verkhundt und angesagt hat und nachmaln deß F. von Saphoy potschaften, so er zu ime, solchen unwillen abzustellen, geschickt, mit feindtsmessigen antwurten begegnet und darnach ain lange zeit mit mancherlay drutz und aufsetzen den fürsten gereitzt und gepeinigt, darumb dann der fürst verursacht, weitter potschaft verordnen zu dem gemelten Ks. Maximilian und durch den Frh. von Aulenon, seinen landvogt in Piemont, den kayser um radt und beystandt underthäniglich ersuechen und anrueffen lassen, welcher khainen anderen bescheidt erlangt, allein der fürst muesse auf ditzmal fleiß ankeren, wie er der sach selbs radt finde, hat auch nichtz weitters mögen erhalten.

Demnach aber, dieweyl der frantzösische kunig vilvaltiglich und on underlaß mit mancherlay schweren beleydungen den fürsten geplagt, ist ime vonnötten geweßt, weitter anzusuechen, darumb er sein potschaft widerumb zu dem kayser und deß reichs fürsten abgefertigt und inen verkhunden lassen, wo ime nit mit zimblicher hilf begegnet werde, der macht deß künigs zu schwach sein, ist aber gleich wie vorhin aufgezogen worden und derohalben genötigt, die sach auf daß best, so er vermögt, doch mit sonderem schaden vertädigen, damit nit grösserer unrodt und gefärlickait zu nachteil ime und dem hl. reich darauß erwiechse und erfolgte. Auf welches sich nachmaln ain neue, treffenliche handlung begeben mit falschem betrug, von dem secretari Defur angericht, darumb dann vonnötten, zu dem kayser weittere potschaft verordnen, die sach zu entdecken und um radt und hilf auf ain neus anzusuchen, den Schweitzern, so do sich mit ainer macht gegen dem fürsten erhebt, widerstandt zu thuen, aber nichtz geschaft und derhalben sich mit den Schweitzern vertragen und gegen inen, aine mechtige summ gelts zu geben, verwilligen muessen, welchs er zuem thail datzumal inen zugestelt und daß überige in järliche bezalung außgethailt, besorgendt den aufsatz deß kunigs, daß er sich nit etwan sambt den Schweitzern wider in außziehen und überfallen wurde.

Da nun derselb Ks. Maximilian hochloblicher gedechtnus mit todt abgangen und jetzige ksl. Mt. zu aim kayser erwölt, dieweil ir Mt. datzmal in Hispanien hauset und darumb gedachtem Hg. von Saphoy nit khumbelich zu yer Mt. personlich zu raisen, hat er erstlich den Frh. von Aulenon, yer Mt. glückh zu winschen, dahin gesandt und nachmaln seinen, deß fürsten, bruder, den hochgebornen H. Philips Gf. zu Genff, verordnet, an seiner statt bey der krönung zu Ach zu erscheinen und sich darnach zu Wormbs in nammen seins bruders, deß regierenden F. von Saphoy, mit eydspflichten gegen yer Mt. verbunden, welches dann den fürsten des reichs wol wissen ist. Nach welchem der fürst nit lang personlich die ksl. Mt. zu Bononien gesuecht und dasselbst aigner person die lechen empfangen und yer Mt. schuldige pflicht und treu geschworn. Ferrer da nun yer Mt. auß Italien in teutsche nation verruckt, ainen reichstag in der statt Augspurg zu halten, hat der fürst sein potschaft fürderlich zu derselben ksl. Mt. gefertigt und durch den H. von Bellegardt anzeigen lassen die ursachen, so den fürsten verhindert, den reichstag personlich zu besuechen, mit andern nebenbevelchen, so yer Mt. schriftlichen fürgebracht, darauf ksl. Mt. bescheidt und antwurt gnuegsamblich beschechen und villeicht nach bey den amptleuten derselbigen zeit verhanden.

