Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Berufung Vergenhans’ nach Worms; [2.] Misserfolg Hg. Ulrichs von Württemberg bei der Anwerbung von Reitern für Ks. Maximilian; [3.] Eingang eines Schreibens Sernteins, Anberaumung von Verhandlungen zwischen Österreich und Württemberg.

Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 3, fol. 151–151’ (eigh. Or. m. S.).

[1.] Min willig dienst, lieber herr und gunder [= Gönner]. Wissen, daß mir min gnediger herr, margraf Casimirus zu Brandenburg, gen Stutgart geschriben hat, ich soll angesicht deß briefs gen Worms komen, von wegen ksl. Mt. alda helfen handeln, wie daß die instruckion [Nrr. 266f.] inhalt. Daß hon ich geton, damit nichts durch mich gesa[u]mpt wird. Und hon deß Storcken nit gewartet uß guter maynung.

[2.] Wyter wissen in warhait, daß Wirttemberg ganz fliß und ernst gebrucht hat, ksl. Mt. die funfzig pfert zu schicken, aber hat nemen [= niemand] mogen ufbringen, wie ir daß uß sinem brief [Nr. 373] clarlich verston werden. Daß ist warlich also, dan ich daß gruntlich waiß, daß er ksl. Mt. zu gefallen die pfert geren geschickt hett, wa er sie hett mogen zuwegen bringen. Darum wollen den herzogen gegen ksl. Mt. warlich enschuldigen, daß solichs an im nit hat mangel gehabt, alß ir daß hernach erfinden werden.

[3.] Uf mitwoch nach ascensionis [23.5.] haben der marschalk [Friedrich Beyer] und ich zu Worms uf zehen uwr oder stund morgeß uweren brief, unß bayden geschriben1, zu Worms enpfangen und kainen brief von her Paulsen [von Liechtenstein]. Aber so wir achten, daß der tag zu Worms sich bald enden werd und dann auch nit schad ist, daß wir baid da sien, so soll eß unß baid nit irren, daß her Paulß den tag setz in das gebyrg oder heruß, wa im gelegen sin wirt, dahin wir baid komen wollen, damit hie und dort nichts versa[u]mpt werd und ob Gott wil handeln, daß in kunftig zit dem huß Osterrich und Wirttemberg zu ern und nutz dienen soll.2 Man ist hoch erfrowet der nuwen zitung, so ir geschriben hand, wiewol vil darfur haben, eß sy allain ain fred3 aff und ain erdicht ding, die ander, eß sy war. [Datum, Unterschrift].

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor.
2
 Vgl. Nr. 161. Hg. Ulrich hatte ungeachtet der ksl. Initiative die Verhandlungen mit den Eidgenossen fortgesetzt. Am 23.2. ordnete er auf Einladung Zürichs Hans Kaspar von Bubenhofen und Rudolf von Ehingen als Gesandte zu Verhandlungen über die Bündnisverlängerung mit den dort versammelten Eidgenossen ab (Hg. Ulrich an Bubenhofen, Or., Mathisabent, HStA Stuttgart, A 121, Bü. 8, unfol.). Eine Mehrheit der Orte sprach sich zwar für die Fortsetzung des Bündnisses aus, beschloss aber mit einer entsprechenden Empfehlung eine nochmalige Beratung durch die einzelnen Kantone. Die nächste Tagsatzung Ende März sollte dann eine verbindliche Entscheidung herbeiführen (Eidgenössischer Abschied, nach dem 4.3.1509; Kop., angefangen auf reminiscere; HHStA Wien, Maximiliana 20, Konv. 2, fol. 93–95. Druck: Eidgenössische Abschiede III/2, Nr. 320, S. 446, Pkt. b). Der Abschied veranlasste das Innsbrucker Regiment, Ks. Maximilian eine erneute Intervention gegen die Fortsetzung der Verhandlungen zu empfehlen (undat. Vermerk; ebd., fol. 96’). Tatsächlich richtete der Ks. an die Mitte April in Luzern versammelten Eidgenossen eine entsprechende Aufforderung (Köln, 10.4.1509; Druck: Eidgenössische Abschiede III/2, S. 454 Anm. zu d) – vergeblich. Am 31.5. wurde den württembergischen Gesandten auf der Züricher Tagsatzung der Entwurf für die Verlängerung des am 13.5.1500 geschlossenen Einungsvertrages (zeitgenössischer Druck: HStA Stuttgart, A 602, Nr. 14953. Druck: Eidgenössische Abschiede III/2, Beil. Nr. 2 B, S. 1283–1285; Fäsi, Beyträge, S. 170–174) mit den Kantonen Zürich, Bern, Basel, Freiburg, Solothurn, Schaffhausen, Stadt St. Gallen sowie Appenzell zur Ratifikation durch Hg. Ulrich vorgelegt. Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus und dem Abt von St. Gallen blieb ein späterer Beitritt freigestellt (Reinkonz., dornstag in der pfingstwochen; HStA Stuttgart, A 76, Bü. 1, Stück-Nr. 6). Am 31.7. schließlich wurde die zwölfjährige Einung von 1500 vorzeitig um weitere zwölf Jahre mit Zürich, Bern, Zug, Basel, Freiburg, Solothurn, Schaffhausen, Abt Franz von St. Gallen, der Stadt St. Gallen und Appenzell verlängert (Or. Perg. m. 11 Ss.; HStA Stuttgart, A 76, U 1. Druck: Eidgenössische Abschiede III/2, Beilage Nr. 15, S. 1332f.; Zellweger, Geschichte II/2, Nr. DCLIII, S. 434–440). Vgl. Feyler, Beziehungen, S. 22–26.
3
 = freidig: flüchtig, frech, wild (Grimm, Deutsches Wörterbuch IV, Sp. 102; Deutsches Rechtswörterbuch III, Sp. 720).