Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Reinkonz.); ÜS fol. 136r: Supplication Jobsten Gf. zur Hoir und Bruchhausen.

Jobst Gf. zur Hoir und Bruchhausen hat ksl. Mt., Kff., Ff. und stend supplicirend angesucht1, zeigt an, das er einen tag in seinen gescheften zu Mulberg im closter, in der graveschaft Schaumberg gelegen, gehalten, uff welichen tag er seinen hindersassen Jobsten von Monichhausen bey ime gehabt und wieder anheim nach der Diepenau reiten lassen, hab wieder den landfriden Wilhelm Romel mit seinen helfer und helfers helfer one zweivel auß aneleitung und furderung Frantzen von Hall (dabey auch H. Thomassen von Hall, dhumhern zu Minden, drey knecht gewesen) innen, Munchhausen, sampt seinen dienern und denen, so er bey sich gehabt, den ersten tag Novembris anno 36 gewaltiger that, oneverwart irer eren, gefangen, beeidigt und zu urkundt der gefengnus ime ein gulden ring genomen und ingebunden uff mainung, sich zu stellen, darzu Thomassen Groblingen gebunden uff das schloß Wedenstein bracht und heftig gepeinigt und enthalten und Josten von Monichhausen den vierdten Novembris von dem hauß Diepenau erfordert und begert, das er dasselbig schreiben mit ime wiederbring und, als er sich keiner gefar als bestrickter versehen, sey gemelter Romel und Frantz von Hall eigener person, dabey obgemelts dhumbrobst dienner gewest, auß dem holtz geruckt und Josten ein schrift, die er zuvor nit gelesen, zu versiegeln zugestelt, als er aber sein siegel nit gehabt, hab er die eigner hand underschreyben mussen und uff ein neues dem Romel und einer seins, des Romels, reisigen knecht, Heinrichen Ripperbuschen, geloben und schweren mussen, das er, Munchhausen, von idem, so den underschrieben brief het, gemanet wurde, das er sich stellen soll, wie er dan uff Romels manen im wiertshauß zu Labeßlohe uber jar und tag verstrickt pleiben mussen und noch ermanung erwarten muß.

Und wiewol gedachter graff den Bf. zu Monster und Oßnabruck etc., in welichen stieft die fridbrecher seßhaftig und das haus Wedenstein gelegen, zu mermall ersucht, Wilhelm Romel zu vermogen, den von Monchshausen seiner verstrickung zu erledigen, und derhalb Hg. Erichen von Braunschweig loblicher gedechtnus, H. Heinrichen und H. Ernst Hgg. zu Braunschweig, auch Lgf. zu Hessen bey hochermeltem bischoff umb erledigung seins dienners und das niemants auß dem hauß Wedenstein beschedigt oder gegen ime oder den seinen tetlich handlung furgenomen wurde, hetten ir fstl. Gn. und ehr nichts erhalten mogen. Dieweil aber Jost von Monchshausen in einer offnen, unverwarten herberg gelegen, do er het teglich beschedigt und hinweggefurt werden, und one underlas auß den heusern Wedenstein und Raden durch weilend Wilhelm Romeln obgedacht und andere seine helfer vielfeltig thetlich und fridbruchtige handelung furgenomen, haben zulest des gedachten Josten freundt nach zulassung des landfridens das hauß Raden, da der fridbrecher zum theil seßhaftig, erobert, darauf H. Thomassen von Hall, a der rechten fridbrecher einem, und Frantzen von Hall–a, des principals sone Dieterichen, genant Fund, dieselbigen zu inen genomen, iren freund damit ledig zu machen, damit nichts anderst gehandelt, dan was pillich und recht, das er kein poenb und sonderlich die acht nit verwurckt und sunst an im selbst unpillich were, das H. Thomas und Dieterich ledig gelassen, aber Jost von Monichhausen verstrickt behalten werden solt, wie er noch bestrickt. Hab Catherina Semerin und Johanna Friesin weilend Wilhelms schwester vom camergericht erstlich ein mandat mit verschweigung der warheit außbracht und angebung der unwarheit, das er die gefangen bey peen der acht in einer benenten zeit sicher in die stat Bremen liebern soll, und volgendts ein ander mandat oder inhibition dem ersten zuwieder, nemlich das der graff die gefangen biß zu außtrag nit verendern, sonder behalten solt, alles practicirlich erlangt. Wiewoll seine freundt und ehr geacht, das das zweit wiederwertig mandat c dem ersten entgegen, vom cammergericht onformlicherweiß–c außgangen were d und er, denselben zu geleben, nit schuldig–d wehr, so hab doch, solchs unangesehen, camerrichter und beysitzer uff der wiedertheillen und sonder zweivel Frantzen von Hall und ander seiner furderer geschwinde practicken, unangesehen seiner schirmartickel, den vierten tag jungst Aprilis inen in des hl. reichs acht wieder recht erclert.

