Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2752, fol. 273r–276v (Kop.); DV fol. 276v: Copeyen der ergangner schrift an Guylich. Gemeiner reichsstende verordenten ußschuß 25. Aprilis.

Als euer fstl. Gn. gesanten, unser besondre, lieben und gutten freundt, vor gemeinen stenden des Hl. Reichs und der abwesenden potschaften in iren werbungen schriftlich und muntlich nach lengs gehort worden, haben gemeine stend und der abwesenden botschaften uns auß irn mittel außgeschossen1 und bevolhen, uff euerer fstl. Gn. gesanten und der burgundischen2 potschaften schriftlich und muntlich antregen und werben guetlich underhandlung fur hand zu nemen und zu pflegen, gantz gedroster zuhoffnung und zuversicht, die kriegsubung, so sich zwischen unserer gnedigisten frauen, frauen Marien, Kgn. zu Hungern und Beheim etc. witiben, als regentin der ksl. Mt., unsers allergnedigisten herrens, nider erblandt, und euer fstl. Gn. und beder teil land und leutten zugedragen, wurde dardurch zu guetlicher hinlegung und vergleichung oder doch einen fridenlichen anstand gebracht werden. Derwegen auch gemeine stend des Hl. Reichs sich uber die angeregten schryftlichen und muntlichen werbungen entlich zu entschliessen und dan uff euer fstl. Gn. schreiben, am dato haltende Ruremund, den 8. tag Aprilis [Nr. 227], antwort zu geben, verzogen. So haben auch wir unserm bevelch nach gutlich underhantlung zu pflegen furgenommen und allerlei mittel und wege furgeschlagen, dardurch wir die sachen zu guetlicher vergleichung oder doch einem fridlichen anstandt, darin mit besserer gelegenheit zu handlen sein mocht, zu betheidigen verhofft, aber so lang zeit unverfenglich und ane fruchtbarlich gearbeitet, das auch mitlerweil vilfaltig ernstlich anhalten der röm. kgl. Mt., unsers allergnedigisten herrens, und in ansehung der hohen notturft, die der christenheit und furnemlich irer Mt. konigreich Ungern und andern anstossenden erblanden des Turcken anzugs halb vorstet, zu beschlus des reichstags und suplication des abschits furgeschritten worden. Und darauf auch ir kgl. Mt. und der merer teil stend verriden.

Wir aber haben nichtdestoweniger von furgenomen gutlichen handlung nit ablassen wollen, sonder dieselben bißher mit allem getreuen, gutten fleiß continuirt und nit kleine hoffnung gehabt, die kriegshandlungen zum wenigsten zue fridlichem anstandt zu betheidingen. Darumb unsere gnedigist und gnedigen herren und obern, die Kff., Ff. und andere stent, mit desto merern und bessern fuegen sich weiter in der sachen bemuhen und, nachdem die kriegsubung ein wenig gestelt, desto fruchtbarer handlen mochten. Wie aber und warumb sollicher anstandt nit erhalten, sonder letzlich zerschlagen, das und aller andrer handlungen gestalt und gelegenheit werden euer fstl. Gn. von irn gesandten, die sie statlich alhie gehapt, one zweiffel gnediglich vernemen, welche dan an allem irem moglichen vleis mit werben, handlen und anhalten gar nichts erwinden haben lassen.

Und wiewol nun dieselben euer fstl. Gn. gesanten bei uns mit guttem vleis gesucht und begert haben, das wir mit und neben andern stenden, so noch hie weren, ire schrieftlich und muntlich werbungen erwegen und uff dieselbigen, in sonderheit aber uff obangeregt euer fstl. Gn. schreiben [Nr. 227], uns entschliessen und mit endlicher antwurt vernemen lassen wolten, jedoch haben wir nach eroffnetem abschit und also vollenden reichstag, da der merer theil der stendt verridten, unß von gemeiner stendt wegen zu entschliessen und in disser sachen von iren wegen euern fstl. Gn. zu beantworten nit inlassen konden, sonder unß gegen euer fstl. Gn. gesanten erpotten oder3 gepflognen handlungen unsere gnedigist und gnedigen herren zu unser ankunft zum furderlichsten und vleissigisten zu berichten, ungezweifelter, undertheniger hoffnung, ire kfl. und fstl. Gnn. werden nit underlassen, nochmaln durch sich selbs oder ir darzu verordente treffenliche rhät weitter guetlich underhantlung furzunemen und den kriegshantlungen durch guetlichen verdrag der irrung gentzlich abzuhelfen oder sy doch durch erlangung fridlichs anstants zu stillen, welchs auch wir unsers besten fleis und vermogens undertheniglich zu befurderen erpittig und gantz willig sein.

[US:] Der churfurstenrhät, fursten und gemeiner stendt verordneter ausschus.

Anmerkungen

1
Der Geldernausschuss wurde von den Gesandten aller sechs Kurfürsten, des Ebf. von Salzburg, des Hg. von Württemberg, des Bf. von Würzburg und der Hgg. von Bayern gebildet. Die Augsburger Gesandten Jörg von Stetten und Sebastian Seitz berichteten am 11. April 1543 an Bgmm. und Rat von Augsburg, dass kein städtischer Vertreter im Ausschuss sei. In: Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Ausf.). Das schien sich aber nach dem 11. April zu ändern, denn der am 28. April mit den jülichschen Räten vereinbarte Waffenstillstand (Nr. 235) wurde auch von einem Städtevertreter, nämlich Jakob Sturm aus Straßburg, unterzeichnet. Sturm berichtete dazu in seiner Schlussrelation vom RT (Nr. 402), dass er in der letzten Phase der Verhandlungen, als bereits einige Reichsstände abgereist waren, an den Beratungen für einen Waffenstillstand unter der Leitung Granvelles teilnahm.
2
In der Vorlage irrtümlich: brandenburgischen.
3
Sinngemäß richtig: der.