Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 166r–168v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 168v: Unser gnedigst und gnedige herrn geben antwort auf das zugeschickte buch und uberschicken Martini und Pommeranj bedencken. Regenspurg. Einkomen bei Lichtenstein Dornstag, den 7. Julij umb vier uhr gegen abent, 1541.

a Nachdeme euere L. und ir uns unlangs copei des furgelegten buchs, dorauf das gesprech zu Regennsburg–a furgenommen und volendet worden, zugeschickt und gebeten habt, uns dorauf unsers gemuts gegen euch vornemen zu lassen, dieweil ksl. Mt. auf derselben den reichsstenden derhalben beschene furhaltung antwurt solt gegeben werden, domit ir euch dornach möchtet zu richten haben etc., als b wissen wir euch freuntlicher und gnediger maynung nicht zu bergen, das wir Dr. Martinum und Pomeranum die copei berurts buchs zugeschickt und gnediglich begert haben, uns dorauf ir bedencken furderlich zu vormelden. So haben sie uns itzo geschrieben und dasselbig ir bedencken dorneben zu erkennen gegeben1. Nachdem dann solch bedencken vast kurtz gefast ist und vonnöten sein will, das es ferner und noturftiglich ausgestrichen und in ain gute form bracht, wie ksl. Mt. dornach von wegen der stende dieses tails solt antwurt gegeben werden, welchs aber Martinus nach itziger seins leibs gelegenhait zu thun unvormuglich, so haben wir Dr. Creitzingern, Ambsdorff und Philippo bemelte der baider doctorn schrift und bedencken zugeschickt und an sie gnediglich begert, do sie domit, wie wir uns vorsehen zu Regennsburg nach antroffen, das sie doselbs vorzihen und dasselbig bedencken in ain solche form und, wie man dieses tails ksl. Mt. möcht antwurt zu geben haben, bringen. Und, do sie domit fertig, euch alsdann sampt der baider doctorn schrift und bedencken zustellen und furder abraisen solten. Do sie aber alberait von Regensburg abgeraist und auf dem hereinwege weren, so solten sie bis gegen Olsnitz oder Plauen, der örte ainen sie sicher weren, furttzihen und ainen tag oder etzlich doselbs stilligen und der doctorn bedencken in berurte formen bringen und euch alsdan sambt demselbigen irem bedencken, auch dieser unser schrift auf der post zuschicken etc.2

Wo nu euerer L. und euch durch gemelte theologen solchs zu Regennsburg zugestalt oder, do sie alberait abgeraist gewest, zugeschickt wirdet, so ist unser freuntlich bit und begern, euere L. und ir wollen es furder den andern unsern mitvorwanten stenden furhalten und ir bedencken dorinnen auch vornemen. Dann dieweil demselben nach ksl. Mt. von dieses tails stenden des gesprechs halben entliche antwurt will gegeben und dorauf beruhet werden, so wil doran nicht wenig, sondern merglich und vill gelegen sein. So zweiveln wir auch nicht, Philippus und die andern theologen werden, der doctorn bedencken in ain gute, wolgeschickte formen zu bringen, kainen vleis sparen, das also die andern stende solcher irer maynung und stellung unsers vorsehens dester ehr werden mit ainick sein, welchs ir auch also bei inen zu erhalten vleissigen wollet.

