Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII/256/VI, fol. 29–29’ (Or. m. S., sand Marx tag, ex.-Verm., Postverm.: Zu aigner ha[nd]).

[1.] Bittet ihn um Mitteilung, ob der Ks. sich noch einige Tage in Worms aufhalten und dort die drei Kff. [von Mainz, Köln und Pfalz] sowie Hg. Wilhelm von Bayern belehnen wird oder nicht. Er will sich wegen wichtiger Angelegenheiten ebenfalls zum Ks. nach Worms verfügen und dort, wie von ihm empfohlen, seine Regalien empfangen. Er wird jetzt nach Innsbruck aufbrechen, um dort seine Antwort abzuwarten, sofern sein Schwager Paul von Liechtenstein ihm keinen anderen Rat geben sollte.

[2.] Erinnert an sein letztes Schreiben aus Innsbruck wegen der Trienter Dompropstei.1Der Ks. hat seinem Schwager [Paul von Liechtenstein] geschrieben, dass er die Propstei dem St.-Georgs-Orden inkorporieren wolle. Der Augsburger Domdekan [Wolfgang von Zülnhart] legte indessen eine einen Tag früher ausgestellte ksl. Weisung vor, die Propstei an ihn zu übergeben. Er konnte [Sigmund] von Thun überzeugen, den Georgsorden anzunehmen, falls ihm der Ks. die Propstei bewilligen würde. Der Domdekan verwies auf einen dem Ks. übergebenen Reversbrief, worin er für einen solchen Fall seinen Verzicht erklärt hatte. Indessen will er als noch nicht konsekrierter Bf. im Interesse des Ks. und der Propstei diese vorläufig selbst behalten. Bittet ihn, sich beim Ks. dafür zu verwenden, dass er niemand anderen einsetzt. Sobald er mit dem Ks. zusammentrifft, will er mit ihm darüber sprechen.

Anmerkungen

1
 Der neugewählte Brixener Bf. hatte Serntein mit Schreiben vom 13.3. ersucht, zum einen bei der Sicherung der von seinem Vorgänger Melchior von Meckau hinterlassenen und in Rom bei den Fuggern deponierten beträchtlichen Geldmittel für das um ca. 100 000 fl. geschädigte Hochstift mitzuhelfen [Entsprechendes Schreiben vom 28.3. auch an Ks. Maximilian, eigh. Or. Brixen; TLA Innsbruck, Autogramme B 1/2], zum anderen den Ks. von einer raschen Entscheidung über die Vergabe der Trienter Propstei abzuhalten bzw. die Einsetzung seines Verwandten Sigmund von Thun zu erwirken (Or. Innsbruck; TLA Innsbruck, Maximiliana XIII/256/VI, fol. 13–14’; Pölnitz, Fugger II, S. 207f.). Am Kaiserhof verfolgte man indessen eigene Pläne mit den Einlagen Meckaus. Die Fugger sollten jedenfalls angesichts der Begehrlichkeiten Papst Julius’ verpflichtet werden, das Geld – beinahe 153 000 fl. (Pölnitz, Fugger II, S. 205) – ohne ksl. Zustimmung nicht auszubezahlen (Bf. Matthäus Lang von Gurk an Zyprian von Serntein, eigh. Or. m. S., Antwerpen, pfintztag nach judica[29.3.]1509; ebd., fol. 21–22’, hier 21; Pölnitz, ebd., S. 210). Bf. Christoph gelang es zwar zuerst, eine Forderung von ca. 80 000 fl. auf das Erbe seines Vorgängers durchzusetzen. Er erhielt dafür aber von ksl. Seite nur zweifelhafte Verschreibungen. Im Januar 1510 musste Brixen in die Reduzierung seines bisherigen Anteils auf 58 000 fl. einwilligen. Vgl. zu den Verhandlungen um das Meckau-Depot bei den Fuggern: Pölnitz, Fugger I, S. 224–244 passim; II, S. 206–215, 220f., 231f.; Ders., Streit, S. 244–262; Wenko, Maximilian, S. 214–222; Mader, Liechtenstein, S. 164–168.