Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Verhandlungen des Reichstages über die Reichshilfe gegen Venedig; Geheimhaltungspflicht für die ständischen Gesandten.

Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 52–52’ (Or. Hd. Frosch).

Teilabdruck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 972, S. 772.

Fursichtigen, ersamen und wysen. E[uer] W[eisheit] syen myn fruntlich, willig dinst allezit zuvoran bereit. Gunstigen, leben herrn und guten frunden. Ich gebe e. W. zu wissen, daß uf dinstag noch pingsten [29.5.] ksl. Mt. reten von unßern genedigisten und gn. herrn, den kurfursten, fursten und stenden deß Heiligen Richs, uf keyserlicher Mt. begeren der ilenden und dapperen hylf halber uf daß sterkischt etc.1, auch uf anderer erer Mt. begeren und in sunderheit der hilf halber, oben angezeigt, us viln ursachen, nit2 not zu schriben, ganz abgeschlagen ist. Haben die ret keinen gnugen ghabt und ferner begert an die stend, solichs witer zu bedenken etc. [Nr. 276]. Und noch vilen bedacht ist ksl. Mt. reten abermalß uf sontag noch pingsten [3.6.] derglichen antwurt [Nr. 279], mit verneren ursachen angezeigt, geben. Haben die ret ein bedenken gnomen. Aber weß ferner von ienen anghangen ader vor antwurt gfallen, wurt man alßdan wol vernemen. Und wo die rete ksl. Mt. nichtz fernerß anhenken, vorsee ich mich, daß unßer gnedigiste und gn. Hh. nit lang hie verharren werden. Verhoff auch, daß unßer gnedigiste und gn. Hh. kurfursten, fursten und stende deß Helgen Richß von ksl. Mt. reten in keyne hilf, diewile ere Gnn. rechte und geverliche3 ursache haben, ertedingen4 lassen. Ich habe auch e. W. in zijt myner jungsten getanen schrift nichtz sunderlichs schriben mogen, dan myr alß einem zum ußschuß verurneten mitsampt anderen, weß gratschlagk ader ghandelt worden ist, zu vorschwigen gboten, auch mit hantgebner true verphlicht habe. Darumb ist an e. W. myn gar frundlich und flißlich bitt, wiewole ichs darvor ansee, daß eß nit lang verswigen blibe und durch andre ußkomme, e. W. wulle solichs in gheim halten, alß ich keinen zwifel drage, e. W. wissen sich darin wole zu halten. Darzu e. W. dinstlichen willen zu erzeigen bin ich gneigt. Datum montag5, den dritten tag Junii anno etc. nono.

Johann Frosch, sch[öffe], uf dem richstag zu Wurms.

Anmerkungen

1
 Zitiert Nrr. 266 [Pkt. 4, fol. 74’] und 275 [Pkt. 1, fol. 94’].
2
 In der Vorlage irrtümlich: tut.
3
 Der Begriff „geverlich/gefährlich“ passt hier in seinen ursprünglichen Bedeutungen (schwierig, kompliziert, bedrohlich) nicht recht. Gemeint ist sicherlich: erheblich, triftig.
4
 Auch dieser Begriff ist etwas missverständlich. Die nachgewiesenen Bedeutungen: (gerichtlich) erlangen, erklagen, entscheiden, weisen, zusprechen (Deutsches Rechtswörterbuch III, Sp. 294), gehören allesamt in den Zusammenhang eines Schieds- oder Rechtsverfahrens und passen hier nicht. Gemeint ist: bei den Verhandlungen einlenken.
5
 Der Montag fiel eigentlich auf den 4. Juni.