Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 104r–105v (Ausf.).

Empfang ihres Schreibens vom 22. April. Dieweil ir erstlich die zugewandten der neuen religion, das sy uns also die abschrift vor mittemtag bewilligt etc., darauf gib ich euerer fursichtigen, ersamen W. zu underricht, das dieselbig antwurt, wie sich die stend zu antwurt ksl. Mt. verglichen, noch nit gar an die feder gepracht, das es sich verzog biß uff drey ur nach mittentag. Da waren berueft die zu solcher religion und augspurgischen confession verwandt und zugehörig. Als nun die stend zusamen nidersassen der session gemeß, so fieng alspald des landtgraven oberster cantzler den ratschlag, wie er an die feder gepracht was, zu verlesen. Alspald es geschach, begerten Hg. Ruprechts zu Zwipruck seine gesandten diener ainen kleinen bedacht hinauß zu underreden, deßgleichen die gesandten von Nurmberg, auch ich, Dinckelspuehel und Gengen. Also wurde uns underreden zugelassen. Da wir nun uff den soler hinauskamen, da tratten wir all, wie obgemelt, zusamen und underreden uns mitainander und begerten, dieweil uns vor mittemtag ain copy darvon bewilligt were, eraischte uns unser notturft nach mitzetaillen, dann wir zu rathschlägen nit gesessen weren, damit wir unser nach notturft nach darin ersehen mochten.

Darauf man uns zur antwurt gab, man wolte uns gern wilfarn unserm begern nach, so het es die zeit nit bevor. Es wer jetzund schon abent der heiligen zeit halben, wo man aber die antwort morgen ksl. Mt. nit ubergebe, so besorgten die stend, ir Mt. wurde es ferer in der karwochen nit annemen, darumb eilend man, mit der antwurt zu beschliessen, und morgens am Palmabent [1541 April 9] zu ubergeben, wie dann beschechen zwu ur nach mittemtag. Aber der cantzler solt mit uns vorgenanten in ain andere stuben geen und die copien stattlich verlesen und, was wir darin vernemen, mochten wir an die feder vertzaichnen und wir unser rath und gutbeduncken antzaigen, so wolten sy ain ausschuß verordnen, der unser rath und gutbeduncken verneme, wie ich euerer fursichtigen, ersamen W. mit A vermerck uberschickt [Nr. 83]. Die haben die geordneten zu gefallen angenomen.

Dieweil euere fursichtige, ersame W. in der missif meldung thut, bey denen von Nurmberg antzehalten etc. umb abschriften bißher aller handlung etc., haben euere fursichtige, ersame W. Sontag Quasimodogeniti [1541 April 24] di verschlossen etc. mitsambt ainer missif vernomen etc., mit guter hoffnung, haben solches empfangen und angehort. Dann ich in solchem fall mich selbs nit sparen will, dann ich mit Gots hilf wol waiß zu uberkomen bey fursten und stetten, so darin verwandt sein,

Fursichtige, ersame W., lieb herrn, diß schreibens halben, was den gehaim belangt, gib ich euerer fursichtigen, ersamen W. zu erkennen, das mir mein schwager Wilhalm Bossen die missif, auch alle schriften geschriben, und sonst darin nyemand vertrau und ich mit ime ye und, ehr mir nichts geschriben hat, entlich beschlossen und abgeredt, alles mir zugesagt, was in schreiben lasse oder lese, sein leben lang in gehaim behalten in alweg, als ob er darumb aid und pflicht gethon het, des ich dann gar kein zweiffel hab, dann er selber fur sich selbst genaigt, wo er ainem erbern, weisen rath und gemainer stat ze dienen, das zu nutzparkayt gedeihen möcht, underthenig und willig sich erpeut. Wiewol ich yetzt auß plodigkait und schwachait meins haupts ain kranckhait uf mich gefallen, daran ich etlich tag gelegen bin, aber in hoffnung, das die sach mit gotlicher hilf in ain oder zway tagen so gut werde, das ich widerumb außgeen werde, in euerer fursichtigen, ersamen W. bevelch mit statlicher handlung und sachen mit vleiß furfaren wölle und an mir mit Gottes hilf gar nichtz erwinden lassen wolle.

Die stett Aalen und Bopfingen betreffendt, will ich von euerer fursichtigen, ersamen W. antwurt gewertig sein, dann ich seiderher von irentwegen nichtz gehandlet hab. Es hat mir auch nit wollen gepurn.

