Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 391r–392v (Reinkonz.); AV fol. 391r: 5. widerschreiben, mit H. Martin von Ussickhaim thumbhern anheims geschickt.

Haben sein viertes Schreiben am 15. April durch den Domherrn Martin von Uissigheim und sein fünftes Schreiben am 21. April durch Heinz Philips erhalten.

Bedauern seine Krankheit. Hoffen auf baldige Besserung. Mittlerwill wollen eure fstl. Gn. wir ires außpleibens halb alhie bei ksl. Mt., auch sonst menniglichen, wohe es die not erfordert, mit bestem vleiß entschuldigen a und unseren von euren fstl. Gn. entpfangenen befellich nach zum besten helfen radtschlagen, handlen und schliessen–a. Derhalb eure fstl. Gn. der schwacheit wol außwarten und der gesontheit zum besten pflegen mogen1.

Euren fstl. Gn. haben wir jungst copei der ksl. Mt. ersten furtrags [Nr. 29] zugeschickt. Dweil dan hiezwischen die hailig zeit eingefallen, ist nichs sonders ghandelt worden, aber am Mittwochen nach Palmarum [1541 April 13] haben die gemeine stende ksl. Mt. uff den furtrag in zweien schrieften antworten lassen, unter anderm summarie, das von nodten sein wolle, der articul der zwispaltigen religion erstlich fur handt zu nemen. Wo dan der durch verleihung gotlicher gnaden zu vergleichung bracht, b wer man der hoffnung–b, die andern articul wurden sich selbst ergeben und c zu geburlicher vergeleychung schicken–c, und derhalb irer Mt. die benenung der personen zu vergleichung der religionsachen haimgestellt. Daruff ir Mt. nach ghaptem bedacht an gesternt den stenden in gemein benennen lassen sex personen, nemblich 1. H. Julium Pflug, thumbherrn, 2. Dr. Johan Ecken, thumbhere, 3. Dr. Johan Groppern, scholasticus, uff der catholischen seiten, 1. Philippum Melanchthonem, 2. Martinum Bucerum, 3. Johannem Pistorium Niddanum von wegen der protestirenden. Es hat sich auch ksl. Mt., ainen fursten, den genanten sex personen, wohe vonnöten, zu presidiren, zu verordenen erpotten, domit desto fridtlicher und richtiger ordnunge gehalten werde etc. Welche personen inen die catholischen stende gefallen lassen, darzu der ksl. Mt. haimgestellt, ainen fursten zur presidentz zu verordenen etc. d Und helt man darfur, die protestirenden werden inen die ernanten sechs personen auch gefallen lassen–d. Wann aber die handlung angheen solle, ist auch noch nit eroffenet etc. Sovill ist biß uff diß zeit gehandelt worden, und sonst stehen alle atricul, darumb diser reichsdag außgeschrieben, in ruwe. Was sich dann weiter zutregt, solle euren fstl. Gn. iderzeit unverhalten pleiben2.

Wollen aus Sicherheitsgründen, auch weil dies den Legaten verdrießen könnte, als wollt eure fstl. Gn. ime nit glauben und seinem indult nit vertrauen, nicht das Original des Indults super deputatione nach Rom schicken, sondern zu diesem Zweck vom Regensburger Generalvikar ein Vidimus anfertigen lassen. Wollen das Original wieder zurückschicken, damit der Bf. in der Zwischenzeit sich seiner bedienen kann. Bitten, ihnen einen Adressaten in Rom zu benennen und ihnen mitzuteilen, auf welchem Weg sie ihre Sendung expedieren sollen.

Wollen den Anweisungen zu den Verehrungen für Naves und Obernburger nachkommen. Propstei Öhringen. Wollen auch sonst alle Befehle ausführen 3.

Von zeitungen sagt man, der türckisch hauf sey am 6. dises von Peest abgezogen mit zimlichem entpfangen schaden und verlyrung des obersten wascha, so auß Peest erschossen worden. In der statt soll allein ain ritter erlegt worden sein. Kgl. Mt. sterckt sich etwas, dan dise dage sient 4.000 knecht auß der graffschaft Tirol den Ine herabgezogen; ist deß abts von Kemptens brüder ir oberster.

Der krieg mit bäpstlicher Hlt. und Ascanio de Columna weret noch; haben sich zu beden seiten sehr gesterckt4. Ksl. Mt. hat von hinnen ein spanischen hauptman, Maledonat genant, eilents hinnein in der post geschickt, den babst zu stillen oder ime etwas anders zu sagen. Sollicher hauptman soll am Charfreidag [1541 April 15] oder Osterabent [1541 April 16] gein Rome khomen sein.

