Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Di herrn gesandten zu Regenspurg, ladung halb der ksl. Mt. in di stat Augspurg; praesentatum 16. Julij 1541.

Druck: Roth, Zur Geschichte, T. VI (ARG 4), Nr. 120 , S. 283–285.

Wir haben euerer Ft. jungst uff 13. diß geschriben, das die röm. ksl. Mt. den reichstenden anzeigen lassen, das ir Mt. uß ursachen, wie daselbst vermelt, uff 22. oder 27. diß von hinnen entschlossen were zu verrucken1. Ist die gewiß sag, daran wir auch nit zweifeln, ir Mt. nemm iren weg nach Italien, wirt aber ungleich davon geredt, ob ir Mt. durch Augspurg oder München iren zug furnemen wöll, wöllen es aber darfur nach gelegenhait nechne deß wegs und ir Mt. eyl halben halten, das ir Mt. iren weg durch Minchen nemmen solt. Aber wie dem, so ist uns furgefallen, dieweil Nurnberg, andere fursten und stend deß reichs am heraufziehen und yetz unsere gnedige herrn zu Bayren ir Mt. auch ab dem weg zu inen gebetten und wir dannocht, Got hab lob, ir Mt. der statt Augspurg genedig sein noch bisher erfunden, damit nun gemeiner statt Augspurg zugut unserstails nichts versaumpt wurd, haben wir euerer Ft. bey eigner, eylenden bottschaft wöllen zuschreyben, ob nit gut und geraten wer, ir Mt. zu bitten und laden, iren weg durch Augspurg zu nemen. Und so das geschechen solte, muß das mit dem allerersten und, ee ir Mt. ain andern weg durch die furier einnemmen lass[t], als uff Sontags kunftig frue beschechen. Und obwol ainem erbern rath in dem nit wurd willfaren, sonder ir Mt. dem [sic!] bayrischen bitt und ir selber vorhaben nachsetzen, möchte dise erbiettung einem erbern rath und gemainer statt villeicht bey ir Mt. nit ubel erschiessen. Auch unsers erachtens were nach gelegenhait der verloffen sachen und, was sonst gehandelt worden allhie, nit zu besorgen durch gegenwirtigkait ir Mt. der gaistlichen einkumens oder anders lasts. Doch stellen wir das alles zu euerer Ft. und eins erbern raths merern verstand und bessern bedencken. Bitten, ainem erbern rath und gemainer statt zugut, uns in allen sachen haben darnach zu richten, ir bedencken mit dem allerersten und, so bald es immer in eyl muglich, hinwider zu berichten. Datum Regenspurg, den 15. Julij anno 41.

[PS:] Bitten auch dergleichen aller vorgeschribnen sachen antwurt uff das beldest.

[Zettel v. a. Hd.:] Wa diser brief zue spat und also kheme, das der die rhatzeit nit betreffe, hielten wir darfür, das genug, diß mit den hern dreyzehen zue beradtschlagen. Es möchten auch euere Ft. ir antwort durch ain postena oder andern eylenden botten, wa der Stöklin nit anhaim, also bestellen, das wir Sontags frue dieselb euerer Ft. antwort gewißlich haben2.

