Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Anno 41, den 16. Junij empfangen, datum 13., den 17. antwort darauf.

Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. IV (ARG 4), Nr. 89 , S. 227–229.

Waß wir einem erbern rath hiemit schreiben, das werden eur fursichtige W. hieneben zu vernemen haben1.

Uber das sollen eur fursichtige W. wissen, das hiebeiligunde articl disen stenden von unserm gnedigsten herrn, Mgf. Joachim, am Suntag nechst verschinen [1541 Juni 12] ubergeben worden sind und darauf nochmallen gebetten, dieselbigen von den unsern zu bewilligen, damit sy den gemainen reichßstenden möchten furgehalten werden, mit anzaigung, das sein kfl. Gn. ungern wider Got handlen wolte, aber darinnen khain beschwernuß finden möcht, angesehen, das uns unser religion und lere in alweg freigelassen und nit benumen were, wie vor zu leren und zu halten, aber das gegentail in dem auch geduldet wurde etc. Darauf sind di theologi gefragt, so noch hie sind. Die haben die sachen bey irem vorigen bedenckhen beleiben lassen. Und achten also, es werde uff diselbige diser zeit khain ferrer handlung beschehen, sonder uff di thurckhenhilf und derohalben uff ainen friden und reformation des camergerichts, damit solichs gemainen friden nit zerrutte, gehandlet. Und ist darauf anheut dato in diser stund von unsern stenden bedacht und geschlossen, das sy, die stend, dise zwen puncten samenlich handlen, nit trennen und fur ain person steen sollen, wie dann auch hievor uff etlichen tägen, sonderlich zu der Naunburg, gehalten worden ist. Darbey aber achten wir fur gut, das obgemelte articl in gehaim noch zur zeit gehalten sollen werden. Aber warlich were es ein groß, so die andern reichßstend solichs bewilligen solten, das aber bey uns nit beschehen, obgleich die von uns angenummen weren oder noch wurden.

So schickhen wir eurer fursichtigen W. ein ußzug der tag, darzu die statt Augspurg ire khriegsreth verordnet, diser costen geburt nun den andern stetten in unser verstendnus mit zu bezalen. Darum welle eure fursichtige W. uns di ußgab uff solhen tagen, auch ob sonst ander ußgaben von gemainer aingigungsverwonten stett wegen durch ein erbern rath ußgeben und laut des zettls oder sonst verhanden, ordenlich verzaichnen und uns zuschickhen. Wellen wir, die anzulegen und einzubringen, vleiß haben.

Mit der statt Goslar ist die erkhanndtnus noch etlich tag uffgeschoben. Aber wir befinden noch, das solich sach, wo die zu den stymmen khumen sull, fur ain religionsach erkhannt werde. Dabey wissen eur fursichtige W., das Goßlar noch di profant gespert, dergestalt, das auch Mentz in den stiften Magdeburg und Halberstatt verpotten, inen ainich proviant zuzefurn, also das wir besorgen, es möcht noch uß solhem etwo weiterung erwachsen.

Mit Offen stet es wie vor, das solichs noch nit gewunnen, wiewol heut ein geschray herkhumen, das sollichs eingenumen. Aber daran ist laider nichts, dann das die kgl. Mt. davon nit ablassen will. Und soll di ksl. Mt. ir kgl. Mt. geschriben haben, eilends uff der post herzukhumen.

Unser gnediger herr landgraff soll noch morgen verreiten. Desgleichen, in sonderm vertrauen zu schreiben, will der Kf. von Brandenburg auch etlich tag gen Nurmberg verreiten, alain darumb, das sein kfl. Gn. bei der procession am Donerstag nechst kunftig [1541 Juni 16; Fronleichnam] nit sein durf etc.

Sambstag [1541 Juni 11] ist ain statlich fendl khnecht hie durch, von der regirung zu Enseshaim verordnet, zogen. Merhern hat kgl. Mt. 10.000 zu fueß und 2.000 zu roß bewilligt, auf 1. Junij in musterung ze sein. [...]. Datum Regenspurg in eil, den 13. Junij umb funf ur nach mittag anno etc. 41 etc.2

[Beilage:] Vermittlungsvorlage Kf. Joachims von Brandenburg und des Ebf. von Lund, Regensburg, [1541 Juni 8] [Nr. 109].

