Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Das colloquium zu Regenspurg und abforderung der theologen daselbst b[etreffend], 2. Julii anno 41.

Dr. Martinus und Pomeranus haben mir heut dato jegen abent durch Mag. Jorgen Rorer uberschigt zwo schrifte, eine an euere kfl. Gn., die andere an Mag. Philipsen Melanchton haltendt. Dieweil ich dann wol gedacht, das gemelter doctorn schreiben nichts anders sein wurde dan die antwort auf euerer kfl. Gn. jungst schreiben und ir bedencken auf die vorglichenen viere regenspurgische artickel1, ßo hab ichs erbrochen und gelesen, unterthenigster zuvorsicht, es werde eueren kfl. Gn. nicht misfellig sein. Und sovihl bemelte artikel belanget, haben sie gleichwol itzt ir bedencken wol und gruntlich meins erachtens und dergestalt zusamengezogen, das dem keiser dannoch so vihl kan angezeigt werden, wo er dieselben artickel wurde vor vorglichen halten wollen, das er und die jegenpartey lieber worden von aller dieser vorgleichung abstehen, dan, wan man dem kaiser und der jegenpartei anzeigt von wegen der stende dieses teilß, was sie auf irem teil noch rechtem verstande vor irtumb mussen bekennen und bewilligen, das es inen in predigen, auch schreiben in iren selbst landen alßo nachgesagt werde, so werden sie noch mehr zuruck und von der vormeinten vorgleichung der vier artikel abfallen und dieselben nicht wollen noch begeren.

Aber hieran will gelegen sein, das die materi, die genante zwene doctores mit der kurtze angeben, in eine gute form gericht werde. Und were wol gut, das dieser genanten doctorn schreiben furderlich mochte auf der post kegen Regenspurg geschigt werden, dieweil Philippus, Creutzinger und Ambßdorff noch aldo sein, auf das sie die form hulfen stellen, wie von wegen der stende dieses teilß demnoch solt antwort gegeben werden dem keiser widder den andern teil, wiewol ich hoffe, dieweil sich Philippus itzundt ßo gar zuruckesetzt, es sol berurter artikel sich zu tode bluten, das von keinem teile antwort gegeben werde. Solt es aber jhe dahin kommen, das man antwort von dieses teilß wegen geben muste, so versehe ich mich, Philippus und die andern werden diese schrift erwarten, dem befelh nach, ßo euere kfl. Gn. kegen Regenßpurg gethan haben und, wo sie noch aldo sein, so werden inen euere kfl. Gn. in sonderheit schreiben und befelen, die antwort in eine gute form zu richten helfen, dopei man darnach dieses teilß und dieses gesprechs halben pleiben werde.

Wiewol euere kfl. Gn. auß Dr. Martini schreiben werden vormerken, das er gerne wolte, man furderte die theologos furderlich abe und liesse sie auf diese antwort gantz und gar nicht vorzihen, auß ursachen, die euere kfl. Gn. auß dem schreiben werden vernemen, und die sorgfeldigkeit Dr. Martini und Pomerani kommet doher, dan Dr. Martinus hat mir gestern eine schrift zugeschigt, die Dr. Creutziger an ine gethon, darinen hat er an Dr. Martinum geschrieben und angezeigt, das Philippus fast in fhare des orts were, dieweil er sich ßo steif hielte und das derwegen kein bessers were, dan er wurde furderlich mit hinweggefurdert. Darumb, vormerke ich, bittet Dr. Martinus, das man die theologos liesse unseumig zihen und alßo hinwegbracht, das sie mochten sicher zu hauß kommen. Und wiewol ich nicht anders weiß, dan es sey den rheten hievor beraitan geschrieben, das sie inen sollen zuordenen, wo es aber nicht beschehen, so wolt es doch nochmalß vonnothen und gut sein, auf das eueren kfl. Gn. und inen kein schimpf noch schade widderfare, biß das sie euerer kfl. Gn. furstentumb beruren, do konnen sie dan leichtlich von einem ampt zum andern geleitet werden.

Philippus wirdet wol fuglich in der antwort mit einzufuren wissen Martinum, Pomeranum und die andern theologos, das dieselben die vorglichen artickel nicht gedechten zu bewilligen noch alßo zu leren, wie sie lauten, es musten dan die punct, wie sie anzeigen, und der irtumb vom andern teile vor allen dingen bekent und solchs in ksl. Mt. abschiet außdrucklich gesetzt und, das bißher auf dem andern teile darine geirret, durchauß frei zu lehren lassen, gebotten werden mit ksl. Mt. auschreiben, und dasselb bekennen des vorigen irtumbs und unrecht-thuens des andern teils were wol beser, wie sie dencken, es wurde auf Martinum und die andern theologos gelegt dan auf euere kfl. Gn. und ire mitvorwanten. Wirdet auch der keiser und die andern solchs vormerken, so werden sie entzweder nymmermher dergleichen vorgleichungshandelung furnemen oder werden die confession euerer kfl. Gn. und dieses teilß strack annhemen. Das aber den rethen solt befolen werden sampt den andern mitvorwanten, die confession furzulegen, wie Dr. Martinus und Pomeranus weiter schreiben, das wil, solchergestalt zu thun, ane noth, sondern genug sein, das man sich darauf referire mit erbietung, das man in keinem wege wisse, davon zu weichen noch abzustehen, der jegenteil vormuge dan mit heller schrift zu beweisen, das man in einem ader im andern punct und artickel irre, und das man darneben antzihe und widder erinnere alle die protestaciones, vermittelst welchen die stende dieses teilß das gesprech und doch nicht anders dan unvorgreiflich eingereumbt, mit weitern fuglichen erbietungen, wie die hern theologi dieselben wol werden bedencken, allein, das man itzo kein erbieten thete, auf die confession vormoge des wormischen abschiets weiter zu vorfaren, dan der keiser mocht ursach nhemen, alß solte es beschehen und doch alleine zum aufhalt der theologen. Daß hab eueren kfl. Gn. ich in untherthenigkait nicht wissen unangezeigt zu lassen. Euere kfl. Gn. werden selbst gnediglich weiter bedencken, was sie neben der baider doctorn schreiben weiter befelen wollen. [...]. Datum Wittenberg, Dornstags nach Petri Paulj anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. Martin Luther und Johannes Bugenhagen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, [Wittenberg], 1541 Juni 29, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 194, S. 555–558, D. Martin Luthers Werke, Briefwechsel, Bd. 9, Nr. 3637, S. 459–463 (an Kf. Johann Friedrich), Nr. 3636, S. 458–459 (an Melanchthon).