Kg. Ferdinand wird in 5 oder 6 Tagen erwartet. Die Gesandten der österreichischen Erblande und des Königreiches Ungarn, Franjo Frankopan, Bf. von Erlau, und ein ungarischer Graf, Waßwariensis genannt, sind bereits in Regensburg. Des von Holstain botschaft, so Denmarck inhatt, soll disen abent khomen mit 24 pferden und zwei wegen. e Hg. Philips Pfgf. etc. zu Lengfellt ist disen abent auch einkhommen mit 30 pferden und 2 wägen–e.

Bedrohung eines venezianischen Hafens durch Barbarossa.

Man sagt auch noch Colln, Munster, Saxsen Kf. sollen noch personlich alhie ankhomen. Dise zeitung, f ausserhalb der botschaften und Hg. Philipsen ankhunft, so gewiß sein–f, geben euren fstl. Gn. wir, wie wir die entpfangen. Wissens dißmals nit weiter zu schreiben. Datum Regensburg am Freidag nach Ostern, den 22. Apprilis anno etc. 154[1] 5.

Zettul: Gnediger herr, eure fstl. Gn. schreiben uns auch, sie wollen in die ander wochen mher gutts weins alhier schicken. Achten wir (doch uff eurer fstl. Gn. verbesserung) von unnodten sein, dann wir wollen, g wohe wir guts weins notturftig–g, euren fstl. Gn. zeitlich darumb schreiben.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
1
 Vgl. dazu Bf. Konrad von Würzburg an die Würzburger Gesandten in Regensburg, Würzburg, 1541 April 21, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 431r–431v (Ausf.): Wir haben euch jungst unsere zugestandene leibsschwachait und, das wir noch zur zeit, uberland zu weberen, unvermoglich, zu zweien molen angetzaigt, derwegen wir itzund, ferner meldung davon zu thun, onnot achten. Wir hoffen aber zu dem almechtigen, er solle uns gnedige besserung verleihen, damit wir der röm. ksl. Mt., unserm allergnedigsten herrn, zu unterthenigen ehren und gefallen uff gemeltem reichstagk aigner persone erscheinen mogen, und schicken demnach zu unser hoffhaltung doselbst noch drei wagen weins hiemit, des besten, so wir ongeverlich bekomen mogen, dweil das wetter noch etwas kuel ist, bevelhend, ir wollet doran sein, das solcher wein rathlich eingelegt und, wa ksl. Mt. desselbigen begern, ir zu gefallen gutwillig mittailen. Datum Donerstag nach dem hl. Ostertage anno etc. 41. – Vgl. auch Bf. Konrad von Würzburg an die Würzburger Gesandten in Regensburg, Würzburg 1541 April 30, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 430r–430v (Ausf.): Empfang ihres Schreibens vom 22. April. Und wiewol das fiber der kelte halben mit uns etwas nachgelassen, so will doch die hitze und schmachtung, die uns noch woll haimsuchen, nit weichen. Darumb wir unser selbst in dest fleissiger acht und pfleg warten lassen und erbeiten mussen, wan uns der almechtig aus disen beschwerden wider helfen wölle. Mitlerweil last euch die sachen unserm vorigem begeren und eurem erbieten nach zum besten bevolhen sein. Was in der religionsachen durch beder tail verordente furgeschlagen und gemacht wurdt, zweivelen wir nit, ir werdt uns solchs und andere sachen, so zu handelen furgenomen, jederzeit auch zu wissen thun. [...]. Datum in unser stat Wirtzburg, Sambstag nach Quasimodo anno etc. 41.
b
–b V. a. Hd. nachgetr.
c
–c V. a. Hd. nachgetr.
d
–d V. a. Hd. korr. aus: Was aber der protestirenden gemüth sein will, ist noch nit erschollen. Sie gehen aber noch stettigs zu radt und mit vleiß.
2
