Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Memmingen StadtA, A Bd. 318, unfol. (Ausf.).

Mir ist ain schreiben von euerer ersamen W. uff den 6. Apprellen zukomen sampt ainem beyligenden brief an den Bf. von Augspurg. Den hat nun des bischoffs hofmaister angenomen, seinem gnedigen herrn zu uberantwurten, und mir bißher derhalben nichtz weytter des schreibens in antwurt worden. Als auch euere W. schreiben weytter bey sich helt, die von Goßlar und auch die von Eßlingen belangend, deßgeleichen Enbeck und den jungen Hg. von Branschweick halber, ine auch in unser verstentnus einkomen zu lassen, ist noch nichtz furpracht worden.

Verner, gunstig herrn, als mir euere W. zuschribt, das des Thurgkhen ha[l]ber bey euch ain groß geschray, deßhalben euere W. begert, euch wissen zu lassen, was alhie des geschray sey, fug ich euerer W. zu vernemen, das nit on, es ist das geschray komen, wie das der Turgkh Best bis in 12.000 starck belagert habe, Aber es ist seydher wider das geschray, das sy widerumb abgezogen sein sollen. Die fursten von Payrn haben alhie zway fenlin knecht annemen lassen und sy gen Esch, ligt underhalben Basso [= Passau] beschaiden. Daselbs werde man sy mustern. Sunst ist aber wol die gemain sag, das der Turgkh aigner person uff diß jar uff Ungern ziehen werd.

Gunstig herrn, als ich nun euerer W. bey H. Bestin zugeschriben, was sich uff dato derselben schreibens zugetragen, one nott, daselbig widerumb zu repetiern, verhoff, sey euerer W. zukomen, und fug demnach euerer W. weitter zu vernemen, das uff den 4. tag Apprillis die ksl. Mt. allen Kff., Ff. und stenden des reychs, uff zehen ur uff morn, den 5. Apprillis zu erscheinen, ansagen lassen. Ist anfangs ir Mt. sampt den fursten und stenden, dem bapstumb noch anhengig, in die thumbkirchen kritten [sic!] und alda ain ampt gehalten, umb sendung des hailigen gaysts gebetten. So sein die der augspurgischen Confession anhengig in des landtgraffen herberg gangen. Alda hat des landtgrauffen [sic!] prediger ainer, genannt Phistorius, uff ainem soller gepredigt. Es sein auch die von Nyrmberg auch alda gewesen. Nachgends hat uns der landtgrauf ain morgensuppen geben lassen und alßpald darnach F. Wolff von Anhalten als von wegen des Kf. von Saxen und der landtgrauf mitainander uff das haus geritten, seyen auch alle gesanten von stetten, der augspurgischen confession anhengig, mit irn fstl. Gn. uff das haus gangen, alda mer dann ain halbe stund gewartet, bis das die ksl. Mt. sampt den andern fursten komen.

Und wie ksl. Mt. sampt den andern fursten komen, alda hat man alle jhenigen, so nit zu dem reych gehörig, abtretten hayssen und durch ksl. Mt. trabanten weckgetriben worden. Ist durch Pfgf. Fryderich von wegen der ksl. Mt. anzaigt worden, demnach und die ksl. Mt. abermaln ir ksl. Mt. hispanische konigreich verlassen, sich in ansehung der zwyspeltigen reglionsachen [sic!] und eynbrechungs unsers erbfind crystenliches namens dem Thurgkhen widerstand gethann und in der zwyspeltigen rglion [sic!], auch sunst teytscher nacion frid und aynigkhait erhalten wurde, daran sein ksl. Mt. nichz erwynden lassen, und hieruff ain schriftlichen furtrag [Nr. 29] chur- und fursten und gemainen stenden des reychs verlesen lassen, des ich euerer W. hiemit ain coppey zuschick. Als nun solich schrift verlesen worden, ist nachgends durch Dr. Braunen, des Bf. von Menntz verweser des canzlers ampt, widerumb der ksl. Mt. von wegen der chur- und fursten und den stenden des reychs anzaigt worden, das die chur- und fursten und derselbigen abwesenden bottschaften irer ksl. Mt. allergenedigist ansynnen und beger gehört, des sich gedachte chur- und fursten und die stend, seine genedigiste, genedigen, genedigen herrn, zum underthenigisten gegen irer ksl. Mt. bedancken, bittende, ir ksl. Mt. welle inen allergenedigist solichs irs ksl. Mt. furtrags abschrift mittayllen lassen. Daruff seyen gedachte chur- und fursten, seine genedigiste, gnedige, gnedige herrn, zum hochsten begierig, darinnen irer ksl. Mt. begern zum furderlichisten zu verhelfen. Auf sölichs nun Pfgf. Fryderich von wegen ksl. Mt. widerumb anzaigt, das die ksl. Mt. genaigt sey, solch abschrift mitzutayllen, und laß ir ksl. Mt. gedachte chur- und fursten pitten, der sachen nit langen verzug zu geben. So sey ir ksl. Mt. zum hochsten gewilligt, was ir Mt. hierin guts handlen kind, daran sol an ir Mt. nit mangel befunden werden.