Daß aber fürgewendt wirdt, der Hg. von Saphoy habe etwan underlassen, zu erstatten etlich auflegungen ksl. Mt. und der camer deß reichs, will er auf ditsmal also von im weisen und leinen, dann warhaftiglichen bewisen werden mag, daß er vil summen gelts, an in gefordert, erlegt und bezalt habe. So hat er auch seine gesandten zu ksl. Mt. und deß reichs camer geschickt, sich der unleidenlichen, anligenden beschwerdnussen, mit wölchen er zu derselben zeit beladen, erclagt und sye gebetten, wöllen inn auf ditsmal nit weitter beschweren, sonder gutliche mittel mit im treffen, auch in ansechung, daß der gaistlichen prelaten, so do schuldig, für yere guetter, die sy von dem reich besitzen, dem Hg. von Saphoy als ainem vicari oder statthalter deß reichs von seiner gebürenden jarschuld tailhaftig sein, gar mit khainem wort in der manung deß reichs camer, an inn gestelt, meldung beschechen, sonder denselbigen prelaten gleichwol in sonderhait zalung verkhunden lassen zuwider der form und außweysung aller insatzungen und investituren sein und seiner altforderen, auch dem vicariat oder stathalterampt, ewiglich von den römischen kaysern vergöndt und bestettigt. Mocht den fürsten zu solchem seinem begeren nit ain kleins verursacht haben die vor abgeschlagne hilf, darumb er die keyserliche reichscamer trungenlich angesuecht und angerueft, vermeinendt, ime billich die mitzuthailen als ainem glid und getreuen mitfürsten deß reichs.

Zue dem allem gibt der fürst auch meniglichem zu bedenckhen und zu ermessen den schweren aufsatz und embsig nachstellen, mit welchen der kunig und, so durch inn aufgewisen, inen ununderläßlich geenstiget haben, damit sy yeres unbillichen fürnemmens undt begerends gewert möchten werden, dargegen er sich handthaftiglich gewert und seinen stadt, in aller underthänigkait dem hl. reich underworfen, mit vil mue und arbait, sorgen und schaden erhalten so lang, bitz er zuletst mit ainem sollichen starcken überzug von dem Frantzosen und seinen pundtsgenossen überfallen, daß er zu schwach nit lenger widerstandt thuen und von dem mehren thail seiner erbfürstenthumben, landt und leuten jämerlich verstossen und vertriben worden. Darumben jetz der hertzog widerumb zu der ksl. Mt. und deß hl. röm. reichs fürsten zuflucht suecht und sich erbeut, zu thuen und zu lifferen, waß sich erfinden, daß er oder die verwandten seins vicariats schuldig. Dann so die oberzelten puncten alle treulich betrachtet und ermessen werden, wirdt er mit fuegen nit von der camer des reichs geschuldiget werden, das er sich mit derselben nit gepürlich gehalten, dieweyl er zu kheiner zeit anders besunnen, dann in aller underthanigkait dem hl. röm. reich gehorsamb zu sein und dieselbig mit der thadt, wie augenscheinlich erzeigt, auch nit anders bewerdt noch erwisen mag werden auß seinen antwurten, auf anforderung deß camergerichtz beschehen, sondern sich alzeit beflissen, seine fürstenthumben von den feinden deß reichs erretten und in khainerley weg von dem reich gesündert werden, aber doch bitzhär verzogen, der ksl. Mt. und reichsfürsten sein erbermliche, ununderläßliche engstigung, die er hierumb erleiden muessen, und sich in allweg zu inen halten und yerem gutten beduncken nachkhommen. Langt hierumb an röm. ksl. Mt. und deß hl. reichs fürsten sein trungenlich bitt und begeren, dise obgemelte puncten gnediglich zu bedencken und ime nach ußweisung der billickeit handtreichung und beystandt lassen begegnen, als er sich dann genzlich versicht und, nit abgeschlagen werden, verhofft.