Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 425r–426v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 426v: Unsers gnädigen H. von Wirtzburg etc. 3. schrieft, den rethen gein Regensburg gethan, 1. besuchung des reichsdags, 2. indulta beim legaten, 3. theologum, 4. canonisten, 5. declaracion uber die regalia, 6. Granvelln, 7. Dr. Hellden, 8. Hg. Friderichen, 9. Obernburger etc. belangent. [Receptae] Ratispone, 5. Aprilis 1541 durch Haintz Philippen.

Euer bede schreiben, das ain Montag nach Oculj [1541 März 21], das ander Montag nach Letare [1541 März 28] an uns ausgangen, haben wir sampt des herrn legaten etc. und deinem, unsers hoffmaisters, brief, uns zu aigen handen gethan, seines inhalts vernomen. Und wiewol sich mitlerzeit, Got sey lob, die sachen unsers leibs halben etwas zu besserung geschickt, so will uns doch noch zur zeit und sonderlich in diesem unstetten, rauhen wetter und luft, uber land zu raisen, nit gerathen werden, zudem, das unsers versehens one das diese hailige zeit uber nichts sonders ausgericht werden mag. Doch verhoffen wir, die sachen sollen sich mitlerweil unsers leibs halben also schicken, das wir vermöglicher werden, wollen wir uns alsdan erheben und, sobald wir mögen, furderlich hinuffkomen. Wa dann unser ankunft hiezwischen von den stenden semptlich oder sunderlich gedacht oder andung furbracht wurt, dargegen wollet uns solchen klainen vertzugs mit vleis verantworten und euch erbietten, in craft euers gewalts an unser stat allewegen notturftiglich und zum besten zu handlen.

Beiliegend seine Antwort auf den Brief des Legaten zur Weiterleitung. Ist zufrieden mit den Bemühungen des Legaten wegen der beiden Pfründen. Sollen um Förderung dieser Sache anhalten. Sollen einen tüchtigen Theologen und einen gelehrten Kanonisten für seinen Dienst ausfindig machen. Sollen sich um die Fastendispens und das Privileg zur Kontrolle der klösterlichen Wirtschafts- und Rechnungsführung bemühen und möglichst erreichen, dass Protestationen und Appellationen, wenn er von diesem letzteren Privileg Gebrauch macht, ausgeschlossen sind, damit ihm keine weiteren Kosten entstehen. Wegen der Dispens für seinen Vetter von Bibra sollen sie jetzt nichts unternehmen.

Das ir dann bede, bapstliche legaten und nuncium, von unsernwegen mit wein vereret, daran habt ir wol gethan, und ir wist euch des weins halben gegen der röm. ksl. Mt., auch unserm herren und freunde Hg. Fridrichen etc. euerem vorigen furschlag nach wol zu halten.

Belangend die clausel, so in das duplicat uber die entpfangen regalia und lehen zu setzen fur gut bedacht, sind wir wol zufriden, das uns eurem antzaigen nach dermaßen beybrief unter ksl. Mt. insigel gegeben werden. Halten auch darfur, das es nit weniger wircken solle, dann ob die clausel gleich hieneinbracht wurde etc.

Dieweil dan ir und andere fur gut ansehet, den von Granvelle mit ainer scheuren und faß weins zu vereren, lassen wir uns das auch gefallen. Und dieweil wir nit zweyveln, das silbergeschirr fuglicher, sauberer und wolfailer itzund bey euch zu Regensburg dann hie bey uns zu bekomen, bevelhen wir, ir wollet ain zimlich scheuern, die von 60 bis in 70 fl. oder 80 fl. wert sey, kauffen und dieselbig ime sampt ainem vaß weins zu vererung von unsernwegen deinem, unsers hoffmaisters, bedencken nach zum furderlichsten schencken und bitten, wie ir in euerem schreiben fur gut ansehet, das wir dann nit zu verbessern wissen.

So lassen wir uns eur gutbeduncken und furschlag der vererung halben gegen unsers herren und freunds Hg. Friderichen gemahel auch gefallen und wollen also die trey wochen bis uff euern fernern beschaid vertziehen, doch begeren wir, wann ir uns deshalben bestendige vertrostung zuschreiben werde [sic!], ir wollet uns auch zu verstehn geben, ob wir mit dem furschlag, dir, unserm hoffmaister, jungst angetzaigt, nemlich mit uberschickung des briefs und aines lasts weins, ehrlich bestehn mögen oder ob wir Hg. Friderichen daneben auch etwas thun solten, was und wievil, das wollten wir, so die reichshandlung angefangen und wir ungemussigt plieben, auch ausrichten.