Demnach uff den 7. Apprillis haben die aynunngsverwanten sich uff der ksl. Mt. furtrag mitainander berett, das der ksl. Mt. anfangs furzupringen sey, das sich die aynungsverwanten stend der augspurgischen confession gegen irer ksl. Mt. zum allerunderthenigisten bedancken, das ir ksl. Mt. uß sonderm genedigisten willen sich also genedigklich vernemen last, fryd, ruw und aynigkhait in unserm hailligen, cristenlichem gelauben und derselben zwyspalt furzunemen und zu machen, mit viller erzellung, das ir Mt. ire spanische konigreich derhalben verlassen und bißher alle mittel und weg hierin furgewendt etc., und auch, das ir Mt. mit hilf des hl. reychs willens sey, dem erbfind der cristenhait widerstand zu thun etc. Haben sich gemelte stend hieruff zum allerunderthenigisten erpotten, derhalben an innen nichtz erwynden zu lassen, was zu den ern Gotz und erhaltung gutz frydens und aynigkeit teytscher nacion erschießlich und furstendig sein mug, und, so dasselbig beschehe, sich mit hilf und beystand wider den Turgkhen als gehorsam des reychs, wie vor auch beschehen, an in nichtz erwynden zu lassen etc.

Und dieweyl undern anderm in irer ksl. Mt. genedigistem furtrag gemelt wirt, wie und was hierin zu handlen und furzunemen sey, damit solicher zwyspalt mochte hingelegt werden, daruff haben nun gedachte der augspurgischen confession fur gut bedacht, das das von ir ksl. Mt. zu Hagnaw bewilligt gesprech, so zu Wurmbs in das werck gebracht worden, alhie widerumb an die hand genomen und darinen fortgefarn wurd und, so alßdann von bayden tayllen gnugsamer verhor beschehen, das nachgends ir Mt. from, gottliebend, erbar und schydlich, nit zangkhgierig personen, so uns auch leydlich, verordnete, die sachen in vergleichung zu pringen etc. Das ist ungefarlich die supstantz, der ksl. Mt. uff irn beschehnen furtrag zu antwurten.

Es haben die gesanten – a mit namen Cristoff Landtschad, hoffmaister, und Ludwig von Eschnaw, ratt–a – Hg. Rupprechts von Zwayprugkhen, die von Nyrmberg, Norlingen, Dinckelspuhel und Gienngern sich gegen den aynungsverwanten stenden anzaigt, das sy in glaubenssachen mit und bey uns stan und auch die vertaidingen helfen wellen, des sich gemaine stend gegen inen bedanckt.

Es haben auch gemelte aynungsverwanten zu dem Bf. von Mentz geschickt ainen des landtgrauffen ratt und zwen von stetten und seinen fstl. Gn. anzaigen lassen, das sein fstl. Gn. Dr. Braunen, was er gegen ksl. Mt. oder andern was zu werben oder furzupringen hett, so vermelte aynungsverwanten berurte und von irnwegen etwas auch antreff, nicht wolte furtragen lassen, dann sy bißher ine nit als fur den geryngsten widerwertigen befunden. Daruff nun bemelter Kf. von Mentz geantwurt, er welle sich der gepur nach und unverweyßlich halten.

Hiebey schick ich euerer W. ain zettel, wer noch bißher alhie ankomen ist1. Kan auch nicht gewyß horn, das noch zur zeit mer fursten ankomen werden. Wol haben sy eingelosiert, aber irer personen ankunft ist noch nit gewyß. Sy wellen uns zuvor den hund lassen bratten, darnach er dann gespickt, so haben sy sich auch zu halten. Der reden in allerlay weg sind fyl, die nit gewyß zu schriben. Gott geb gnad zu allem gutem und das sein reich ain furgang hab. [...]. Datum den 9. Aprelis anno 41.

[PS:] Hiebey schick ich euerer W. ain biechlin, hat der Lutter wider Hg. Haynrich außgeen lassen2.

Anmerkungen

a
–a  Marg. nachgetr.
1
 Liegt ein.
2
 Vgl. Luther, Martin: Wider Hans Worst, in: D. Martin Luthers Werke, Schriften, Bd. 51, S. 461–572.