Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Ankunft und Anmeldung der Frankfurter Gesandten in Worms am 25. April; [2.] Bitte des ksl. Kanzlers Zyprian von Serntein um vorzeitige Bezahlung der Frankfurter Stadtsteuer; [3.] Einzug Ks. Maximilians in Worms am 21. April, Eröffnungsvortrag und Erwiderung der Reichsstände am 22. April, Reichsbelehnungen am 23. April; [4.] Abreise Ks. Maximilians am 24. April; reichsstädtische Gesandtschaften in Worms.

Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 28–29’ (Or. Hd. Frosch).

Regest/Teilabdruck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 955, S. 756.

[1.] Fursichtigen, ersamen und w[eisen], e[uer] W[eisheit] syen unser fruntlichen, willigen dinst alle zyt zuvoran bereit. Gunstigen, lieben herrn und guten frund, e. W. wissent, das wir uf mitwochen nach Georius [25.4.] zu nuen uhern geyn Worms kommen und bald darnach unß by dem marschalk von Bappenheym anzaichen wollen. Ist unß gnediger herre von Serenthin uf dem markt by der monz unßer byder ansichtig worden und mir, Johann, die hant geboten. Hab ich unß als e. W. geschickten synen gnaden angezeigt, nachdem wir bericht worden, das der marschalk von Bappenheym geritten. Waß, sagt syn gnade lachenß monds, wo wir von Frankfort so lang geweist weren. Doch gab er unß zu versteen, sin gnade habe von romischer ksl. Mt. befel, mit unß in sonderheit zu reden. Were auch der meynung geweyßen, fragen zu laißen, ob ymancz von e. W. weigen hie zu Wormß were, dieselben zu beschicken und mit ienen zu reden etc., zu erkennen zu geben, wolle nach unß zu gelegenheit schicken.

[2.] Also hait sein gnaden nach eyner uheren unß Jorgen Möschbach, secretarien, in unßer harberich geschickt, unß sagen laißen, by sin gnade zu kommen. Also sin wir erschenen in der canzlye, hait unß sin gnaden uf eyn ort in sonderheit erforderet und zu erkennen geben, wie die röm. ksl. Mt., unßer allergnedigester herre, syner gnaden erstlich bevele getan habe, wo euwer wyßheit nemancz zu Wormß hab, gnanten Jorg Möschbachen mit eynem credenzbriefe zu e. W. zu schicken mit befele, von röm. ksl. Mt. weygen von e. W. ernstlich begeren, ere Mt. die zukönftig statstuwer, so Martini negstkonftig [11.11.] [ersch]ynen woert, ere maiestait iczunt, dwyle ere Mt. mirklich folk hab und solichs zu dyßer zyt fast nodtorftig und bedorfen ist, uf gewonlich quyttung bezalen und ußrichten. Wölle ere maiestat geygen e. W. und gemeyner stadt Frankfurt allezyt in sondern gnaden erkennen. Dwyl no wir by siner gnaden erschenen, hait sin gnad unß soliche e. W. zu schriben und dießen ingelegten credenzbrief1, so auf Jorg Möschbachen stet, zu uberschicken bevolen, mit gütlicher und fruntlicher erbeytung, wo e. W. by röm. ksl. Mt. etwaß zu procurieren notdorftig sin worden, wolte syn gnade sich alsdann auch allezyt willig und gemeiner staidt nutzbarlich spören und finden laißen, in hoffnung, e. W. werden solichs alß die gehorsamen röm. ksl. Mt. nit abschlagen. Haben wir synen gnaden e. W. zu schriben mit fugen nicht abschlagen mogen, sonder waß e. W. unß in schriften derhalb mit antwort begeignen werden, wollen wir siner gnaden nit verhalten. Hait syn gnad es daby gelaißen, doch in abweißen syner gnaden Möschbachen, der antwort von unß zu gewarten, bevelch geben, auch ime solich quyttung getan etc.

Wes no derhalb e. W. meinung sin wort, wollet unß by eygner botschaft zuschicken. Wollen wir syner gnaden ader wer des bevelch haben wort, nit verhalten. Und wiewole wir sin gnad e. W. gelegenheit, auch die mirklichen reyßen und darlegen, so hievor röm. ksl. Mt. mit mirklicher purden und beschwerung ufbracht, zu erkennen geben haben, hat sin gnade nit destermynder uß befele ksl. Mt. uf gemeltem fornemen beharret und unß e. W. wie vor zu schriben bevolen. Haben aber von syner gnaden so vil vermirkt, wo e. W. zu dysem male daran wilfarung tund, by röm. ksl. Mt., auch by gnantem unßerem gnedigen herrn von Serethin mirkliche gnade und gunst erlangen mogten. Doch geben wir solichs e. W. zu ermessen etc.

