Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 369r–372v (Konz?., eighd.); DV v. a. Hd. fol. 372v: Actum Freitags nach Petrj et Paulj, den ersten tag Jullij, Regenspurg 1541.

Herzberger Tanz. Die seit seinem letzten Schreiben eingegangenen Nachrichten über den Türken kann er aus dem Schreiben an den Kurfürsten entnehmen. Die Belagerung vor Ofen ist noch in vorigem Stand. Man will die Stadt aushungern. In der Stadt soll großer Mangel an Lebensmitteln herrschen. Die Belagerten warten auf türkischen Entsatz. Das ergibt sich aus den Kundschaftsberichten, die Kg. Ferdinand am 27. Juni in offenlicher Audienz den derzeit anwesenden Ständen hat vorlesen lassen. Es ist allerdings zu vermuten, dass dies zur Beschleunigung der Beschlussfassung über die begehrte eilende Türkenhilfe geschah. Aber auch die Kaufmannszeitungen, die vorliegen, bestätigen diese Kundschaftsberichte. Am 28. Juni haben die protestantischen Stände dem Kaiser und dem König die eilende Türkenhilfe in Höhe von 24.000 Mann bewilligt [Nr. 183]. Das ist die in Augsburg beschlossene Hilfe, nämlich einen halben Romzug: 4.000 zu Ross und 20.000 zu Fuß 1. Die Hilfe ist auf 4 Monate bewilligt. Im kommenden August soll das Kriegsvolk auf den Musterplätzen und im Anzug sein. Die Hilfe soll in Geld geleistet werden. Zudem hat man sich bereit erklärt, zusammen mit den anderen Reichsständen auch über die beharrliche Hilfe zu verhandeln und zu beschließen, vorausgesetzt, dass man einen gemeinen Frieden und gleichmäßiges Recht erlangt. Diesem Beschluss haben sich auch Mgf. Georg von Brandenburg, die Städte Nürnberg und Nördlingen und der F. von Bayrn-Sarbrick2angeschlossen.

Dye andern chur- und fursten, stede haben vor sich allein auch antwurt geben [Nr. 182], weyl wir des fryden und rechten halben auß herrurung der religion bswerung, des camerichts processen mit inen nicht bslyssen mochten. Aber ire bewilligung und furslag benenter turckenhulf ist nicht hoher dan auf 12.000 man zu roß und fuß angeben, das alßo der religionstende bedencken und ratslag noch ains ßo starck ist forter den andern. Nachvolgende tag als den 30. Juny, der letzste des mhonats, haben die röm. ksl. und kgl. Mt. den religionsstenden auf solichen iren obermelten furslag und underthanigste bewilligung der 24.000 anzeigen und schriftlichen ubergeben lassen [Nr. 184, Nr. 185], das ir Mt. dißmals zu der eylenden hilf nicht meher dan 12.000 suchen und begern, mit dem anhang, die kunftige beharliche hulf mit der bratslagung auch vorhanth zu nemen.

