Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
A Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 217r–263v (Kop.), fol. 275r–280v (Beilagen); AS v.d.Hd. Dr. Jonas’ fol. 217r: Der Kgn. Mariae gesandten werbung wider den Hg. zue Cleve und Gülch. Lectum in consilio imperiali die ultima mensis Januarij anno 43. AS fol. 275r (betr. die Beilagen): Copey ettlicher schreyben durch Magdalen von Brye, anders Serrant gehaissen, deß Kg. von Frannckreich pottschaft bey dem Hg. von Cleve, an denselben könig und seinen admiral, wölche aus der frantzösischen sprach in das teutsch transferirt worden, darinn zu vermerckhen, das die understrichnen worth in den frantzösischen originalbriefen mit ciffern geschriben steen. Actum in consilio ultima Januarij anno etc. 43.
B Weimar StA, EGA, Reg E 109, fol. 333r–370v (Kop. mit Beilagen); AS fol. 333r: Copei Kgn. Maria gesanten ubergebene schrift wider den Frantzosen und Hg. von Gulch 1543.
C München HStA, KBÄA 3159, fol. 107r–140r (Kop. mit Beilagen).
D Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 372r–407r (zeitgen. Druck mit Beilagen); AS fol. 1372: Der Durchleuchtigsten, Hochgebornen Fürstin und Frawen, Frawen Maria zu Hungern und Behem, Königin etc. Wittib, der Röm. Kay. Maij. Stathalterin, und Regentin der Nidern Erblande, grundtlicher Bericht, so der Röm. Kö. Maij. Auch den Key. Commissarien, Chürfürsten, Fürsten und gemeinen Stenden, des heyligen Römischen Reychs (Belangend den Uberzug und einfal, durch Martin von Roßheym, und andere des Hertzogen von Cleve Diener, Amptleut und unterthanen, mit desselben Hertzogen vorwissen, fürschub und hilff, verschinen Sommer des 1542. Jars In der Röm. Key. Maij. Fürstenthumb Brabant, und andern Erblanden geübt) sambt rechtmessigen ursachen, der getrungenen not und gegenwehr, hochgedachter Königklicher Wirde. Wider denselben Hertzogen, durch ir Königkliche Wirde gesandte, Am letzten tag Januarij, in yetz lauffendem Dreyundviertzigisten Jar, Auff dem Reychstag zu Nürnberg furgetragen worden 1543.
Teilw. Druck: W. Crecelius, Der Geldrische Erbfolgestreit, S. 93–105 (Beilage E).
Regest: L. Groß/R. von Lacroix, Urkunden Bd. 1, Nr. 295, S. 201f.
Lat. Übersetzung: Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 408r–429v (zeitgen. Druck mit Beilagen), AS fol. 408r: Serenissimae Reginae Mariae Inferioris Germaniae Pro Caes. Maiestate Rectricis, ad Regem Rom. caeterosque sacri Rom. Imperii Principes Ordinesque contra Ducem Clivensem iustificatio, per ipsius Legatos pridie cal. Febr. Anno M.D.XXXXIII. Nurenbergae exposita, et ex Germanica lingua in Latinam conversa. M.D.XLIII.
Liste der Beilagen 1–2 am Ende des Aktenstücks.
Die jülichschen Räte brachten auf dem vergangenen Reichstag eine Rechtfertigung Hg. Wilhelms vor betr. die ihm zur Last gelegte Beihilfe für Martin van Rossem bem Angriff auf die ksl. Niederlande (RTA JR Bd. XIII, Nr. 122). Wegen der verspäteten Ankunft der Gesandten Kgn. Marias in Nürnberg unterblieb damals eine burgundische Entgegnung.
Dieweil aber seinthero der Allmechtig solliche hohe noth und bedrang zum thail gemiltert, hat ir kgl. Wd. nit wöllen unterlassen, an die kgl. Mt. und gemeine reichsstende auf angetzogenne vermeinte ungegrünte entschuldigung iren stattlichen und warhaftigen gegenbericht und furter notthurft gelangen und daneben den grundt ergangner handlung antzeigen zu lassen. Daraus die kgl. Mt. und mennigclich spüren und abnemen werden, das nit allein dess von Rossheim thetlich und fridbruchig übertziehen mit wissen und zusehen obgemelts hertzogen bescheen, sonder auch er zu disem frantzösischem geschwyndem und muthwilligem krieg nit die geringstea ursach und fürderung gegeben. Derhalben dann ir kgl. Wd. auß hoher und unvermeidlicher nodturft zu trost, schutz und ergetzung der ksl. Mt. belaydigten underthanen und damit dieselben dergleichen beschweerungen khunftiglich enthebt, ernstlichs einsehen zu thun und die erlitthne scheden auf ime und den seinen zu erholen und sich der hochverursachten gegenwehr zu gebrauchen, gedrongen worden.