Und als wir aus eurem schreiben vernomen, das Dr. Helt zu Regenspurg ankomen, wir aber daneben nit vermercken mögen, ob er von ksl. Mt. wie hievor wider gepraucht werde, diesen reichstag daselbst und am hove verharren, vicecantzler bleiben oder ob er abkomen mit gnaden oder unwillen, ob er ichts unsern halben oder sunst, sonderlich unsers so lang ausbleibens mit euch geredt habe, begeren wir, ir wollet euch des, sovil vonnotten, erkundigen und uns darnach in schriften berichten. Dann wa er bey ksl. Mt. in vorigen gnaden were und als ain vicecantzler und rathe gebraucht wurde, sehen wir fur gut an, das ir dannoch uns ime zum besten bevelhet und betet, das er, sovil im geburlich und thunlich, furderen wollte, damit wir anhaims bleiben möchten, und das wir bisher seinem rathe, uns in ainem brief, an unsern secretari, den Friesen, geschrieben, zuentbotten, gevolgt und noch volgen wollten. Wir konnten dan des nit ferner uberig sein. Doch wollen wir euch solchs und anders, das ir villeicht fur gut und not ansehen werdt, mit ime zu reden oder nit, gar haimgestelt und nit zweyveln, ir werdet euch alle unsere sachen zum besten treulich und mit vleiß bevolhen haben1. Datum in unser stat Wirtzburg am Sambstag nach Letare anno etc. 41.

[Zettel:] Als ir uns auch geschriben, wie ir den kayserlichen secretari Obernburger mit 30 goltguldin von unsernwegen verert habt, damit er uns deste williger sei, ist uns daran nit zuwider beschehen, hetten auch wol mogen leiden, das ir noch 20 oder 30 fl. dartzu gethan, damit es ain ansehen gehabt, dann wir diser leut zu zeiten bedorfen. Ob ir nu fur gut ansehen, das wir im noch ferner ichts von unsernwegen thun solten, und uns eroffnen werdet, was und wievil solchs sein, soll bei uns auch kain mangel erscheinen. Datum ut in literis.