Die ainkurnischen sachen betreffendt, hab ich angehalten an den drey orten, wie euere fursichtige, ersame W. in der missif vernomen und angehort habt, und, sopald ich außgee, von stund an furderlich darin antzehalten aller notturft nach, auch gar nichts sparen und fueg euerer fursichtigen, ersamen W., das er, Augustin, den 23. tag Appril ankomen ist. Und dieweil ich in die reth nit außgangen hab mugen, ist doch nichtz gehandlet worden. Gunstig, gepiettend, lieb herrn! Alspald ich die tag außgee, so wil ich mich von stunden an erfaren, ob dem Augustin Ainkhurn ain copy mitgetailt sey. Und so ich bericht wurdt, das man ime copy mitgetailt hat, so wil ich auch umb ain copy, was er einlegt, darumb anhalten und begern und euerer fursichtigen W. zu uberschicken. Dann euerer fursichtigen, ersamen W. mich mit aller underthenigkait und gehorsame erpeute und mich auch selbst schuldig erkenne, so wil ich mit gotlicher hilf mich in keinen weg nichtz sparen und an mir erwinden lassen. Damit thu ich mich euerer fursichtigen, ersamen W. und Got bevelhen1. Datum Regennspurg, den 26. tag Apprill anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. auch Hans Wörlin an Bgm. und Rat von Nördlingen, Regensburg, [1541 nach April 25], Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 107r–107v (Ausf.): Wolf Graf weiß, dass der Hg. von Braunschweig ihnen ein Büchlein hat zustellen lassen, mit der Bitte, es an ihre Oberen weiterzugeben. Vor einigen Tagen hat auch der Lgf. von Hessen ein Büchlein übergeben lassen. Schickt ihnen beide Schriften zu. Des Turcken halben ist die sag, das er 16 tag vor Pest gelegen sey und in denselbigen drey sturm angetretten, aber dieselben alle verlorn und vil volcks soll verlorn haben und sie in der stat gar kainen schaden ze achten empfangen. Gunstig lieb herrn, dieweil ich euch zugeschickt hab, wölche ksl. Mt. zum gesprech verordnet hat, so haben dieselbigen sechs gelerten personen bey ksl. Mt. angehalten umb presidenten und auditores. Uf solch ir begern hat ksl. Mt. mitsambt andern churfursten und fursten, stend irem begern nach verordnet, nemlich hat ksl. Mt. zu presidenten verordnet Pfgf. Friderich und den H. von Granuell, deßgleichen zu auditores, nemlich Meintz Eberharten Rueden, Churcolen Gf. Wilhalm von Manderschid, Churpfaltz H. Hanns Haß, seinen cantzler, Chursachsen Franciscus Burckhardj, sein cantzler, Hessen H. Johann Fige, cantzler, von stetten H. Jacob Sturm. – Vgl. außerdem Bericht Hans Wörlins [an Bgm. und Rat von Nördlingen], 1541 April 22, Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 106r (Kop.?): Item, Melchior von Reinach, des Bf. von Basel rath, hat mit dem H. von Granuel zu nacht gessen. Ist man under anderm des babst zu red worden, wie er die Colunneser zu Rom ubertzogen hab, inen etlich flecken eingenomen, uber das so ksl. Mt. zwischen baiden partheien zwen underhendler vormals uff des babst bewilligung ernent hat, nemlich die zwei Hgg. Mantue und Ferrer, wölche die sach haben zwischen inen furgenomen, aber der papst darauß geschritten und nicht wollen annemen. Ist solchs ksl. Mt. jetzt gen Regenspurg kunth thun worden, hat ksl. Mt. uber solchs am Freittag nach Ostern [1541 April 22] verordnet ain botschaft, nemlich Mgf. von Carra, das er soll eilends gen Rom raisen und dem babst ernstlich in namen ksl. Mt. ansagen, das er gedencke und den Colunnesern alles das, so er inen eingenomen, widerumb zustell. Wo es aber nit geschehen wurde, das doch sein ksl. Mt. nicht vermaint, so wurt er verursacht, ine mit seinen Teutschen haimzesuchen, in aller massen, wie dann seinen vorfarn auch begegnet ist. Das hat Grandevel disem seinem gast Melchior von Reinach, der es dann Eßlingen, Hall, Hailpron und Dinckelspuehel auch nachmals angetzaigt. Actum freittags nach Ostern anno 41. Zum Konflikt des Papstes mit den Colonna vgl. Cardauns, Von Nizza bis Crépy, S. 119–123.