Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
Nr. 425 Bericht Eitelwolfs vom Stein an Kf. Joachim I. von Brandenburg – Worms, 25. März 1509
[1.] Verzögerung bei der Behandlung der brandenburgischen Anliegen durch den Ks.; [2.] Erkundigungen über die Anreise des Ks. zum Wormser Reichstag; [3.] Vorbereitungen der Stände zur Teilnahme am Reichstag, Kritik am Fernbleiben Kf. Joachims; [4.] Verhandlungen mit Ebf. Jakob von Trier über die Nachfolge Mgf. Albrechts als Bf. von Utrecht; [5.] Anforderung einer Vollmacht für den Reichstag; [6.] Kritik an der Korruption am Kaiserhof; [7.] Bitte um Verstärkung der kurbrandenburgischen Delegation; [8.] Ladung Hg. Bogislaws von Pommern zum Reichstag.
Berlin, GStA, I. HA, Repos. 1, Nr. 4, fol. 4–5’ (eigh. Or. m. Siegelspuren, annunciacionis Marie).
[1.] Bestätigt den Empfang eines kfl. Schreibens1samt 100 fl. und beteuert seinen Eifer für die kfl. Angelegenheiten. Deren schleunige Erledigung ist allerdings nicht möglich, denn der Ks. hält sich noch in Brabant auf. Dieser hat immerhin Gf. Hoyer von Mansfeld mit einer an ihn, Stein, adressierten Kredenz und Instruktion nach Worms geschickt, wie aus dem beiliegenden ksl. Schreiben an ihn, den Kf., hervorgeht.2
[2.] Nach Eingang der kfl. Weisung hat er sich unverzüglich nach Worms begeben und Erkundigungen über die voraussichtliche Ankunft des Ks. angestellt, um sich hinsichtlich der kfl. Angelegenheiten danach richten zu können. Aus der Instruktion Mansfelds geht hervor, dass der Ks. sich unverzüglich nach Worms begeben will, jedoch nicht, welchen Weg er nehmen wird. Er hat daraufhin eine Anfrage zu seiner Reiseroute und dem geplanten Abreisetermin an den Ks. geschickt. Die Antwort erwartet er in acht Tagen. Hingegen will er die ksl. Aufforderung, sich zu Verhandlungen über die kfl. Angelegenheiten zu ihm zu begeben, ignorieren.
[3.] Es seyn die fursten hiromb all geschickt, sobald sie ir Mt. zukunft vernemen, auch personlich zu erschinen. Kaufen auch yeczt ein und haben die irn hie. Und ist ferner grosse handlung vor augen. Got wolt, e. Gn. gelegenhait wer, sich auch da zu sehen und hörn lassen. Brandenburg, als ich glaub, in achtzig jarn nit cleyner gewicht im Reich gehabt hat. So es aber ex providentia und nit avaritia geschicht, muss sichs leyden. Wer behelt, der hat. E. Gn. ist geschickt und darf nit her. Allain, das ichs auch gut mein et gloriam domini mei.
[4.] Nach der Abreise Dr. Bussos [von Alvensleben] hat er sich zum Ebf. von Trier verfügt und mit ihm vor allem über das Bm. gesprochen.3Der Ebf. beteuerte, sich in dieser Angelegenheit bemüht, bislang aber nichts weiter erreicht zu haben. Der Bf. von Utrecht habe ihm allerdings geschrieben, dass der Domdekan [Ludolph van Veen]4, der die Sache beim Domkapitel hätte betreiben können, [am 16.12.1508] verstorben sei und der neugewählte Dekan [Jacob van Appeltern] zu seinen Gegnern zähle; er wolle sich aber in Kürze mit seinem Bruder Mgf. Christoph [von Baden] und ihm, dem Ebf., treffen, um mit ihnen über diese Angelegenheit zu beraten. Der Ebf. empfiehlt und will dies auch dem Bf. von Utrecht vorschlagen, dass der Ks. und einige Ff. eine Gesandtschaft an das Domkapitel schicken und um dessen Zustimmung zu bitten. Der Ebf. forderte ihn, Stein, auf, in Worms zu bleiben, um ihn über etwaige Fortschritte unterrichten zu können.
[5.] Gnedigster herr, ich hab zum Reichs tag kain gewalt. Damit wirt mich e. Gn. wol wissen zu versorgen, dan ich wurd in mussen ksl. Mt. und den churfursten anzeigen. Will mich daneben des beschaids halten, nichts zusagen, e. Gn. sey dan ir freyhait versichert.5
[6.] Die [von ihm, Stein,] bislang zugesagten 150 fl. werden wenig bewirken, dan der leut hend haben augen. Glauben nichts, dan das sie sehen. Ich hab mit zusagen bisher nit gefeyrt, het es helfen wollen. Es ist kainer so groß im Reich, keiner so gewaltig am hof, will er etwas erlangen, er besticht die leut. Und ist nymands dan der fursten schult, das also zuget.
[7.] Es liegt aus mehreren Gründen in ihrer beider Interesse, dass er ihm jemanden schickt. Falls er, der Kf., Bedenken hat, bittet er wenigstens um Gregor Wins. Es wird erneut viel zu schreiben sein und man kann nicht jedem vertrauen.
[8.] Dem Hg. von Pommern ging ein Mandat zu, auf dem Reichstag zu erscheinen. Anguis latet in herba.6Er, Stein, hat darüber ausführlich mit dem Ks. gesprochen. Er wird Erkundigungen anstellen und sein Möglichstes tun.