Dann wiewol Martinus und Pomeranus in irem schreiben under anderm bedencken, das in der antwurt gegen dem kaiser sie undt andere unsere als die furnembsten theologen mit solten angetzogen werden, das sie die vier artickelh anders nicht dan inhalt ires bedenckens approbiren könnten, domit also der unglimpf nicht allain auf uns und den andern stenden, sondern auf inen mit lege, welchs auch uns bei ksl. Mt. so vil mer möcht entschuldigen etc., so achten wir es doch dorfur, wo die stende dieses tails, auf der confession und apologi, wie sie dann bishere nit anders vormarckt worden, nachmals zu beruhen und dovon nicht zu weichen, bedacht, wie wir dan unsers tails mit Gots hulf zu thun entschlossen und also der antwurt, die ksl. Mt. gegeben sol werden, mit ainick sein, das man dieselbige und also den abschlag auf den stenden allain bleiben lasse, welchs ir auch inen, den stenden, dermassen antzaigen wollet. Wann sie nu solchs vormercken, werden sie alsdann unsers vorsehens der antwurt dester ehr mit ainick sein. Wurden aber villeicht etzliche stende dorinnen bedencken haben und sich trennen und sondern, als wir doch zu Got nicht hoffen wollen, auf das nu dieselben möchten erhalten werden, so wollet alsdan auf den falh erst vormelden, das man inen nicht zu bergen wuste, das Martinus, Pomeranus und Jonas, auch andere mer etc., denen die artickel zugeschickt, dieselben nicht approbiren nach in den kirchen zulassen könten anders, dan wie obgedachter baider doctorn bedencken lautet, des wir also mit inen ainig weren und also den unglimpf des abschlags mit auf sie legen etc., der zuvorsicht, diejenigen stende, so sich sonst hetten trennen und sondern wollen, werden alsdan bei den andern bleiben.

Und wan ir also mit den stenden der antwurt auf der baider doctorn bedencken und, wie dasselbig durch den Philippo undt die andern theologen weiter ausgestrichen und in ain form bracht, allenthalben voraint und vorglichen, so wollet euch alsdan derselben antwurt neben den andern stenden gegen ksl. Mt. im namen Gottes vornemen lassen und dieselbig irer Mt. in teutzscher und lateinischer sprach, inmassen sie die theologen also fertigen sollen, ubergeben. Das aber auch Dr. Martinus und Pomeranus weitter bedacht, das euch solt bevolhen werden, neben den andern stenden die confession und apologi nachmals furzulegen, solchs wil unsers ermessens dergestalt ane not, sondern gnug sein, das man sich in berurter antwurt dorauf referire, mit erbietung, das man in kainem wege dovon wisse zu weichen nach abzustehen, der gegentail vormuge dan mit götlicher, heller schrift zu beweisen, das man in ainem oder im andern punct und artickelh irre, und das man dorneben antzihe und wider erinnere alle die protestationes, vormittelst welchen die stende dieses tails das gesprech und doch nicht anders dan unvorgreiflich eingereumpt, mit fernern fuglichen erbietungen, wie ir und die stende auch die theologen weitter werden zu bedencken wissen. Doch must itzo kain erbieten, auf die confessionn vormuge des wormischen abschits ferner zu vorfahren, getann werden, dan der kaiser möcht ursach nemen, als solt es beschenn und doch allain zum aufhalt der theologen–b.

Wie sich nu solchs zutragen und worbei es vorbleiben wirdet, das wollet uns sambt copei, was ksl. Mt. zu antwurt gegeben und was sich ire Mt. dorauf wider wirdet lassen vornemen, zu erkennen geben. Und wiewol wir uns vorsehen wollen, euere L., F. Wolff, werd auf unsere beschene erlaubnus mit den theologen von Regennsburg abraisen, das sie also mit reutern zur sicherhait gnugsam vorsehen, wurde es aber nicht beschenn, sondern sie wurden ehr dan euere L. abraisen, so wolle eur L. und ir auf den falh inen etzliche reuter mitgeben, domit sie dester unbefarlicher wider hereinkommen mugen3. [...]. Datum Torgau Sontags nach Visitationis Marie anno etc. 41.

Anmerkungen

a
–a Angestr.
b
–b Angestr.
1
 Vgl. Martin Luther und Johannes Bugenhagen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, o. Ort, 1541 Juni 29, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 194, S. 555–558.
2
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Philipp Melanchthon, Caspar Cruciger und Nikolaus von Amsdorf, Torgau, 1541 Juli 3, Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 169r–171v (Konz.), Druck: Corp. Reform. IV, Nr. 2290, Sp. 457–459.
3
 Rat und Innungsmeister der Stadt Magdeburg an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, 1541 Juli 5, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 80r–80v (Ausf.): Fürchten um die Sicherheit ihres Pfarrers Nikolaus von Amsdorf, wenn er sich allein auf die Heimreise von Regensburg macht. Bitten den Kurfürsten, Amsdorf aufzufordern, sich den zurückreisenden kursächsischen Gesandten anzuschließen. Datum unter unser stadt secreth dingstags nach Udalricj anno 41.