Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Straßburg AD, 15 J 14, unfol. (Ausf.).

Nachdem euerer fstl. Gn. ich vergangner tag bey eim strassburgischen söldner geschriben allerhand euerer fstl. Gn. sachen halben, auch welchermassen die sachen alhie gestalt und sonderlich, dieweyl man sich ksl. Mt. hinwegziehens versehe, mir ein fure uffs furderlichst alhere zu schicken, damit ich nit vergebenlich hie ligen etc., des versehens, euerer fstl. Gn. nunmehe solche schrift geantwurt worden sey, und sich dann zutregt, das die stend teglich einer heut, der ander morgen verruckt, so hab euerer fstl. Gn. ich bey dieser botschaft solcher und anderer ursachen halben zu schreyben dannoch nit wellen underlassen.

Erstlich, die turckenhilf betreffend, ist dieselb, wie euerer fstl. Gn. ich nehermals geschriben, bewilligt, aber noch nit entdeckt, wievyl eim stand, zu solcher hilf zu erlegen, gebure. Doch hab ich mich deshalb erkundigt und befunden, das euerer fstl. Gn. zu erlegung des halben romzugs so vyl, als sie in beyligendem zedel zu sehen haben, geburn. Sodann ist durch die stend bedacht, das solche hilf nachvolgendermaß erlegt werden solle, nemlich das der frenckisch, beyerisch und osterreichisch kreyß ir anlag gemelter hilf, sovil sich die uff die zwen monat erstreckt, zum furderlichsten einem jeden muglich und zum lengsten in einem monat gen Regenspurg oder Bassaw, der schwebisch craiß zum lengsten in sechs wochen gen Augspurg und der reinisch, deßgleichen vier churfursten bey Rein, der niderlendisch und westfalisch, beyd ober- und nidersachsisch und der burgundisch kreyß gen Franckfurt und zum lengsten in zweyen monaten gewisslich und entlich erlegen. Und wann ein jeder sein gelt also erlegt hat, das er sich dann mit dem uberigen gelt uff den vierdten monadt gefasst machen und im nechsten darnach volgenden monadt an obbestimpte end auch erlegen solle.

So ist Gf. Fridrich von Furstenberg zu eim obristen geordnet in solchem zug. Der hat zu kriegsräthen genomen den von Geroltzegk, H. Conradten von Bemelberg, H. Wolff Dieterichen von Knöringen und H. Andresen Pflug. Wann man aber solch kriegsvolck annemen wurdet, das stet zu kgl. Mt.

Und dann hat röm. ksl. Mt. den stenden des reichs uff gestern lassen furhalten ein wege, welchermassen zum abschid zu greiffen sey, und sie darin ermant, furderlich sich darauf zu bedencken, welchen euerer fstl. Gn. ich auch uberschickt, so derselb geschriben hett mögen werden1.

Neuwer zeytungen halben hat die röm. kgl. Mt. in gwisser kuntschaft, das der Turck schon bey Ofen ankomen und sein leger nit weyt von irer Mt. kriegsvolck geschlagen habe, das auch irer Mt. kriegsvolck zwen Turcken gefangen, die bekennt, das sollichs turckischen volcks sey 30.000 zu roß und 50.000 zu fuß ankomen. Die haben auch one das geschütz, so Katzianer verloren, 300 stuck und vor jedem zwey pferd gen. So versehen sie, die Turcken, sich gwisslich, der turckisch kaiser selbs komen werde.

Die röm. ksl. Mt. soll biß auf den 15. kunftigs monats zu Mayland sein und dann in Affricam ziehen, die statt Attrill [= Algier] intzunemen. Dartzu soll sie 8.000 Hispanier, 6.000 Italianer, 6.000 landsknecht und 2.000 ringe pferd annemen.

Bittet, umgehend den Wagen zu schicken, damit er nicht vergeblich aufgehalten wird.

Datum Regenspurg, den 23. Julij anno etc. 41.

