Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 421–434, Nr. 154/1, fol. 242r–244v (Kop.); ÜS fol. 242r: Instruction der ratificacion und revocatcion halben2.

B Frankfurt ISG, RTA 53, fol. 52r–53v (Kop.).

C Stettin AP, AKS I/10, S. 47–52 (Kop.); DV S. 52: Instruction der ratification und revocation halben.

D Ludwigsburg StA. B 189 II, Bü. 54, unfol. (Kop.).

E Stuttgart HStA, A 262, Bd. 24, unfol. (Kop.).

Nachdem der christlichen aynungsverwandten Kff., Ff. und stende anwesenden gesandten, rath und bodschaften aus sondern bewegenden ursachen fur nodwendig angesehen, das die gemein recusacion, von bemelter stende wegen ahn dem ksl. chammergericht den 4. Decembris jungst furgewendt, uber das vermeint decret, darunder den 13. berurts monats von chammerrichtern und beisitzern eroffenet, von einem jeden stand ratificirt, daneben auch di procuratores eines jeden stands an ermeltem chammergericht revocirt werden sollen, wie dan derhalben zwo formen, eine ahn chammerrichter und beisitzer [Nr. 263], di ander an di procuratores [Nr. 264] in schrieften gestelt, vorhanden.

Damit dan solcher actus von den stenden zu allen theilen gleichformig und an sondere confusion an dem chammergericht gehalten und vorrichtet werden mochte, solte sich ein ider standt in demselben nachfolgender instruction halten:

Erstlich solte von einem iden stand di schrieft an chammerrichter und beisitzer [Nr. 263] seiner gelegenhait nach mutatis mutandis (doch das in der substantz nichts vorandert wurde) in form eines gemeinen products, wie sonst schrieftliche producten ahn dem chammergericht intzulegen gepreuchlich, mit dieser intitulation „Protestacion, ratificacion und revocacion respective N. oder N. etc.“ gestelt und underschrieben, aber die schrift an die procuratores [Nr. 264] missivenweiß verfertigt und di beide einem sondern bevelhaber, zu solchem geschigkt, mit genugsamen gewaldt [Nr. 261], wie deshalben auch ein sondere form begriffen, dem chammerrichter und beisitzern, auch dem procuratori volgendermassen anzupringen und zu uberantworten aufgegeben werden.

Namlich so solte dieser gesandter oder bevelhaber zu erster des chammergerichts audientz, die er erreichen mochte, in offener audientz mit einem notarien und getzeugen (welchem notario er zuvor beide des gewalds und der schrieft ahn chammerrichter und beisitzer gleichlautende und durch ine, den notarien, selbs auscultirte copeien zustellen soll), doch derselben anfangs unvormeldet erscheinen und post publicatas sentencias in novis, so di ordnung ahn den procuratorem des stands, von deme er geschigkt, keme, zuforderst seinen gewaldt mit benennung des constituirenden stands ubergeben und begern, ime uff denselben den aid calumniae alspald zu deferirn und ine von wegen seiner principaln zu horen etc.

Wurd ime dann der aid alspalt deferirt, solte er darauf handeln, wie hernach gemeld wurdt. Wurd aber ime der aidt nit deferirt, solte er doch nitdestoweniger furfharen, den ubergebenen gewald erholen, mit antzaig, das er inhalts desselben berurten aidt zu erstaten urputtig und alspaldt daruff und in kraft desselben in nhamen und von wegen des constituirenden stands und, do es ein stad were, in nhamen des rats und der gemein obbemelt schrieftlich product an chammerrichter und beisitzer – mit ertzelung der intitulacion und vormeldung, das er inhalt desselbigen, in nhamen wie vorgemeldt, protestirt, ratificirt und revocirt haben wolte etc. – gerichtlich ubergeben, und begerten, sollich schrieft an gepurende ort zu registriren etc. Und ob die nimandt von ime entpfangen oder annhemen wolte, solle er sie uber di schrancken hinein reichen, werfen, fallen oder sonst liegen lassen, wie es sich selbst am besten schigken wurdt.

Im vhall aber, do er gar nicht zugelassen noch gehort werden wolte, solle er protestirn de negata audiencia und nitdestoweniger aller massen wie obgemelt mit muntlicher handlung, sovil muglich, aber mit ubergebung oder darwerfung berurter schrieft in alle wege furfharn und sich darin nichts verhindern lassen.

Und volgends uber das alles, wie es sich zutregt, den notarium alspald vor gericht oder hernach an andern gelegenen orten (doch das der notarius und di gezeugen bei solchem actu personlich zugegen sein), wie sichs gepurt, requiriren, subarriren, ime dessen eins oder mher instrument uffzurichten begern und demnach seinen abschidt nhemen etc.

Aber di verschlossen schrieft an den procuratorem [Nr. 264] solle er vor oder nach obgemelter actu dem procuratori behandigen und zustellen. Bedarf zu demselben keiner sondern solemnitet.

Anmerkungen

1
Laut dem CA-Protokoll Lambs (Nr. 86c, fol. 208r) wurde der Text für die Instruktion in der Versammlung der Schmalkaldener am 13. Jan. 1543 ausgearbeitet. Der Entwurf diente den Schmalkaldischen Bundesständen als Muster für die einige Wochen später mutatis mutandis erstellten Instruktionen für die Werbung ihrer Gesandten am RKG. Siehe z.B. die Instruktion Hg. Ernsts von Braunschweig-Lüneburg für seinen Gesandten Dr. Nikolaus Holstein, Celle, 1543 Febr. 12, in: Hannover NLA, Celle Br. 1, Nr. 22, fol. 163r–164v (Ausf.); ÜS fol. 163r: Instruction, was sich unser von Gots gnaden Ernsten, Hg. zu Brunschwig und Luneburg, rhat und lieber getreuer Nicolaus Holstein, der rechten doctor, oder seine substituirten sollen uff unser ime zugestalte mandat und gewaldt vor denjenigen, die sich das ksl. camergericht zu verwesen anmassen, zu Speir, Wormbs oder wo sie sein antzutreffen, ze halten.
2
Die ÜS ist in allen Überlieferungen gleichlautend.