Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 39r–42r (Kop.).

B  koll. Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 5, fol. 1r–4r (Ausf.) [an Lgf. Philipp von Hessen]; KV: Ks. Karolus bestimpt den reichstag gein Regensburg uff Trium regum 1541.

C  koll. Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Reinkonz.) [an Kf. Albrecht von Mainz].

D  koll. Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Reinkonz.).

E  koll. München HStA, KBÄA 3154, fol. 1r–3v (Kop.) [an Hg. Ludwig von Bayern].

Kurzregest: Winckelmann, Pol. Corr. Straßb., Bd. III, Nr. 95, S. 96.

Nachdem wir von anfang unser keiserlichen regierung untz bisher und noch nichts hohers noch merhers gesucht und begert, dann wie die eingefallen zwispalt unser heiligen, christenlichen religion durch fridliche, billichea, christenliche mittel und wege hingelegt und in vergleichung gebracht, dardurch nach ervolgung der eher Gottes im hl. reich teutscher nation zwuschen den stenden und glidern desselben dester baß gutter fride, ruhe und einigkeit erhalten und mißvertrauen, unwillen und zerruttung abgeschnitten, auch unsers heiligen, christlichen namen und glaubens erbfeindt und verfolger, dem Turcken, umbso vil desto statlicher widderstandt und abbruch gescheen mochte, wie wir dann auf vilgehalten unsernb reichstegen, darauf wir eins theils in eigner person erschinen, auch nachmalen in andern treffenlichen particularhandlungen in unserm abwesen durch unsere comissarien und verordenten zu gutlicher vereinigung gemelter zwispaltiger religion an uns unsers verhoffens nichts erwinden lassen und aber alle solliche gutliche handlungen uber allen furgewendten vleiß und arbeit noch bißher nit zu fruchtbarer wurckhung komen, so seindt wir (wiewol wir deß billicher beschwerdt und misfallen zu tragen hetten) noch dann auß gnedigister, vetterlicher neigung bewegt worden, unsere hispanische konigreich (gleichwoll mit unser mercklichen ungelegenheit) abermaln zu verlassen. Haben uns auch daruf teutscher nacion genehert, nochmalen mit allem vleiß zu versuchen, sollichen zwispalt unser heiligen religion gutlich, fridlich und christlich hinzulegen und zu vereinigen und das sorglichc mißvertrauen, so sich ein zeith here und von tag zu tag ye lenger ye meher zwuschen den stenden des hl. reichs eingerissen (darauß dann im endt allerlei unrath, zerruttung und plutvergiessen ervolgen mochte) abzustellen.

Wie wir dann, alsbald wir in dise unsere nider erblandt ankomen, uns mit unserm freundtlichen, lieben bruder, dem romischen konig, persondlich deßhalb nach aller notturft freundtlich und bruderlich underret und die sachen dahin gehandelt, das wir umb hinlegung und vergleichung willen sollicher zwispaltiger religion ein versamlungtag zu Hagenau, (darauf sein L. von unsern und iren wegen in eigner person gewest), mit den chur- und furnembsten fursten des hl. reichs, so der alten religion sein, und dann mit den protestierenden chur- und fursten sambt iren zugewanten stenden halten lassen, auf wellichem tag auß unser gnedigen zulassung und bewilligung verabschiedt, das ein anderer tag, nemlich auf den 28. tag des monats Octobris nechstkhunftig in unser und des reichs stat Wurmbs zu gutlichem, unverbundtlichem tractat und gesprech angesetzt und außgeschriben worden (wie dann von uns alsbaldt bescheen), darauf yeder theil etliche gelerte, verstendige und schiedliche personen in gleicher anzall verordnen, die alsdann in beisein euer L. und der andern drei chur- und fursten oder irer rethe, so in sollichem tractat als underhandler presidiern werden, (dabei bepstlicher Hlt., deren wir sollichen tag verkhundt haben, deßgleichen unsere commissarien und botschaft, so wir derhalben mit bevelh, in disen und andern streittigen punctn, in gemeltem hagenauischen abschidt begriffen, zu handeln, verordnen und abfertigen, auch sein mogen), die augspurgischen confession und apologia d der protestierenden–d fur die handt nemen und sich auf alle puncten und jeden in sonderheit freundtlich, christlich (doch unverbundtlich) underreden und allen muglichen vleiß furwenden sollen, alle irrige puncten zu christenlicher einigkeit, vergleichung und rechtem verstandt zu bringen, e und darnach auf zukhunftigem reichstag uns–e, der bepstlichen Hlt. legaten und allen stenden des hl. reichs relation angezeigts gutlichs tractats und gesprech etc. bescheen solle, damit ferrer durch wege eins rechtmessigen concilii oder sonst christenliche vergleichung die sach der streittigen religion zu geburlicher erorterung gebracht, deßgleichen auch daneben in andern deß hl. reichs teutscher nation hochbeschwerlichen obligen die notturft furgenomen und gehandelt werden moge, wie dann sollichs und anders der gemelt hagenauisch abschidt und unser daruf bescheen ausschreiben des khunftigen versamlungstags alles ferrer mit sich bringen.

Hieruf so haben wir mit guttem vorbetrachten und erwegen bemelten sachen fur nutz und gut angesehen und, damit die desto stattlicher gehandelt und zu einem gutten, wurcklichen, fruchtbarn endt gebracht werden mogen, einen gemeinen reichstag in unser und des reichs stat Regennspurg auf nechstkhunftigen der heiligen dreier konig tag deß 41. jars, darauf wir auch mit hilf des almechtigen in eygner person zu erscheinen willens, zu halten furgenomen.

