Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Antwort der Kff. an den päpstlichen Legaten Bernardino Lopez de Carvajal; [2.] Vortrag einer ksl. und einer ständischen Resolution am 22. Mai; [3.] Stellungnahme des bfl. Würzburger Gesandten, Äußerung Ebf. Jakobs von Trier; [4.] Erwiderung der ksl. Gesandten auf die ständische Resolution vom 22. Mai; [5.] Beendigung des Mainzer Tages.

München, HStA, K.blau 103/4a, fol. 308–308’ (Or., Postverm.: Ad manus proprias fideliter.) = Textvorlage A.

[1.] Hochwirdigister furst, gnediger herr. E. ftl. Gn. sein mein ganz willig, unterdenig und gehorsam dinst allezeyt mit vleis zuvor. Gnediger herr, wes nach e. ftl. Gn. abscheidung hie zu Meinz gehandelt ist worden, wollen e. ftl. Gn. von mir in gnaden vernemen etc. Gnediger furst und her, nachdem e. ftl. Gn. uf dinstag nach dem sontag jubilate [16.5.] von Meinz abgeschyden sein, haben die churfursten Meinz und Trier ander churfursten und fursten ret, die uf itzund gehalten tag zu Meinz gewesen sein, uf nechst frytag darnach [19.5.] uf das rathaus erfordert, sie zu entschliessen der antwort, dem cardinal und legaten [Bernardino López de Carvajal] etc. uf sein furtragen, uf sontag jubilate [14.5.] geschehen, zu geben. Das auch also geschehen ist und im ein gemein antwort uf obbestympten freytag nach mittag durch den meinzischen canzler [Johann von Dalheim] (latino sermone) in beywesen der zweyer churfursten und andern churfursten und fursten rede geben worden ist, der meynung, das sie, die churfursten und andere churfursten und fursten rede, seiner gnaden inkunft hoch erfreyt sein und seiner gnaden gros erbitung, zu ere und lobe dem Heyligen Romischen Reych und deutscher nacion geschehen, gros dank haben und sagen, in hoffnung, woe ein reychstag furgenomen werde, alsdan werden seiner gnaden furgebrachten artikel, die cron des keysertumbs zu ere deutscher nacion betreffend, auch ausreutung der bohemischen secten und der erstorung und verfolgung der Durken berurn, weyter betracht werde[n] zu ere Got, dem Almechtigen, und erhohung cristlichens glaubens, dan itzund durch sie, die churfursten und andere churfursten und fursten rede, betracht konnt oder mocht werden. Das auch der cardinal angenomen hat und sie, die churfursten, gebeten, ernstlich vleis in sachen anzukeren zugut deutscher nacion und zu merung cristlichs glaubens.

[2.] Gnediger furst und her, uf montag nach dem sontag cantate [22.5.] haben ksl. Mt. rede churfursten und andere churfursten und fursten rede uf das haus bescheiden, ksl. Mt. meynung zu vernemen. Und darnach anstat und von wegen ksl. Mt. diese meynung furgetragen haben nach inhalt dieser ingeschlossen instruction copien [Nr. 29], e. ftl. Gn. hie uberschigkt. Haben die gegenwertigen churfursten und andere churfursten und fursten rede uf denselbigen tag ksl. Mt. rede antwort geben: [Wiedergabe von Nr. 30].

[3.] Gnediger herr, in unterreden sagt ich, betreffend leyhung der XXV-tausent fl. geburt mir nit zu antworten. Hab darvon auch kein bevelh, ongezweyfelt, e. ftl. Gn. westen sich wol zu halten, darumb ich den artikel, e. ftl. Gn. betreffend, beruen liss. Auch die andere artikel, ausgenomen den reychstag betreffend, wie die in der instruction stunden, berürten allein die churfursten und e. ftl. Gn. nit. Were darumb nit not, mir wyter darvon zu reden. Desgleichen sagt Hessen1 und Gulch. Aber den reychstag betreffend, gnediger her, hab ich zu antwort [gegeben], e. ftl. Gn. hetten sich bisher gegen dem Heyligen Romischen Reych gehalten als ein loblicher und gehorsamer furst. Were auch der (ongezweyfelt) zuversicht, e. ftl. Gn. wurden sich uf itzund furgenomen reichstag auch halten als ein loblicher und gehorsamer furst des Heyligen Romischen Reichs. Weyter redt ich, gnediger her, es stund in der instruction, das die churfursten und fursten uf den Reichs tag komen solten (wie sie erfordert wurden). Dasselbig „wie sie erfordert wurden“ verstun ich nit, dan e. ftl. Gn. mocht dermoss erfordert werden, das e. ftl. Gn. unmuglichen wer, zu komen uf zukunftigen reichstag – mit unterdeniger bit, mich desselbigen zu unterrichten, domit ich e. ftl. Gn. als meinem gnedigen hern schriftlich oder muntlich der handelung gruntliche relation tun kont. Von stund an fyel mir zu Gulch und Hessen. Do hub mein gnedigster her von Trier an, ob ich mandat het, darein zu reden. Sagt der meinzisch hofmeister [Thomas Rüdt von Collenberg] lachende: Mein her von Wurzburg hat mir gesagt, er hab Lorenz Druchses bevelh getun.2 Domit kam ein anderer, red also, das des mandats geschwigen wurd und nit weyter gedacht. Auch, gnediger her, lyss sich mein gnediger her von Trier horen im unterreden, die obligation zu tun von den churfursten etc., er wolt vor nymant kein burgschaft oder obligation ton; er vermocht syhe auch nit, und solt er auch wissen, das in ksl. Mt. in turn legen solt. Wan er wolt nit mere verschreiben, dan er kont halten. Er wolt auch, das er ein schenkel entzwey gefallen het, do er in vergangem jare gen Costenz in eygner person komen were. Dan er sehe wol, das diejenigen, die gegenwertig weren, den undank allein verdinten. In was meynung mein gnedigster her von Trier geredt hat, gib ich e. ftl. Gn. zu ermessen. Ich verstehe der sprach nit.