Kaiser Karl V. legte gegenüber dem französischen König stets ein friedfertiges Verhalten an den Tag, nicht zuletzt um ein gemeinsames Vorgehen der christlichen Herrscher gegen die Türken zu ermöglichen.
Auch mit Hg. Wilhelm von Jülich pflegte der Kaiser gut nachbarschaftliche Beziehungen, obwohl dieser ihn durch einnemung und vorhaltung derselben irer Mt. von Gott und recht zugehorigen landen Geldern und Zutphen schwer schädigte. Dem Herzog stehe in keiner Weise zu, sich gegen den Kaiser aufzulehnen, der nicht nur das Oberhaupt der deutschen Nation, sondern als Hg. von Brabant auch der Lehensherr des jülichschen Herzogs sei. Yedoch des allen unbetrachtet seind alle seine [= Hg. Wilhelms] gedancken dahin gestanden, sich wider ir Mt. und derselben land und unterthanen auftzuwerfen, neue verpüntnus zu machen und deß Kg. von Frannckreich unruig und kriegssuchtig gemüeth widerumb auftzuwigeln. Der ksl. Aufforderung, den Reichstag in Regensburg 1541 zu besuchen, kam Hg. Wilhelm nicht nach. Stattdessen intensivierte er seine Beziehungen zum französischen Königshaus durch die Heirat mit Jeanne d’Albret, Tochter Kg. Heinrichs II. von Navarra. Er ermutigte Kg. Franz I. zum Angriff gegen die ksl. Niederlande und beherbergt an seinem Hof in der Person von Magdalen de Brie, gen. Serrant, einen ständigen Gesandten des Kg. von Frankreich. Serrant und Martin van Rossem planten Anschläge gegen Antwerpen, Gent und andere niederländische Städte und rekrutierten Kriegsvolk in den Gebieten des Hg. von Jülich.
Nhun hat aber die kgl. Wd.[= Kgn. Maria] sich damals eineß sollichen in kheinen weeg versehen noch besorgt gehabt, sonder dem jüngsten zu Regennspurg beschlossnem reichsabschid [RTA JR Bd. XI, Nr. 941, §§ 68–69] nach gentzlich verhofft, es sollt sich hinfüran kheiner auß dem Hl. Reich wider die ksl. Mt. in kriegsdienst leychtlich bewegen oder gebrauchen lassen, vorab so auch zu Speyer desshalben weittere fürsehung beschehen und ernstlichen gebott und mandat im Hl. Reich ausgangen, das nyemandt hochs oder nidern stands dem Kg. von Franckreich zutziehen noch einiche hülf oder fürschub thuen sollen, und fürnemblich, das in tzeit fürgenommenen und weerenden türckentzugß khein krieg oder unrhue von einichem im Hl. Reich angerichtet werden sollte [RTA JR Bd. XII, Nr. 60]. Daruff ir kgl. Wd. sich gentzlichen versehen hette, es sollte sollichen ernstlichen und nothwendigen abschiden und mandatten gehorsamlich gelebt und dargegen von nyemanden ychtzit fürgenommen worden sein, welliches, so es also geschehen und oftgerurtem könnig der Teutschen beistandt abgeschnitten worden, were gewisslich dise krieg wol verbliben oder zum wenigisten der Kg. von Frannckreich daran nicht vil zu gewinnen gehabt und die ksl. Mt. seinem unversehenlichen gewalt desto leichtlicher widertreiben hett khönnen.