 Vgl. die Würzburger Gesandten in Regensburg an Bf. Konrad von Würzburg, Regensburg, 1541 April 28, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 393r–393v (Reinkonz.): Gestern hat der Würzburger Oberschenk das 6. Schreiben des Bischofs und drei wagen mit gutem wein, ongferlich sex fuder haltent, gebracht. Den wollen wir rathlich verwaren und zu eurer fstl. Gn. hoffhaltung behalten lassen. Dweil wir dann eben disen dag in erfarung khomen, das unser gnädiger herr, Hg. Friderich Pfgf., uff schiersten Sonndag von churfursten und fursten ain gartenmalzeit halten wolle, haben sein fstl. Gn. wir an heut mit 7 aimer desselbigen von eurer fstl. Gn. besten geschickten weins in namen eurer fstl. Gn. vereren lassen, welchen wein sein fstl. Gn. von euren fstl. Gn. zu gar freuntlichem gefallen angnomen, mit erpittung, das umb eure fstl. Gn. freuntlich hinwidder zu beschulden und zu verdienen. Und als euren fstl. Gn. wir jungst mit H. Martin von Ussickhaim, thumhern und probst etc., geschrieben, welchermassen die ksl. Mt. sechs zu beden theiln ernente personen von theologen zu vergleichung der religionsachen verordent, doch dergestalt, das ir vergleichung zu der ksl. Mt. und gemeiner stende bewilligung und beschluß stehen solle etc., geben eurer fstl. Gn. wir verner zu verinnern, das ir Mt. am jungsten Mondag [1541 April 25] hochernannten Hg. Friderichen Pfgf. und den H. von Granuell zu presidenten derselbigen handlung, dergleichen nachvolgende sex personen zu beisitzer und anhorer ernennt hat, nemblich Eberharden Ruden von Kollenburg, maintzischen hoffmeinster, Gf. Diederichen von Manderschit, colnischen churfurstlichen gesanten, Hainrich Hasen, Pfgf. Ludwigs Kf. vicekantzler, Dr. Frantzen Burckhart, churfurstlich saxsischen cantzler, Johann Feigen, hessischen cantzler, und Jacob Stürmen, der statt Straßburg gesanten. Nachdem aber die ksl. Mt. am vergangen Dinstag vormittag [1541 April 26] mit den zwen Hgg. von Beiern und dem von Braunschweig uff Straubingen zu spaciren und zu jagen verritten und, als man sagt, hiezwischen Sambstag [1541 April 30] aussen sein will, haben ernante presidenten, theologi und assessores die handlung an gedachtem Dinstag nachmittag [1541 April 26] angefangen. Wollen berichten, was sich weiter zuträgt. Behalten den Boten Heinz Philips noch hier. Dann es stehen sonst alle sachen diser furhabenden und werenden vergleichung in ruwen und stillstandt. Datum Regensburg, Dornstags nach Quasimodogenitj, den 28. Aprilis anno etc. 1541. Der Passus bewilligung und beschluß ist v. a. Hd. korr. aus: wolgefallen. Nach Dinstag nachmittag angefangen ist gestr.: angesternt auch daruber gesessen und, wie man sagt, sich in preparatoriis schon allgereit vergliechen. Vgl. auch die Würzburger Gesandten in Regensburg an Bf. Konrad von Würzburg, Regensburg, 1541 Mai 1, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 393v–394v (Reinkonz.): [...]. Seit ihrem letzten Schreiben siendt die verordenten von ksl. etc. Mt. zu vergleichung der religionsache stattlich in handelung gewesen. Was nhun daraüß werden will, das wurdt die zeit geben. Wir wellen auch sollichs, sovil wir glaublich erkhündigen mogen, euren fstl. Gn. zeitlich zu wissen thün. Sonst ist seithere derselbigen angefangen handlung khain gemeiner reichsrathe gehalten worden, also das sonst alle handlung in ruwen stehen. Ksl. Mt., nachdem sie jungst verschienen Dinstags mit den von Baiern verritten, wie euren fstl. Gn. wir zugeschriben, soll an morgen dem abendt widderkhomen. Datum Regenßburg, Sondags Misericordia Domini, den prima Maij anno etc. 1541. Vgl. zudem Heinrich Truchsess von Wetzhausen und Dr. Georg Farner an Bf. Konrad von Würzburg, Regensburg, 1541 Mai 6, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 395r–395v (Reinkonz.): Mitleid mit der Krankheit des Bischofs. Heimreise Daniel Stibars. In der religionsache und von wegen derselbigen vergleichung etc. handlen die khayserlichen verordenten presidentes, theologi und assidentes noch stattlich fur und fur; sient sonst alle sachen in stillstandt. Etzliche sagen, daß sie sich schon etlicher articul, als de peccato originali, justificatione etc., verglychen, etzliche