Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Verschiebung des Wormser Reichstages wegen des Friedens mit Frankreich.

I. (Or., Vermm. prps./amdip., Gegenz. Serntein): Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 20–20’ (Adressat: Kf. Friedrich von Sachsen) = Textvorlage A. Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 7–7’ (Adressat: Hg. Georg von Sachsen) = B. Köln, HAStd, K+R 36/2, fol. 10–10’ (Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Köln) = C. Frankfurt, ISG, RTA 25, fol. 6–6’ (präs. Frankfurt, 13.1.1509). München, HStA, Hst. Freising, K.blau 220/10, unfol. (beschädigt, z.T. stark verblasst; Adressat: Bf. Philipp von Freising). München, HStA, KÄA 3136, fol. 361–361’ (Adressat: Hg. Wilhelm von Bayern).

II. (Or. Druck mit handschriftlich inserierter Anrede, Vermm. prps. (Stempel) und amdip., Gegenz. Serntein): München, HStA, KÄA 3137, fol. 158–158’ (Adressat: Hg. Wolfgang von Bayern) = D. Marburg, StA, Urk. 95, Nr. 496 (Adressat: Bürgermeister und Rat der Reichskammer und Stadt Hagenau; Präsentatvermerk: Dem Stettmeister Diepold von Heilbronn am 22.1.1509 (montag nach Sebastiani)durch Jörg, Amtsknecht der Landvogtei, übergeben.) = E. Aurich, StA, Rep. 4 B I a, Nr. 5 (beschädigt; Adressat: Gff. von Ostfriesland). Bückeburg, StA, L 1 (Schaumburger Samtarchiv), Nr. 24 (stark beschädigt; Adressat: Gff. zu Schaumburg-Gemen). Duisburg, NRW LA, JB I, Nr. 200, fol. 14–14’ (Adressat: Hg. Wilhelm von Jülich). München, HStA, KL Regensburg, Niedermünster, Nr. 40, fol. 99–99’ (Adressat: Äbtissin N. [= Agnes Nothafft] von Niedermünster/Regensburg). Sigmaringen, StA, Dep. 30/12 T 3, Nr. 4 (Adressat: Abt [Simon] von Marchtal). Speyer, StdA, 1 A, Nr. 157/13, fol. 213–213’ (beschädigt; Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Speyer). Stuttgart, HStA, A 486, Bü. 1457 (Adressat: Abt N. [= Konrad Ehrmann] von Rot (Munichrode)). Wertheim, StA, G-Rep. 47, Nr. 11, unfol. (Adressat: Gff. Michael und Asmus von Wertheim; Präsentatvermerk: Conversionis Pauli [25.1.1509]).

III. (Kop.): Augsburg, StdA, Lit. Personenselekt Ks. Maximilian I., Fasz. 1, fol. 156–157 (imit. Vermm. prps./amdip. und Gegenz. Serntein; Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Worms; inhaltlich mit C übereinstimmend).

Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 949, S. 748–750.

Kurzregest: Diederichs, Kaiser, Nr. 59, S. 112; Rauch, Urkundenbuch III, Nr. 2180, S. 253.

Zwar wurden zwischen ihm, dem Ks., und Kg. Ludwig von Frankreich über längere Zeit Verhandlungen in Angelegenheiten des Hl. Reiches, der deutschen Nation und der Christenheit wie auch der Häuser Österreich und Burgund geführt, doch entstanden dabei immer wieder Streitigkeiten, sodass er vor Kurzem noch nicht an einen Frieden geglaubt hat. Deshalb wollte er auf dem nach Worms ausgeschriebenen Reichstag erscheinen. Seine Tochter Ehgin. Margarethe und Gesandte der Kgg. von England1und Aragon2haben die Verhandlungen indessen weiter betrieben und drängten ihn in Erwartung eines Friedensschlusses, in den Niederlanden zu bleiben. Es wurde ein Treffen in der Reichsstadt Cambrai (Camerigk)anberaumt. Deshalb hat er sich so lange in den Niederlanden aufgehalten. Er hat es auch unterlassen, seine Räte zum Reichstag zu schicken, da er sie in diesen wichtigen Angelegenheiten nicht entbehren konnte und außerdem nicht wusste, ob der frz. Kg. an dieser Zusammenkunft teilnehmen würde. Auf diesem Tag haben nun seine Tochter, die Gesandten der Kgg. von England und Aragon sowie der Kardinal von Rouen [George d’Amboise] als Bevollmächtigter des frz. Kg. einen Friedensvertrag zwischen dem frz. Kg. und ihm, dem Ks., geschlossen, in der Hoffnung, dass dieser zur Ehre und zum Nutzen des Hl. Reiches, der deutschen Nation und der ganzen Christenheit wie auch der Häuser Österreich und Burgund gereichen wird. Er wird darüber mündlich Bericht erstatten und ist zuversichtlich, die Zustimmung des Empfängers zu erhalten. aFür den Vollzug des Friedens ist noch kurze Zeit seine Anwesenheit hier erforderlich.3Er wird sich jedoch beeilen und den Reichstag sicherlich abhalten. Er wird am 21. Februar, dem sant Peters tag Kathedra[= 22.2.!], in Worms eintreffen. Befiehlt dem Empfänger, sich zum genannten Termin mit kleinem Gefolge dort einzufinden–a, um an den Verhandlungen über die Angelegenheiten des Reiches, der deutschen Nation und der Christenheit teilzunehmen. Er soll keinesfalls ausbleiben und auch nicht auf andere Stände warten.4