Und hat auf solliche hoffnung die kgl. Wd. zu fürderung angefangener türckenhülf ungesaumbt ein antzal kriegsvolckhs wider den Türckhen zu schicken bestellen lassen und sich anheymbs keinner unfride besorgt, ehe und zuvor dann ir kgl. Wd. deß obgenannten frantzösischen ambasaten [= Serrant] brieff sambt ainem schreiben von dem hertzogen mit ciffern, an seinen oratorn in Frannckreich, Dr. Herman Cruser, ausgangen, wölliche auf den grenitzen im lande Lutzelburg durch schickunge deß Allmechtigen befunden, zukhommen. Dardurch dann also allererst ir kgl. Wd. deß khönnigs und hertzogen, auch irer beeder dienner erschröckenliche anschleg erfaren und vernommen und derhalben mit allem vleiß zu beschyrmung der landen irer verwaltung zu sehen und zu der gegenwehr zu greiffen verursacht und die bestellten kriegsleuth zu widerstandt sollicher geschwinden und gar sorglichen und uneerlichen practicken anheimbs behalten müssen und noch mehr dartzu antzunemmen genodtrangt worden.
Kgn. Maria beklagte sich schriftlich bei Hg. Wilhelm von Jülich über sein Vorgehen. Sie übermittelte der Mainzer Kanzlei während des Nürnberger Reichstags von 1542 ihren Schriftwechsel mit Hg. Wilhelm und Kf. Albrecht von Mainz, aus welchem die kriegerischen Absichten Frankreichs und Jülichs gegen die Niederlande erhellten (RTA JR Bd. XIII, Nr. 120a–b, 120f). Hg. Wilhelm setzte jedoch – wie aus seinem Schreiben an Kgn. Maria vom 9. Juli 1542 ersichtlich (RTA JR Bd. XIII, Nr. 120h) – seine Taktik des Leugnens fort, während der geldrische Marschall Martin van Rossem am 15. Juli 1542 mit einem Heer in die Niederlande einfiel und gegen Antwerpen und Löwen vordrang. Trotz aller gegenteiligen Behauptungen von Seiten des Herzogs unternahm Martin van Rossem die Militäraktion gegen die Niederlande mit Wissen und Einverständnis Hg. Wilhelms, dem die Rüstungen zu Gunsten Frankreichs in seinen Gebieten nicht verborgen geblieben sein können. Zudem dieweil unsere gnedigiste frau gemelten hertzogen vleissig ermant und die betrügliche anschlag zeittlich endteckt, wie kan er dann mit wissen verantworten, das er in sein aygen gebieth solliche versammblung der knecht abtzuschaffen underlassen?
Zum andern, das der hertzog deß Franntzosen anschlege und fürhaben nit allein wol gewust, sonder auch mit höchstem vleiß gefürdert, erscheint darauß, das er erstlich ein gutte zeit vor disem überfallen und zum andern mal widerumb wenig tag vor deß von Rossheim antzug seine gesanten zu Lüttich gehabt, daselbst dem hochwirdigen fürsten und bischoff, auch ein erwürdig thumcapittel, von wegen deß H. von Lonngevall, franntzösischen hoffmeisters, ein stillsitzen und neutralitet angemuttet und sye von der nachbarlichen erbaynigung und puntnuß, darinnen sye mit der ksl. Mt. nidern erblannden vil jar hero gestanden, abtzuwenden. Und durch solliche neutralitet dem Franntzosen, die pass daselbst zu erlangen, uffs höchst befleissigt. Und wiewol die von Lüttich sich daran anfencklich nit wöllen kheren, nochdann ist zum letzsten sovil bey inen ausgericht, das sie sich in handlung eingelassen. Solche Aktionen würden zeigen, das er, hertzog, nit allein deß Franntzosenns fürhaben gewüst, sonder auch sollichs alles selbst gefürdert, gesterckt und dartzu rath, hülf und fürschub gegeben und gethan hat.
Hg. Wilhelm agiere unter dem Deckmantel der Türkenhilfe im Interesse des französischen Königs. Und wo im die turckenhülf zu hertzen were gangen und im ernst gewesen, hett er seine aigenne leuth zeitlicher dann geschehen und mit besserer ordnung wol wissen zu schicken. In Dänemark warb Hg. Wilhelm einige Fähnlein Landsknechte für den Einfall in Brabant.
