Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Reinkonz.) 1.
Die ksl. Mt., unser allergnedigister her, laßt irer Mt. und des hl. reichs Kff. und andern stenden und derselben rethen und botschaften gnediger meynung anzeigen:
Es zweivelt ir Mt. nit, sie, die stend haben, den letzten abschidt, uff nechst alhie gehaltem reichstag im jar der minder zal 33 [sic!] gegeben, noch in frischer gedechtnus, inhaltend, wie ir ksl. Mt. alweg der meynung geweßen, allen moglichen vleiß furzuwenden, domit dem Turcken widerstandt gethan und das gemein, cristlich concilium gefurderta, auch was zu nutz und wolfart des hl. röm. reichs, frid und einigkeit in demselbigen und der gantzen cristenheit erhalten mocht werden.
Und so eben derselben zeit die hochste, unvermeidenliche notturft vorhanden, das obgemelter feindt unsers cristlichen glaubens, der Turc, in eigner person und mit herescraft in Hungern ankomen und das hl. reich deutscher nation wollen uberziehen, ist ir Mt. demselbigen mit hilf des hl. reichs und irer Mt. selbs vermogen entgegengezogen. Wes nun irer Mt. vor merglichen uncosten daruff gangen und wie Got der almechtig gnade und gluck verlyhen, das derselb Turc mit spot und schaden fluchtig hab abziehen mussen, ist den stenden unverporgen.
Ir Mt. het sich auch zu derselbigen zeit ein furtreffliche armata uff dem mer gemelten Turck und seinem furnemen zugegen gerust, die sich fer uff Constantinopel begeben und etliche bevestigungen erobert, dardurch ime, sein furhaben und boß gemut gegen dye cristenheit zu volstrecken, ein zeit lang uffgehalten und verhindert worden.
Und alßbald der Turck mit seinem here zuruckgezogen, hat ire Mt. iren weg zu unßern allerheiligsten vatter seliger gedechtnus, pabst Clement, genomen und mit seiner Hlt. so vil vermugt und gehandelt, das seine Hlt., das generalconcilium in eim jar zu verkunden und ußzuschreiben, bewilligt, wie dan ir Mt. sollichs damals den stenden verkunden und nichts underlassen hat, Italien und die gantz cristenheit zu befriden und in ruhe zu stellen.
Demnach ist ir Mt. in ire hispanische konigreiche, uß den sie lange zeit geweßen was, widerumb gezogen, in derselbigen konigreichen obligen ordnung zu geben und versehung zu thun, der meynung, (wie sie gemelter, bebstlicher Hlt. zugesagt) in eigner person zu dem consilio [sic!] zu erscheinen. Warumb aber dasselb keinen furgang gehapt, des trugen gemeine reichsstende und meniglich gut wissen.
Darnach ist gevolgt der turkisch zug under dem bevelch Barbarosse wider dem Kg. von Thunes, den er, Barbarossa, mit einer trefflichen armata und grosser macht uß seinem konigreich verjagt hat, welchs ir ksl. Mt. gemerckt und wol konnen gedencken, wie der Turc, damit die cristenheit entlichen zu verderben, gemeint und wes fortheil er, sollichs zu thun, uß gemeltem konigreich gehabt, auch wie Barbarossa uffm weg das konigreich Sicilien angegriffen und sein datum uff dasselbig und ander seiner ksl. Mt. konigreichen gesetzt. Ist ire ksl. Mt. personlich dohin gezogen und denselbigen Barbaroß daruß verjagt, alles Got dem almechtigen zu dienst und erhen, auch der cristenheit zu wolfart, wie sie, die stende, auch on zweivel wol vernomen.
Volgends ist ir Mt. in ire konigreiche Sicilien und Neapels, dieselbige zu sehen, auch recht und gute pollicie darin uffzurichten und versehung zu thun, domit die fridlich und sicher mochten pleiben, gezogen, des willens, further sich gen Rom zu ytzigem unßerm allerheiligsten vatter, papa Paulo, zu verfugen, die ußschreibung und haltung des concilii zu furdern, auch sich dem reich deutscher nation zu nehern und desselbigen obligen fur die handt zu nemen.
Sovil nun das concilium belangen thut, erzeigt sich sein Hlt. geneigt und hat das gern bewilligt, aber in dem hat sich der krieg gegen dem Hg. von Savoye, der des reichs vassal und lehenman ist, erhoben und ein theil seins lands ingenomen, derhalben ire Mt., wie sie dem reich schuldig, gezwungen worden, sich widerumb in krieg zu begeben anno 1536.