Was nun solche voranderung mit sich bringt und ain innerlerliche maynung und vorstandt haben mag, das ist bey geubten hofleuthen lyderlich zu ermessen, aber von den weysen wil es ferner zu betrachten und zu erwegen sein. In summa, von etlichen mocht es dafur zu achten und zu vermutten sein, nachdem die religionstende die condicion in irer willigung und erbiettung solcher eylenden turckenhulf angehangen (idoch wu sie gemeinen fride und gleichmessig recht haben etc., domit man wisse, wie ain standt neben dem andern sytz etc.), das man villeicht, solchs zu thun, nicht willige naygung haben mocht. Dieweyl es dan cristliche, erbare, rechtmessige und billiche suchung und bithe sein, szo mag es ine auch nicht zu vorargen sten, sunder das fortan szo vil mehr ire unmeydliche, hochste notturft erforderth, darob zu halten. In summa, der religionstende bedencken stadt darauf, nemlich ainen gemainen fryde, ain gleychmessig recht, das bitten sie auß den ursachen, nachdem das edict, vorgangner jar zu Wurmbs widder die protestyrenden religionsstende außgangen, ist noch nicht aufgehoben, in welchem dieselben vorwanten stende als abgesunderte der romischen, chatholischen kirchen und auf guth deutzsch als die abtrunigen vormeinth werden. Solch edict ist noch unaufgeben. Darauf volgen die abschidt uff den vorloffenen reychstagen zu Speyr und Auschburg 1530. Derselb abschidt zu Auschburg ergrundeth sich auf das erste edict zu Wormbs, darauß auch ferner das camergericht sein gnaigte, willige ursach furnympt, gegen den protestyrenden und iren vorwanten zu procedyrn alß diejhenigen, szo abgesundert der romischen kirchen kains rechten noch woltat vheyg [= fähig], genyßlich noch empfenglich sein mugen, sam wer sich an inen nicht zu vorgreyffen etc., und das solchen alßo, das sie die assessores auß den geordenten raychskrayssen bey irn camergerichtsrath nicht ainnemen wollen, er begeb sich dan ires ayds, welcher darauf fuseth und ergrundet ist, den abschiden zu Auschburg und Speyr gemeß, das ist deutzsch gemainth auf das erst edict, zu Wurmbs etc. außgangen. Derhalben solche religionsstende nicht unbillich bitten und begern gmainen fryden und ain gleichmessig, bstendig recht etc.

Uber solchs und dabey haben sie, die protestyrenden stende, nicht vorgessen, das zu erinnern, was der aufgerichte frydstandt zu Nirnberg vormuge, szo beyde Kff. Mentz und Phaltz auß röm. ksl. Mt. und als die furnemliche raychsstende dazumalh abgeredt und abgehandelt, darzu die handelung zum Caden in Behaym, dabey die vornautte abermals frydshandelung zu Wyhn in Osterraych3, alles in ordnung nachainander volgende. Idoch will es nicht volkhomlichen zu gmainem, bestendigen fryde und unvordechtigen, gleichmessigen rechten gedeyen, bedacht, durch die parteyische raychsstende erwogen worden zu irer selbst und manigklichs fridlichen wolfhart. Item, etliche vil stende der religionsvorwanthen, uff weliche am camergericht procedirt wirt untz auf die acht, unangesehen der ksl. Mt. suspension itziger zeit des werenden raychstags. In summa, heuth dato, wil Goth, wil man in rath dovon handeln etc. Das gegentaylh wollen villeicht mit der kleinen summa der 12.000 man fuglichen erdringen und ursachen, dieweyl es wenig betrifft, mit inen zu slissen und an den gemeinen worten ires friden und rechten benugen zu lassen. Das aber von dißen stenden nicht aingerembt mag werden, und, wu es von uns gewegerth, szo wolt es vor ain ungelympf geacht sein, dan sie wollen und mugen die worth ‚gemeinen, bstendigen fryden und das gleichmessig, unvordechtig recht‘ nicht leyden, welchs disses taylh auß der semptlichen beratslagung scheynlich bfunden haben, darauß sich auch die sunderung geursacht und zugetragen hat, wie obermelt. Meinem gnedigsten herrn sal, wil Goth, furderlich angezeigt werden mit underthanigstem bericht, was sich H. Hans Hofman allerley gegen mir hath vornemen lassen. Er ist vast mit den sachen beladen, szo der kgl. Mt. furfalen, wie zu ermessen, und er hath mich zum hochsten angelangt, gegen meinen gnedigsten herrn underthanigst zu bevelhen. In Gots gnade treulich bevelhe. Datum in grosser eylh, Freytag nach Petrj et Paulj, der erste tag des mhonats July anno domini 1541 Regenspurg 10 uhr des mittags4.

[PS:] An den gnädigen Fürsten und die anderen Räte Diensterbietung bzw. Grüße. Soll dem gnädigen Herrn Kenntnis geben von den beigefügten Zeitungen.