Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Metz AM, AA 32/129, unfol. (Ausf.).
Bezugnahme auf sein Schreiben von Anfang April. Besuch der Eröffnungsmesse zum Hl. Geist durch den Kaiser am 5. April in Begleitung aller anwesenden Reichsstände mit Ausnahme der Protestanten. Nach dem Ende der Messe begab sich der Kaiser ins Rathaus, wo er seinen Platz und jeder Stand seine Session einnahm. Durch Pfgf. Friedrich ließ der Kaiser in einer kurzen Vorrede seine wohlwollende Zuneigung zum Reich erklären, die Gründe für die Einberufung des Reichstages erläutern und seine Entschuldigung für seine lange Abwesenheit vom Reich vortragen. Zugleich ließ er den Reichsständen für ihr Erscheinen danken. Danach trug der Sekretär Obernburger laut den Inhalt der beiliegenden Kopie vor. Nach dem Ende dieses Vortrags antwortete der Mainzer Kanzler im Namen der Stände, dankte für die ksl. Zuneigung gegenüber dem Reich und seinen Gliedern, billigte die Gründe für die Einberufung des Reichstages und bat um Kopie der Proposition [Nr. 29], damit die Stände umgehend dazu Stellung nehmen könnten. Ohne einen anderen Rat zuzuziehen, ließ der Kaiser daraufhin durch Pfgf. Friedrich erklären, que sa Mté prévoit leur bonne et conclue volenté très aggréable et que la copie du propos de sa Mté seroit donnée à tous et chacuns estatz. Lhors deschande sa Mté de la cheire, donna la mein à tous les princes et se retira à son logis, duquelle elle n’a sorti jusques au jour de palmes, que sa Mté accompaingnée du légat et de tous les princes ou de la plus grant part fust en la grande égglise icy.
Sofort nach Zustellung der Kopie der Proposition traten die protestantischen Stände zusammen und berieten über den ksl. Vorschlag, die Religionsfrage, den Hauptpunkt der Proposition, von einigen wenigen Vertretern beider Seiten behandeln zu lassen mit dem Ziel pour adviser les moyens et remèddes de la réformation de notre foys chrestienne, comme contient ladite article einsy signée – – – tout au long. Die protestantischen Stände begrüßten zwar den Vorschlag des Kaisers, gaben aber zu Bedenken, dass die religiösen Differenzen wohl schwerlich beigelegt werden könnten ohne vorherige intensive Diskussion gelehrter Theologen auf der Grundlage der Hl. Schrift. Deshalb plädierten sie dafür, gemäß den Abschieden von Frankfurt, Hagenau und Worms zu verfahren. Darauf antwortete der Kaiser am 11. April [Nr. 85]. In ihrer weiteren Stellungnahme vom 12. April [Nr. 87] überließen die Protestanten dem Kaiser die Wahl der Personen für die Verhandlungen über die Religionsfrage. Die übrigen Stände, die Hgg. von Bayern und Braunschweig, der Kard. von Mainz und andere Bischöfe und Prälaten brauchten vier oder fünf Tage, um sich auf eine Stellungnahme zum Religionsartikel zu einigen. Ihre Antwort vom 12. April [Nr. 89] missfiel dem Kaiser, dem dann am 14. April eine neue Resolution [Nr. 91] übergeben wurde. Die altgläubigen Reichsstädte billigten unterdessen den Vorschlag des Kaisers und übermittelten ihre Antwort le mardi après palmarum [1541 April 12] à part tous ensemble verbalement et par escript comme je vous envoye la copie signée par F [Nr. 90], laquelle sa Mté receut d’ung bon visaige en nous donnant et extendant la mein en entrant et sortant à tous et nous feist dire par Monsr le duc Friderich palantin, que sa Mté avoit antandu notre conclue volunté et tous possibles services envers sa Mté, laquelle icelle de nous recepvoit d’une bénigne grâce, et[quant à] a ceste article de la dénomination des personaiges, que nous remettrons du tout à sa Mté etc. suyvant le contenu de notre response, que sa Mté s’en contentoit de nous très bien. Et quant à l’article de l’aidde et résistance du Turcq, que sa Mté avoit envers elle ceste considération, qu’il n’estoit bonnement possible pouvoir traicter icelluy article, que le premie[r] de notre sainct et catholique religion ne fust préablement vuydé et du moins aulcunement accordé, perquoy sa Mté ne nous pouvoit quant audit article présentement faire response. Mais s’il menoit à traicter et besoingner en icelluy, que sa Mté feroit mettre sy bonne ordre, que nous n’aurions occasion de nous plaindre, car en cela et aultre chose sa Mté estoit en bonne volunté d’y avoir regardé, qu’ung chacun fust sy modérément et rasonnaiblement entretenus, qu’il n’eust matière de se plaindre etc., en la présence dudit prince palantin, Monsr de Praett, Monsr de Mesansye et aultres gentilhommes de la chambre [impériale].
