Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Bestätigung des Kölner Stapelprivilegs; [2./5.] Titulaturstreit mit Ebf. Philipp von Köln; [3.] Achterklärung gegen Köln auf Antrag Gerhard Beyers; [4.] Rückkehr Dr. Petrus’ von Ravenna nach Köln.
Köln, HAStd, Briefbücher, A 45, fol. 79–80’, 82 (undat. Kop.).
[1.] Die Kölner Gesandten in Worms, Bürgermeister Konrad von Schürenfeltz und Johann von Reide, haben ihn mit der Fortsetzung der Verhandlungen über Stapelrecht und Titulaturstreit betraut. Sie haben ihrerseits den ksl. Rat und Rechenmeister Nicasius Hackeney gebeten, ihn zu beraten und beim Ks. bzw. bei dessen Stellvertretern, bei Kff., Ff. und Reichsständen sowie weiteren Personen, deren Einbeziehung ihm ratsam erscheint, zu unterstützen, damit das Stapelprivileg bewilligt wird [Nr. 458]. Um diese für den Stapel zu gewinnen, soll er darlegen, wie täglich grobes westfälisches Salz unter anderem aus Werl (Wirle), Salzuflen (Uffelen)und Möllenkotten unverstapelt und ohne Qualitätsprüfung von Deutz (Duytz)aus in das Oberland1geliefert wird. Sechs Maß dieses Salzes kommen nicht einmal einem Maß guten, zertifizierten Baiesalzes2gleich, das über die Niederlande nach Köln gelangt. Das damit gesalzene Fleisch verdirbt und muss in den Rhein geworfen werden. Der Stapel würde diesem Missstand zum Vorteil des gemeinen Mannes abhelfen und somit dem gemeinen Nutzen dienen.
[2.] Er, Meinertzhagen, kennt die den beiden Gesandten und ihm namens des Ks. gemachte Zusage wegen des Titulaturstreits. Demnach sollen dem Ebf. die weitere Verwendung der bisherigen Titulatur untersagt, die Hoheit von Ks. und Reich gewahrt und die städtischen Privilegien geschützt werden. Sowie er den Kf. von Sachsen und die übrigen ksl. Statthalter antrifft, soll er gemeinsam mit Hackeney darum anhalten, dass die ksl. Zusage durch den Ks. und die Reichsstände umgesetzt und die Stadt weiterer Streitigkeiten überhoben wird.
[3.] [PS] Sie haben erfahren, dass der ksl. Fiskal auf Antrag Gerhard Beyers, der Köln wegen einer Missetat verlassen musste, die Ächtung der Stadt erwirkt haben soll, obwohl die Kopien der angeforderten Gerichtsakten vor Ablauf der im Mandat bestimmten Frist an das Kammergericht übersandt wurden. Näheres kann er dem in Abschrift beiliegenden Mandat entnehmen. Allerdings soll der städtische Vertreter Ludwig Sachs in dieser Angelegenheit nachlässig gewesen sein.3Er, Meinertzhagen, soll ihn und Christoph Hitzhofer deshalb zur Rede stellen. Wenn Hitzhofer einverstanden ist, die Kölner Angelegenheiten weiterhin alleine zu vertreten, soll er Sachs zur Rechtfertigung vor dem Rat nach Hause schicken.
[4.] [PPS] Konrad [von Schürenfeltz] und Johann [von Reide] haben mitgeteilt, dass der hochgelehrte Dr. Petrus von Ravenna ihnen gegenüber in Mainz seine Bereitschaft zur Rückkehr nach Köln erklärt habe, sofern ihm die Stadt wieder sein Stipendium bewilligen würde. Er soll Ravenna gegenüber ihr Einverständnis erklären4; sie sehen jedoch keine Veranlassung, Ravenna förmlich um seine Rückkehr zu bitten.
[5.] [PPPS] Die städtischen Gesandten [Schürenfeltz und Reide] haben vertraulich berichtet, dass sie bei ihrer Abreise den Rechenmeister [Nicasius Hackeney] beauftragt haben, eine Abschrift des Lehnsbriefes für den Ebf. von Köln [Nr. 308] zu beschaffen, da im dann der titel und die infurung afgezogen und syn Gn. nyet belehent ist, darup ir dann bedacht und sulchs in geheyme an uch erlangen und euch in halen [= geheim] halden wilt.