Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Eingang eines Gesandtenberichts über den Konstanzer RT; [2.] Streitigkeiten Nürnbergs mit Kf. Philipp von der Pfalz und Bf. Georg von Bamberg; [3.] Klage Jörgs von Egloffstein gegen Nürnberg; [4.] Bitte um Berichterstattung über die Haltung der Eidgenossen bezüglich des geplanten Romzugs, vorbehaltlich der Geheimhaltungspflicht der RT-Gesandten; [5.] Schulden Friedrich Molls bei der Stadt Nürnberg.

Nürnberg, 22. Juli 1507 (donerstag St. Marien Magdalenen tag).

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher 59, fol. 207–208 (Kop., Verm. über die Siegelung durch den älteren Bürgermeister Endres Tucher).

[1.] Bestätigen den Empfang ihres durch den Boten Hemmerlein überbrachten Berichts vom 16. Juli (freytag nach divisionis apostolorum)1 . Sie tragen gleichwol der leufd diß reichstags, das sich die so wunderlich ereugen, nit wenig verwunderns und nachgedenkens; mussen doch das Got und der zeit bevelhen. 

[2.] Bezüglich der Verhandlungen wegen der Kurpfalz und der Beschwerde Bambergs wurde er, Tetzel, hinreichend instruiert [Nrr. 432f.; 627, Pkt. 2].

[3.] Hinsichtlich der mit starkem Beistand durch adlige Standesgenossen bey dem Reichs rat vorgebrachten Klage Jörgs von Egloffstein wegen seines getöteten Bruders [Hans] wurde er, Tetzel, ebenfalls bereits schriftlich und mündlich instruiert [Nr. 627, Pkt. 3] und ist ohnehin über den ganzen Vorgang, insbesondere über die Untaten der beiden Egloffstein, gut informiert. Er soll mit Unterstützung Toplers den Kg., seiner Mt. und deß Reichs ret und einzelne geeignete Personen mündlich und schriftlich darüber in Kenntnis setzen und das Nürnberger Vorgehen rechtfertigen. Zu diesem Zwecke übersenden sie ihnen Aussagen, die belegen, in welch’ vielfältiger Weise gegen Nürnberg vorgegangen wird und daß diese Übergriffe von Hilpoltstein und anderen pfälzischen und mgfl. brandenburgischen Orten aus verübt werden. Falls sich ein ungünstiger Ausgang der Verhandlungen abzeichnet, soll er, Tetzel, sich um eine Privataudienz beim Kg. bemühen und diesem das ständig zunehmende Räuberunwesen in der Umgebung Nürnbergs ausführlich schildern und damit die Unumgänglichkeit von Maßnahmen wie eben gegen Hans von Egloffstein erklären. Dann on das wurd umb uns ein ganze mördersgrub. Ein sicherer Verkehr von und nach Nürnberg ist sonst nicht mehr zu gewährleisten. Er soll den Kg. bitten, die Klage Egloffsteins abzuweisen und Nürnberg vor diesen Anfeindungen, die allein aus der Bestrafung von Verbrechen resultieren, zu schützen. Zum mindesten soll der Kg. das Verfahren unter dem Vorwand, die Parteien persönlich anhören zu wollen, bis zu einer besseren Gelegenheit verschieben. Sie erwarten, daß der gemeine Adel und die Ritterschaft alles daran setzen, Nürnberg unter dem Vorwand dieser Angelegenheit zu schaden. Doch hoffen sie, daß die vielen Feinde der Stadt ihr Ziel nicht erreichen werden.

[4.] Und sover es fuglich beschehen, mochten wir geleiden, uns in gehaim, sovil euch gezimen wil, zu eroffnen, wie sich die sachen der hilf mit den Aidgenossen noch halten und ob man noch trost oder nit hab, das sie der kgl. Mt. iren furgenommen romzug werden vollenden helfen. Doch wollen wir euch damit zu dem, das euch auß schuldiger pflicht zu verschweigen gepurt, nit verpunden haben. Wissen, das uns das in solchen sachen nit zusteet.

[5.] Wenn Nürnberg nicht eine Verschreibung des Kg. akzeptiert, wird in Anbetracht der finanziellen Situation Friedrich Molls (Bürgermeister zu Laufenburg) aus der Rückzahlung seiner Schulden nichts werden. Falls Moll eine Verrechnung dieser Schuld mit der Nürnberger Stadtsteuer erreicht, sollen sie dies akzeptieren.2 

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor.
2
 Moll hatte Kg. Maximilian während des Landshuter Erbfolgekrieges Truppenkontingente aus vier Städten, darunter Nürnberg, zugeführt und persönlich für die Soldzahlung gehaftet. Er versuchte in der Folge, den Kg. zur Übernahme dieser Schuld zu bewegen, um seinerseits von der Stadt Nürnberg aufgenommene 200 fl. begleichen zu können. Doch akzeptierte die Stadt weder die Verweisung der Schuld auf den Zoll zu Engelhartszell noch eine andere von Moll erwirkte kgl. Verschreibung und machte eine Klage gegen den Laufenburger Bürgermeister anhängig. Moll hielt sich laut der von ihm vorgelegten Abrechnung in seiner Angelegenheit insgesamt 19 Wochen in Konstanz auf. Der kgl. Zahlmeister Dionysius Braun bewilligte ihm währenddessen die Auszahlung von 17 fl. Nürnberg löste den zahlungsunfähigen Moll bei seinen Wirten in Konstanz aus, nachdem dessen von Kg. Maximilian übernommene Schuld auf die jährliche Stadtsteuer verwiesen worden war (Abrechnung Molls, Or., s.d.; HHStA Wien, Maximiliana 45, Fasz. X/2, fol. 20–21). Vgl. Nrr. 987 [Pkt. 4 mit Anm. 4], 988 [Pkt. 1], 989 [Pkt. 3].