sagen das widderspil, wie dann gemelter H. Daniell Stibar euren fstl. Gn. diß und andershalb nach der lenge berichten wurdet. Ksl. Mt. ist am nechsten Mondag nach mittag alhie widder ankhommen und seithere durch ainiche handlung nichts handlen oder furnemen lassen, ausserhalb was durch die verordenten zu vergleichung der religion, wie obgemelt, beschicht. Indult über die Kontrolle der Klosterrechnungen. Ihre Bemühungen in verschiedenen Pfründenangelegenheiten. Bericht Stibars über Zeitungen aus Ungarn und Italien. Datum Regenßburg am Freidag nach Invencionis Crucis, den sechsten Maij anno etc. 1541. Die Passage über die auß bewegenden ursachen erfolgte Verehrung von fünf Eimern Wein an Dr. Matthias Held ist gestrichen.
3
 Vgl. Bf. Konrad von Würzburg an die Würzburger Gesandten in Regensburg, Würzburg, 1541 April 30, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 430r–430v (Ausf.): [...]. Will das Vidimus des Indults super deputatione von Würzburg aus nach Rom senden und schriftlich um Förderung anhalten. Dem Obernburger wollet zu den vorigen 30 fl. noch 30 oder 40 fl. geben. Aber wie Dr. Nauia zu verehren sei, wollen wir euch, eurem gutbeduncken nach zu thun, gentzlich haimgestelt haben. Keine weiteren Bemühungen um die Propstei Öhringen. Datum in unser stat Wirtzburg, Sambstag nach Quasimodo anno etc. 41. Vgl. auch die Würzburger Gesandten in Regensburg an Bf. Konrad von Würzburg, Regensburg, 1541 Mai 1, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 393v–394v (Reinkonz.): [...]. Senden das Original und die vom hiesigen Generalvikar ausgefertigte, beglaubigte Abschrift des Indults über die Kontrolle der Klosterrechnungen. Haben eine beglaubigte Abschrift behalten, um sie nach Rom zu schicken. Dr. Johann von Nauia, ksl. Mt. rathe, der sich auch itzundt, wie eure fstl. Gn. auß der declaracion uber die regalia zu ersehen, subscribirt, haben wir angestern mit 70 golt fl. von eurer fstl. Gn. wegen vereret, dessen er zum hochsten sich gegen eure fstl. Gn. bedanckt, mit gewonlicher erpittung etc. Dergleichen haben wir ksl. Mt. theutzschen secretarien Johan Obernburger zu den vorigen 30 goldt fl. noch mit 40 fl. auch an goldt, macht 70 fl. in ain summa, angesternt auch vereret, welche er angnomen mit gewonlicher erpittung, das er eurer fstl. Gn. sachen ime befolhen sein lassen wollen. Und wollen hiemit mit disen und dergleichen vererungen stillstehen, des versehens, wir haben eurer fstl. Gn. wegen dißmals gnung gethan.Propstei Öhringen. Am 26. dag vergangnes monats Aprilis haben wir die declaracion von wegen eurer fstl. Gn. regalien und der begerten clausul halb allenthalben expedirt und zu handn pracht, wye eure fstl. Gn. auß beil[i]gender copei zu vernemen. Die wollen wir neben den andern eurer fstl. Gn. und dero forfarn regalienbrieffe verwaren lassen, auch mit uns zu euren fstl. Gn. widder anheims pringen. Nachdem aber wir bedacht, das die specificacion der fanen, in eurer fstl. Gn. forfarn seliger gedechtnus lehenentpfengknuß gescheen und in der declaration etzlichermaß gemelt, etwas eigentlicher und deutlicher exprimirt wurde etc., haben wir am 29. desselbigen Aprilis umb die specifecirung der fanen, wie eure fstl. Gn. auch in sollicher copei verzeichent finden, verner angehalten, die uns auch von wegen eurer fstl. Gn. durch die ksl. Mt. zugelassen und secretari Obernburger befolhen worden, sollich begert specifecation in ain duplicat zu verfertigen. Das wollen wir auch sollicitiren und mit uns anheims pringen. [...]. Datum Regenßburg, Sondags Misericordia Domini, den prima Maij anno etc. 1541.
4
 Vgl. Cardauns, Von Nizza bis Crépy, S. 119–123.
e
–e Nachgetr.
f
–f Nachgetr.
5
 In der Vorlage irrtümlich: 1540.
g
–g Nachgetr.