Anmerkungen

1
 Gemeint sind Thomas Howard (Hannard), Gf. von Surrey, der englische Vizekanzler John Young (Sunge)und Edmund Wingfield, die Kg. Heinrich im Oktober 1508 in die Niederlande entsandt hatte. Auf Wunsch Ehgin. Margarethes nahmen sie auch am Tag von Cambrai teil (Bergh, Correspondance I, Nr. 47, S. 123–125; Lemaire, Concorde, S. 71, S. 87f. Anm. 37; Mariño/Moran, Tratados, S. 193, 219; Gairdner, Letters I, S. 442–449; Kooperberg, Margaretha, S. 320). Ein weiterer prominenter Teilnehmer war anscheinend Thomas Wolsey (Sallaberger, Kardinal, S. 67).
2
 Es handelte sich um den Gesandten am frz. Hof, Jaime de Albión (Mariño/Moran, Tratados, S. 205–207, 215–217; Zurita, Historia IV, S. 346), und vermutlich auch um den am Hof Ehgin. Margarethes weilenden Jaime de Conchillos (Fink, Beziehungen, S. 72f.). Die engl. und span. Gesandten spielten bei den Verhandlungen eine untergeordnete Rolle. Vgl. Ulmann, Maximilian II, S. 366 Anm. 2; Skriwan, Kaiser, S. 108; Wiesflecker, Maximilian IV, S. 28; Bridge, History, S. 9.
a
–aFür ... einzufinden] In D: Er wird in Kürze zum RT nach Worms aufbrechen. Befiehlt ihm, unverzüglich dorthin zu kommen. In E: Er wird in Kürze zum RT nach Worms aufbrechen. Befiehlt ihnen, unverzüglich ihre bevollmächtigten Gesandten dorthin zu schicken.
3
 Ks. Maximilian ratifizierte die in Cambrai geschlossenen Verträge am 26.12., dem Datum des obigen Ausschreibens (Bericht Niccolò Frisios vom 27.12.; Druck: Luzio, Preliminari, S. 308–310. Vgl. Wenko, Kaiser, S. 16; Wiesflecker, Maximilian IV, S. 32).
4
 Der Text des Ausschreibens findet sich wortgetreu in einem nicht vollzogenen Memorial für eine Instruktion Erasmus Toplers als Gesandten zu Lgf. Wilhelm von Hessen, Bf. Lorenz von Würzburg und Bf. Georg von Bamberg wieder. Demnach hätte Ks. Maximilian es dem Lgf. frei stellen wollen, sich mit Rücksicht auf seinen schlechten Gesundheitszustand in das nahegelegene Schloss Stein zu verfügen, statt nach Worms zu reisen. Laut dem Memorial sollten Degen Fuchs Ebf. Leonhard von Salzburg und Hg. Wilhelm von Bayern sowie Balthasar Wolf von Wolfsthal Bf. Philipp von Freising, Bf. Gabriel von Eichstätt und Bf. Heinrich von Augsburg zum persönlichen Erscheinen auf dem RT auffordern (undat. Konz.; TLA Innsbruck, Maximiliana XIV, Kart. 38, Fasz. 2c, fol. 154–157’). – Diebold Schilling vermerkt in seiner Chronik zur Verschiebung des RT: Da nuͦ, alß man gehoͤrt hat, ein tag vom keiser von allen fürsten verkündet und gan Wurms angesetzt, ouch vil herschafft darkomen was, fiel die pestelentz in und fieng man so vast an staͤrben, das der keiser nit dar wolt, sunder kündt er den tag ab bitz zuͦ andern zitten und an ort, da man mit guͦten statten den moͤcht geleisten. Wann der keiser was dennocht im Niderland nit gantz fertig uß der ursach, das der cardinal von Ruwan und ander maͤchtig heren vom küng von Franckrich im nachrittend und by im warend, die bericht ze bschliessen (Schilling, Bilderchronik, S. 469).