So wurde dem Kaiser schließlich von allen Ständen die Benennung der Kolloquenten freigestellt, die vor einer Beschlussfassung über die Ergebnisse, zu denen sie auf der Grundlage der Hl. Schrift gelangen pour réformer et méliorer les excès et abus, qui sont présentement en l’esglise de tous costé, den Kaiser und die Reichsstände informieren müssen.
Il y ait apparence et espérance que y se moyennera quelque chose icy touchant la réformation et discipline ecclésiastique, veu, que la Mté prant la matière au cueur d’entendre les abus, qui peuvent estre d’ung cousté et d’aultre, combien d’aultres estatz empeschent et recullent [c’en?] qu’ilz peuvent parb practiques. Mais sa Mté le cognoist, pourquoy est et a esté constante jusque icy. Le Dieu de tout puissance le veulle assister de perseverer jusque à bonne et salutaire détermination. Aultrement je voy toute l’Almaingne et nous tous estre en ung grant et irréparable dangier d’une misérable [ruyne] c.
Am letzten Mittwoch [1541 April 13] ist Kf. Joachim von Brandenburg angekommen mit großem Gefolge, am Samstag seine Gattin, roynne de Polonie. Man sagt, dass er pro Woche 2.000 fl. für den Unterhalt seines Gefolges braucht. Der Lgf. von Hessen wendet dafür wöchentlich 1.500 fl. auf. Kg. Ferdinand soll in acht Tagen eintreffen. Die Türken, die Pest belagerten, haben sich zurückgezogen, nachdem sie ihren Kommandeur und bei einigen Angriffen – wie übrigens auch die Verteidiger in der Stadt – viele Leute verloren haben. Man sagt, dass H. von Roggendorf zu Land und mit Galeeren auf der Donau Pest zu Hilfe kommen und Buda belagern will. Gott schenke ihm den Sieg.
Der Ebf. von Köln und der Kf. von der Pfalz sollen ebenfalls in Kürze ankommen. Es ist anzunehmen, dass dieser Reichstag, auf dem viel Geld ausgegeben wird, nicht vor Johannis [1541 Juni 24] endet. Gott gebe, dass gute und heilsame Beschlüsse zustandekommen. Die Stadt Nürnberg hat dieser Tage drei Kanoniere, die Stadt Augsburg zwei geschickt.
Hat noch keine Nachrichten von St. Arnulf, betreffend den ban de Schemeria etc.d
Bittet, ihm das zu schicken, was dem ksl. Furier zusteht, der beim letzten Aufenthalt des Kaisers in Metz im Haus des Jehan de Marc wohnte. Der mareschal des logishat ihn bereits mehrfach darauf angesprochen. Hat deswegen auch an den Sekretär Martin geschrieben.
Sie können ihm ihre Briefe über den Präsidenten von Luxemburg zukommen lassen, der sie auf der Post an H. de Messancy, seinen Sohn, weiterleiten wird, der zusammen mit H. de Praet und Granvelle Mitglied des ksl. Rates ist, den Platz von Matthias Held einnimmt und beim Kaiser in hohem Ansehen steht.
La Mté feist publier les personnes suivant ce que dessus aux estatz ce mercredi feste de pacques[1541 April 20] pour suyvant le contenu d’icelluy son propos disputer et examiner les différants estans présentement en notre sainct foys et les reduyre à la purité de saincte église etc. par la manière, contenu, ord[re] et artickle de l’impériale propos. Es handelt sich um 6 Personen: Julius Pflug, Kanonikus aus Mainz; Gropperus, Rat des Kf. von Köln; Dr. Johann Eck aus Ingolstadt; Philippus Melanchthon; Martin Bucer aus Straßburg und Johannes Pistorius, Rat des Lgf. von Hessen. Alle sechs Männer sind sehr gelehrt. Gott möge ihnen den Hl. Geist schicken, um sie zur Wahrheit zu führen. Le palantin Friderich et l’évesque d’Augspurg seront les présidents et auditeurs des disputes desdits commis pour en faire fidèle raport à la Mté. Monsr le conte de Nuwenair, H. Jacob Sturm de Straßburg et d’aultres debvent estre aussy commis pour traicter entre les parties. Et tant en est, que ceste forme de procédure plaist quasi à tous, que me donne espérance de bonne finable conclusion. [A Regenspurg] e. ce mercredi feste de Pacque.