Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Reise des Ks. zum Wormser Reichstag; [2.] Friedensbemühungen Venedigs, Italienzug Kg. Ludwigs von Frankreich; böhmische Königskrönung Prinz Ludwigs von Ungarn; [3.] Bereitstellung des Krönungsornats Ks. Karls des Großen für Belehnungen während des Wormser Reichstages; [4.] Vergabe der Trienter Dompropstei.

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV (1509), fol. 34–34’ (eigh. Konz. mit ex.-Verm.).

[1.] Bestätigt den Eingang seiner Schreiben vom 9. und 24. März [Nrr. 57, 224]. Der Ks. wird heute in Köln eintreffen und dort bis zum 9. April (mentag in den osterfeyrn)bleiben, um dann ohne weiteren Verzug nach Worms zu reisen. Er schreibt heute an die vornehmsten Kff. und Ff. mit der Aufforderung, unverzüglich nach Worms zu kommen [Nr. 228]. Der Ks. wird sich auch dort nicht lange aufhalten. Er hat ihm, Serntein, befohlen, ihn ebenfalls schriftlich zur sofortigen Abreise nach Worms aufzufordern, da er dort benötigt wird.

[2.] Was das von ihm mitgeteilte Schreiben Venedigs an Nürnberg [Nr. 57, Anm. 3] angeht, so betreiben die Venezianer zweifellos noch andere Intrigen. Er kann aber erst nach seiner Ankunft [in Worms] mit ihm darüber sprechen, da die Postverbindung nicht sicher ist. Luca de Renaldis (Prelucas)wurde vom Ks. nicht angehört, sondern nach seiner Ankunft unverzüglich verhaftet.1 Auch über die Gründe dafür wird er ihn mündlich unterrichten. Der frz. Kg. wird am 8. April (am heyligen ostertag)in Grenoble (Granepel)eintreffen und voraussichtlich am 15. April (quasimodogeniti)Mailand erreichen. Ich hab grosse sorg, eur pulschaft werde sich mit eim Franzosen vergessen. Bedankt sich für die Mitteilungen über die Krönung des jungen ungarischen Kg. [Ludwig] in Prag. Der Ks. hat alles gelesen.

[3.] Er hat mit dem Ks. über die Nürnberger Bedenken wegen des angeforderten Lehnsgewands gesprochen. Es ist für ihn unverzichtbar, da in Worms Belehnungen stattfinden werden und sein eigenes Gewand nicht rechtzeitig verfügbar ist. Der Ks. schreibt in dieser Sache erneut an Nürnberg [Nr. 227], wie er, Topler, erfahren wird. Er ist damit einverstanden, dass die Stadt das Gewand am 20. April (freytag nach quasimodogeniti)[für die Heiltumsweisung] verwendet. Der Ks. schreibt auch wie gewünscht an die Ff. wegen des Geleits [Nr. 226].

[4.] Er hat sich für ihn um die Trienter Dompropstei bemüht. Der Ks. hat allerdings vor einigen Tagen dem Augsburger Domdekan [Wolfgang von Zülnhart] eine Expektanz ausgestellt. Jedoch muss dieser sein Einverständnis erklären, die Dompropstei auf ksl. Wunsch hin unverzüglich wieder abzutreten. Der Ks. plant, die Propstei dem St. Georgs-Orden zu inkorporieren.

Anmerkungen

1
 Ausführlicher zur Verhaftung Renaldis und zu deren Hintergründen äußerte sich Serntein am 10.4. in einem Schreiben an Paul von Liechtenstein (Or. Köln; HHStA Wien, Maximiliana 20, Konv. 3, fol. 31–31’). Vgl. Sanuto, Diarii VIII, Sp. 90, 247; Wenko, Kaiser, S. 22f.; Pogantsch-Bissinger, Renaldis, S. 219f.; Wiesflecker, Maximilian IV, S. 45.