Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 187r–189v (als Reinkonz. benutztes Mundum); DV v. a. Hd. fol. 189v: Weil wegen der contradiction der koniglichen wahl, auch der religion und anderer sachen halben er uffm reichstag personlich nit erscheinen konne, bittet er, sich zum besten bey ksl. Mt. zu entschuldigen.

Der auch hochgeborne unser liber ohaim F. Wolffgang von Anhalt und unsere rethe haben uns von Regensburgk aus geschriben, welchergestalt euer L. durch die röm. ksl. Mt. zum presidenten an irer Mt. stad uf itzigem reichstage vorordent und sich unsern halben ser freuntlich erbotten, als sie inen negst uf ir anderwat anbrengen, das sie zu unserer entschuldigung unsers personlichen nicht-erscheinens halben an ksl. Mt. gelanget, uf irer Mt. bevhelich antwurt geben. Nun haben wir gerne gehort, das ksl. Mt. euer L. als ainen fursten des reichs an berurte stad vorordenet, bey deren L. man der gentzlichen zuvorsicht sein kan, das sie, alles das zu handeln und zu verfordern helfen, genaigt sey, so zu ruhe, friden und wolfart der deutzschen nation ersprieslich. Bedancken uns auch gegen euer L. freuntlich vorbescheener irer vetterlichen erbieten, worinnen wir auch eurer L. widderumb vetterliche und freuntliche dinste ertzaigen und thun konnen, wollen wir vormittelst gotlicher hilf gantz willig befunden werden.

Dieweil wir aber aus vorgemelter antwurt, die euer L. aus ksl. Mt. bevhelich den von Anhalt und den unsern gegeben, vormagk [sic!], das sich ksl. Mt. vorsehen wolle, das camergericht werde mit seinem procediren uf irer Mt. ernsten bevhelich stillerstehen, und derhalben irer Mt. suchung und begerung nochmals gewest ist, das wir, unserer beschwerung unangesehen, Gott zu lob und irer ksl. Mt. zu gehorsam, auch allen sachen zu guetem furderlich aigener person gegen Regensburgk kommen wolten, so mag uns euer L. glauben, das kein mangel bey uns hett sein sollen, uns dermassen zu gemeltem reichstag ksl. Mt. zu gehorsam zu erheben, das wir durch gotliche vorleyhung nit wolten mit den letzten gewest sein, wo wir bey dem camergericht uf ksl. Mt. geschefte gehorsam, auch bey dem von Braunschweig wircklichen stilstand hetten vornemen mugen. Nachdeme aber allerley ksl. Mt. gescheften und maynung widderwertig vormarckt, kan ksl. Mt. selbst, auch euer L. und iderman bedencken, das uns solchs nit geringe nachdenken gemacht, zudeme (welchs wir auch nit am wenigisten bewegen), das wir in der contradiction der negsten koniglichen whal halben stehen, dieweil die cadauische und wienische vortrege dießer sachen halben ire volstreckung bisher nit erlangt1, das ksl. Mt. unsern halben villeicht ain misfallen mochten fassen, wo wir irer kgl. Mt. nit wurden den titel und romische-konigliche reverentz pflegen, wie wir dan auch dergestalt nit zu thun wusten2.

So stehen die sachen zwuschen Maintz und Braunschweig und uns dießer zeit, wie euer L. auch unverborgen ist, das wir nit wol bedencken konnen, was wir vor denselben leuten mochten nutzlichs konnen handeln helfen, sunderlich weil eurer L. bruder, Pfgf. Ludwig Kf., auch nit personlich zu Regensburg ist, wiewol uns unsere rethe geschriben, das zu verhoffen sey, sein L. werde dohin kommen, dan dieweil die sachen also getrent und in widderwillen, sunderlich zwuschen Maintz und uns stehen, wol uns sere sorglich sein, mit ime und andern, so ime anhengig, des reichs hendel, wie bisanher der gebrauch gewest, zu beratschlagen. Dann wir seint eingedenck der freuntlichen, vortreulichen antzaigung, die uns euer L. zu Schmalkalden seinethalben thete, was eurer L. von ime begegent where, dergleichen wir uns vil mher werden besorgen mussen. Dan euer L. wissen, das in beratschlagungen sich allerley bewegen und reden zutragen, solten wir dan aus dem ratt vorschwetzt werden, das where schwer und zuvorderst, wo der sorgfeltikeit nit durch ainen andern wegk mochte begegent. Solte es auch von uns vormarckt werden, so mochten sich mher unrichtikeiten dan furderungen in hendeln davon zutragen. Dartzu wissen eure L., was unserm hern vatern zu Augsburgk a und uns zu Collen–a begegente. Das wir nun der religion, auch vorberurter whal oder anderer sachen halben dergleichen beschwerlicher wort und furhaltungen solten gewartenb, das wolte uns nit wol gelegen sein, wie wir dan eurer L. negst zu Schmalkalden angetzaigt.

Dieweil aber euer L. unsern reten die obberurte antzaigunge aus ksl. Mt. bevhelich gethann, doraus wir nit anders vormercken, dan das ire Mt. unsere personliche ankunft leiden mochten, wo nun euer L. mainte, das die gemelten sachen ksl. Mt. halben nit solten die besorgung uf sich tragen, wir uns auch derhalben kains unguetigen gemuets zu befahenc haben und das unsere jegenwertikeit zu furderung der hendel solte dinstlich sein, und wir mochten hierauf eurer L. vedterlich bedencken dohin vornemen, so wolten wir je nit gerne, d sovil es mit ichten on beschwerung, so nochmals forfallen mochten–d, das es an uns deshalben solte mangeln und ksl. Mt. es darfur halten, das wir derselbigen dorinnen nit wolten gehorsamen noch undterthennigst und wilferig sein.

Wo aber euer L. die fursorge befunde und bewuge, wie die von uns bewogen wirdet und vorangetzaigt ist, so ist an euer L. unser in sunderhait freuntliche, vedterliche bitt, die wolle fur sich selbst in dem vhal bey ksl. Mt. unser personlich nit-erscheinen zu unserm besten entschuldigen helfen, domit ire Mt. unsers aussenbleibens kein ungefallen wolle tragen, weil wir doch anedas an unser stad genugsam, auch mit volkomenem gewalt geschickt haben. Euer L. wolle sich hierinnen nit beschweren. Das sein wir umb eure L. vedterlich und freuntlich zu verdienen willig. Datum Torgau, den 15. Aprilis anno domini 1541.

Anmerkungen

1
 Zum Vertrag von Kaaden vom 28. Juni 1534 und zum Wiener Vertrag vom 20. November 1535 vgl. Kohler, Antihabsburgische Politik, S. 368–369; Mentz, Johann Friedrich, Bd. II, S. 42–48 und S. 52–68 und Schlütter-Schindler, Der Schmalkaldische Bund, S. 148–152.
2
 Der voraufgehende Passus ist angestr. und dazu v. 4. Hd. notiert: [Quia?] tamen titulus hoc ipso in loco Ferdinando p[er] maiestatem regiam tribuitur.
a
–a Von Kf. Johann Friedrich eighd. nachgetr.
b
 Danach gestr.: wie gemelts orts der religion halben bescheen.
c
 Von Kf. Johann Friedrich eighd. korr. aus: beschweren.
d
–d Von Kf. Johann Friedrich eighd. nachgetr.