Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nürnberg StA, E-Akten 126, unfol. (Ausf.).

Eurer W. haben wir in jungstem unserm schreiben zu erkennen geben, was bißher in der religionsachen gehandelt worden etc. So fugen wir eurer W. darauf verner zu vernemen, das alle protestirenden stende (darunder der landgraf selbs aigner person gewest) gestern umb zwo uhr nachmittags uff das rathaus zusamengefordert worden und H. Hans Pack den stenden angetzeigt, wiewol sie hievor vernomen, welchermassen der articul der justification under den disputirenden personen verglichen, aber doch im ende daran gehenckt worden, was verner der religionsachen halb gehandelt werden wurde, das solches den protestirenden unverhalten pleiben solt. Darumb solten sie, die stende, von den theologis vernemen, was seither weithers gehandelt worden, wie dann alspald die drey disputirenden personen sampt alle theologis unsers theils hineingefordert und erstlich Philippus und volgends die drey zuhorende personen unsers theils dise anzeigung gethon, nemblich das sie volgends noch vergleichung des articuls der justification zu einem andern articul, als nemblichen von der kirchen, den concilien und derselben gewalten, kumen, darynnen die papisten zum höchsten darauf getrungen, als konnten die concilia nit irren. Das aber inen die unsern keinswegs gestendig sein konnen, dann, wo sie das bekannten, wurde dardurch unser religion und lere gar zu poden gestossen. Als nun die papisten gesehen, das sie hierynnen gar nichts erlangen konnen, haben sie disen articul uff ein ort gestellt und ein andern furgenommen, nemblichen von den sacramenten, deren sie in irer lehre sieben halten, dero etlicher sie sich gleich gleichwol verglichen. Als sie aber an das sacrament des altars kumen, haben die papisten uffs hochst uff die transsubstantiation getrungen, das ist, des nach den worten der consecration weder wein noch prot mer da pleib, sonder allein der leib Christi so lang, als die gestolt des prots und weins vorhanden sei. Daraus dann volgte, das man das sacrament muge aufheben, einsperren, umbtragen und zu yeder zeit anzupetten schuldig sei etc., welches die unsern abermals nit eingeen oder bewilligen konnen. Und dieweil nun den papisten an disem articul vast der hauptpunct gelegen, haben nit allein die papisten, sonder auch einer auß den presidenten die unsern derhalben mit scharpfen worten angesprochen1, uff meynung, wo sie in disem articul nit etwas nachgeben wurden, das hierynnen einicher concordien oder vergleichung nit zu verhoffen were, wurden auch die unsern derhalben alle nationes zu veinde halten. Und darauf den unsern einen bedacht geben, wes sie sich hierynnen entschliessen oder nachgeben wolten etc., solchs hetten sie, die verordenten der disputirenden, den stenden undertheniger meynung wöllen anzeigen, sich in solchem selbs zu entschliessen, dann sie fur ir person hierynnen niemandt nichts zu begeben hetten.

Seind darauf also sie, die drey disputirenden personen, sampt allen theologis ausgedretten, darauf von den stenden allerlei hin und wider bedacht und sich der landgraf dermassen so vernunftig und geschickt vernemen lassen, also, das sich dessen kein berumpter theologus schemen durfen, aber im ende die sachen dahin kumen, das allen theologis bevolhen worden, dise sachen mit allem vleis zu bedencken und darynnen niemandt dann allein Got und desselbigen ehre anzusehen und alßdann heut dato frue zu sechs uhr den stenden ir gutbeduncken anzuzeigen, wie dann beschehen. Aber sie, die theologi, haben einhelliglich dahin geschlossen, das in des gegentheils furhalten gar und mitnichten nit zu bewilligen sey. Und weil dann ir, der theologi, vil und sich die zeit etwas lang verzeihen wöllen, sein sy sampt den weltlichen protestirenden stenden umb 2 uhr nachmittags widerumb uff das hauß beschiden worden. Was dann alda gehandelt wirdet, des sollen eure W. hernach auch verstendigt werden.

Sovill nun eurer W. jungst schreiben den 5. Maij belangt2, haben wir mit meister Veiten Dietherichen demselben gemeß gehandlt und finden ine in dem fur sich selbst geneigt und willig, und mugen eure W. also dise sachen, weil darynnen nichts geschlossen oder dem gegentheil davon einiche anzeigung geschehen, noch zur zeit in still halten.

Rückzahlung des von Nürnberg der Stadt Regensburg gewährten Darlehens von 2.000 fl.

Datum Regenspurgk, den 8. Maij anno etc. 41 nach morgenessens.

Anmerkungen

1
 Vgl. die Kölner Gesandten in Regensburg an Bgm. und Rat von Köln, Regensburg, 1541 Mai 9, Köln HASt, Köln und das Reich 81, fol. 13r–13v (Ausf.): [...]. Es fallen scharpfe argumenta in der religion, des wir uns nit versehen hetten, aber dweil nichts schließlichs bißher gehandelt, willen wir euer Gn. darvan nit eigentlich schreiben. [...]. Geschriben am neunten tag des monats May anno etc. 41 zu Regenspurgh.
2
 Vgl. die Älteren von Nürnberg an Hieronymus Baumgartner und Sebald Haller, [Nürnberg], 1541 Mai 5, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 125, fol. 31r (Kop.): Lieben freund, eur zway schreiben an gemeine rathsversamblung und dann an uns, die eltern, insonders verlautendt, seind uns heut frue zu rathszeit zugebracht. Die haben wir alles inhalts vernommen und wissen dise sachen nit anderst zu pessern, dann das die Got der almechtig zu ewigem seinem lob als sein aigen werckh und thun selbst zum pesten richten und schicken wöll. Allein ist unser freuntlich begern, das ir dannocht magistrum Vitum gutwillig erinnern wolt, dieweil euch und ime dise sachen alle unangetzeigt nit pleiben und vertraut werden, das er dann in seinem heraufschreiben etwas verwarnt sein wöll, nit zu frey zu sein, sonderlichen, das solichs in bester geheim gehalten werde, wie dann solchs eur selbst schreiben meldet und mitpringt. Die ursachen konnth ir selbst erachten, was nachteils aus Oseanders schreiben von Wormbs herauf ervolgt ist, zudem, das ir selbst zu bedencken, das man hie nit eben den ainhelligen oder gleichen inhalt eins yeden schreibens, sonder vilmaln ain widerwertige maynung nachsagt, wie wir das dise tag in etlichen heruff beschehnen schreiben gefunden, das man schier zwayerley mainung gredt, da doch keins grundt hat. Fur euch selbst zweifeln wir nit, wist ir euch wol zu halten. Datum under unsers eltern Bgm. Christoffen Tetzels petschier, Donnerstags, 5. Maij 1541.