Einen weiteren Beweis für die Unterstützung des französischen Königs durch Hg. Wilhelm stellen die von habsburgischer Seite abgefangenen Briefe des französischen Gesandten am klevischen Hof, Magdalen de Brie, an Kg. Franz I. und an den französischen Admiral Chabot dar (Beilagen 1 und 2). Sie legen das hinterhältige Verhalten Hg. Wilhelms offen und sind den Reichsständen in Nürnberg vorzulesen. Kg. Ferdinand und die Reichsstände mögen bedenken, dass durch den klevischen Gesandten am französischen Hof, Dr. Hermann Cruser, die Beschlüsse der Reichsstände über die Türkenhilfe den mit den Türken verbündeten Franzosen bekanntgemacht wurden. Statt direkt in den Krieg gegen die Niederlande einzutreten, bevorzuge Hg. Wilhelm auf Wunsch des französischen Königs, die Türkenhilfe der Reichsstände zu hintertreiben. So ist hochgedachter kgl. Wd. vleissig bith und begern, die kgl. Mt. und stend wöllen mehrgerügten hertzogen oder seine hiehero gesandten dartzu vermogen und halten, berurts schreybens gegenciffer und alphabeth furtzubringen, daraus sich ir kgl. Wd. gewisslichen versicht, das deß hertzogen verbundtnuß, anschleg und conspiration wider die ksl. Mt. und derselben land, dem furgenommennem turckentzug und dem Hl. Reich zu grossem und hohem nachtheil, sich soll noch öffenlicher befinden. Sollte der Herzog zu Unrecht beschuldigt werden, so würdet er sich billich nit waygern mögen, diß höchsten argkhwonns, so aus gemelten ciffern und deß pottschafters schreyben gegen ime entstanden, sich zu erledigen und zu purgiren.
Die den Reichsständen in Nürnberg 1542 vorgebrachte Rechtfertigung Hg. Wilhelms (RTA JR Bd. XIII, Nr. 122) entspreche überhaupt nicht der Wahrheit und verletze die Beschlüsse der Reichstage von Regensburg 1541 und Speyer 1542, die den Kriegsdienst für fremde Herrscher ausdrücklich untersagten und unter Strafe stellten. Darauß dann, wie oben gemelt, fürnemblich geflossen ist, das der christenlich tzug wider den Türckhen kein bessern fürgang erlangt, dieweil ir kgl. Wd., der Bf. von Luttich und andere mehr deß Hl. Reichs glider ir hülf zu laisten und mit gemeinen stenden zu ziehen, auch die ksl. Mt., wie sye entlichs vorhabens und willens gewesen, sich aus iren könnigreichen widerumb in Teutschlannd verschinen sommers zu füegen und ir aigenne person, auch alle ir macht an den Türcken zu setzen, dardurch verhindert worden.
Die Gesandten Kgn. Marias führen weitere Beweise für das unrechtmäßige Verhalten Hg. Wilhelms gegenüber Kaiser und Reich in den vergangenen Jahren an. Die Klagen der Mutter des Herzogs, der verwitweteten Hgn. Maria von Jülich-Kleve, über den Einfall burgundischer Truppen in ihre Witwenbesitzungen sind unvermeidliche Folgen der Kriegshandlungen, die sich der Herzog selbst zuzuschreiben habe. Durch sein kompromissloses Verhalten habe der Herzog die vom Kf. von Köln und dem Lgf. von Hessen vermittelten Verhandlungen für einen Waffenstillstand mit Kgn. Maria zum Scheitern gebracht4. Der Herzog machte sich, wie mehrfach ausgeführt, durch Unterstützung der französischen Angriffe des Landfriedensbruchs schuldig.
Derhalben dann durch gemeine stym deß volckhs, so alle über gemelten hertzogen und die seinen als ursacher, helfer und mitthetter rach geschrien, ir kgl. Wd. bewegt und zu sollicher gegenwher und vergeltung genotdrangt worden. In welchem allem die hochgedachte kgl. Wd. nichts anders, dann daß ir kgl. Wd. grosslich fueg und recht gehabt und die hohe unvermeidliche nodturft erhaischen, gehandelt hat. Darumb ir ungetzweifelts vertrauen steet, das in disem fall keiner durch einiche verwantnuß oder bündtnuß (so villeicht gerürter hertzog hierin wolt antziehen) ime beistandt zu thun und sich der ksl. Mt. und kgl. Wd., alß derselben statthalterin, zu widersetzen solle bewegen lassen, sonder, alß ere- und rechtliebenden fürsten und herren gebürth, on einiche abwendung sich hierin unverweislich zu halten wissen, sonderlich in ansehung, das die gemeine veraynigung, so nach billichem theutschen gebrauch allein zu nachbarlicher beiwohnung und erlaubter defension in craft der naturlichen rechten aufgericht, in diser öffentlichen deß hertzogen offension und verbrechung deß ksl. landtfridens kein stadt haben, noch yemants, ime in sollichem hülf und fürderung zu laisten vorab wider die ksl. Mt. (dero menigclich vor allem und höher verwandt ist) verpflichten khönne.