Anmerkungen

1
 Vgl. die Würzburger Gesandten in Regensburg an Bf. Konrad von Würzburg, Regensburg, 1541 April 5, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 387v–388r (Reinkonz.): Werden sein heute überbrachtes drittes Schreiben später eingehend beantworten. Teilen in Eile nur mit, das sich an heut dato die reichshandlung angefangen, dobei ksl. Mt., auch alle anwesende stende und bottschaften gewesen, wie dann wir mit der nechsten bottschaft euren fstl. Gn. den ersten furtrag und waß mitlerzeit daruff volgen wurdet, berichten und zuschicken wollen, mit anzeigung, waß uns der session halber mit dem wormbsschen gesanten begegnet und wir fur ain beschaide auß ksl. Mt. befellich zu disem male annemen und mit fuegen zu verhutung anders nachteils, so euren fstl. Gn. sonsten darauß erwachsen mochten, nit waigern khunden. Man sagt, es gheen etzliche andere böse famoß libell gegen Braunschweig und Hessenn auß etc., wiewole wir deren keins noch gesehen, sollen aber gewißlich allhie sein. Bede ir fstl. Gnn. sient heüt zugleich ime reichsrathe gewesen, und allein der Hg. von Sabaudia [= Savoyen] zwuschen inen gesessen, haben einander nit fast gegrust noch zugesprochen. Von kgl. Mt. ankhunft horet man nychts gewieß; es sein aber etzlich gesanten von wegen der nidderosterreischen lande allhie, die (wie man vermuthet) umb hilfe widder den erbfeindt der christenheit, den Türcken, ansuchen werden. Desselbigen Turcken rustung halb uff Hungern, Firgaul [sic!] und Apuliam wurdt gnungsam gesagt. Wollen darüber und über andere Dinge beim nächsten Boten berichten. Datum Regennsburg am Dinstag nach Judica, den 5. Aprilis anno etc. 1541. Der Passus ‚und was mitlerzeit‘ bis ‚nit waigern khunden‘ ist korr. aus: und sonst allerlai handlung berichten und zuschicken wollen. Am vergangen Sambstag ist H. Reinhart von Riepur, dhumdechan zu Wormbs und des administrators doselbst gesanther rathe, alhier anhkommen, welcher am volgenden Sonndag Judica [1541 April 3] zu uns khomen und begert, im den vorsitze in der reichshandlung zuzulassen, welchs wir uns mit erzelung eurer fstl. Gn. rechtens, gerechtigkeit und possession gewaigert etc. Hat er sich zuletzt begeben, wir sollen ime zusagen, das eure fstl. Gn. seinem gnädigen herrn uff nechsten, khonftigen reichsdag fursitzen lassen, als dan wollt er uns die session itzunt auch vergonnen. Wir wollten aber eurer fstl. Gn. uns gegeben instruction nach in dem ungebunden sein, ime das abgeschlagen, doch darneben erpotten, derwegen mit ime an die ksl. Mt. zu suppliciren, oder aber, im val wir kain entlichen entschayd erlangen möchten, das beyde eure fstl. Gn. nach endung dises reichstags ire räthe, derwegen gutliche handlung und vergleychung ze suchen, zusamenschicken sollten. Aber er ist also von uns unangenommen unsers erbieten und furschläge gangen, hetten uns nichts weiters zu ime versehen. Er hat aber von stundt so vill practicirt, das uns Hg. Friderich angesternt zu ime beschickt und in beysein etzlicher kayserischen räthe unter anderem angesagt, es were ksl. Mt. befellich, wir sollten den wormbsschen gesanten den ersten dag vorsitzen lassen, darnach ein dag umb den andern sitzen, uns auch anstatt eurer fstl. Gn. der vorgangk in der subscription etc. pleiben und ain urkhundt, das es khainem thail nachteilig oder abbruchig sein solle etc., geben werden, welchs, dweil es stracks ksl. Mt. befellich, wyr nit widderfechten mögen, haben ime den vorsitze anheut gonnen mussen etc. auß allerlai ursachen, die eure fstl. Gn. leichtlich zu ermessen und wir hernach euren fstl. Gn. weiter schreiben. Doch wöllen wir eurer fstl. Gn. befellich nach dogegen ad partem notturftiglich vor notario und zeugen protestiren, auch ime, dem wormbsschen gesanten, sollich protestacion informiren und uns deruber notturftige instrumenta [Nr. 238] uffrichten lassen und zu eurer fstl. Gn. und des stiefts notturft mit uns anheimß bringen. Der Passus ‚und allein der Hg. von Sabaudia zwuschen inen gesessen‘ ist nachgetr. – Zum Schreiben der Würzburger Gesandten vgl. auch Bernhard Göler und Dr. Philipp Lang an Hg. Ulrich von Württemberg, Regensburg, 1541 April 6, Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.): [...]. Gestern zinstags zwischen 10 und 11 ur ist die ksl. Mt., auch ander chur- und fursten so vil aigner person alhie seien, deßgleichen der abwesenden gesandten, räth und pottschaften sambt andern stenden des reichs alhie auf dem rathauß erschinen, und hat die ksl. Mt. der sachen, darumb diser reichstage außgeschriben, ain anfang gemacht, Hg. Friderichen Pfgf. erstlichs den eingang reden und darauf ferner den furtrag schriftlich lesen lassen, des haben churfursten, fursten und der abwesenden räth, pottschaften und gesandten ain abschrift und bedacht begert, der inen zugelassen. Gott welle disem anfang ain cristenlich, fridlich mittel und end schaffen. Es ist auch noch dhain churfurst aigner person alhie dann Mentz, welher sich in ainer roßbaren zu kirchen und rathauß fieren lassen. Der landgrave hat auch allerlai bedencken gehabt, ob seiner fstl. Gn. geburn welle, neben Hg. Hainrichen zu Braunschweig zu sitzen. Es ist aber aus bevelh ksl. Mt. durch Hg. Friderichen Pfgf. und ander irer Mt. räth abgehandelt und hat unser gnediger herr landgrave Montags vor ksl. Mt. sich irer Gn. notturft nach protestiert und darauf gestern, unangesehen, daß Hg. Hainrich auch im reichsrath gewesen, sein session genomen, doch ist der Hg. von Sophai im rath zwischen inen gesessen. [...]. Datum Regennspurg, den 6. tag Apprillis anno 41.