Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
3.6.1. Konflikt mit den Eidgenossen
Nr. 980 Reversbrief von Bürgermeistern und Rat der Stadt Konstanz für Kg. Maximilian
Kg. Maximilian schloß als Ehg. von Österreich einen Schirmvertrag mit der Stadt Konstanz, der unter anderem besagt, daß der Kg. für die Stadt einen Vertrag mit den Eidgenossen über ein Austragsverfahren bei Streitigkeiten sowie über das Landgericht oder alternativ einen Hoheitsbezirk in der Lgft. Thurgau aushandeln wird.1 Der Kg. wird jedoch derzeit von anderen wichtigen Angelegenheiten in Anspruch genommen. Die Stadt willigt deshalb in ein dreijähriges Moratorium für die Umsetzung der vertraglichen Vereinbarungen ein. Der Kg. hat der Stadt jährlich 1200 fl. Schirmgeld verschrieben, welche Summe sich nach drei Jahren auf 3600 fl. beläuft. Er wird bis Weihnachten die Hälfte davon bezahlen, worüber er noch eine Bürgschaft ausstellen wird; die zweite Hälfte wird nach Ablauf der drei Jahre in den letzten vier Jahren des Schirmverhältnisses beglichen. Diese 1800 fl. sollen indessen mit einer früheren, für den Kauf von Getreide bewilligten Anleihe des Kg. an die Stadt Konstanz in Höhe von 1000 fl. verrechnet werden. Die restlichen 800 fl. werden in Tranchen von 200 fl. jeweils mit dem jährlichen Schirmgeld bezahlt.
Konstanz, 2. August 1507.2
Konstanz, StdA, PU 5088 (Or.).
Regest: Marmor, Urkunden-Auszüge, S. 153f.
3.6.2. Konflikt mit Bischof Hugo von Konstanz
Nr. 981 Auszug aus dem Konstanzer Ratsprotokoll
Verhandlungen der kgl. Räte Erasmus Topler und Heinrich Hayden mit dem Rat der Stadt Konstanz über ein Schiedsverfahren im Streit mit Bf. Hugo von Konstanz.
Konstanz, 11./14. August 1507.
Konstanz, StdA, B I, Nr. 25, fol. 236–237 passim.
Fravel und ainer zu H. Hansen [von Stadion] ist nit von geredt.
Antwurt ains ratz: Illa [die], ain rait wyl H. Wilhalmen Marschalk [von Pappenheim] annemen zu H. Ernsten von Wäldin. Das die comisaryen hir biurtailen geben solten, wyl ain rait nit annem. Was aber Hg. Fridrich [von Sachsen] mitsampt sinen zusazen, es syn byurtailen ader sunst, erkennen ader kuntschaft hören, geb ain rat zu. Darum die comissaryen sollen kain urta[i]l geben. Sy mogen aber gutlich als verhörer darin handeln. Was aber zu der urtail kumpt, sol den rechten richtern zugeschickt werden. Zum dritten wyl ain rait kurz, dz die mit wissen kgl. Mt. gesprochen werd, dann dz erst und ander co[m]promiß ist uf ime gestanden. Zum vierden, wyl dz ain rait in besitz, nutz und genieß yedes rechten unvergriffenlich syn.
Ain rait wyl, dz mit wissen kgl. Mt. darin gesprochen werd. Conrat Tun oder Gf. Hansen von Werdenberg, Dr. Stürczel und H. Hans Druchsäß, da sol man ainen nemen. Die verhörer söllen kain byurtail geben etc. Denn wie solt man biurtail geben, so man den handel nit uf ain nuws horen solt. Man sol bi der besitzung beliben. [...]
Illa, es sol yede partyen, der Bf. III und ain rat III, erkiesen. Dieselbigen sollen ain obmann nemen, und derselbig obman soll mit den VI des vertrags gutlich, ab der handel hingelegt werden möcht, handeln. Ob er aber nit gutlich hingelegt werden mocht, dz sol dann Hg. Fridrich zugeschickt werden; was er dann nit gutlich hinlegt, darin rechtlich sprechen. Und ist man in hoffnung, Hg. Fridrich werd härbracht. Ob er aber nit kem, sol man im die artikel versekretiert zuschicken. Ist also van grossen und klainen raten angenomen.
Nr. 982 Bürgermeister und Rat der Stadt Konstanz an Dr. Heinrich Hayden (kgl. Rat und Erbschenk in Österreich)
Sie haben seinen schriftlichen Ratschlag1 bzgl. des Streits zwischen der Stadt und dem Bf. von Konstanz erhalten und erklären – da sie mit dem Bf. endlich zum Einvernehmen kommen wollen, um weiteren Schaden zu verhüten – nach Beratung im Großen Rat verbindlich ihre Zustimmung. Bitten ihn, sich beim Kg. und beim Bf. mit Nachdruck darum zu bemühen, den Ratschlag anzunehmen. Sie hegen die Erwartung, daß der Kg. sie in Anbetracht ihrer bisher für Kg. und Reich geleisteten Dienste gnädig bedenken wird.
Konstanz, 2. September 1507.
Konstanz, StdA, B II, Nr. 28, fol. 37 (Konz.).
Nr. 983 Bürgermeister und Rat der Stadt Konstanz an Kg. Maximilian
Sie haben den Beschluß des Großen Rates wegen der Beilegung der mit dem Bf. bestehenden Streitigkeiten, über den im Interesse von Kg., Reich und Stadt nicht hinausgegangen werden kann, dem kgl. Rat Dr. Erasmus Topler mit Bitte um Mitteilung an ihn, den Kg., eröffnet. Bitten, sie, die ihr Leben und ihr Eigentum immer für das Hl. Reich und das Haus Österreich eingesetzt haben, bei diesem Beschluß zu belassen, der mit dem bei Regierungsantritt des Bf. geschlossenen Vertrag1 in Einklang steht .