Und so der wynter uberfallen und domals kein anzeigung vom furgang des concilii furhanden geweßen, ist ire Mt. in ire hispanische konigreich zuruckgezogen und seither etliche underhandlungen, zum friden dienlichen, gehalten, auch gevolgt, das die bebstliche Hlt., ire ksl. Mt. und der Kg. von Franckreich zu Nycca zusamenkomen und aldo ein anstandt gemacht, darnach hat ire Mt. nach Aigenmort gesegelt und ist doselbst bey dem Kg. von Franckreich geweßt. Nachdem nun der grund und end alles irer Mt. furnemens, muhe und arbeit ye und alweg der gemeinen cristenheit nutz und wolfart geweßen, auch domit das hl. reich deutscher nation zu einmuttigem, cristlichen verstandt gepracht und vereinigt, auch dem Turc widerstandt gescheen mocht, hat ir ksl. Mt. bey bebstlicher Hlt. und gemeltem konig, sovil ire Mt. vor gut bey eim und andern angesehen, angehalten.
So nun ire ksl. Mt. in Hispanien widerumb ankomen, darin, wie gemelt, ordnung zu machen und versehung zu thun, b –auch, sobald ymer muglich, sich herußer zu verfugen–, hat sie daneben angesehen und betrachtet, wie der zweyspalt unserer cristlichen religion im reich deutscher nation so lenger so mer sich meret, sampt wes geferlichkeit daruß entsten mocht, wo derselb nit vergleicht und gestilt, auch in ansehung der verhinderung, beschwer und widerwertigkeit, so uß vilerlei ursachen des concili halben furgefallen, het sie ir furgenomen, durch Italien in diß Deutschland zu komen und doch dem Kg. von Franckreich zu gefallen und uff desselbigen hochstes begern, auch die freuntschaft und vertrauen zwuschen sie beiden dester mer zu becreftigen, iren weg durch Franckreich genomen.
Ire ksl. Mt. ward auch verursacht, ire erbniderlanden zu besuchen, etliche sondere uffrure, die sich ereugten, wie sie dan gethan, zu stillen und zu vertheidigen.
Und dieweil ir ksl. Mt. lenger, dan sie wol gemeint hette, uffm weg geweßen, auch ir Mt. im Niderland allerlei ehaften zugestanden und besorgen mussen, das durch verlengerung irer Mt. ankunft ins reich obgemelter zweyspalt des glaubens so lenger so erger mocht werden, het ir Mt. die versamlung zu Hagenau erdacht und iren fruntlichen, lieben bruder, den röm. konig, sich personlich dahin zu verfugen, gepetten und vermocht. Wes nun ire kgl. Mt., dieselbige sach uff gute ban zu furn und, wes zu diesem reichstag dienlich, gethan und furgenomen, auch was doselbst zu Hagenau und volgends zu Wormbs gehandelt, dieweil die gemeine reichsstende sollichs in frischer gedechtnus haben, auch uß dem hagenauischen und wormbsischen abschidt erscheint, ist nit vonnotten, davon mer meldung zu thun.
Diß alles het ire Mt. den stenden nit wollen verhalten, domit sie versten mogen, das ire Mt. seit alhie gehaltem reichstag nit gefeyert und, was ir zu thun gepurt, den glauben oder widerstant gegen dem Turcken betreffen, mitnichten underlassen, auch ursach anzuzeigenc, warumb ire Mt. so lang uß dem Teutschlandt sich enthalten mussen, was aber ire Mt. in sonderheit fur und fur mit grossen, unglaublichen uncosten zu hanthabung, erhaltung und beschirmung des hl. reichs ober- und gerechtigkeiten desselbigen gethan, wil ir Mt. zu andere [sic!] zeiten dermassen darthun, das sie, die stende, befinden und erkennen werden, das ire Mt. dem reich gantz treulich gemeint und, was ir als einem röm. keyser gezimpt und geburt, volnbracht und das irer Mt. langwierigs abweßen mer dan hoch vonnotten geweßen. Ire ksl. Mt. underlaßt auch, in sonderheit zu erzelen, in was teglich kriegßrustung uff dem mer sie fur und fur und noch mit underhaltung einer grossen anzal galeen wider dem Turcken geweßen, mit solcher grosser beschwerlichkeit und uncosten uber andern merglichen ußgaben der gemeinen cristenheit und hl. reich zu nutz, wie ein yeder erachten und wol bedencken mog2.