Anmerkungen

1
 Vgl. Wolfgang Rehlinger und Simprecht Hoser an Bgm. und Rat von Augsburg, Regensburg, 1541 Juli 13, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.), Druck: Roth, Zur Geschichte, T. VI (ARG 4), Nr. 117, S. 279–280: Ihr heute abgegangenes Schreiben. Sider hat sich zugetragen, das alle stend uff heut dato diß zue 8 uren fur die ksl. Mt. und in derselben herberg beschiden, da dann ir Mt. des legaten antwurt und ir Mt. ferrer bedencken in religion und andern sachen überantworten und daneben antzaigen lassen, das dieselb ir Mt. uß wichtigen ursachen, auch beschwernuß, so der erbfeind der christen, der Türck, ir Mt. zufuegten, gedrungen wurd, von hinnen zu verrucken, und gedacht wehren, auf 22. diß oder auf das lengest von dato diß über 12 tag den abschid zue nemen, mit bitt, die sachen zu furdern. So hat auch alsbald hernach der Hg. von Savoye vor gedachter ksl. Mt. und den stenden mintlich und schriftlich ein klag eingebracht [Nr. 297, Nr. 298], wie das er vom Kg. von Franckreich von land und leuten vertriben und, dieweil das furstenthumb Savoye ain lehen des reichs, bittend, ime zue helfen etc., als wir das alles euerer Ft. mit dem ersten zusenden wöllen. Als wir diß geschriben, send uns euerer Ft. brief am datum 9. diß zukomen, volgt antwurt. Warauf die eylent türckenhilf beruwet, werden euere fursichtige W. mermalen, so wir euerer Ft. uff 12. zugeschickt, empfangen haben, nemlich das die eylend türckenhilf bewilligt uff ainen würcklichen stillstandt des chamergerichts und stillstand thetlicher handlung von Hg. Heinrichen von Braunschweick gegen der statt Goßlar und andern. Ob nur[sic!] dieselb mit eittel gelt gelaist oder wie sollichs von allen reichstenden beratschlaget wirdet, was beschlossen wirdt, schreyben wir euerer fursichtigen W. mit erstem zu. Das dann euere fursichtige W. schreyben, so in reichssachen angefangen wirdet zu handlen, das der frid das erst sein soll, haben euere fursichtige W. vernomen, wie und wann der reichstag sein endschaft nemmen werde. Aber entzwischen diser zeit soll kain fleyß gespart werden. Die christenliche stend haben sich einer nottel eines fridens verglichen [Nr. 138], der röm. ksl. Mt. zu ubergeben, underthenigist umb dergleichen bestendigen friden zu bitten. So das geschicht, schicken wir copia davon euerer fursichtigen W. nachmalen zu. Die religionsachen beruhen darauf, das wir, was in dem übergebnen buch ist, dorauf das gesprech gehalten worden, das dem seligmachenden wort Gottes und der sexischen confession gemeß, nemen wir an, was aber dem entgegen, haben wir mit ertzelung christlicher, guter ursachen nit annemen künden. Und ist sollichs alles nach lengs in schriften gestellt und seind die herrn predicanten in dem allem miteinander wol ainig und zufriden. Wann wir copia uberkomen, wöllen mir’s [sic!] euerer fursichtigen W. auch zuschicken oder selbs mitpringen. Der abschid diß reichstags wirt fast dahin schliessen, wie euere fursichtige W. ab der schrift nummero 2[Nr. 135] vernemen, darin der ksl. Mt. gnedigist bedencken stet, den chur- und fursten und den andern reychstenden angestern, ferner darvon zu ratschlagen, zugestellt. [...]. Datum Regenspurg, den 13. Julij anno 1541. [Zettel:] Bitte um Sendung eines Sekretärs, dann wir kinden hie kainen bekumen. So hat yederman in seinen cantzleyen selbs zu schreyben und seyen deßen zum höchsten bedurftig.
a
  Korr. aus: metzgen.
2
 Vgl. Wolfgang Rehlinger an Georg Herwart, Regensburg, 1541 Juli 15, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Gleich yetzund zwischen 2 und 3 urn haben wir ein schreiben von einem ersamen rath und euerer Ft. empfangen, bedanck mich des furgewanten fleyß, unsers haimkumens halben beschechen. Die ksl. Mt. wirt bis in 30.000 man annemen und uf Allgier in Affrica schicken, zu Polonia oder Plasentz zu der bebstlichen Hlt. kumen. Ir Mt. ist begirig ainer reformation in religionsachen. Got wirts schicken nach seiner Mt. eer und gefallen. Wir werden hie zu nichten stimmen, das wir gedechten wider die eher Gottes sein. Gott wölle uns dartzu gnad verleichen. Wir könden nit vermercken, dann das uns die röm. ksl. und kgl. Mt. mit ungnaden nit geneigt seyen. Darumb sorget ich diser zeit kain gewalt noch gefar. Der eylenden türckenhilf halben steet die sach, das der Kf. zu Brandenburg noch dazwischen handlet, wie vor geschriben. Des Kf. von Sachsen gesanten machen uns vil widerwertigkait. Euere Ft. wölle daran sein, das wir uff nechsten Sontag fru beschaid haben, ob wir die ksl. Mt. gen Augspurg laden söllen. Ich ach [sic!], es sey on gefar und sey wol zu thon. Anderer sachen halb schreyben wir hernach. [...]