Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Umfang und Zusammensetzung des kgl. Romzugheeres: Kontingente Burgunds, der Eidgenossen und des Reiches; Bitte um vertrauliche Behandlung des Schreibens; [2.] Vermittlungsbemühungen Winzers und Kf. Friedrichs von Sachsen zwischen Kg. Maximilian und Mgf. Francesco von Mantua, Bitte Winzers um Bevollmächtigung für die Verhandlungen, Teilnahme Winzers am bevorstehenden Romzug.

München, 18. Juli 1507 (sontag vor St. Maria Magdalena tag).

Mantua, AS, A.G., ser. E.IV.3, busta 522, fol. 261–262’ (eh. Or., Postverm.: In seiner Gn. hande.) = Textvorlage A. Ebd., fol. 263–263’ (ital. Übersetzung).

[1.] /261/ Durchleuchtig, hochgeporner F., gn. H., mein untertanig dinst sein eurn ftl. Gn. mit willigem fleiß albeg wie vor. Gn. H., ich habe vor etlicher zeyt eurn ftl. Gn. pey Hansen von Trient geschriben und den mit ainer instruckcion1 abgefertigt, auf welche schrift ich pisher all tag von eurn Gn. antburt gebart hab. Dieweil aber die kgl. Mt. mitsambt Kff. und Ff. und ander stent des Hl. Reichs ainig zu ent beschlossen haben, das ich darfur hab, die kgl. Mt. werde in VI wochen anziechen, und nemlich wirt ir Mt. IIII hör haben:

Item die maduna Margarita, ir Mt. tochter, die hat yecz XIIII-tausent mann zu ross und fues peyainander in Flandern, die wirt dasselb hör an den enden prauchen, da es anselich wirt sein.

Item die Schbeyzer werden haben ordinaria VI-tausent mann von örtern. Darzu hat die kgl. Mt. VII-tausent in sunderhait bestellt. Den sein zugeornt III-tausent pfert. Die wern auch ain hör haben.

Item vom Reich wern ziechen ob X Ff. in aigner perschon, und haben vom Reich ir Mt. zugeornet XXII-tausent man. Die sein auch in II tail geornt und auf zben weg, wiewol ich eurn Gn. davon /261’/ fil west zu schreiben, das sy mein halb nit gepurn will. Aber das, so ich yecz eurn Gn. anzaig, das glaubt auf mein glauben, eur ftl. Gn. pittend mit aller untertänigkait, wellen dise mein schrift nit weiter lassen kumben. Allain fur eur Gn. perschon due ich das zu gefallen, dann nit vil leit oder gar wenig solichs wissen.

[2.] Gn. H., dieweil ich nun die anschleg kgl. Mt. wais zum tail, hat mich not gedunkt, eurn Gn. sach wyder anzuregen und zu handln. Und hab Hg. Fridrich von Sagsen zu mir genommen, der eur Gn. fetter und freunt ist. Und haben pet2 die kgl. Mt. ersucht und gepeten, nachdem eur Gn. in ir Mt. versagt sein, das sein Mt. eur Gn. selbs zu verantburtung kumben lassen und dieweil mit kainem anschlag durch die Venediger oder andern eur Gn. belaidig. Darauf ir Mt. uns antburt gab, ir Mt. wer eur Gn. perschon nit so ungenädig, aber eur Gn. hietten pös ret, den volgt eur Gn., das wurt eurn Gn. zu nachtail raichen; ir Mt. wollt noch verziechen. Und darnach hat ir Mt. fil mit mir davon geret. Hab nit entlich durfen handln, dann eur /262/ Gn. haben mir nie geschriben. So wais ich auch nit, ob mein dinst in der sach eurn Gn. gefellig sein oder nit. Darauf, gn. H., ist mein rat, sover eur Gn. pey kgl. Mt. wellen pleiben oder anhangen, als ich rat, eur Gn. wellen mir ain glaubhaftige instruckcion zuschicken mitsambt eur Gn. kredenz an die kgl. Mt. Und was eur Gn. also handln welln, das solichs glaubhaftig sey, das ir Mt. sich daran lassen mög, dann es mir zu ebiger ungenat sunst raichen wurt. So will ich dermassen handln, das ich euch vertragen wil und eur Gn. zu grossen und erlichen sachen pringen will. Und was also eur Gn. mainung ist, wellen mich eur Gn. eylenz pey disem poten, den ich eurn Gn. zugut geschickt hab, wissen lassen. Eur ftl. Gn. untertänig pittend, wellen sich nit verfiern lassen durch pös ret. Ich kundt darnach nimer helfen. Ich wirde mit aim hör auf Drient und der end gegen eurn Gn. ziechen.3 Also wais ich noch nit anderst nit mer neuer mer, dann das dise wochen die Ff. vonainander ziechen, und rust sich all welt. Eur Gn. wert palt gest im welsch land sehen. /262’/ Damit befilch ich mich eurn ftl. Gn. als meinem gn. H. in aller dinstberkait. Tatum Munchen, an sontag vor St. Maria Madalena [18.7.] tag Ao. septimo. E. ftl. Gn. untertaniger diener Caspar Winzrer, ritter.

[PS] Eur Gn. due sich der weissen kreiz ab, die roten wern wol sten.4 Verzeich mirs eur Gn.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor.
2
 = beide.
3
 Kg. Maximilian hatte die Stadt Augsburg mit Schreiben aus Konstanz am 25.6. aufgefordert, die Teilnahme Winzers am Romzug mit ihrem Anteil an der Reichshilfe zu finanzieren. Vgl. Brunner, Kaiser, S. 39.
4
 Die Gegenüberstellung von weißem und rotem Kreuz dient hier als Metapher für den von Winzer empfohlenen Seitenwechsel des Mgf. (vgl. Groebner, Menschenfett, S. 25). Zugleich fungierte das rote Kreuz im Feld als Erkennungszeichen der Kaiserlichen (Zahawi, Musterungslisten, S. 48).