Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
Audienz Plieningens bei Ks. Maximilian.
München, HStA, KÄA 3136, fol. 372–372’ (eigh. Or., montag [nach Jubilate]1; Postverm.: Zu aygner hand.2).
Er wollte weisungsgemäß ursprünglich direkt nach Worms reisen. Als er jedoch in Esslingen eintraf, war der Ks. gerade auf dem Weg nach Süden und übernachtete am Samstag [28.4.] in Vaihingen (Vachingen). Er konnte in Erfahrung bringen, dass der Ks. am Sonntag [29.4.] nach Stuttgart kommen würde. Dorthin ist er gemeinsam mit Dr. Lupfdich gereist. Er wurde zur Audienz beim Ks. zugelassen und konnte namens Hg. Wolfgangs und der übrigen Vormünder die ihm aufgetragene Entschuldigung vorbringen. Auf die Frage des Ks. nach dem Verbleib Hg. Wilhelms antwortete er, dass dieser sich in Straubing aufhalte. Der Ks. erwiderte, Kaspar [von Winzer] hätte behauptet, den Hg. unverzüglich nach Worms zu bringen. Auch habe er in Stuttgart den Hg. von Württemberg aufgefordert, mit seiner Reise nach Worms bis zur Ankunft Hg. Wilhelms in voraussichtlich acht Tagen zu warten. Kaspar habe damit eine frühere Reise Hg. Ulrichs nach Worms verhindert. Und irret also die keyserlich Mt., welt was groß dofur geben. Sagt, der tag gieng fur sich zu Worms, und were seiner Mt. ernstliche maynung, das unßer gn. herr, herzog Wilhalm, auch Wirtenberg und ander fursten solten in aygner person gen Worms kommen. Der tag werd nit lang weren. Der Ks. kündigte abschließend seine unverzügliche Weiterreise nach Augsburg an. Dort wolle er Hg. Wilhelm überzeugen, persönlich am Reichstag teilzunehmen.
Seiner, Plieningens, Meinung nach hat der Ks. nicht die Absicht, den Hg. nach Italien (Welschland)mitzunehmen. Der Ks. teilte mit, dass die Franzosen die Venezianer angegriffen und etliche Ortschaften erobert hätten. Der Papst habe Faenza eingenommen. Der Kg. von Spanien sei ebenfalls beteiligt. Der Ks. befahl ihm, seine Reise nach Worms fortzusetzen und dort das Eintreffen weiterer Teilnehmer abzuwarten. Er wird also morgen [1.5.] dorthin aufbrechen. Ein Bote wird den pfälzischen Kf. um Geleit für ihn bitten. Man erwartet in Worms täglich die Ankunft Kf. Friedrichs von Sachsen. Der Ks. und seine Räte sind der Meinung, dass Hg. Ulrich morgen nach Worms aufbrechen müsse. Er, Plieningen, hält es für möglich, dass der Ks. über München reisen würde, wenn man ihn einlädt. Der ksl. Kanzler Serntein äußerte, man werde in Worms ungeachtet der Abwesenheit des Ks. auch über die noch offenen Fragen bei der Aufteilung des niederbayerischen Erbes verhandeln.