Derhalben die kgl. Wd. der tröstlichen zuversicht und hoffnung ist, das nit allein sich nyemandt hierinn gegen und wider die ksl. Mt. soll vergessen, sonder vilmehr ir kgl. Wd. in diser rechtmessigen, gedrangten noth und gegenwehr zu erholung und einbringung irer scheden und errettung der ksl. Mt. underthanen vor khünftigen dergleichen betruebungen genaigt, behülflich und fürderlich ertzaigen und hierinn auch bedencken, nit allein was für grosser nachtail gemeiner theutscher nation und dem Hl. Reich darauß entstanden, so obangetzogenne geschwinde practicken, zugerichte verrettereien und deß von Rossheim fürhaben iren furgang erlangt und die Niderlannde, so alltzeit ein schildt und vormauer der teutschen nation wider den unmessigen gewalt der Franntzosen gewesen, der ksl. Mt. entzogen und dermassen stumpflich [= plötzlich, schimpflich] und geschwindigclich erobert und Frannckreich zugeaignet worden, sonder auch, das durch solliche hülf, die dem Kg. von Frannckreich von ime, hertzogen, bescheen und vergönnt, derselbig könnig am maisten zu disem neuen unfriden und krieg geraitzet, aus welchem dann der teutschen nation und dem Hl. Reich söllicher grosser nachtail der christlichen expedition (wie menigclich layder befunden) erstanden, daran vilgerürter Hg. von Cleve aus obertzelten ursachen allein schuldig befunden.
Hierauf und dem allem nach ist der kgl. Wd. hochfleissig bith, es wollen die kgl. Mt. und gemeine stend deß Hl. Reichs obertzelte onehrliche anschlag und daruff gevolgten feindtlichen übertzug sambt der untreglichen schmach, schaden und nachteil, durch den Hg. von Cleve ir kgl. Wd. und der ksl. Mt. erblanden über vorig gewaltsam entziehung deß furstenthumbs Gelldern von neuem zugefüegt, zu hertzen fassen und daruff der ungegrunten seiner gesanten auf nechstem reichstag alhie bescheen entschuldigung auf disen gegenbericht keinen glauben oder zufall geben, auch dasjhenig, so ir kgl. Wd. gegen dickgenanntem Hg. von Cleve zu gegenweer fürgenommen, in kheiner andern gestalt, dann als hieoben mit warhait ertzelt, verstehen noch anderst sich einbilden lassen, und demnach sich desselbigen hertzogen wider die ksl. Mt. und ir kgl. Wd. (die dermassen wider ine verursacht und nottdrengt worden) mitnichten annemmen noch demselben einich beilag, hülf oder furschub thuen, sonder ime und seiner aygennen verschuldung solches alles zumessen. Die Reichsstände sollen ein Exempel gegen alle Friedensbrecher statuieren und die gewaltsame Inbesitznahme ksl. Gebiete durch Hg. Wilhelm zurückweisen5.
Beilagen6:
1. Magdalen de Brie, Sr de Serrant7, an Kg. Franz I.: Bericht über eine Einigung Kleves mit dem Bf. von Münster betr. dessen Neutralität im Konflikt : franz. Pension für den Bischof. Verzögerung der Ankunft des franz. Beauftragten Sr de Longueval8. Bemühungen des Marschalls Martin van Rossem um Anwerbung von Truppen gegen Habsburg, besonders von Landsknechten aus Dänemark; Konspiration in Gent. Dat. Düsseldorf, 1542 Mai 25.
2. Magdalen de Brie, Sr de Serrant, an den franz. Admiral Chabot: Einstellung des Hg. von Kleve gegenüber Frankreich. Beurteilung des geldrischen Marschalls Martin van Rossem und des franz. Beauftragten Longueval. Datum Düsseldorf, 1542 Mai 26.