Konstanz, 22. September 1507.
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV (1507), fol. 90–90’ (Or.) = Textvorlage A. Konstanz, StdA, B II, Nr. 28, fol. 40’-41 (Konz.) = B.
3.6.3. Kosten des Reichstages
Nr. 984 Bürgermeister und Rat der Stadt Konstanz an Kg. Maximilian
Ein Konstanzer Bürger, der Priester Hans Kleinhans, hat auf Weisung des Rates für die Aufnahme von Gästen während des RT Vorsorge getroffen. Unter anderem wurde ein junger H. von Geroldseck bei ihm einquartiert, der Kleinhans Geld schuldig geblieben ist. Als Kleinhans Geroldseck aus schwerwiegenden Gründen nicht mehr im Haus haben wollte, dieser ihn jedoch nicht auszahlen konnte, verkaufte er auf der Grundlage eines Gerichtsurteils dessen Pferd. Ihm, dem Kg., gegenüber wurde dies jedoch als unrechtmäßiges Vorgehen und Mißachtung des Reichsoberhaupts dargestellt, woraufhin er den Bf. von Konstanz mit der Festsetzung und Bestrafung des Geistlichen beauftragt hat. Das kgl. Gefolge schuldet Kleinhans ungefähr 120 fl., Geroldseck davon 9 fl. Bitten, den Befehl an den Bf. zurückzunehmen.
Konstanz, 17. August 1507.
Konstanz, StdA, B II, Nr. 28, fol. 32–32’ (Konz.).
Nr. 985 Bürgermeister und Rat der Stadt Konstanz an Kg. Maximilian
Schuldforderungen Konstanzer Bürger an Angehörige des kgl. Gefolges für die Unterbringung und Verpflegung während des RT.
Konstanz, 18. August 1507.
Konstanz, StdA, B II, Nr. 28, fol. 33–34 (Konz.).
/33/ Allerdurchluchtigister etc. Uns zwiflet nit, uwer kgl. Mt. mog gedenken, mit was costen und vlyß unsere arme gmainden sich uf den gehaltnen richstag – do u. kgl. Mt. uns den zuschraib und gebot, das wir fursehung tun solten, damit niemands ankumender mangel haben wurd – gerustet und uf unser ernstlich verschaffen und gebieten u. kgl. Mt. zu undertenigkait nach hochstem vermogen beworben und by unsern umbsessen win, korn, heu, strow, haber, huner und mengerlay spiß kouft, bestelt und uf borg ufgenommen. Mit was vlyß und truwen auch sy iren zugelegten gesten gewartet, gepflegen und sy mit hochstem willen empfangen und, damit sy sy vor mangel behuten mochten, ir klainot und ander ir gut versetzt, verpfendt und fur sy dargesponnen haben. Nun jetz, so in irer der merertail vermogen ganz nit mer stat, ichtzit mer darzespannen, und inen a–uß dem, dem merern tail wol in XIIII oder XV wochen kain gelt worden ist–, kleinot und pfand zerrinnen, so mag doch inen /33’/ bezalung von gesten, die dann u. kgl. Mt. hofgesind sind, nit verlangen. Und understend sich aber diejen, so inen uf borg gegeben haben, gemelte unser gemaind, ouch die gesetzten underpfand mit recht anzegrifen. Und stat menges sach, wo in nit bezalung begegnet, das er von wib, kind, hus, hof, und was er hat, wichen müss. Solhes züfurkummen, sygen hutigen tags ain merkliche anzal unser burger vor uns herschinen und haben uns als die, sy zu rüstung solichs und ufnemung der gesten gezwungen und genot haben, umb hilf und rat angeruft.
So nun, allergnst. Kg., uns swer wurd werden, sollten unsere burger, so also zu umbzug irer borger gebracht sind, in uns wachsen, ouch nach swerer, ob etliche ire wib, kind und guter verlassen musten, so ist an u. kgl. Mt. unser underteniges bitten und anrufen, u. kgl. Mt. welle uns in dem gnediglich fursehen und verschaffen, das unser burger also bezalt und irer schulden entricht wurden, damit sy ire borger, di inen uf ir zusagen geborgt haben, bezalen und also ir hußliche wonung, darin sy vorm richstag warend, behalten mogend. So sollen und wollen wir und sy hinfur aber unser vermogen darstrecken und zu gehorsamen diensten u. kgl. Mt. allwegen willig sin. Dan war ist, /34/ das solich nit bezalen uns und unsern burgern, ouch also, ze reden, u. kgl. Mt., gegen denjenen, so unsern burgern dergestalt geborget haben, etwas schmach und nachred geberen ist. [Schlußfloskel, Datum, Unterzeichnung].
Nr. 986 Bürgermeister und Rat der Stadt Konstanz an Christoph Schenk von Limpurg
Bestätigen den Empfang seines Schreibens wegen der auf ihn und andere Personen lautenden Verschreibung über die Schulden des Kg., der Kgin. und ihres Hofgesindes bei Bürgern der Stadt, worin er mitteilt, daß er zum Kg. reiten müsse. Es steht ihnen nicht zu, ohne Einwilligung der Gläubiger einen Nachlaß zu gewähren. Empfehlen deshalb, direkt mit den Gläubigern, gegenüber denen er die Bürgschaft übernommen hat, und nicht mit ihnen zu verhandeln.1
Konstanz, 6. November 1507 (sampstags post omnium sanctorum).
Konstanz, StdA, B II, Nr. 28, fol. 51 (Konz.).