Bit undertheniglich, underthenig und freundtlich, ksl. Mt., Kff., Ff. und stende wollen, wo vonnotten, die acta besichtigen, daruff die acht vernichten, cassiren, inen der entledigen oder, wo ksl. Mt., Kff., Ff. und stend sich gescheft halb der sachen nit undernemen mogen, die dem Ebf. zu Bremen etc., auch Bf. zu Munster und Oßnaburgk, H. Ernsten Hg. zu Braunschweig und Lunneburg und H. Philipssen Lgf. zu Hessen, seinen gnedigsten und gnedigen hern, auch einem rath der stat Bremen sampt und sonderlich zu bevelhen erstlich gutlich, wo die gut entstundt, auß besichtigung voriger acta und beider theil weither notturftigen bericht hinzulegen, auch mitlerweil und nemlich uff ein jarzall, sechs oder acht jar, die acht allergnedigst und gunstiglich suspendiren, hirin ksl. Mt., kfl. und fstl. Gn., L. und G. underthenigst, underthenig und gunstiglich anruffen, das umb ksl. Mt., kfl. und fstl. Gn., L. und G. wel er in aller underthenigster, undertheniger gehorsam, auch freundtlich, willig und gern verdiennen2.

Außschuß: Der Gff. von der Hoir supplication thut meldung von zweyen gepotsbriffen, so von dem camergericht in einer sachen widerwertigs inhalts und gegeneinander an inen außgangen sein sollen, zudem das sich der grave auch sunst des camergerichts halben beschweret, auch sunst das camergericht von etlichen andern in manicherlai weiß angezogen wurdt und aber solichen sachen nit anderst dan durch stadliche revision der acten mog abgeholfen werden, bedenckt der außschuß, das Kff., Ff. und stende ksl. Mt. underthenigs ersuchen, das ir Mt. diesse und dergleichen sachen, so uff diesem itzigen reichstag des camergerichts halben anbracht und darin, die acta zu revidirn, vonnoeten, den sindicatoribus, welche uff itzigem reichstag den partheyen ernent und zum sindicat zum forderlichsten schreitten sollen, remittirt und gewysen wurden, dieselbig zu erwegen und sie e uff ksl. Mt. und des reichs costen, sovil die revision belangen wurdt–e, zu entschaiden haben, auch das egemelten sindicatoribus macht und gewalt gegeben wurde, im fall, das die clagende parthey und, so die revision begeren, ungerecht befunden, sie der billigkheit nach mit einer arbitraria poena oder vilkurlichen straff zu condamniren, welche geltstraff der keyserliche fiscall am cammergericht iderzeit infordern und zu des reichs nutzen bringen solle. Gleichergestalt, wie von dem sindicat geredt, sollen auch f die acht und–f alle proceß in revisionsachen biß zu entschaft derselben angestelt werden.

[Beilage A:] Gf. Jobst von Hoya an Bf. Franz von Münster, Liebenau, 1537 Januar 29, Wien HHStA RK RTA 7, unfol. (Kop.).

[Beilage B:] Hg. Erich d. Ä., Hg. Heinrich d. J., Hg. Ernst von Braunschweig und Lgf. Philipp von Hessen an Wilhelm Rommel, o. Ort, 1537 Januar 3, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Kop.).

[Beilage C:] Hg. Erich d. Ä., Hg. Heinrich d. J., Hg. Ernst von Braunschweig und Lgf. Philipp von Hessen an Bf. Franz von Münster, Kassel, 1537 Januar 4, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Kop.).

[Beilage D:] Hg. Ernst von Braunschweig-Lüneburg und Lgf. Philipp von Hessen an Bf. Franz von Münster, Schmalkalden, 1537 Februar 19, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Kop.).

[Beilage E:] Erklärung Johann Helfmanns, des Anwaltes Gf. Jobsts von Hoya, Wimpfen, 1540 April 14, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Kop.).

Anmerkungen

1
 Vgl. die Supplikation Gf. Jobsts von Hoya an Karl V., Regensburg o. Datum, Wien HHStA, RK RA i. g. 13e/Konv. 3, fol. 5r–8v (Kop.).
a
–a Nachgetr.
b
 Nachgetr. v. a. Hd.
c
–c Nachgetr. v. a. Hd.
d
–d Nachgetr. v. a. Hd.
2
 Vgl. dazu Behr, Franz von Waldeck, S. 264–271.
e
–e Nachgetr.
f
–f Nachgetr.