Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 143r–147v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 147v: Das der Kf. zu Brandenburg etc. abermals der turckenhulf halben bey den stenden angesucht hab etc., Gf. Friderich von Furstenberg zum obersten und sonst vier kriegsreth von ksl. Mt. benennt und der von Goßlar sach angenohmen worden etc. Item, das der kayser abreisen werde etc., Hans von Pagk gestorben, auch deß Hg. von Gulichs irrung halben etc. bey ksl. Mt. sol ein furbitt geschehen etc., item, das Philippus etzliche mißbreuch zusamgezogen und ksl. Mt. ubergeben lassen etc.
Ausz.: Corp. Reform. IV, Nr. 2322 , Sp. 557–558.
Eurn kfl. und fstl. Gn. haben wir hievor neben unserm gnedigen herrn, F. Wolffenn zu Anhalt, geschrieben und wie es mit der religionhandlung alhie verblieben, auch was der eilenden turckenhulf halben gehandelt etc. Alß wollen eurn kfl. und fstl. Gn. wir weiter nicht bergen, daß es mit berurter religionhandlung also verblieben und biß uff dato nichts ferners darinnen gehandelt und, wie zu vermuten, also stecken pleiben wirdet. Nachdeme a –aber ksl. Mt. jungst begern haben lassen, etzliche mißbreuch zusamenzutziehen und seiner ksl. Mt. zu ubergeben, so haben Mag. Phillipus und Bucerus mit vorwissen und bedencken der theologen, auch der religionsverwanten stende derselben etzliche zusamengetzogen und ksl. Mt. deutsch und lateinisch ubergeben [Nr. 142, Nr. 141], wie euere kfl. und fstl. Gn. aus beiligenden copeien zu vernehmen sampt antzeig etzlicher notwendiger reformation der kirchen–a.
Sovil aber die turckenhulf belangend, hat der Kf. zu Branndennburg uff bevelh ksl. Mt. bei diesen stenden vleissig angehalten, die wort in unser gegeben antwort ‚active und passive‘ fallen zu lassen und di hulf in betrachtung, daß die gantz gering, zu willigen und zu leisten helfen. Darauf die stende diß teils gemeiniglich geschlossen. Und wiewol der hessisch cantzler hievor, wie wir eueren kfl. und fstl. Gn. solchs auch vermeldet, neben uns furgewendet, daß er derhalben keinen bevelh, so hat er doch itzt angetzeigt, daß ime derselbe zukomen, also daß er solche eilende turckenhulf neben andern stenden verwilligen muge. Wir haben uns aber nichts ferner dann biß uff eur kfl. und fstl. Gn. fernern bevelh einlassen wollen. Darumb auch die worth in der letzern antwort dem marggraf fen gegeben also gesetzt, das etzliche noch keinen bevelh hetten. Desgleichen haben auch die stedt Straßburg, Costanntz und Frannckfurt angetzeigt, das sie keinen weitern bevelh dann uff hinder-sich-bringen hetten. Sie zweivelten aber nit, es wurde bei iren obern keinen mangel haben. Wiewol auch die hulf gantz gering und derhalben diese stende zu bewilligung derselben gemeiniglich dester geneigter gewesen, so wollen wir uns doch ane euerer kfl. und fstl. Gn. außdrucklichen bevelh, ichtes zu verwilligen, nicht einlassen.
Es ist auch heut dato von der ksl. Mt. Gf. Fridrich von Furstenberg fur einen obersten benennt und durch Kff., Ff. und stende bewilligt worden. So seint auch vir krigsrethe verordent, darunter Bastian Schertl einer, die andern drei wollen wir eueren kfl. und fstl. Gn. bei nechster post vertzeichent zuschicken. Und seint zeitung komen, daß die Turcken bereit fur Ofen sein sollen etc.
Wir wissen auch eueren kfl. und fstl. Gn. in underthenigkeit nicht zu verhalten, das gestern vor dato der von Goßlar halben auf der landgrevischen rethe und unser vleissig anhalten und fordern inhalts der verfassung die stymmen ergangen und durch das merer und vast gemeiniglich auf den artickel, in der verstentnus verleibt, do ein scheinsach wider imands furgenohmen etc., in dem nhamen des almechtigen dahin geschlossen, das die von Goßlar mit rath, hulf und beistandt inhalts der verstendtnus nicht zu verlassen, wie eur kfl. und fstl. Gn. des ferner undertheniglich sollen bericht werden1.
Es ist auch gestrigs tags unser gnediger herr von Anhalt von hynnen abgereist, in willens, sich zu eueren kfl. und fstl. Gn. zu verfugen, und mit seiner fstl. Gn. Lic. Ambßdorf. b –Aber Mag. Phillipus ist alhie blieben auß den ursachen, daß Pfgf. Fridrich anstat und von wegen der ksl. Mt. solchs begert hat. Und wiewol unser gnediger herr, F. Wolff von Anhalt, und wir andern eur kfl. und fstl. Gn. bevelch nach lieber gesehen hetten, daß er zugleich mitabgereist, uns auch gantz keiner handlung in der religion, wie obgemelt, ferner versehen, so möcht es doch dartzu dinstlich sein, ob furfallen wurde, das ein protestation des conclii halben furzuwenden sein wollte, welche am besten durch Mag. Phillipum konnte gestelt werden–b.
Es wirdet auch gentzlich dafur gehalten, das die ksl. Mt. uff den nechsten Montag [1541 Juli 25] oder Dinstag von hynnen abreisen werden und soll der abschied den merern teilh albereit gestelt sein, dan auch teglich vil von den keisserischen im uffbrechen und abreißen sein.
Wir wissen auch eurn kfl. und fstl. Gn. nicht zu bergen, c –das Hanns von Pagk am verschienen Sonnabent ein feber angestossen, welchs also uberhandt genohmen, das–c er auch itzt gar zu beth liget und fast schwach ist. Der almechtig wolle es gnediglich mit ime zu besserung schicken. So wollen wir es auch an keiner wartung nach einicher andern notturft oder vleiß erwinden lassen, wie dann auch drei doctores zu ime verordent, die es an irem vleiß auch nicht mangeln lassen.
Nachdeme auch H. Hanns von Doltzk noch nicht aus dem land zu Wirttenberg widerkomen, so ist im besten bedacht, daß ich, Dr. Bleickhart, noch ein tag oder etzlich alhie vertziehen solt und derwegen mit F. Wolffenn nicht abreisen konnen.
Des Hg. von Gulichs irrung halben mit dem land zu Geldern soll ein furbit durch Kff., Ff. und stende des reichs bei der ksl. Mt. geschehen, davon wir eueren kfl. und fstl. Gn. sampt anderm, auch uff etzliche derselben schreiben bei der nechst post weiter undertheniglich antzeige thun und antworten wollen. [...]. Datum Regennspurg, Dinstag, den 19. Julij 1541.
[Zettel:] Auch gnedigster und gnedige herrn! Nachdeme sich die schwacheit mit Hannßen von Pagk fast ubel angelassen, haben wir im best die post diese nacht vertzogen und geben demnach eur kfl. und fstl. Gn. auß betrubtem und bekomertem gemuet zu erkennen, daß derselbe itzt diese stunde frue umb funf uhr in Got verschieden, deß sehlen der almechtig Got gnedig und barmhertzig zu sein geruche. So hab ich, cantzler, seine briff und hendel zu mir in meine verwahrung genohmen, aber die cleinot, cleider und anders, was er alhie gehapt, inventirn lassen. In eilh Mitwoch, den 20. Julij 15412.