Anmerkungen

1
 Vgl. Wolfgang Rehlinger und Simprecht Hoser an Bgm. und Rat von Augsburg, Regensburg, 1541 Juni 13, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Waß wir eur fursichtigen W. den neunten Junij in gemainen und sondern sachen geschriben, das haben dieselbigen numer vernumen, und sind di sachen noch also gestalt, das seidher nichts gehandlet. Auch ksl. Mt. furtrag, den achten ditz monats beschehen, sambt den angeregten schriften, desgleichen der hungerischen und osterreichischen potschaften furbringen darumb bißher nit hat khunden abgeschriben werden, das die mentzisch cantzley darfur helt, das der erbern frey und reichsstett schreiber oder gesandten zu solher abschrift nit zugelassen werden sollen, sy haben dann deshalben von den erbern rethen der erbern stett sondern gewald, welches nit allain wider alt herkhumen ist, sonder auch sonst etlichermassen anzaigung gibt, das man ein anders darinnen suchen möcht. Und wiewol wir solhe schriften von andern bekhumen hetten mugen, so haben wir doch geacht, das solichs nit zu thun und besser sey, uns also nit einzulassen. Und wiewoll auch die ksl. Mt. anheut dato zu acht uren den reichsstenden ansagen, so hat doch ir ksl. Mt. solhes widerumb absagen lassen, darauß wir achten, das villeicht der obgemelten sachen enderung oder ander verordnung beschehen, damit obgemelt puch und schriften von allen stenden abgeschriben werden möchten. Dann solhe sind lang, das man wol etlich tag zum abschreiben bedurfen wirdt. – Es soll zu unserm gnedigen herrn von Wirtenberg ain potschaft von gemainen stenden in irrung, so sich zwischen seinen fstl. Gn. und der stat Esslingen halten, verordnet werden, wie dann heut vormittag sollichs beschlossen ist, und achten, das wie vor der Kf. zu Sachsen und Lgf. zu Hessen, unser gnedigist und gnedig herr, jeder ein rath und uß den stetten ein gesandter von Straßburg geschickht werden. Die instruction ist erst heut nach mittag gestelt und hat sobald nit abgeschriben werden mugen. So solle auch auf der hungerischn und osterreichischen potschaften anbringen beratschlagt werden, wie die thurckhenhilf zu thun oder zu laisten. Sonst ist in den andern gemainen sachen des reichstags nichts gehandlet, sonder wirt damit biß zu erorterung beder articl, der religion und thurckhenhilf halben, vertzogen. [...]. Datum Regenspurg in eil, den 13. Junij zu funff uren nachmittag anno etc. 41.
2
 Vgl. Rudolf Gwalther an Heinrich Bullinger, 1541 Juni [15], Henrich, Heinrich Bullinger Briefwechsel, Bd. 11, Nr. 1534, S. 219–223 und Dr. Christoph Welsinger an Bf. Wilhelm von Straßburg, Regensburg, 1541 Juni 13, Straßburg AD, 15 J 14, unfol. (Ausf., eighd.): Verweis auf sein Schreiben vom 10. Juni [Nr. 731]. Der Landgraf wird morgen [1541 Juni 14] mit ksl. Bewilligung abreisen. So hat man uf ksl. Mt. beschehen anpringen und begern noch nichtz wedder der turckenhilf noch der religion oder anderer sachen halb bedacht nach beradtschlagt. Dan ob man wol uf heut umb acht uren die steend zusamen in rhat berufft, jedoch ist solliche convocation und rhatbesitzung abgeschafft worden, us ursach, als man sagt, das sich etliche fursten der session nit verglichen könden. Doch haben die protestirenden ernstlichen rhat gehalten. Bitte des Hg. von Pommern um Erlaubnis zur Heimreise wegen verheerender Brände in seinem Land. Es sollen auch bey 14 brenner gryffen und gefangen syn. Und geet von den protestirenden uber Hg. Heinrichen von Braunschwig ein gros mordgeschrey. Mit Ungern und Ofen steet es nach, wie ich euerer Gn. geschriben, wiewol uf heut ein geschrey durch gantz Regensburg ufkommen, als solt Ofen, die stat und schloss, gewunnen seyn. Aber alsbald ist solches geschrey, als doran nichtz gewiss, erloschen. Bittet um Antwort auf sein letztes Schreiben. Datum Regenspurg, Montag nach Trinitatis anno etc. 41. [Zettel v. a. Hd.:] Hat bisher noch keine reichsacta, so alhie verhandelt, schicken können, weil man noch nichtzit gehandelt, auch noch keinen reichsrath gehalten hat. Über künftige Verhandlungen wird er ihn möglichst umgehend unterrichten. Wohnt in Regensburg bei Hans Leimbeck bey des hertzogen hof. An diese Adresse kann man ihm schreiben. Datum ut in litteris. Vgl. dazu Bf. Wilhelm von Straßburg an Dr. Christoph Welsinger, Zabern, 1541 Juni 27, Straßburg AD, 15 J 14, unfol. (Konz.): Hat seine beiden letzten Schreiben zur Kenntnis genommen. Soll in des Bischofs Angelegenheiten fleißig sollizitieren. Wenn der Kaiser, ohne über diese Angelegenheiten definitiv zu entscheiden, wieder in die Niederlande abreisen sollte, soll er ihm nachreisen, unterwegs aber den Bischof aufsuchen, um Bericht zu erstatten und neue Weisungen einzuholen. Wenn der Kaiser nach Italien zieht, soll er ihm nur nachreisen, wenn zuverlässige Aussicht unsers dienstgelts verglichung halben besteht. Welsinger muss dies selbst entscheiden. Im Übrigen soll er jederzeit über den Gang des Reichstages berichten. Datum Zabern, Montags nach Johannis Baptistae anno etc. 41.