[3.] Wyter, so wissen e. W., das die röm. ksl. Mt. uf samstag nach quasimodogeniti [21.4.] in eynem koryß [= Kürass] uf eynem verdeckten hengst mit eynem gulden stöck2 und mit andere[n] verdeckten hengsten uf die welschen manere mit unßern gnedigsten und gnedigen herren Menz, Trieer [!], Collen, auch phalzgraven Lotwigen kurforsten, auch syner gnaden bruder herzog Fritrichen und andere zerlich geröst und for ere Mt. eynerhalbhundert stradioten in eyner kleydung nach erer manere ingerytten und uf sontag darnach [22.4.] den kurfursten und fürsten und stenden des Richs, so zu Wormß waren geschickt, enen dorch den byschof [Matthäus Lang] von Gorge vorhalten und erzelen laißen den fryden, so er Mt. mit der kungliche wirde [von] Frankrich und dem von Arogon, auch dem herzogen von Gellern erer Mt., dem Heilgen Rich und tuscher nacion nuczlich und erlich ufgericht hait3, auch darby zu erkennen geben den mirklichen schaden, so ere Mt. von den Venedigern in dem vergangen romischen zog zugefugt und mirklicher lantschaft abgetrungen haben, mit beger, erer Mt. eyn helfe zu tunde eyn jare lang [Nr. 264 bzw. 266/II]. Haben die korfursten, fursten, auch die stende des Rychs, dwyl sie in kleyner zale hie syen, nicht mogen antwort geben, sonder wo die versamelung gemeynlich byeynander komen werden, wollen sie enen solichs vorhalten. Hait ere Mt. zu antwort geben, nit lenger verharren kunne, dann die kunglich werde von Frankrich hab ere Mt. mit drefflicher botschaft entboten, ylencz helf und bystant zu tun, ferrer unrait zu verkomen. Darumb will sich ere Mt. erheben und unßerem gnedigen herrn markgraven Kaßmiri und grave Adolfen von Nassaue alß comissarien und reten bevelch geben, weß sich die fersamelung vereynigen, forterß ere Mt. zu erkennen zu geben. Ist nachvolgenß nichtz wyterß gehandelt oder forgenomen, sonder die ksl. Mt. hait unßeren gnedigsten und gn. herrn Menz, Colen in eygener person und des byschofs von Luttigs botschaft allen drien auf montag for datum [23.4.] in eynem sale in der stylle die regalia gelichen, aber phalzgraven Lotwigen, dem korfursten, nicht lyen wollen etc.

[4.] Und uf dinstag darnach [24.4.] sich geyn Spyer erhept. Sagt man, ere Mt. wolle den negsten geyn Tyrol zu. So hait sich markgrave Fritrich von Brandenburg erhep[t] und syner gnaden son [Mgf. Kasimir] ist in botschaftß wyße mit XIIII pherden ylencz in das Nyderlant geschickt. So wort sich unßer gnadiger her von Serentyn uf donnerstag [26.4.] darnach auch erheben zu ksl. Mt. geyn Spier. Aber waß hie vorgenomen wort, ist noch in geheyme. Und sint nit mer von steten hie dann Ach, Kollen, Spier, Schlitstat, und nemancz von bundischen stetten. Versehen wir unß, das nicht gehandelt ader vorgenomen werde, byß solang die stende des Heiligen Richs syen den merdenteil byeinander. Solichs haben wir e. W. im besten nicht wollen verhalten, sonder e. W. willigen dinst zu erzeigen synt wir geneigt. Geben zu Wormß uf donnerstag nach Georgii im jare 1509.

Johann Frosch, Gilbrecht von Hulzhußen, uf dem richstag zu Worms.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor. Unter dem 1.5.1509 (tercia in die Walpurgis)ist im Bürgermeisterbuch vermerkt: Als die ksl. Mt. schribt von Worms uf Jorgen Moßbach, sy[ner] Mt. secretarien, werbunge der konftigen statstuer, Martini nehstkonftig [11.11.] erschynen werde (ISG Frankfurt, BMB 1508, fol. 129’).
2
 = golddurchwirkter Prunkstoff (Grimm, Deutsches Wörterbuch X/4, Sp. 231f.).
3
 Vertrag von Cambrai, 10.12.1508 [Nachweise siehe Nr. 52, S. 199, Anm. 1].