[Zettel:] Stift Strassburg geburt zum anschlag des bemelten halben romzugs zu Regenspurg anno etc. 41: Item, 8 pferdt, thut 1 monat 90 fl. und 4 monat 360 fl. Item, 50 zu fuß, thut ein monat 200 fl. und 4 monat 800 fl. Insgesamt: 1.160 fl. [...].

Anmerkungen

1
  Dr. Christoph Welsinger an Bf. Wilhelm von Straßburg, Regensburg, 1541 Juli 24, Straßburg AD, 15 J 14, unfol. (Ausf.): Hat ihm nechten geschriben, welchermassen es hie gestalt, auch sonderlich darin des furschlags halben, so ksl. Mt. vergangens Freytags [1541 Juli 22] den stenden furhalten lassen, wie zu eim abschid griffen werden soll, meldung gethan. Der Bote hat bis heute gewartet. Kann deshalb die ksl. Vorlage [Nr. 152] und die beschließlich antwurt des Turcken halben in der Anlage mitschicken. Datum Regenspurg, Sontags, 24. Julij anno etc. 41. – Vgl. auch die bischöflich-straßburgischen Räte zu Zabern an Dr. Christoph Welsinger, Zabern, 1541 Juli 21, Straßburg AD, 15 J 14, unfol. (Konz.): Tod Bf. Wilhelms von Straßburg am 29. Juni. Ihre Verhandlungen mit dem Domkapitel, das Welsingers Vollmacht verlängert und ihm selbst geschrieben hat. Haben dem Domkapitel aus seinen Schreiben vom 29. Juni [Nr. 798] und 3. Juli [Nr. 818] mitgeteilt, was nicht der Geheimhaltung bedarf. [...]. Haben aus seinem Schreiben vom 29. Juni gern vernommen, dass man nach der Türkenhilfe auch über Religion, Friede und Recht verhandelt. Gott möge Gnade geben und, dass alles, das sich uber der protestirenden gegeben antwort bey der ksl. Mt. und sonst mit dem von Granuel und andern zugetragen, zu gnaden und gutem ende komme. Stand der Erledigung verschiedener Aufträge durch Welsinger am Reichstag. Aber der eptissin zu St. Steffan begegnen teglich vil bekumernussen von denen, die von rats wegen zu ir geordent worden, wie sie ir das absterben unsers gnedigen herrn und deshalb mangel derer hilf anzeigen und haben ir erst ein neue gelubd zugemutet, ir lyb und gut nit zu vereussern noch ze verandern oder burgerin ze werden, das musse sein, wie er dem an ihn gerichteten Brief der Äbtissin entnehmen kann. Haben ihr einen Trostbrief geschrieben, das die ksl. Mt., nachdem von bestendigem friden und recht gehandelt, wie dann angefangen worden, irenthalb auch gnedigen bescheyd geben wolle, dessen sie nochmals warten und, weß ir begegnet, sich rechtens fur die ksl. Mt. erpieten soll. Darumb die notturft irenthalb erfordert, noch ernstlicher anzuhalten, wie ir mit fuegen und anzeig ihres selbs verrern beclagens zu thun wissent, das doch der guten frauen hilf geschehe. Aufträge für Welsinger in Angelegenheiten des Hochstifts. So dann der andern euer schrift halben, der datum Sontags nach Petrj et Paulj, darin ir, weß sich wytters zugetragen, und Hg. Wilhelms von Bayrn schrift meldent, in sorgen, das nit vil guts do gehandelt werde, ist uns nit lieb. Mochten lyden, das es alles zu gutem keme. Hg. Heinrich von Braunschweig und Gf. Ernst [von Hohnstein]. Termin für die Bischofswahl 10. August. Über mögliche Kandidaten wird viel gesprochen. Gott gebe Gnade, dass das Hochstift wieder gut versehen werde. Datum am abent Mariae Magdalenae anno etc. 41. Zum Konflikt zwischen dem Straßburger Magistrat und der Äbtissin Adelheid von Andlau vgl. Schelp, Die Reformationsprozesse, S. 139–171.