[4.] Es wurd auch, gnediger her, das wort (wie sie erfordert werden etc.) in der antwort [Nr. 30] geschwigen und die antwort in gemein reden geben, wie vor geschriben stet. Und do ksl. Mt. geschigkte botschaft, bischove von Gurk, Nassau, Dobler etc., solche obgeschriben antwort entpfangen hetten, gingen sie nach gewonheit ab. Uber ein weyl schigkten sie den probst von Nurmberg, doctor Dopler, zu den churfursten und andern churfursten und fursten rede, der iren gnaden diese meynung furhilt: Sie, die geschigkten ksl. Mt. rede, hetten vernomen irer gnaden antwort uf anbringen, von wegen ksl. Mt. geschehen. Konten sie, ksl. Mt. rede, nit befinden oder vermerken, das solche antwort der instruction gemess were. Begerten an sie, die churfursten, ein andere, gleichmessige antwort.

[5.] Aber kein ander antwort wurd gegeben, lyssen es beruen bey begebner antwort. Uf solch antwort von stund an durch den bischof von Gurk von wegen ksl. Mt. (die itzund zu Coln sein solle) gnediglichs heymzyhens erlaubt ward churfursten und andern churfursten und fursten botschaften, diese ding getreulich an iren herren zu brengen etc. Das auch mit grossem dank angenomen ward. Und uf mitwochen darnoch [24.5.], als gestern, ist der bischof von Gurk mit schiffung gen Coln gefaren. Desgleichen der cardinal und legat etc., auch mein gnedigster her von Trier uf heut datum [25.5.] abgescheiden sein zu wasser gen Coln. [Schlussfloskel, Datum, Unterschrift].

Anmerkungen

1
 Ungeachtet der Ergebnisse des Mainzer Fürstentages bezüglich der Anleihe forderte der Ks. Lgf. Wilhelm zu deren Bezahlung auf. Gegen Ende Juni suchten Bf. Matthäus Lang von Gurk und Bf. Christoph Rauber von Laibach den in Köln weilenden Lgf. auf. Sie baten um die Bezahlung der zwei zusätzlichen Monate Romzughilfe [vgl. Nr. 3, Anm. 4] sowie um die Gewährung einer Anleihe von insgesamt 3000 fl. für den Geldernkrieg. Im Gegenzug sollte ihm die Anleihe über 25 000 fl. erlassen werden. Lgf. Wilhelm kündigte wegen der verlängerten Reichshilfe die Abordnung von Räten an, lehnte es zugleich jedoch ab, die erbetene Anleihe zu bewilligen. Bereits am 9.7. wurde der ksl. Speisemeister Wolfgang Haller (Kredenzbrief Ks. Maximilians an Lgf. Wilhelm, Or. Oberwesel, 9.7.1508, Vermm. prps./amdip., Gegenz. J. Villinger; StA Marburg, Best. 2, Nr. 109, fol. 206) beim Lgf. erneut wegen der Anleihe vorstellig. Lgf. Wilhelm willigte schließlich in die Zahlung von 600 fl. für die Auslösung ksl. Reiter in Speyer ein (Lgf. Wilhelm an Kf. Friedrich von Sachsen, Or. Darmstadt, dinstag sant Jacobs tage[25.7.]1508; HStA Weimar, EGA, Reg. C, Nr. 276, fol. 36–41’, hier 36–36’, 39’–40).
2
 Laut einem weiteren Bericht vom gleichen Tag eröffnete der Hofmeister auch gegenüber Gf. Adolf von Nassau auf dessen Anfrage, dass der Truchseß – der auch Mainzer Domherr war (Rauch, Domkapitel III, S. 146, 163; Fouquet, Domkapitel, S. 835–837) – für den Bf. von Würzburg an der Versammlung teilnehme. Dies wurde von Erasmus Topler ausdrücklich begrüßt, wobei der Würzburger Gesandte hinsichtlich seiner Kompetenz einschränkte: wiewol ich der sach als ein unverstendiger unschuldig bin(Lorenz Truchseß an Bf. Lorenz von Würzburg, Or. Mainz, 25.5.1508; HStA München, K.blau 103/4a, fol. 309).