Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Argumente für die Verweigerung der Reichshilfe gegenüber den ksl. Kommissaren; [2.] Nichteinbeziehung der Reichsstände in die Vertragsverhandlungen von Cambrai als Argument gegenüber Papst Julius II. und Kg. Ludwig von Frankreich.

Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 140–141 (Kop.) = Textvorlage A.

[1.] Item nodturftiglich zu bedenken: Solt ksl. Mt. zu diser begerten hilf wilfart werden, dieweyl solch hilf an rat der stende des Heiligen Reichs furgenommen, auch unvormogen des Reichs angesehen, darzu, das ksl. Mt. zu Costenz angezeigt worden ist, so sein Mt. zu ander zeit hilf begeren wurd, dz dann auß unvermogen solch hilf seiner Mt. abgeslagen werden muste.1 Darzu werden diejenigen [gestärkt], so bey ksl. Mt. sein und sich alweg gevlissen, ksl. Mt. dohyn zu brengen, hilf bey den stenden des Hailigen Reichs zu suchen und zu begeren. Und wiewol sie das zu tun nit schuldig gewest zu solchem furnemen, das doch an rat und bewust der stend des Heiligen Reichs bescheen werea, das sich dann die stend des Heiligen Reichs nit wenig beswert haben, das alles an bewust und yren rad solche swere hendel furgenomen werden; sey auch mermals ksl. Mt. solchs von inen angezeigt worden. Darumb inen ganz unleidlich und beswerlich, sich alweg mit hilf in solcher gestalt zu besweren lassen. Were auch von ksl. Mt. gnedige zusage bescheen, ine forder nit mer zu beschweren2. Solt nu in disem handel aber ksl. Mt. wilfart werden, wurden diejenigen, durch die die ksl. Mt. zu solchem furnemen gehalten, abermals mer in irem furnemen gesterkt und bey ksl. Mt. erst den glauben erlangen, was sie ksl. Mt. rieten, das solchs durch die stend muste verfolgt werden, und were on not, ir, der stend, rat darinne zu geprauchen. Das dann im Reich also nit herkommen. Was verachtung daz den stenden, auch dem Hl. Reich schad und nachteil brengen werd, ist bey einem itzlichen verstendigen und getreuen Reichs mann wol zu ermessen. Werde auch bei der bebstlichen hailigkait, dem konig von Frankreich und andern dafur angesehen und [ge]achtet, solch furnemen und hilf, so die den stenden aufgelegt, das sie solchs auß einer verpflicht tun musten und were ganz on not, sie umb einigen rat anzusuchen.

[2.] Item auch nit zu vergessen, den reten anzezeigen, dz wir unser entschuldigung gegen dem pabst, auch Frankreich tun wolten mit anzeigung, das uns nit entgegen, dz ksl. Mt. mit seiner hailigkait, auch Frankreich und andern konigen wol und in guter aynigung stund, hetten das auch vor vil jaren wol leiden mogen, dann wir wol wusten, was dem Heiligen Reich ere und nutz darauß entstanden. Weyl aber dise handlung were on unsern willen und wissen bescheen und durch die gehandelt, die solchs gar nit zu tun, were auch also im Heiligen Reich nit herkommen. Wern aber diese sachen mit rad der stend des Heiligen Reichs furgenommen, wie sich dann dz aigent und gepurt het, so wolten wir uns mit hilf, rat und darstreckung unsers leibs und guts dermaßen darinnen erzeigt haben, dz ksl. Mt. und meniglichen solt scheynbarlich gemerkt haben, das nichts billichs an uns hette erwinden sollen.

Anmerkungen

1
 Resolution der Reichsstände vom 15.7.1507 (Druck: Heil, RTA-MR IX/1, Nr. 194, S. 402, Pkt. M).
a
 were] Danach gestrichen: solt nu in disem handel aber ksl. Mt. wilfart werden.
2
 In der Vorlage irrtümlich: bescheen.