Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Forderung Ks. Maximilians nach einer Reichshilfe gegen Venedig; [2.] Verweigerung der Reichshilfe durch die Stände; [3.] Verlautbarung Ks. Maximilians vom 26. Juni; [4.] Breve Papst Julius’ II. an die Reichsstände; [5.] Wormser Abschied; [6.] Antrag des Deutschen Ordens auf Unterstützung gegen Polen.

Speyer, StdA, 1 B, Nr. 24, Bd. 2,1, fol. 29’–31 (Kop. mit Randvermm., die den Inhalt kennzeichnen, und mit Seitenangaben, die auf die verwendete Vorlage, die [verschollene] RT-Überlieferung der Stadt Worms, verweisen. Überschr.: Reichstag zu Wormbs, anno 1509. Verm. Wormbs.) = Textvorlage A. Köln, HAStd, K+R 219, pag. 66–70 (wie A) = B.

[1.] /29’/ Kayser Maximilian hat auf gegenwirtigem reichstag (daruf alle churfursten ausserhalb Brandenburg personlich und sonst die stende in zimlicher anzal zugegen gewest) durch irer Mt. rate mit bericht und erzelung, wie das sich ire Mt. (nach erlangter kronung) mit dem bapst, auch baiden konigen Frankreich und Aragon wider die Venediger in tractat und pundnus eingelassen, an die stende ain ansehenliche hilf auf ain jar lang, dieselben Venediger zu bezwingen und inen, was sie dem stul zu Rom und dem Reich entzogen, wider abzutringena etc., begert.

[2.] Aber nach viler und langer tractation und etlichen wechselschriften, so deshalben zwischen der ksl. Mt. raten und gmainen stenden ergangen, haben sie, die stende, solch hilf genzlich abgeschlagen und dessen allerhand ursachen erzelt, als erstlich ir unvermogen und erschopfung durch so oft und vielmals gelayste hilfen; item, das sie zu helfen nit schuldig, dweil dise pundnus, fried und furnemen one rat und willen churfursten, fursten und anderer stende des Reichs aufgericht, welches /30/ dem alten herkommen zugegen; item, das die stende nit wissen mogen, wes nutz, schadens oder vortails dem Reich aus solchen und dergleichen aynungen und vertragen entsteen moge, dessen sie doch pillich (weyl man hilf von inen begere) wissens empfahen sollten. bItem, das zu besorgen, wa schon von den stenden hilf bewilligt, das doch dem Reich und irer Mt. wenig nutz, sonder wol weitere vertiefung darauß entsteen mochte, wie dann die jungst zu Coln und Costenz bewilligte hilfen irer Mt. und dem Reich wenig erschießlich gwest und mer schadens, schimpf und spott dann nutz darauß ervolgt etc.–b Und dergleichen meer, satis quidem libere et acerbe.

Und wiewol die ksl. rate dagegen allerhand ablaynung furgewendt, auch erinnerung getun, zu was nachteil, schimpf und spott der ksl. Mt. dise verwaygerung der hilf in so guter vorsteender gelegenhait gegen obbemelten iren pundsverwandten raichen, auch den stenden zu ungnaden und allerhand zerruttung dienen wurde etc., so seint doch die stende (gleichwol allenthalb mit glimpfigen ausgefuerten worten und anderm undertenigen erpieten) uf irer vorigen maynung und waygerung bestanden.

[3.] /30’/ cAlso, das man one ends und, wie gut zu gedenken, nit one unwillen von ainander abgeschieden, welchs auch der ksl. Mt. nit zu weniger offension geraicht, wie under anderm aus ainem getruckten tractetlin [Nr. 482], so under der ksl. Mt. namen gleich nach disem reichstag ausgangen (welchs bei disen wormbschen actis ligt) zu sehen, darin sich ire Mt. offen ausschreibens weyse diser der stende weygerung nit wenig beclagt und die hie obgemelten und andere der stend furgewendte ursachen und argumenta von puncten zu puncten verantwort und ablaynt–c. Res inauditi et atrocis exempli.

[4.] Es ist auch ain schreiben in disen actis, von bapst Julio an die stende ausgangen [Nr. 272], darin er sie, die stende, zu obbemelter des kaisers begerter hilf pro recuperatione patrimonii Petri etc. hochlich ermant. Aber die stende haben es bei obgemelter verwaygerter antwort pleiben lassen.

[5.] Und ist aus diser verwaygerung ervolgt, das auch alhie kain rechtmessiger oder gewonlicher, sonder allain ain kurzer abschied verzaichnusweyse zwischen der ksl. Mt. commissarien und der stende raten (dann sie, die stende, in aignen /31/ personen bei zeit abgeritten und die rate hinderlassen) ufgericht worden [Nr. 303]. Darin des camergrichts halb, das dasselb hinfurter zu Wormbs gehalten und wie dasselb besetzt werden soll, sambt etlicher anderer notturft desselben fursehung beschicht. Und des landfriedens halb soll es bei voriger desselben disposition pleiben. Von wegen der munz geschicht verordnung, das alle stende, so gulden munz haben, ire rate, der munz verstendig, auf 3. Septembris gen Frankfort schicken und das daselbst entlich ain gleichmessige gulden munz verglichen und ufgericht werden solle.

[6.] Der hochmaister in Preussen hat sich bei den stenden und ksl. comissarien allerhand belestigung von dem konig von Poln beclagt. Daruf geschicht verordnung ainer stattlichen potschaft von wegen ksl. Mt. und gemainer stend (doch mit zutun des bapsts und konigs von Hungern) an den konig von Polen umb gutliche underhandlung, ut ibi fusius.

Anmerkungen

a
 abzutringen] In B: abzuzwingen.
b
–b Item ... etc.] Notazeichen (Manicula) am Rand.
c
–c Also ... ablaynt] Zwei Notazeichen (Maniculae) am Rand.