Sollichen tag verkhunden wir euer L. hiemit von romisch keyserlicher machtvolkomenheit und bei den pflichten, damit euer L. uns und dem hl. reich verwandt istf, ernstlich gebiettendt und wollen, das euer L. auf bestimbte zeit gewißlich zu Regennspurg an alle verhinderung und entschuldigung personnlich ankomb und allein im fall leibs ehafter kranckheit, die euer L. bei berurten pflichten betheurn mugen, und sonst nit euer L. volmechtige anweldt, on hindersichbringen in obberurten puncten zu ratschlagen, zu handlen, beschliessen, g aufrichten, underhalten und volnziehen zu verhelfen–g, dermassen mit gnugsamen bericht und gewalt abfertig und fursehe, wie das der sachen wichtigkeit, notturft und gelegenheit erfordert, deßgleichen auch von wegen widderstandts und abbruchs bemelts unsers heiligen glaubens erbfeindts und verfolgern, des Turcken, und underhaltung unsers keyserlichen chammergerichts, auch handthabung fridens und rechtens im hl. reichh, darzu gutter pollicei und muntz und sonst darneben alles zu handln und zu beschliessen, das dem hl. reich und teutscher nation zu erhen, nutz und wollfart und allem gutten gedheihen und ersprießlich sein mag und auf angeregtem reichstag fur nutzlich und guth also angesehen und furgeschlagen wurdeti, und also eigner person oder, als obgemelt, durch euer L. volmechtige geschickten in betrachtung der unvermeidlichen, hohen notturft nit aussenbleiben noch auf yemandts andern weigern oder verziehen, auf daß andere, so zeitlich ankomen, mit verdrieß, schwerem costen und unnutzlicher verzerung der zeit nit warten mussen oder aufgehalten werden und umbso vil meher statlicher in obbestimbten beschwerlichen sachen und obligen dem röm. reich und desselben stenden, auch gantzer teutscher nation und gemeiner christenheit zu wolfart, nutz und guttem gehandelt werden moge.

Das wollen wir uns also in bedenckhung, das wir eigner person sollichen reichstag mit unsern grossen unstatten, aber dem hl. reich zu nutz und guttem besuchen, zu euer L. ungezweiffelt versehen, und euer L. thut auch doran zusambt dem, das die sollichs derselben verwantnus nach uns und dem hl. reiche schuldig ist, unser ernstlich meynung. Und wo euer L. in zehen tagen den nechsten nach dem bemelten angesetzten tag nit erscheinen (des wir uns doch keinswegs versehen wollen), so wurdet nichts minder durch uns mit den anwesenden stenden in den sachen gehandelt und beschlossen in aller massen, als ob euer L. und andere zugegen gewest weren, welches wir auch alsdann so vest, steet und kreftig (als ob alle stendt, die an- und abwesenden, darein bewilligt hetten) achten und vollenziehen wollen. Darnach wiss sich euer L. gentzlich zu richten1.

Geben in unser stat Brussell in Brabant am 14. tag des monats Septembris anno etc. im 40., unsers keiserthumbs im 20. und unserer reiche im 25.

Anmerkungen

a
 In D danach gestr.: guetliche.
b
 In D danach gestr.: kaiserliche.
c
 In B und D: geferlich. In C korr. aus: geferlich.
d
–d Fehlt in B. In D v. a. Hd. nachgetr.
e
–e In D marg. nachgetr.
f
 In C danach gestr.: auch verlierung aller und yeder regalien, privilegien, gnaden und freyhaiten, so euer L. von uns und dem hl. reiche hat.
g
–g Fehlt in D.
h
 In D danach gestr.: und execution und volziehung gesprochner urtailen.
i
 Danach in C als Schluss: Das mainen wir ernstlich und uber das euer L. vorberurte, treffliche sachen gemainer christenhait, dem hl. reiche und vatterlandt zu tröstlicher wolfart durch angeregt erscheinen, wie uns nit zweyvelt, fur sich selbst mit allen treuen gern furdern wirdet. So wellen wir es doch in sonderhait gegen euer L. mit allem gnedigen willen beschulden.
1
 Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, o. Ort, o. Datum, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 364–372 Nr. 141, fol. 121r–122v (Ausf.): Nimmt an, dass dem Kurfürsten das von ihm diesem zugeschickte, an die Stadt Worms adressierte Ausschreiben für den Regensburger Reichstag mittlerweile zugegangen ist. Ein gleiches Ausschreiben ist ihm von der Stadt Augsburg zugesandt worden, von deren Bedenken wegen des Geleits er eine Kopie beilegt. Dieweil wir nu sollich zu erwegen nicht fur unzeitlich achten, so wurt es dannocht eueren L. und uns nott sein zu gedencken, wann uns das außschreiben beschehe, das wir daruf mit antwurt zu erlangung des glaits auch gefaßt seien und die unsern und wir damit versehen werden. Da Goslar wegen der Acht in großer Bedrängnis ist, hält er dafür, dass die Verbündeten darüber auch beraten und ihre Gesandten entsprechend abfertigen sollten. Ausfertigung eines entsprechenden gemeinsamen Schreibens an die Verbündeten, das er den Mitgliedern seines Bundeskreises dann zustellen wird. Falls der Kurfürst anderer Meinung ist, wird man sich verständigen können. – Vgl. auch Bgm. und Rat von Speyer an Karl V., 1540 April 4, HHStA Wien, RK Kleinere Reichsstände 509, Speyer, unfol. (Ausf.): Haben durch die Verlegung des letzten Reichstages nach Regensburg und des jüngsten Versammlungstages nach Hagenau erhebliche Einbußen erlitten. Bitten, zum Ausgleich dafür den nächsten Reichstag in Speyer zu veranstalten.