Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Dieter Kämmerer von Dalberg brachte im Namen seiner Brüder1 und seines Vetters Philipp vor, daß sie seit vielen Jahren vom Bf. und vom Hst. Worms entsprechend der inserierten Urkunde belehnt seien: Bf. Reinhard belehnt Friedrich Kämmerer von Dalberg samt dessen Brüdern und den Söhnen seines verstorbenen Vetters Philipp2 mit dem Judengericht zu Worms, der Schutzgerechtigkeit über die Wormser Juden, der Gerichtsfreiheit der Kämmererhöfe zu Worms, ihren Rechten an den Kämmererhöfen, der Freiheit der Kämmerer vom Wormser Burgfrieden, der Befreiung von der städtischen Gerichtsbarkeit, dem städtischen Ungelt und den Zöllen der Stadt sowie dem Recht zum Weinausschank (donnerstag nach dem sontag exaudi [8.5.]1505)3. Konfirmiert vorbehaltlich der Rechte von Kg. und Reich auf Bitte Dieter Kämmerers den Besitz der aufgeführten Lehen und den vorgelegten Lehenbrief und kassiert alle anderslautenden Verfügungen. Befiehlt allen Reichsangehörigen unter Androhung der kgl. Ungnade und einer Geldstrafe von 20 Mark lötigen Goldes die Beachtung dieser Urkunde.4

Konstanz, 17. Juli 1507.5 

Worms, StdA, 1 B, 504, unfol. (spätere Kop. mit imit. Vermm. amdric. und Gegenz. Serntein) = Textvorlage A. Worms, StdA, 1 B, 510,1, Stück-Nr. 42 (spätere Kop.) = B.

Regest: Battenberg, Quellen, Nr. 1147, S. 306 (datiert: Augsburg, 19.11.1507); Battenberg, Urkunden II, Nr. 2007, S. 104 (datiert: Augsburg, 19.11.1507).

Anmerkungen

1
 Einziger 1507 noch lebender Bruder Dieters war Wolfgang (Schwennicke, Europäische Stammtafeln NF XI, Tafel 56).
2
 = Wolfgang und Johann (ebd., Tafel 55).
3
 Regest: Boos, Quellen III, S. 529 Anm. 1; Battenberg, Quellen, Nr. 1142, S. 305; ders., Urkunden, Nr. 1996, S. 101.
4
 Ks. Maximilian untersagte der Stadt Worms, Dieter und die übrigen Kämmerer von Dalberg an der Ausübung des Privilegs zu hindern (Mundum mit Korrekturen, Esslingen, 15.4.1508; HHStA Wien, Maximiliana 19, Konv. 2, fol. 102). Ein entsprechendes Mandat ging der Wormser Judenschaft zu (Battenberg, Quellen, Nrr. 1153f., S. 308). Die Stadt machte Ks. Maximilian durch Gesandte darauf aufmerksam, daß der bfl. Lehenbrief für die Kämmerer von Dalberg eine Verletzung der städtischen Obrigkeit und Rechte darstelle, und bat um Kassation des kgl. Konfirmationsbriefs oder alternativ eine Deklaration über den Vorbehalt der städtischen Rechte (Kop., s.d.; StdA Worms, 1 B, Nr. 504, unfol.). Worms machte im darauffolgenden Jahr einen Prozeß am ksl. Kammergericht anhängig. Der Konflikt wurde schließlich 1519 durch Kf. Ludwig von der Pfalz qua Reichsvikar beigelegt (StdA Worms, 510,1, Stück-Nr. 3, pag. 5). Vgl. Battenberg, Herrschaft, S. 168–171.
5
 Gemäß Datumsangabe auf der Textvorlage und übereinstimmend mit Boos, Quellen III, S. 529 Anm. 1. Battenberg (Herrschaft, S. 168 Anm. 68) datiert die Urkunde aufgrund der von ihm verwendeten Vorlagen (Kop.; StA Darmstadt, O 1 A, Nr. 139/5. Spätere Abschriften; StdA Worms, Abt. 159, K 26 UA 158 und K 38 UA 293) auf Augsburg, den 19.11.1507.