. Datum Regenspurg, den 15. Julij anno 1541 zu 3 urn. – Vgl. auch die Geheimen von Augsburg an die Augsburger Gesandten in Regensburg, Augsburg, 1541 Juli 16, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Empfang ihres Schreibens vom 15. Juli nach Ende der Ratssitzung. Können ermessen, das es wol billich und auch zu erhaltung ksl. Mt. genaden hochfurderlich, den Kaiser zu einem Abstecher nach Augsburg einzuladen. Dhweil aber dieses eur schreiben ainen ersamen rat nit betretten und weder wir noch die dreizehen solcher [sic!] handel uber uns laden konnen, sich auch der ungewönlichait und geschrais halber ubel fuegen wöllen, ainen ersamen rat so schnell wider zusammenzubitten oder di sach bis uff Montag zu verzihen, so wollen wir euch unser bedencken nit verhalten, das wir dafur achten, wa die ksl. Mt. von andern fursten und stetten schon geladen worden ist und die zeit ires aufbruchs so nahend vor augen, es möcht fur unhöflich oder zu spat gehalten werden, ir Mt. allererst zu laden. Neben dem, das uns sunst der christenlichen verstentnus halb auch ander ursachen beiwonen, die uns zweiffelig machen, ob dieses laden zu thun sei, sonderlich in betrachtung, wa ir Mt. geladen herkumen sollt, das ir in sollicher eyl nit billiche ere bewisen noch wir darzu gefasst werden möchten. Wollen uns aber getrosten, ir werden eurm verstand nach sunst allen möglichen vleiß furwenden mit underthenigstem erbitten und, was euch fur gut ansicht, bei der ksl. Mt. genad zu erhalden. Wolf Hebenstreit, den sie nach Regensburg abfertigen, bringt auch ain bedencken der stett session und stimmen halb mit ime, wie ir sehen werden. Datum Sambstag, den 16. Julij umb 11 ur anno 1541. – Vgl. dazu Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Claudius Peutinger an Bgm. und Geheime von Augsburg, Regensburg, 1541 Juli 17, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Empfang ihres Schreibens. Sind auch der Meinung, das wir möchten leiden, was mit fueg und one ungnad gemainer statt konte umbgangen werden. Aber wie dem, so vernemmen wir je lenger je mer etwas glaubhaftiger, das ir Mt. seyen willens, iren weg auf Augspurg zu nemen, und sich etliche ansehenliche räth hören lassen, obgleich ir Mt. ein andern weg ziehe, so wöllend doch sie auf Augspurg. Gedencken wir, Nurnberg (da sie ehrlich und mit vererung empfangen worden) geb inen ursach, die reichstett zu besuchen. Und auch allberait bey uns angesucht worden ist, ir Mt. zue Augspurg ire wegen zue befurdern verfuegen, dann ir Mt. habe ire guter auf Augspurg zu verordnet. Das wir alles, dieweil siderher umb die brief nit angehalten worden, fur ain eerlich anmuten versteen muessen. So wir nun das alles also in gewisse erfarung kheme[sic!] und befunden, das ir Mt. villeicht auß verborgen ursachen nit auf München zu tziehen, sonder durch Augspurg oder hert neben fur wollt, und die sachen wie bisher nit anderst vermerckten, das sich ain ersamer rath der religion oder einkomens der geistlichen halben nicht zu besorgen, so konten wir auß getrungner eerennott aines ersamen raths und gemainer statt nit umbgeen, ir Mt. bitten, sie wolten gnedigist ire und des reichs statt haimsuchen und zu Augspurg einkhören. Wollen mit Jakob Herbrot beraten und das Ergebnis umgehend mitteilen. Das wollten wir, euerer Ft., ob es sich dannocht also zuetragen wolt, zu ainer verwarnung, wie sich die sachen hie anlassen, nit bergen. [...]. Datum Regenspurg, den 17. Julij anno 1541. Vgl. außerdem Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Claudius Peutinger an Bgm. und Geheime von Augsburg, Regensburg, 1541 Juli 18, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Verweis auf ihr Schreiben vom 17. Juli. Teilen mit, das wir nach vil gehabter, vleyssiger erkhondigung nit anders haben khonden noch mögen vernemmen, dann ir Mt. ongebeten und onersucht ze lassen, nit allain fur ain unverstand, sonder ainem ersamen rath und gemainer statt zu grossen ungnaden hett gewislich raichen muessen, ob wir wol daneben etlichermassen stattliche bedenken und ursachen gehabt, das ir Mt. uns nit wilfaren möchte. Und in disem haben wir euerer Ft. jungst schreiben nit wenig erwegen und, was unser person selber belangt, bedacht, das uns am gelegnisten gewesen, die sachen also lassen zue ersitzen. Aber dieweil wir im werckh, als obstat, befunden, das diß bitt one ungnadt nit vorpleiben, dasselb und gemainer statt grosse wolfart und, was derselben dienstlich, nit geren verlassen wolten, haben wir Jacob Herbrot zu uns getzogen, alle in bestem aus den obgemelten und mer ursachen, so wir hernach euerer Ft. schreyben und selbs gegenwurtig melden wöllen, uns entschlossen, ir Mt. uff dato diß also ze bytten. Demnach wir gantz wenig tag verschinen vernommen, das ir Mt. von hinnen willens wer zu verruckhen und iren weg nach Italien zu nemmen und das nit sonders ob dem weg, beten wir ir Mt. gantz underthenigst, die wolten ir und des hl. reichs statt Augspurg zu gemainer derselben erfreuung genedigist haimbsuchen. Darauf uns ir Mt. das abgeschlagen und gantz genedigist geantwort, daß die unserm begeren sonst gern statt thun wolt, so wurde doch ir Mt. hie aufgehalten und hettend nit zeit, uff dem weg lang zu verharren, nemmen nichtdestominder diß unser bitten zu gantz genedigistem gefallen an, mit mer worten, so diser zeit in eyl nit zu melden, und beschliesslich nit anderst von ir Mt. noch anderm zu vermerckhen gehabt, dann das dise underthenigkheit ir Mt. zum hochsten geföllig und underlassen zum allergrossten mißfellich gewesen were. Wollen euerer Ft. hernach in unserm schreyben diß alles weither erclärung thun, das wir in diser eyl nit geschickhen mögen. [...]. Datum in Regenspurg, den 18. Julij umb ailf huren [sic!] zu nacht anno etc. 41.